soziales_kapital
wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschul-studiengänge soziale arbeit
Nr. 5 (2010) / Rubrik "Rezensionen lang" / Standortredaktion Vorarlberg
Printversion: http://www.soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/viewFile/178/279.pdf


Leistungskennzahlen sind für den Sozialbereich nicht nur zunehmend gefordert, um Ressourcen optimal einzusetzen. Sie geben auch Auskunft über den Status Quo und die Entwicklungen spezifischer Lebensbereiche und damit über den Zustand von Gesellschaften, Regionen, Organisationen, Organisationseinheiten und Individuen. Dies gilt unabhängig davon, wie und von wem derartige Daten aus Benchmarks, Sozialerhebungen und Netzwerkanalysen interpretiert und welche praktischen Konsequenzen aus ihnen gezogen werden. Vier unterschiedliche Beiträge aus dem Bereich des sozialen Benchmarkings verweisen darauf, dass Soziales Kapital durchaus im sozialwissenschaftlichen und sozialarbeiterischen Sinn qualitativ benannt und quantitativ beschrieben werden kann.

OECD (Hrsg.): Gesellschaft auf einen Blick 2009 - OECD-Sozialindikatoren. OECD Publishing. 2009.

139 Seiten / 35,00 EUR

Alle zwei Jahre erscheint ein Kompendium der OECD zu Sozialindikatoren in den OECD-Ländern. Diese haben das Ziel, eine annähernd ähnliche Vergleichsebene der Nationen herzustellen, um einen Überblick über soziales Wohlergehen und darauf bezogene Trends zu schaffen. In seiner fünften Auflage 2009 führt der Bericht erprobte und bekannte Indikatoren fort wie zum Beispiel das Pro-Kopf-Nationaleinkommen, Raten zu Geburten, Migrationsentwicklungen, Eheschließungen, Beschäftigung, Schülerleistung, Armut, öffentliche Sozialausgaben, Gesundheitsausgaben, kriminalitätsbedingte Viktimisierung, um nur einige Indikatoren exemplarisch zu nennen. Neu hinzugekommen sind aufgrund aktueller Trends Sozialindikatoren zur Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands, des Risikoverhaltens und des aggressiven Verhaltens Jugendlicher sowie ein "Interpretationsleitfaden", der die Auswahl der Indikatoren fachlich begründet und die Art und Problematik der Datenerhebung erklärt. Auf der Meta-Ebene sind die insgesamt 31 Indikatoren in fünf Oberkategorien eingeteilt: Allgemeiner gesellschaftlicher Kontext, Autonomie, soziale Gerechtigkeit, Gesundheit und sozialer Zusammenhalt. Wer auch immer einen Beitrag über soziale Lagen in der Bevölkerung leistet, kommt nicht umhin, zunächst den aktuellen OECD-Bericht wahrzunehmen und seinen Beitrag hierzu in Beziehung zu setzen.


REPORT - Zeitschrift für Weiterbildungsforschung, Heft 3/2009: Messverfahren und Benchmarks in der Weiterbildung. WBV. Bielefeld 2009

92 Seiten / 14,90 EUR

Die renommierte Zeitschrift REPORT liefert mit dieser Ausgabe einen Beitrag zum Thema für den Quartären Bildungssektor. Seit sich in den 90er Jahren "Bildungscontrolling" nicht nur in der betrieblichen Bildung sondern auch im Schul- und Hochschulbereich, in der gewerkschaftlichen, volkshochschulischen oder von sonstigen Trägern organisierten Erwachsenenbildung verbreitet, gewinnt auch die Benchmark-Methode an Bedeutung. Die Philosophie dieses Ansatzes besteht darin, aus dem Vergleich mit Anderen Rückschlüsse für eigene Qualitätsverbesserungen zu ziehen. So hat sich Benchmarking im Bildungsbereich ansatzweise etabliert: Einige Technische Universitäten Deutschlands schlossen sich im Rahmen des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zum Benchmarking Club Technischer Universitäten zusammen. Im Rahmen des europäischen Projekts BEQUAL erhalten Bildungsanbieter die Möglichkeit, an einem Benchmark teilzunehmen, um den eigenen Qualitätsansatz mit Good Practices anderer Anbieter vergleichen zu können. In fünf Beiträgen diskutiert nun REPORT die Prinzipien und Brauchbarkeiten dieses Ansatzes aus empirischer und theoretischer Perspektive. Interessant ist u.a., dass auch informelles Lernen bestimmt und zertifiziert werden kann. Fazit: Die Ausgabe ist eher als Ergänzung zur Debatte im Bildungs- und Sozialbereich anzusehen denn als Einführungswerk, für diesen Zweck ist sie aber voll und ganz zu empfehlen.


Münk, Dieter & Severing, Eckart (Hrsg.): Theorie und Praxis der Kompetenzfeststellung im Betrieb - Status quo und Entwicklungsbedarf. WBV. Bielefeld 2009

240 Seiten / 26,90 EUR

Seit den grundlegenden Arbeiten zum Thema "Kompetenz/ Kompetenzbiografie" von Heyse und Erpenbeck aus den 90er Jahren rückt der zuvor eher randständig behandelte Terminus zunehmend ins Zentrum des bildungsorientierten Interesses. Seine ursprünglich auf individuelle Merkmale ausgerichtete Konnotation verlagert sich seither auf die organisational-systemische Ebene. Kompetenzen valide feststellen und konstruktiv verändern zu können, wird für die Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft zu einer Art intellektueller Rohstoff. In den letzten 15 Jahren tragen daher Ansätze der Arbeits- und Personalpsychologie, Didaktik, Organisationspsychologie und Betriebswirtschaft dazu bei, den Begriff nominal zu definieren und für die Praxis der Weiterbildung und Unternehmensentwicklung nutzbar zu machen. Die Autorinnen und Autoren des Sammelbands fassen in ihrem Werk diverse Methoden zur Kompetenzfeststellung mit Blick auf das Unternehmen synoptisch zusammen. Anhand von Praxisbeispielen zeigen sie auf, dass Betriebe die (fachliche, soziale, organisatorische, personelle) Kompetenzentwicklung ihrer Belegschaften maßgeblich fördern. Die Beiträge zeigen aktuelle Theorieansätze und methodische Lösungsvorschläge auf. Beim Lesen taucht jedoch sofort die Frage auf, inwiefern auch Menschen ohne Berufstätigkeit an dieser Entwicklung partizipieren können. Das ist zwar nicht Tenor des Werks, aber zumindest einer der dreizehn Beiträge über ältere Langzeitarbeitslose geht näher darauf ein. Vor allem mit Blick auf die aktuelle Methodologie bietet uns das Werk einen Erkenntnis fördernden Überblick.


Jansen, Dorothea: Einführung in die Netzwerkanalyse - Grundlagen, Methoden, Forschungsbeispiele. VS Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden 32006

312 Seiten / 29,90 EUR

Hierbei handelt es sich um nichts Geringeres als um ein Standard-Einführungswerk zu einem Thema, das eng an der Diskussion um Sozialkapital anliegt. Ob in der Sozialen Arbeit, Sozialforschung oder Sozialberichterstattung, Netzwerkanalysen stellen einen Hauptweg empirischer Erhebungen dar, um soziale Zustände systemisch zu beschreiben. Das Buch führt in seiner dritten überarbeiteten Auflage breit in die anglo-amerikanischen Wurzeln der Netzwerkforschung ein, bevor es die Funktion von egozentrierten Netzwerken und entsprechende Erhebungs- und Auswertungsmethoden näher darstellt. In einem Abschlusskapitel präsentiert die Autorin zudem die Bedeutung von Netzwerkanalysen für die Bestimmung von Sozialkapital, was das Buch trefflich abrundet. Sollte das Werk noch nicht zum Standard der hochschulischen Ausbildung in sozialen Berufsfeldern und Disziplinen gehören, wird es Zeit es anzuschaffen und in Curricula bzw. Lehrveranstaltungen verbindlich aufzunehmen.


Frederic Fredersdorf / fre@fhv.at