soziales_kapital
wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschul-studiengänge soziale arbeit
Nr. 1 (2008) / Rubrik "Junge Wissenschaft" / Standortredaktion St. Pölten
Printversion: http://www.soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/viewFile/59/68.pdf
Angelika Markgraber:
Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Diplomarbeit eingereicht im Juni 2005 an der Fachhochschule St. Pölten, Studiengang Sozialarbeit. Bei der Arbeit handelt es sich um eine differenziert Auseinandersetzung zum Thema: "Umgang von Sozialarbeitsstudentinnen mit Karriere- und Lebensplanung", zu Aufstiegswünschen und Leitungsansprüchen, im Hinblick auf die traditionell quantitativ frauendominierte Profession Sozialarbeit.
Ausgangspunkt für meine Fragestellung war die Studie von Angelika Ehrhardt "Frauen Macht Karriere - eine Untersuchung zu Aufstiegserfahrungen und Leitungskonzepten von Frauen in der sozialen Arbeit" (Ehrhardt 1998). Diese Studie stellt unter anderem fest, dass sich jüngere Frauen aktiver um ihren Leitungsposten bemühten und dabei geplanter vorgingen als ihre älteren Kolleginnen. Daraus ergab sich die Forschungsfrage dieser Arbeit, inwieweit Studentinnen der Sozialarbeit Führung und Leitung selbstverständlicher anstreben?
Diese qualitative Studie wurde mit fünfzehn Studentinnen an fünf verschiedenen Fachhochschulen durchgeführt. Als Erhebungsmethode wurden qualitative Interviews geführt. Zur Untermauerung diente der Karriereanker nach Schein - ein Fragebogen zur Bestandsaufnahme möglicher Karriereorientierung (Schein 1995), der acht verschiedene Kategorien zur beruflichen Grundorientierung ermittelt.
Die Analyse der Interviews und Fragebögen ergab eine differenzierte Bestandsaufnahme der beruflichen und privaten Lebensvorstellungen der Studentinnen und ihrer Einstellung zu den Begriffen Karriere, Macht und Geld.
Für die befragten Frauen haben eigene Kinder eine zentrale Bedeutung. Die Familie hat für die Studentinnen einen höheren Stellenwert als ihre berufliche Karriere. Diese Tendenz lässt sich sowohl in den Interviews, wie auch aus dem Ergebnis des Karriereankers erkennen. Die befragten Studentinnen sehen, entsprechend ihren Wünschen, Kinderbetreuung als ihre Aufgabe und planen für diese eine Unterbrechung ihrer Berufstätigkeit und eine an die Unterbrechung anschließende Teilzeitarbeit um die von Beruf und Familie zu vereinbaren.
Trotz der nachrangigen Bewertung der eigenen Karriere, ist für die Studentinnen in Zukunft eine Leitungsposition vorstellbar,Vorraussetzung für die Übernahmen einer Leitungsfunktion ist die Vereinbarkeit mit der Familie. Das Einverständnis des Teams und der Wunsch nach möglichst wenig organisatorischer Tätigkeit sind weitere wichtige Kriterien für die Übernahmen einer Leitungsfunktion. Dies lässt darauf schließen, dass für die Frauen eine fachliche Leitung in einer mittleren Hierarchieebene vorstellbar ist. Dieser Schluss ergibt sich ebenso aus den Karriereankern. Hier tendieren die Studentinnen eher zum "Technisch/funktionalen" Anker, eine der acht Kategorien der beruflichen Orientierung. Bei diesem Anker hat hohe Qualifikation und fachliche Herausforderung einen hohen Stellenwert (vgl.: Schein 1995). Der Anker "General Management", das Interesse am Führen und Gestalten an sich, wird von allen Studentinnen sehr niedrig bewertet.
Beinahe die Hälfte der Studentinnen plant ihre berufliche Zukunft, sie sehen Planung als Voraussetzung beruflicher Entwicklung und formulieren konkrete Ziele. Demgegenüber steht ein kleinerer Teil von Frauen die Planung ablehnen und deren Priorität in der Flexibilität liegt. Planung wird von diesen Frauen mit Einschränkung gleichgesetzt.
Der Begriff Macht wird nur von wenigen Studentinnen positiv besetzt. Für diese Frauen ist Macht erstrebenswert und wird in engem Zusammenhang mit Karriere gesehen. Von der Mehrheit der Studentinnen wird Macht und eigene Machtbefugnis als Belastung erlebt. Sie haben ein ambivalentes bis ablehnendes Verhältnis zur Machtausübung im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit.
Wie aus den meisten Interviews hervorgeht, besitzt Geld für die befragten Frauen eine nachrangige Wertigkeit. Da die Studentinnen angeben, über längere Phasen nur Teilzeit arbeiten zu wollen, um sich verstärkt der Familie widmen zu können, ist zu vermuten, dass es als Aufgabe ihrer LebenspartnerInnen gesehen wird, für die finanziellen Ressourcen zu sorgen.
Für einen Teil der Studentinnen ist die Aufwertung der Akademie für Sozialarbeit zur Hochschulausbildung von großer Bedeutung und war ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für das Studium. Manche sehen für sich darin die Chance eines weiterführenden Studiums.
Interessanterweise zeigt sich in den Interviews, dass die unterschiedliche Ausrichtung der einzelnen Fachhochschulen prägend bezüglich des beruflichen Selbstverständnisses und der Einschätzung bezüglich der beruflichen Möglichkeiten der Studentinnen sind. Der Schwerpunkt Sozialmanagement war für die Studentinnen aus Graz ein wichtiges Entscheidungskritärium für das Studium. In den Interviews waren diese Studentinnen besonders aufgeschlossen in Zukunft eine Leitungsfunktion zu übernehmen.
Bei einem Teil der Interviewten besteht eine Hürde zwischen der Vorstellung von der Übernahme einer Leitungsposition und der unmittelbaren Karriereplanung, die überwunden werden muss.
Da das Studium eine Zeit der beruflichen Orientierung ist, in der die Möglichkeit für zukünftige Weichenstellung besteht, sehe ich es auch als Aufgabe der Studiengänge, die StudentInnen in dieser Orientierungsphase zu begleiten und insbesondere Frauen bei ihrer Berufs- und Karriereplanung zu unterstützen.
Ehrhardt, Angelika (1998): Frauen-Macht-Karriere. FH- Wiesbaden
Markgraber, Angelika (2005): Karriere- und Lebensplanung von Sozialarbeitsstudentinnen, Diplomarbeit FH- St. Pölten
Schein, Edgar H. (1995): Karriereanker. 4. Auflage, Frankfurt
Die Diplomarbeit zum Herunterladen unter: http://members.chello.at/markgraber/
Mag.a (FH) Angelika Markgraber, Jg. 1969
markgraber@chello.at