soziales_kapital
wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschul-studiengänge soziale arbeit
Nr. 3 (2009) / Editorial
Printversion: http://www.soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/viewFile/155/223.pdf
Den Diskurs in der Sozialen Arbeit zu fördern, eine Publikations-Plattform für Forschende, Lehrende, Studierende und PraktikerInnen der Sozialen Arbeit zu bieten, ist ein deklariertes Ziel dieser Fachzeitschrift. Die bisherigen HerausgeberInnen, die StudiengangsleiterInnen der FH-Studiengänge für Soziale Arbeit in Österreich, gehen von einem Grundverständnis der Sozialen Arbeit aus, welches neben der Sozialarbeit auch die Bereiche Sozialmanagement und Sozialpädagogik umfaßt. Die Anfrage des Institus für Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Graz, vertreten durch Dr. Josef Scheipl, und des Instituts für Erziehungs- und Bildungsforschung der Universität Klagenfurt auf Aufnahme in den Kreis der HerausgeberInnen wurde daher überwiegend sehr positiv bewertet, fördert eine solche doch den transdisziplinären Diskurs und lässt neue Entwicklungsideen erwarten. Wichtig ist uns, dass der HerausgeberInnenkreis jene umfasst, die nennenswerte Tätigkeiten zur Sozialen Arbeit entfalten, und dazu sind diese beiden Institute zweifellos zu rechnen. Wir freuen uns daher, dass ab kommenden Herbst unser Kreis eine Erweiterung erfährt.
Auch diese Ausgabe beinhaltet wieder spannende Beiträge - diesmal vorwiegend zum Thema "Soziale Arbeit und Soziale Verantwortung":
Klaus Posch setzt sich in seinem Beitrag "Sind wir uns über die Theorie im Klaren, die unser Handeln leitet?" kritisch mit dem Mangel an Organisationstheorien in der Sozialen Arbeit auseinander, die den gegenwärtig entwickelten ethischen Ansprüchen genügen.
Johannes Vorlaufer reflektiert im Beitrag "Wie weit reicht unsere Verantwortung? Sozialethische Reflexionen in Zeiten der Vereinzelung" die Verantwortung als Grundstruktur menschlicher Begegnung - nicht der Inhalt einer Norm wird erfragt, sondern der Grund einer mit dem menschlichen Dasein gegebenen Grund-Möglichkeit.
Hans Volker Kieweler setzt im Beitrag "Soziale Verantwortung und grundlegende kulturelle Entwürfe europäischer Identität" mit der Geschichte und kulturellen Bezogenheit der Sozialen Verantwortung auseinander - gerade für die Soziale Arbeit im europäischen Kontext eine wichtige Basis ihres Handelns.
Im Beitrag von Marlene Schagerl "Der Konflikt zwischen Leistungs- und Bedürfnisprinzip in der Sozialen Arbeit" wird auch der Frage nachgegangen, welche Bedeutung diesen Prinzipien im Gerechtigkeitsverständnis von in der Praxis tätigen SozialarbeiterInnen zukommt.
Der Artikel von Meinrad Winge "Netzwerk-Metaphern - Verschränkung von Kommunikation und Transfer" bringt Bewegung in die Diskussion der systemtheoretischen Ansätze in der Sozialen Arbeit und lädt ein, das in diesem Kontext wenig Greifbare/wenig Beachtete näher zu betrachten.
Auch die "junge Wissenschaft" hat einiges zu bieten:
Julia Pfurtscheller setzt sich mit "Kriminalität im Asylverfahren" auseinander; eine Diskussion, die gerade derzeit politisch hoch brisant ist, steht doch eine Reform/Verschärfung des Asylgesetzes (wieder einmal) vor der Tür.
Mit dem Artikel "Heraus Gefallen" setzt sich Andrea Prieschl mit Exklusionsprozessen in der öffentlichen Jugendwohlfahrt auseinander.
In Zeiten wie diesen soll auch der sozialpolitische Diskurs nicht zu kurz kommen: Marc Diebäcker, Judith Ranftler, Tamara Strahner und Gudrun Wolfgruber verfolgen mit ihrem Beitrag "Neoliberale Strategien und die Regulierung sozialer Organisationen im lokalen Staat" das Ziel, die Ökonomisierung des Sozialen und Entwicklungen in Richtung eines aktivierenden Sozialstaats anhand lokalstaatlicher Transformationen in Wien zu skizzieren und Wirkungen auf die Soziale Arbeit nachzuzeichnen. Eine Entwicklung, die sicher nicht auf Wien beschränkt gesehen werden kann und daher national und international an Bedeutung gewinnt.
Last but not least möchte ich auf einen - für geschichtlich Interessierte besonders spannenden - Artikel hinweisen: Maria Ohling hat sich mit ihrem Artikel "Achtzig Jahre Kinderarmutsforschung" mit einem für die Identität der Sozialen Arbeit wichtigen Thema auseinandersetzt und das Werk von Hildegard Hetzer, einer Pionierin auf diesem Gebiet, entsprechend bearbeitet.
Die Redaktion wünscht allen Lesern und Leserinnen interessante Anregungen und lädt zum Diskurs! Wir freuen uns über zahlreiche Beiträge in einer der nächsten Nummern.