soziales_kapital
wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschul-studiengänge soziale arbeit
Nr. 13 (2015) / Rubrik "Rezensionen" / Standort Graz
Printversion: http://www.soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/viewFile/374/639.pdf


Bugram, Christina / Gspurning, Waltraud / Heimgartner, Arno / Hofschwaiger, Verena / Pieber, Eva Maria / Stigler, Valentin (2015): Evaluation der Schulsozialarbeit in der Steiermark. Graz: Universität Graz (Eigenverlag).


182 Seiten

Schulsozialarbeit (SSA) ist mittlerweile auch in Österreich zu einem wichtigen Arbeitsfeld im Schnittstellenbereich zwischen Schule und Sozialer Arbeit geworden. Allerdings fehlen nach wie vor wichtige gesetzliche Grundlagen. Das erschwert die Arbeit für alle Beteiligten, v. a. für die SchulsozialarbeiterInnen. Das ist eines der Ergebnisse der umfassenden und sehr übersichtlich aufbereiteten Begleitstudie des Arbeitsbereiches für Sozialpädagogik an der Universität Graz. Die großangelegte Arbeit bezieht insgesamt 37 Schulen der Sekundarstufe I ein: 32 NMS/HS/RS und 5 PTS. Als beteiligte AkteurInnen erreicht sie 693 SchülerInnen, 130 LehrerInnen, 58 Eltern und 9 SchulsozialarbeiterInnen über Online-Fragebogen, qualitative Interviews und Gruppendiskussionen, analysiert 20 Fälle mittels Dokumentenanalyse und wertet mehrere Indikatoren wie Gewaltvorfälle, Sachbeschädigungen oder Fehlstunden aus. Ein Workshop mit Professionellen und eine Vignettenstudie zur rechtlichen Situation ergänzen das Methodenset. Die Vielfalt der Ergebnisse ist dementsprechend beeindruckend. Schlaglichtartig seien herausgegriffen: SSA ist niederschwellig und für alle SchülerInnen da, doch wird mehr zeitliche Kontinuität gewünscht. Soziale Themen wie das Klassenklima stehen im Vordergrund der Arbeit, aber die SchülerInnen halten sie auch für ihre Schulleistungen für besonders bedeutsam. Jüngere SchülerInnen bewerten SSA für sich als wichtiger als ältere, und die Mädchen scheinen stärker im Fokus zu stehen. LehrerInnen fühlen sich einerseits entlastet und sozial unterstützt, bangen anderseits aber um ihre persönlichen Beziehungen zu den SchülerInnen. Insgesamt beurteilen sie die Kooperation als durchschnittlich gut. Eltern bewerten SSA – wie auch die LehrerInnen – nahezu einhellig als gut, doch bleiben direkte Kontakte selten. Hier braucht es intensive Aufklärungsarbeit. Vernetzungen mit außerschulischen Einrichtungen – besonders vor Ort – sind ausbaufähig.

Beachtenswert sind auch die (volks-)wirtschaftlichen Überlegungen zur SSA sowie der abrundende Abschnitt zu einem themenbezogenen Ländervergleich.

Die Studie bietet eine schier unerschöpfliche Fundgrube an hilfreichen Ergebnissen für die konkrete Arbeit. Aufgrund ihres multiperspektivischen methodologischen Vorgehens kommt ihr eine Vorzeigefunktion hinsichtlich des forscherischen Zugangs zu diesem Themenbereich zu.

Univ.-Prof.i.R. Dr.phil. Josef Scheipl / josef.scheipl@fh-joanneum.at