soziales_kapital
wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschul-studiengänge soziale arbeit
Nr. 6 (2010) / Editorial
Printversion: http://www.soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/viewFile/195/312.pdf


Editorial Online-Journal "soziales_kapital" - für die 6. Ausgabe Dezember 2010


Von der Redaktion war vorgesehen, in der sechsten Ausgabe der Zeitschrift soziales_kapital das Thema "Theoriediskurse" aufzugreifen. Die Tatsache, dass zu diesem Thema keine Beiträge (zeitgerecht) eingelangt sind, kann man bedauern - oder auch nicht. Halten wir uns an die erfreuliche Tatsache, dass wieder einige überaus interessante Beiträge von jungen KollegInnen eingelangt sind, die wir unten den Rubriken "Junge Wissenschaft" und "Werkstatt" veröffentlichen:

Michaela Brandls deskriptive Studie über die Hindernisse bei der Implementierung von Casemanagement in der Jugendwohlfahrt zeigt, dass das Potenzial dieses Konzepts noch weitgehend ungenützt bleibt.

Nina Hagenauer stellt eine qualitative Studie vor, die zeigt, dass im Zusammenhang des Phänomens Alkoholkonsum bei Jugendlichen kooperatives Herangehen im Sinne des so genannten "risflecting" auf dem Hintergrund eines Verständnisses von Alkoholkonsum als kulturelles Verhalten erfolgversprechend ist und sie empfiehlt, diesem Ansatz anstelle üblicher Schuldkonstruktionen und Skandalisierungsstrategien auch in der Praxis zu folgen.

Lukas Brock, Katrin Formanek, Irene Reismüller und Samira-Mehrnaz Shams-Ghamari befassen sich in ihrer Studie über Ordnungs- und Sicherheitspolitiken rund um den Wiener Westbahnhof über die Konstruktionen von Unsicherheiten, die dazu führen, dass eine Vielzahl von Personen vom öffentlichen Raum ausgeschlossen werden und schließen diesem Befund Überlegungen an, welche Interventionen von Seiten der Sozialarbeit als Alternative zu den beobachteten Vertreibungspraktiken treten können.

Pia Politzer und Marin Pruckner befassen sich mit Konflikten und Regulierungen im "Wiener Gemeindebau". In ihrer Studie zeigen sie, wie sich in den letzten Jahren Solidarität, Nachbarschaftsbeziehungen und noch weitgehender soziales Kapital im Gemeindebau brüchig geworden sind. Als Reaktion darauf wünschen sich die Befragten weniger staatliche Eingriffe und Stärkung des sozialen Zusammenhalts durch Förderung der Selbstorganisationskräfte.

Karin Pollinger und Ursula Stattler stellen in ihrem Werkstattbericht zum Thema "Frauen Werken im Netz" den Einsatz von Netzwerkkarten als unterstützende Methode bei qualitativen Interviews vor: sie zeigen, dass der Einsatz der Netzwerkkarte als diagnostisches Instrument den Beziehungsaufbau fördert, wenn dieser in einem kooperativen Setting erfolgt.

Die sechste Ausgabe schließt mit einer Reihe von Rezensionen Frederic Fredersdorfs zu den Themen Soziale Netzwerke, Sozialkapital und empirische Organisationsforschung ab. Dies ermöglicht unseren geschätzten Leserinnen und Lesern, einen ersten kritischen Einblick in wichtige Themen der Sozialen Arbeit zu bekommen.