soziales_kapital
wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschul-studiengänge soziale arbeit
Nr. 15 (2016) / Rubrik "Thema" / Standort Wien
Printversion: http://www.soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/viewFile/454/798.pdf


Katrin Formanek:

Doing Difference und Diversity in der Sozialen Arbeit


1. Einleitung
„Diversity“ meint „soziale und kulturelle Vielfalt“ (Fuchs 2007: 17) und beschreibt damit einen Sachverhalt, der zu Zeiten der Globalisierung von großer Bedeutung ist. (vgl. Baig 2008: 91) Ein Vorteil dieser Betonung der Vielfalt kann darin gesehen werden, dass die Unterschiedlichkeit und Einzigartigkeit eines jeden Menschen hervorgekehrt und positiv bewertet wird im Gegensatz zu einer Fokussierung auf einige wenige ethnische oder geschlechtliche Unterscheidungen. (vgl. ebd.) Die Frage ist aber, wie sich Unterschiede trotzdem thematisieren lassen, ohne das Positive der Vielfalt aus dem Blick zu verlieren. Dies ist wichtig, da bestimmte Differenzierungen zwischen Menschen bedeutungsvoll für die Stellung dieser in der Gesellschaft sind. Der bloße Versuch der Aufwertung der Unterscheidungen kann allerdings zu einer Form der Diskriminierung führen, die Menschen auf bestimmte Eigenschaften festschreibt und so wiederum echte Vielfalt verhindert. Dieser Prozess ist fundamental, da gesellschaftliche Unterschiede in sozialen Prozessen entstehen, mit Machtverhältnissen verwoben und somit nichts Naturgegebenes sind. (vgl. Fuchs 2007: 17) Aus diesem Grund kann es im Sinne von Diversity und einer Ermöglichung von Unterschiedlichkeit wichtig sein, sich mit gesellschaftlichen Konstitutionsprozessen von Unterschieden zu beschäftigen, statt diese als gegeben hinzunehmen.

Vor diesem Hintergrund soll es in diesem Artikel um die Frage gehen, wie Sozialarbeiter_innen zur Entstehung von sozial bedeutungsvollen Unterschieden beitragen, bzw. welche Möglichkeiten es gibt, kulturellen Zuschreibungsprozessen entgegenzuwirken.

Insbesondere auch in der Sozialen Arbeit gilt es, diese Verwobenheit in Machtverhältnisse zu reflektieren, da ihre Klient_innen oft der benachteiligten Seite der Unterscheidung angehören. Sozialarbeiter_innen können, indem sie über Menschen sprechen, zu der Zuschreibung scheinbar kultureller Eigenschaften zu bestimmten Gruppen beitragen. Dies kann die Folge haben, dass nur noch diese Eigenschaften wahrgenommen werden, echte Vielfalt verhindert wird und Menschen in ihren Lebensmöglichkeiten beschränkt werden.

Die nachfolgende Auseinandersetzung widmet sich zuerst einer kurzen Betrachtung von Vorgängen der kulturellen Differenzierung in theoretischer Hinsicht. Anschließend folgt eine Diskussion der Ergebnisse aus einer empirischen Untersuchung. Die vorgestellten Ergebnisse stammen aus einer Masterarbeit mit dem Titel „‚Reden ist Silber, Schweigen Gold?’ Auswirkungen von Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit auf die politische Handlungsfähigkeit gesellschaftlich benachteiligter Menschen“, welche 2015 am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien verfasst wurde. Im Kontext dieser Arbeit wurde der Frage nachgegangen, inwiefern sich das Sprechen über gesellschaftlich benachteiligte Menschen erschwerend auf die Möglichkeiten politischen Engagements dieser auswirken kann. Befragt wurden Menschen, die in der Öffentlichkeit auftreten, um über/für Klient_innen der Sozialen Arbeit zu sprechen. Im Zuge dieser Erhebung ergaben sich auch interessante Einsichten für die verfolgte Fragestellung, da ersichtlich wurde, wie kulturelle Eigenschaften bestimmten Menschengruppen zugeschrieben werden und als solche benachteiligend wirken können, bzw. Verschiedenartigkeit von Menschen im Sinne von Diversität verhindern.


2. Soziale Konstruktion von Differenzen
Die Entstehung sozial bedeutungsvoller Unterschiede zwischen Menschen wird im Sinne des Poststrukturalismus als ein gesellschaftlicher Prozess gesehen. Derrida (2004) zufolge liegt jeder Konstruktion von Bedeutung eine Struktur der différance, der hierarchisch angeordneten binären Oppositionen, zugrunde. (vgl. Derrida 2004: 125) Innerhalb dieser werden Identitäten gebildet, indem sich Subjekte von anderen abgrenzen. Dies kann auch als kultureller Prozess verstanden werden, da einerseits die Oppositionen historisch gewachsen sind und andererseits Bedeutung nichts Vorhergegebenes ist, sondern erst mit Bezeichnung und Bezeichnetem in einem System der Sprache entsteht. (vgl. Moebius/Wetzel 2005: 70) Es kann außerdem nicht jede Identität gelebt werden, sondern nur bestimmte oppositional strukturierte, welche durch das konstitutive Außen umgrenzt werden. (vgl. Moebius 2003: 97) Aufgrund der binären Opposition zwischen verschiedenen Eigenschaften, bzw. der durch diese konstituierten Identitäten, kann angenommen werden, dass sich kollektive Gruppen entlang dieser Eigenschaften formieren müssen. Des Weiteren kann es dann dazu kommen, dass die miteinander geteilten kulturellen Eigenschaften wiederum als untrennbar mit bestimmten kollektiven Gruppen verbunden erscheinen.

Bei der Frage, welche Eigenschaften die bedeutungsgebenden Oppositionspaare bilden, drängt sich unweigerlich der Begriff der Macht in das Blickfeld. So begreift Michel Foucault Identitäten als durch Macht, die in Diskursen produziert wird, konstituiert. (vgl. Foucault 1977: 100ff) Wichtig ist bei diesem Modell, dass Macht immer auch mit Wissen verknüpft ist, dass es also zu spezifischem Wissen über andere kommt. (vgl. ebd.) Dieses Wissen sedimentiert sich auch in bestimmte Praktiken und wirkt auf die Mitglieder einer Gesellschaft zurück. (vgl. Foucault 1999: 202) Dies kann auch so verstanden werden, dass durch Macht und Wissen verschiedene gesellschaftliche Gruppen mit vermeintlich kulturellen Eigenschaften konstituiert werden, die in einer Herrschaftsordnung aufeinander bezogen sind, oder um Herrschaft kämpfen. Dieser Vorgang lässt sich zum Beispiel auch gut bei Edward Said (1978) sehen, da er in seiner theoretischen Arbeit aufzeigt, wie der Orient vom Okzident erforscht wird und dabei bestimmte kulturelle Eigenschaften eines Objektes konstruiert und herausgearbeitet werden. Durch diese Konstitutionsleistung wird des Weiteren auch der Okzident existent und in seiner Herrschaft über den Orient begründet. (vgl. Lutter/Reisenleitner 2008: 98) Auch Stuart Hall leistet einen wesentlichen Beitrag zu diesen Überlegungen. Die Identität kollektiver Gruppen wird bei ihm durch Repräsentation konstituiert. (vgl. ebd.: 93). Er kritisiert an Repräsentationspraktiken, dass sie zur Festschreibung von Eigenschaften führen, die als „natürliche“, zu der Kultur der Gruppe gehörende gesehen werden und damit essentialisiert werden. (vgl. Hall 2004: 143ff) Hall zufolge tritt dies vor allem in Situationen mit großer Machtungleichheit auf. (vgl. ebd.: 144)

Im Kontext von Diversity bedeutet dies, dass es einerseits sehr wichtig ist, Vielfalt zu betonen, da es sein kann, dass bestimmte Eigenschaften, wie sich bei Derrida (2004) zeigt, überhaupt aus der bedeutungsgebenden Opposition ausgeschlossen sind, zum Beispiel alle Formen der Geschlechtlichkeit abseits von Mann und Frau. Für die Soziale Arbeit stellt sich die Frage, wie damit umgegangen wird, wenn das Merkmal, das aus der Opposition ausgeschlossen wird, in Erscheinung tritt. Zum Beispiel, wenn ein Mensch, der wie ein Mann aussieht und meint, eine Frau zu sein, an Angeboten für Frauen teilnehmen will.

Andererseits darf nicht vergessen werden, dass eine bloße Betonung der Vielfalt angesichts der Verwobenheit in Machtverhältnisse zu wenig ist, und es eine Kritik eben dieser braucht. Es muss hinterfragt werden, wie eine eigene Verstrickung in diese aussieht. Vor dem Hintergrund der zuvor herausgearbeiteten theoretischen Positionen ist es besonders wichtig, auch Repräsentationspraktiken und die Produktion von Wissen über andere zu hinterfragen.


3. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen der Sozialen Arbeit
Im vorhergehenden Abschnitt wurde darauf eingegangen, dass Menschen oft Gruppen zugeordnet werden, denen wiederum bestimmte kulturelle Eigenschaften zugeschrieben werden. (vgl. z. B. Hall 2004) Dies kann problematisch sein, da eine Stigmatisierung aufgrund bestimmter kultureller Eigenschaften stattfinden und dies mit der Aberkennung politischer Handlungsfähigkeit einhergehen kann. Wird der Blick nun der Sozialen Arbeit zugewendet, so tritt in Erscheinung, dass möglicherweise auch Sozialarbeiter_innen, indem sie über Menschen sprechen, zu der Zuschreibung scheinbar kultureller Eigenschaften zu bestimmten Gruppen beitragen und so auch zu einer Stigmatisierung bzw. Aberkennung politischer Handlungsfähigkeit der Menschen, die sie eigentlich unterstützen wollen. Notwendig kann dieses Sprechen über Klient_innen sein, wenn gesellschaftliche Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit näher betrachtet werden.

So ist ein wichtiges Charakteristikum Sozialer Arbeit, dass die Empfänger_innen dieser Dienstleistungen in der Regel nicht jene sind, die diese finanzieren. (vgl. Stark 2006: 5) Das kann dazu führen, dass der Bedarf an Sozialer Arbeit gegenüber Auftraggeber_innen argumentiert werden muss. (vgl. ebd.) Eine weitere Konsequenz kann sein, dass sich die Interessen der Auftraggeber_innen von jenen der Betroffenen unterscheiden und zum Beispiel auf Aspekte der Kontrolle fokussieren oder oberflächliche Problemlösung geboten wird. Diese Konsequenz führt auch zu der Frage, wer Definitionsmacht darüber hat, was ein Problem ist und wie es bearbeitet werden soll.

In Bezug auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit ist zu sagen, dass in der Literatur eine Verschärfung der Bedingungen, unter welchen die Soziale Arbeit tätig ist, aufgrund der neoliberalen Restrukturierung des Staates konstatiert wird (vgl. dazu bspw. Bakic/Diebäcker/Hammer 2008, Kessl/Otto 2009, Schuhmeyer/Walzl 2010, Stark 2006). Diese Verschlechterungen bestehen in einem erhöhten Wettbewerbsdruck in der Sozialen Arbeit, schlechteren Arbeitsbedingungen für Sozialarbeiter_innen, vermehrten Aufgaben, welche die Kontrolle und Disziplinierung von Klient_innen beinhalten, und erhöhtem Legitimationsbedarf der Notwendigkeit von Sozialer Arbeit. (vgl. z. B. Diebäcker/Ranftler/Strahner/Wolfgruber 2009a und 2009b)

Auswirkungen des verstärkten Wettbewerbs sowie des erhöhten Legitimationsbedarfs auf die Praxis der Sozialen Arbeit können sich darin äußern, dass stärker argumentiert werden muss, warum es Soziale Arbeit braucht. Dies kann einerseits durch eine Problematisierung der Defizite von Klient_innen der Sozialen Arbeit versucht werden (vgl. Bettinger 2008: 31), andererseits kann auch eine Fokussierung auf Verhalten erfolgen, das von einer Norm abweicht (vgl. Kessl/Plößer 2010: 8). Diese Legitimationsbemühungen können in der Konstruktion von homogenen Zielgruppen entlang spezifischer Probleme resultieren, was darüber hinaus eine Kulturalisierung dieser Probleme bedingen kann, da sie als zu der Kultur dieser Gruppe gehörend erscheinen.


4. Empirische Untersuchung
Es sollen nun Interviews herangezogen werden, welche im Zuge der in der Einleitung genannten Masterarbeit geführt wurden. Es handelt sich hierbei um problemzentrierte Interviews, welche mittels eines Interviewleitfadens geführt wurden. Es erwiesen sich vier Interviews als ausreichend für einen Einblick, da in diesen viele Facetten politischer Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit angesprochen wurden. Das wichtigste inhaltliche Auswahlkriterium war, dass es einen Bezug zur Öffentlichkeitsarbeit bzw. politischer Lobbyarbeit für Klient_innen der Sozialen Arbeit gibt. Des Weiteren wurde versucht, die Interviewpartner_innen so zu streuen, dass sie unterschiedliche organisationale Ebenen der Sozialen Arbeit repräsentieren.

Daher wurde ein_e Interviewpartner_in ausgewählt, welche_r die Öffentlichkeitsarbeit einer großen Organisation innehat und die Soziale Arbeit, welche ebenfalls von dieser Organisation geleistet wird, nur aus dieser Perspektive kennt (IV 2). Des Weiteren wurde eine Person gewählt, die ebenfalls in dem Bereich Öffentlichkeits- und politische Lobbyarbeit tätig ist, allerdings ehrenamtlich und ohne finanzielle Mittel von staatlicher Seite zur Durchführung der Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit (IV 1). Die zwei anderen Interviewpartner_innen sind direkt in der Sozialen Arbeit tätig, wobei einer/einem die Einrichtungsleitung obliegt (IV 4) und eine andere/ein anderer auch Sozialarbeiter_in ist (IV 3). Beide sind die in der Einrichtung zuständigen Personen für politische Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit.


5. Doing Difference in der Sozialen Arbeit
Im Folgenden sollen einige Ergebnisse aus der empirischen Untersuchung vorgestellt werden. Die Frage, der nachgegangen wird (siehe Einleitung), ist, wie Sozialarbeiter_innen zur Entstehung von sozial bedeutungsvollen Unterschieden beitragen können, bzw. welche Möglichkeiten es gibt, einer Zuschreibung der Unterschiede in Bezug auf Klient_innen der Sozialen Arbeit entgegenzuwirken.


5.1 Zwei Richtungen politischer Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit
Es wurde in den Interviews deutlich, dass Menschen im Kontext der Sozialen Arbeit aus zwei verschiedenen Gründen politische Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit unternehmen. Dies führt dann wiederum zu einer unterschiedlichen Ausgestaltung der Inhalte.

Ein möglicher Grund liegt für die Befragten darin, dass sie Expertise über einen gewissen Tätigkeitsbereich haben und diese einbringen wollen. Die Expertise haben sie, da sie „Menschen ja eben auch betreuen, beraten und sehen wo, wo Verbesserungsbedarf oder Reformbedarf“ (IV 2: Z. 270-273) besteht. Des Weiteren fühlen sich die Interviewpartner_innen zur Stellungnahme aufgefordert, da sie gewisse Sachverhalte, die Zielgruppe betreffend, als skandalös empfinden. (vgl. z. B. IV 1: Z. 305-314) Ein Ziel war es, hier zum Beispiel inhaltlich auf Gruppen hinzuweisen, welche vom Sozialsystem nicht erfasst werden und für welche es daher keine Versorgungsangebote gibt. (vgl. IV 3: Z. 107-110)

Andererseits ist es aber ein Anliegen von Öffentlichkeitsarbeit, die eigene Profession bekannt zu machen und auf die Komplexität Sozialer Arbeit hinzuweisen. (vgl. IV 3: Z. 387-395). Es zeigt sich, dass Öffentlichkeitsarbeit von Sozialarbeiter_innen zum Teil auch Öffentlichkeitsarbeit für Soziale Arbeit ist. Dies zeigt sich zum Beispiel im ersten Teil des folgenden Zitats nochmals:

„Mh, ja grundsätzlich sehen wir in unserer Arbeit, ähm sozusagen, wir sehen auf der einen Seite die konkrete Sozialarbeit, die wir machen, aber natürlich ist es so, äh, dass wir sehr wohl ein politisches Mandat der Sozialen Arbeit sehen. Das heißt, dass wir in unserer Tätigkeit natürlich, ähm, Personen in Situationen sehen, wo wir sehen, dass es struktureller Veränderungen bedürfte, damit sich ihre Lebenssituation auch verbessern kann, und da ist es dann so, dass wir, ähm einfach unsere Fachexpertise in der Arbeit einbringen.“ (IV 4: Z. 8-14)

In diesem Fall kann es wichtig sein, darauf hinzuweisen, dass es einen Unterschied gibt zwischen Öffentlichkeitsarbeit und politischer Lobbyarbeit für gesellschaftlich benachteiligte Menschen und solcher für die Soziale Arbeit. So kann es, wie schon zuvor erwähnt wurde, für die Soziale Arbeit positiv sein, ihre Klient_innen als sehr bedürftig darzustellen, für diese selbst ist es hingegen möglicherweise entmächtigend und zeichnet ein stigmatisierendes Bild. Es kann auch dazu kommen, dass Klient_innen bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden, aufgrund welcher sie unter anderem sozialarbeiterischer Unterstützung bedürfen, wie z. B. dass drogensüchtige Menschen an sich unorganisiert und unzuverlässlich sind. Dies verschließt dann die Möglichkeit eines vielfältigen Blickes, da in weiterer Folge alle Menschen der betroffenen Gruppe auf bestimmte Merkmale festgeschrieben werden und echte Vielfalt somit verhindert wird. In beiden Fällen kann Klient_innen das Sprechen erschwert werden, vor allem wenn es zu einer Vertauschung der Perspektive von Klient_innen und Sozialarbeiter_innen kommt.

Eine wichtige Überlegung hierzu bietet Gayatri Chakravorty Spivak (2011), die im Anschluss an Marx eine Unterscheidung des Begriffes der Repräsentation in ökonomische Darstellung und politische Vertretung vornimmt und darauf hinweist, dass es zu vermeiden ist, beide in eines fallen zu lassen. (vgl. Spivak 2011: 36) Ansonsten könnte es zu der Postulierung, bzw. Darstellung von angeblich wirklichem Wissen über andere kommen, neben dem kein anderes Wissen besteht und anschließend zu einer Einengung der Lebensmöglichkeit von Menschen. Spivak (2011) zeigt aber auch auf, dass politische Vertretung aufgrund von empfundener Ungerechtigkeit sehr wohl wichtig ist. (vgl. ebd.: 29f) Es ist, ihrer Theorie folgend, jedoch vorsichtig mit dem Anspruch auf Expertise über andere umzugehen, da die Menschen so in ihren Möglichkeiten, selbst zu sprechen, behindert werden können.


5.2 Sachliche Argumente vs. emotionale Geschichten
Inhaltlich waren in den Interviews im Zuge der Öffentlichkeits- und politischen Lobbyarbeit wiederum zwei unterschiedliche Richtungen im Umgang mit benachteiligenden Unterscheidungen zwischen Klient_innen und der Mehrheitsgesellschaft zu identifizieren.

Einerseits war die Strategie zu identifizieren, Einzelfälle zu schildern bzw. Geschichten zu erzählen. (vgl. IV 2 und IV 3) Eine befragte Person erzählt z. B.:

„Wir versuchen, Geschichten halt unterzubringen, die unsere Anliegen halt zum Ausdruck bringen, äh, wo wir auf, ich sag jetzt mal, Missstände auch im System im Sozialstaat hinweisen.“ (IV 2: Z. 44-47)

Es zeigte sich, dass Geschichten über Schicksale der Klient_innen ganz verschiedene Zwecke verfolgen können und aus ganz unterschiedlichen Gründen herangezogen werden. Sie können auf der einen Seite dazu dienen, Sachverhalte für ein Publikum spannend darzustellen (vgl. IV 3: Z. 364-366) – auch die mediale Nachfrage nach solchen Berichten ist groß (vgl. ebd.); auf der anderen Seite handelt es sich um spezielles Wissen der Sozialarbeiter_innen, das dazu dienen kann, ein Bewusstsein für die schwierige Situation der Klient_innen zu schaffen (vgl. IV 3: Z. 378-381). Es wird hier auch als vorteilhaft beschrieben, dass die Meinungen der Sozialarbeiter_innen zu einem Thema mittels statistischer Zahlen belegt werden können. (vgl. IV 2: Z. 40-245) Es ist im Zusammenhang mit dem Erzählen von Geschichten anzumerken, dass es sich als besonders problematisch erweist, Einzelfälle als Beispiele für eine ganze Gruppe heranzuziehen. Zum Beispiel wird die Geschichte eines wohnungslosen Menschen als Beispiel für das allgemeine Verhalten wohnungsloser Menschen erzählt. Zudem ist es intransparent, wie der_die Sozialarbeiter_in die Auswahl trifft, welche Geschichte er oder sie zur Veranschaulichung erzählen will.

Im Gegensatz zu der Verbreitung von Geschichten über Klient_innen wurden verschiedene diskursive Strategien genannt, anhand welcher der Konstruktion bestimmter Bilder über Klient_innen, die dann auch zu der Unterscheidung von der Mehrheitsgesellschaft dienen, entgegengewirkt werden soll. (vgl. IV 3: Z. 56-63, IV 1: Z. 94-95) Die Veränderung von Bildern über die Zielgruppe erfolgt, indem die Heterogenität der Menschen betont wird (vgl. IV 4: Z. 133-142), bzw. gemeinsame Betroffenheiten von rechtlichen Regelungen herausgestellt werden (vgl. IV 1: Z. 43-51). Außerdem werden ökonomische Bedingungen erklärt, um die Situation der Menschen verständlich zu machen. (vgl. IV 1: Z. 64-76) Hier lässt sich anmerken, dass vor allem Versuche, die Heterogenität von Menschen zu betonen, Diversität sehr unterstützen. Betont wird zum Beispiel, dass jemand nicht nur Sexarbeiter_in ist, sondern auch Mutter, Vater, Student_in oder zusätzlich noch andere Rollen einnimmt. Dies soll einerseits engen Festschreibungen auf bestimmte zugeschriebene Eigenschaften verhindern und so andererseits auch Gemeinsamkeiten mit anderen Menschen in der Vielfältigkeit befördern.


5.3 Rechtliche Einsprüche gegen Strafen
Eine weitere Strategie, Diversität zu ermöglichen, ist der Versuch der rechtlichen Einspruchnahme. Anhand solcher Einspruchnahmen soll versucht werden, Interessen der Klient_innen zu verteidigen, und es wird auch an eine Öffentlichkeit vermittelt, dass bestimmte rechtliche Praktiken als ungerecht anzusehen sind. In den Interviews wird darauf hingewiesen, dass rechtliche Beeinspruchungen mithilfe von Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit vorbereitet werden müssen. (vgl. IV 1: Z. 172-187) Rechtlichen Praktiken liegt oft ein bestimmtes Bild über Klient_innen zugrunde und häufig muss dieses beeinflusst werden, bevor die rechtlichen Praktiken verschoben werden können. Andererseits ist es aber auch so, dass rechtliche Praktiken das Bild, das über bestimmte Sachverhalte oder Menschengruppen besteht, beeinflussen, da sie sich auch sehr konkret auf bestimmte Verhaltensweisen dieser auswirken. (vgl. IV 3: Z. 281-185)

Ein weiterer Punkt, der in Bezug auf die rechtliche Einspruchnahme in den Interviews hervortritt, ist, dass die Unterstützung von Klient_innen beim Erstreiten von Rechten sehr bestärkend für diese ist:

„(…) es ist interessant zu merken, dass die Leute selber, ähm, die die Strafen haben, wenn sie das dann gewinnen, wenn sie sozusagen auch Recht bekommen, dass das Verhalten der Polizei nicht in Ordnung war, dass das den Leuten dann schon was gibt, auch wenn’s net ums Geld, also auch wenn die kein Geld dann kriegen, oder irgendwas, ja. Dass das schon auch so, dass das empowernd ist zu sehen okay, ich habe Rechte, und man kann nicht alles mit mir machen, und ich glaub, des is so ein Erfolg.“ (IV 1: Z. 193-200)

Interessant ist auch, dass sich keine materiellen Vorteile daraus ergeben, sondern es sich um ein sprachliches Zugeständnis handelt. Hier findet sich ein Anschlusspunkt an Judith Butler, da diese darauf hinweist, dass Aus- und Einschlüsse in Gemeinschaft sprachlich verfasst sein können. (vgl. z. B. Butler 2006: 9ff) Individuen werden bei Butler erst in der Sprache zu Subjekten, und zwar durch Wiederholungen von Normen. (vgl. Moebius 2009: 154) In dem vorhergehenden Zitat geht es dann um die Frage, ob ein bestimmtes Verhalten von Klient_innen der Sozialen Arbeit erlaubt ist, was auch bedeutet, dass es darum geht, wie jemand sein darf bzw. welche Art von Subjekt es möglich ist zu sein. In der Betrachtung von Butler ergibt sich zum Beispiel die Möglichkeit, Bettler_in zu sein, wenn Recht gegeben wird, und sich dadurch eine Subjektposition ergibt, anhand der ein politischer Repräsentationsanspruch wahrgenommen werden kann.


5.4 Rolle der Klient_Innen im Kontext der politischen Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit
Die Rolle der Klient_innen im Kontext von Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit zu betrachten, kann Aufschluss darüber geben, inwiefern es Klient_innen der Sozialen Arbeit selbst möglich ist, ihr „Wahrgenommenwerden“, das Bild über sie in der Öffentlichkeit zu beeinflussen. Außerdem wird deutlich, in welchem Grade es sich um ein Sprechen über jemanden handelt, oder auch ein Selbstsprechen möglich ist. Beides kann wiederum Aufschluss darüber geben, wie es um die Pluralität der Bilder über bestimmte Menschen und damit auch um jene der vertretenen Eigenschaften bestellt ist.

Ein Interesse, sich selbst einzubringen, wurde in den Interviews deutlich. Es zeigte sich außerdem, dass sich die Kritik der Klient_innen an der Öffentlichkeitsarbeit vor allem gegen das Bild richtet, das über sie an die Öffentlichkeit vermittelt wird.

Der Wunsch der Klient_innen, sich einzubringen, war zum Beispiel im Fall von Interviews, die auch eigene, persönliche Wortmeldungen zulassen, durchaus gegeben (Vgl. IV 3: Z. 185-194). Hierbei ist es interessant, dass in allen Interviews angesprochen wurde, dass dem Schutz der Klient_innen bei Interviews sehr große Bedeutung zukommt (vgl. IV 2: Z. 114-125). Es zeigt sich, dass ein großes Problem darin liegt, wonach die Klient_innen gefragt werden. Meist geht es um die Schilderung persönlicher Geschichten, welche schwer zu erzählen sind (vgl. IV 3: Z. 171-176, IV 2: Z. 538-547). Nach Meinungen bezüglich struktureller und rechtlicher Sachverhalte werden Klient_innen eher weniger gefragt. In einem Interview stellt sich heraus, dass die Klient_innen zwar einerseits Interesse daran haben, anonym zu bleiben, andererseits stellt gerade der Wunsch, eigene Anliegen an die Öffentlichkeit zu bringen, einen starken Anreiz dar, sich öffentlich zu äußern, wie sich in folgendem Zitat zeigt:

„na, die Hemmschwelle ist eine sehr große, weil natürlich viele Frauen gerne auch in der Anonymität auch bleiben möchten, ähm, und Angst haben, die Anonymität durch ein Medieninterview, ähm, quasi zu verlieren, ähm, das heißt, ähm, wir sprechen dann auch mit den Frauen im Vorfeld sehr genau, wie ein Interview dann auch aussehen kann, und es kommt dann darauf an, ob die Frau halt ein Anliegen hat, wo sie das Gefühl hat, damit möchte sie gerne an die Medien auch, ähm, oder nicht.“ (IV 4: Z. 183-193)

Die hauptsächliche Fokussierung auf Lebensgeschichten stellt also eine Erschwernis für politisches Engagement dar, da sie die Anonymität beeinträchtigt, sowie auch ablenken kann von politischen Anliegen der Klient_innen. Ein weiterer Punkt, der hier angesprochen werden soll, ist, dass das intensive Bedürfnis, Klient_innen zu beschützen, auch paternalistische Aspekte beinhalten kann, durch welche Klient_innen nicht dazu ermuntert werden zu sprechen, sondern eher davon abgehalten werden. Abschließend könnte das für die Profession Sozialer Arbeit bedeuten, dass neben dem Bewahren der Anonymität auch eine Aufgabe Sozialer Arbeit darin bestehen kann, gesellschaftlich benachteiligten Menschen Raum für ihre Äußerungen zu ermöglichen.

Ein Versuch, diese Aufgabe wahrzunehmen, lässt sich durch folgendes Zitat beispielhaft darstellen:

„Wir haben einmal Leute eingeladen, bei unserem Treffen zu einem extra Treffen und dort eine Presseaussendung vorzubereiten, und da haben wir halt Aussagen von denen gesammelt und so, und das war, also ich glaub, das ist ja noch mal was anderes, wenn wir von uns aus entscheiden, gemeinsam an die Öffentlichkeit zu gehen, und da habe ich durchaus Lust, das auszubauen. Ah, einfach auch, um von diesen Sprechen über ein Stück weit wegzukommen und ein Sprechen mit, gemeinsam und so, und das in dem kann sich halt jetzt intensivieren, weil wir wieder mehr Kontakte zu den Leuten selber haben.“ (IV 1: Z. 421-432)

Die Befragten treffen hier die Entscheidung, sich gemeinsam mit den Klient_innen in der Öffentlichkeit zu äußern. Dies stellt für die befragte Person etwas anderes dar, als wenn Journalist_innen sich an sie wenden, um Klient_innen zu einem bestimmten Thema zu befragen. Allerdings geht aus dem Interview auch hervor, dass dies nicht allzu häufig geschieht.

Am Beispiel der Beschreibung einer anderen Organisation lässt sich ausweisen, wie Feedback und Anregungen vonseiten benachteiligter Menschen in politische Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit einbezogen werden:

„Wir haben auch stark das Bestreben, dass wir, wenn es das Bedürfnis gibt seitens der Klient_innen, sei es bei Presseterminen, immer auch ihnen die Möglichkeit geben, für sich zu sprechen. (…) wo wir dann auch die PK bewusst in einem Flüchtlingshaus gemacht haben, von uns, und, ähm, dort auch im Vorfeld gefragt haben, gibt es Leute, die auch bereit wären, im Nachhinein mit Journalisten, Journalist_innen über ihre Flucht auch zu sprechen, über ihre Situation zu sprechen, über ihre Wünsche zu sprechen, das heimische Asylsystem betreffend, und da gibt es immer wieder welche, die sagen, ja das wollen sie auch machen, und das ist, glaub ich, für die Klient_innen ist es gut, weil sie das Gefühl haben, die werden auch wahrgenommen in der Öffentlichkeit, und für Journalist_innen ist es oft auch gut, weil sie gern natürlich auch Problemzusammenhänge, worüber wir am Anfang gesprochen haben, Problemzusammenhänge anhand von, äh, Einzelschicksalen auch erklären.“ (IV 2: Z. 356-379)

In dieser Beschreibung wirkt es, als würden die Interessen der Organisation und der benachteiligten Menschen nebeneinander stehen. Beide Seiten haben zwar das Recht und die Gelegenheit, diese zu äußern, allerdings fehlt eine gemeinsame Aushandlung oder Bezugnahme aufeinander. Das Feedback und die Anliegen der Klient_innen werden also nicht direkt und unmittelbar in die politische Lobbyarbeit einbezogen. Dies könnte problematisch sein, da die Äußerungen der Klient_innen zwar für Einzelschicksale stehen, jene der Organisation aber durch Expertise und Verallgemeinerung Legitimation erhalten und so den Klient_innen Raum und Anerkennung nehmen. Dies zeigt sich auch in einem weiteren Zitat:

„(…) es geht dann auch sehr stark um deren persönliche Eindrücke und sozusagen, die Anliegen der [anonymisiert, Anm. d. Verf.] werden dann im Rahmen der PK ohnedies gesagt, ja. Aber sozusagen, es ist noch eine zusätzliche Facette, wie gehen die selbst davon Betroffenen mit dem Thema um, oder was würden die sich wünschen, das muss dann nicht immer 100 % hundsgleich sein mit dem, was die [anonymisiert, Anm. d. Verf.] fordert. (…) weil wir waren dort als betreuende Organisation tätig, und heißt nicht, dass wir sozusagen mit allem einer Meinung sind, sozusagen mit allen Meinungen d’accord sind, die wir auch, dass die Meinungen derer, die wir betreuen, muss nicht immer unsere sein und ist ja auch total legitim.“ (IV 2: Z. 396-409)

Die Meinung der Klient_innen erscheint in diesem Beispiel als bloße zusätzliche Facette. Es ist dann die Frage, ob sich dies delegitimierend auf die Ansichten gesellschaftlich benachteiligter Menschen auswirkt, wenn eine Organisation zwar einzelne Forderungen unterstützt, andere aber ablehnt. Es ist außerdem fraglich, ob es tatsächlich unbedeutend ist, wenn die Interessen jener Menschen, die von einer Organisation vertreten werden, und der Organisation, welche für diese Lobbyarbeit macht, unterschiedlich sind, oder ob nicht hierdurch der Zielgruppe eigentlich ihre wichtigste Legitimationsgrundlage entzogen wird. Diese Frage hängt wohl auch mit der Gewichtung von Wissen über Betroffene gegenüber dem Wissen der Betroffenen zusammen. Im vorhergehenden Zitat zeigt sich also, dass sich die Organisation anscheinend stärker auf Ersteres bezieht und dieses mehr Anerkennung erfährt.


6. Schlussfolgerungen für die Praxis Sozialer Arbeit
Vorhergehend wurden zuerst verschiedene theoretische Überlegungen über die Entstehung kultureller Verschiedenheit betrachtet. Im Zuge dessen wurde deutlich, dass es sich um einen gesellschaftlichen Prozess handelt, der auch mit der unterschiedlichen Verteilung von Macht zusammenhängt. Unterschiede erlangen Bedeutung durch das, was sie nicht bedeuten – etwa wird „Normalität“ beschrieben durch die Definition ihres Gegensatzes „Abnormalität“. Wesentlich für diesen Prozess ist dann auch die Produktion von Wissen über z. B. Abnormalität.

Hier kann die Soziale Arbeit durch ihr Sprechen und ihre Wissensproduktion über Klient_innen beitragen, diesen bestimmte Eigenschaften zuzuschreiben, anhand welcher sie dann zu Gruppen zugeordnet werden. Es ist wichtig, dass in diesem Prozess bestimmte Unterscheidungen sozial bedeutungsvoll sind, im Gegensatz zu einer nicht essenzialisierten Unterschiedlichkeit und Diversität der Menschen.

Im Anschluss an diese Überlegungen wurden Interviews betrachtet, die sich der Öffentlichkeitsarbeit und politischen Lobbyarbeit in der Sozialen Arbeit zuwenden. Es wurde deutlich, dass es essenziell ist, zwischen Öffentlichkeitsarbeit für die Soziale Arbeit und solcher für Klient_innen Sozialer Arbeit zu unterscheiden. Die Soziale Arbeit kann ein Interesse daran haben kann, großen Unterstützungsbedarf in Bezug auf die Klient_innen zu postulieren, diese Forderung für jene aber negative Folgen haben kann. Im Sinne von Öffentlichkeits- und politischer Lobbyarbeit für Klient_innen geht es vor allem auch darum, die Heterogenität der Klient_innen, im Gegensatz zum exemplarischen Erzählen von Einzelschicksalen, zu betonen. Des Weiteren ist es bedeutsam, über Formen nachzudenken, wie es Klient_innen möglich ist, für sich selbst zu sprechen und nicht nur nach ihren Lebensgeschichten befragt zu werden, bzw. wie die Meinung der Klient_innen in die Öffentlichkeitsarbeit und politische Lobbyarbeit miteinbezogen werden kann. Hierzu ist es innerhalb der Sozialen Arbeit notwendig, das Wissen über gesellschaftlich benachteiligte Menschen stärker mit deren eigenem Wissen zu verbinden. Des Weiteren geht es auch darum, Öffentlichkeits- und politische Lobbyarbeit nicht nur nach ihrer Effizienz zu bewerten, sondern auch danach, ob die Bilder, welche hervorgerufen werden, im Sinne der von ihnen betroffenen Menschen sind.

Im Kontext von Diversität ist es wichtig, zu überlegen, wie Vielfalt gefördert werden kann und Machtunterschiede zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen verändert werden können. Zuletzt soll noch daraufhin gewiesen werden, dass es nach dem Vorbild von Diversität in der Praxis Sozialer Arbeit wesentlich auch darum gehen muss, die Lebbarkeit verschiedenster Identitäten zu ermöglichen. Ein erster wichtiger Schritt kann darin bestehen, dass sie denkbar sind, und nicht immer die gleichen Festschreibungen von Eigenschaften zu bestimmten Menschen zitiert werden.


Literatur

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Diebäcker, Marc / Ranftler, Judith / Strahner, Tamara / Wolfgruber, Gudrun (2009b): Zeugnisse alltäglichen Leidens in sozialen Organisationen. Von der Ökonomisierung des Politischen zur Depolitisierung und Deprofessionalisierung der Sozialen Arbeit – Teil II. In: soziales_kapital, 4 (2009), http://www.soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/viewFile/168/243.pdf (13.03.2014).

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Über die Autorin

Katrin Formanek, M.A.

Studium der Sozialen Arbeit am FH Campus Wien. Studium der Sozialwissenschaften an der Humboldt Universität Berlin. Studium Politikwissenschaft und Philosophie an der Universität Wien. Tätigkeiten im Bereich der Wohnungslosenhilfe, der niederschwelligen Drogenarbeit und Kinder- und Jugendarbeit.