soziales_kapital
wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschul-studiengänge soziale arbeit
Nr. 16 (2016) / Rubrik "Editorial" / Redaktion soziales_kapital
Printversion: http://www.soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/viewFile/464/833.pdf


Editorial Online-Journal „soziales_kapital“

16. Ausgabe September 2016: Menschenrechte, Ethik & Profession


Es liegt uns wieder eine Nummer mit vielen interessanten Beiträgen vor. Eher enttäuschend war die Zahl der Einreichungen zum Schwerpunktthema „Menschenrechte, Ethik & Profession“. Ist es verwunderlich, dass es nicht mehr (kritische) Auseinandersetzung mit Fragen der „Sozialarbeit als Menschenrechtsprofession“ gibt oder eine Bestätigung, dass es mehr ein Schlagwort als bewusst gelebte Realität ist? Es wäre zu hoffen, dass die Beiträge zum Schwerpunktthema, bzw. die dahinter liegenden Forschungsarbeiten Anstoß für eine breite Diskussion und Auseinandersetzung geben.


Der erste Beitrag beschäftigt sich mit drei herausragenden internationalen Menschenrechtsdokumenten (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Kinderrechtskonvention, Behindertenrechtskonvention) mit weltweitem Geltungsanspruch, ihre Bedeutung für das Recht auf Bildung und diskutiert sie kritisch.

Auch der Beitrag Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession in der Praxis befasst sich mit Bildung im weitesten Sinn. Ausgehend von den Masterthesen „Menschenrechte und Ethik in jedem Fall“ sowie „Ein Fall von sozialarbeiterischen Dilemmata im Bildungsbereich. Ethisch und menschenrechtlich kommentierte Falldarstellungen aus der Praxis“ wird die Nutzbarkeit der vorliegenden Dokumente für die tägliche Fallarbeit sichtbar gemacht. Es werden die Möglichkeiten und Vorteile einer derartigen Herangehensweise, gleichzeitig aber auch die Grenzen und Hürden aufgezeigt, die sich für Praktiker_innen ergeben können, wenn sie sich auf Menschenrechte und Berufskodizes in ihrer Arbeit stützen.

Da sich Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession versteht (wovon auch der nächste Beitrag ausgeht) und auch in anderen professionsbezogenen Theorien Sozialer Arbeit der Stellenwert und die Ressource des Rechts anerkannt und als relevant erachtet wird, stellt sich die Frage, welche Partizipationsmöglichkeiten (sowohl für Sozialarbeiter_innen, als auch für Klient_innen Sozialer Arbeit) die wirksame Inanspruchnahme von Recht bieten kann. Der Beitrag enthält neben der kritischen Fragestellung auch eine exemplarische Ideensammlung, in der praxisnahe Ansätze und Projekte vorgestellt werden, die den Zugang zum Recht und die damit verbundenen Partizipationsmöglichkeiten für Klient_innen beleuchten.

Wie leitenden Werte und Normen (Professionsmoral) der Sozialen Arbeit, die in verschiedenen Ethikkodizes formuliert sind, im beruflichen Alltag von den Sozialarbeitenden verstanden und umgesetzt werden und was die Umsetzung beeinflusst, wurde untersucht. Der Beitrag (Un-)Moral in der Sozialen Arbeit zeigt auf, dass die Professionsmoral von den handelnden Personen unterschiedlich interpretiert wird und Verstöße dagegen Bestandteil des beruflichen Alltags sind. Ob es in Bezug auf die Professionsmoral zu einem moralischen oder unmoralischen Ergebnis in der Sozialen Arbeit kommt, hängt von vier Momenten – Wissen, Wollen, Können und Müssen – ab, deren Zusammenhänge in einem Modell skizziert werden.


Die Bandbreite der Beiträge unter den weiteren Rubriken umfasst Themen wie Inkludierung älterer Menschen, deren Mobilität, bzw. wie geht es alternden Opioidabhängigen. Der Lebensabschnitt Jugend wird als Reflexionsfeld sozialer Probleme betrachtet. Langzeitarbeitslosigkeit als unwürdige Arbeitslosigkeit bezeichnet und Handlungsaufforderungen für die Soziale Arbeit bezüglich des Umgangs mit diesem Phänomen formuliert.

Der Sozialraumforschung wird am Beispiel Frauenhaus und Tageszentrum für wohnungslose Menschen sowie über einen Literatureinblick Augenmerk geschenkt.

Im weiteren Sinn professionspolitische Auseinandersetzungen erfolgen zum elementarpädagogischen Berufsfeld, zu Spannungsfeldern zwischen haupt- und ehrenamtlichen RettungssanitäterInnen und zur Bedeutung des beruflichen Selbstbildes im Kontext Sozialer Arbeit.

Einen Blick über die Grenze erlaubt uns die Entwicklung des gesellschaftlichen Umgangs mit Menschen mit Behinderung in der heutigen Tschechischen Republik.

Die Nummer verspricht wie auch die letzten eine spannende, vielfältige Lektüre.


Monika Vyslouzil (Standort St. Pölten)