soziales_kapital
wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschul-studiengänge soziale arbeit
Nr. 14 (2015) / Rubrik "Rezensionen" / Standort St. Pölten
Printversion: http://www.soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/viewFile/390/731.pdf


Radebold, Hartmut / Radebold, Hildegard (2015): Zufrieden älterwerden. Entwicklungsaufgaben für das Alter. Gießen: Psychosozial-Verlag.


233 Seiten / EUR 19,90

Die massiv gestiegene durchschnittliche Lebenserwartung und die damit verbundene längere Zeitspanne des „Älter-Seins“ verlangt nach einer entsprechenden Auseinandersetzung mit und Vorbereitung auf diese Lebensphase.

Das Autor_innenteam geht davon aus, dass Altern ein bio-psycho-sozialer Prozess ist, dessen Verlauf u. a. davon abhängt, wie man auf die Herausforderungen des Älterwerdens reagiert. Der vorliegenden Band stellt die überarbeitete und erweiterte Auflage von „Älter werden will gelernt sein“ dar und verfolgt konsequent den Ansatz, dass durch aktive Auseinandersetzung Altern befriedigend gestaltet werden kann.

Wie der Untertitel vorgibt, geht es um Entwicklungsaufgaben für das Alter. Es handelt sich also neben der Darstellung von möglichen Problem-/ Konfliktfeldern im Zusammenhang mit dem Älterwerden um Fragen, die der/die Leser_in bearbeiten kann/soll, um gut vorbereitet und aktiv Übergänge in spätere Lebensphasen zu bewältigen. Dazu werden entsprechende wissenschaftliche Erkenntnisse referiert sowie Fallbeispiele aus der Praxis angeführt. Kulturelle Einflüsse werden hier aus positiver wie negativer Sicht eingebracht bis hin zu den Bildern, die uns z. B. über Märchen bereits in früher Kindheit über alte Menschen vermittelt werden. Als weiterer Einflussfaktor werden familiäre Erlebnisse hinsichtlich Alter, Krankheit, Tod als prägend beschrieben. Alles wird jeweils über Reflexionsaufgaben als hinterfragbar und bearbeitbar dargestellt.

Offen bleibt, wer wohl all die älter werdenden Menschen zu diesem/auf diesem Weg zur aktiven Bearbeitung begleiten soll. Hier wäre eine Auseinandersetzung mit Aufgaben der Sozialarbeit bzw. anderer Berufsgruppen ausständig. Denn es ist angesichts der vielfältig beschriebenen Verdrängungsmechanismen nicht davon auszugehen, dass die älter werdenden Menschen die beschriebenen Aufgaben, die es aktiv zu erfüllen gäbe, von sich aus in Angriff nehmen und das Buch ein Bestseller für Herrn und Frau Normalverbraucher_in wird.

In der Darstellung problematisch ist die nach meiner Wahrnehmung doch starke Konzentration auf die Situation von älter werdenden Paaren und eher randständig die Beachtung von geschiedenen bzw. allein lebenden Frauen und gleichgeschlechtlichen Paaren. Möglicherweise liegt das an der Generation des Autors/der Autorin und ihrer Wahrnehmung der mit ihnen älter gewordenen Menschen. Zukünftige Auflagen müssten geänderten Beziehungsverhältnissen mehr Augenmerk schenken.

Für Leser_innen zu beachten: die rechtliche Situation bezieht sich auf Deutschland.



Monika Vyslouzil / monika.vyslouzil@fhstp.ac.at