soziales_kapital
wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschul-studiengänge soziale arbeit
Nr. 25 (2021) / Rubrik „Junge Wissenschaft“ / Standort Graz
Printversion: http://www.soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/view/723/1340.pdf


Elsa Lindner:

Entwicklungszusammenarbeit in der Krise(?)

Eine kritische Betrachtung der internationalen Zusammenarbeit


1. Einleitung

Der Begriff Entwicklung beschreibt die „Veränderung von Dingen und Erscheinungen als Aufeinanderfolge von verschiedenen Formen oder Zuständen“ (Spektrum.de 2001). Er bezeichnet einen Prozess, bei dem existierendes oder angelegtes Potential hervorgebracht und ein bestimmtes Ziel angestrebt wird (vgl. Ottacher/Vogel 2016: 15). Entwicklungszusammenarbeit (EZA) meint damit das globale, gemeinschaftliche Wirken an der Potentialfreisetzung und der Entwicklung bestimmter Länder.

Die Auffassungen darüber, wer wie genau entwickelt und welcher Endzustand dabei erreicht werden soll, haben sich seit Beginn der EZA stark gewandelt und unterliegen noch heute stetigen Veränderungen. So waren die Anfänge der EZA Mitte des 20. Jahrhunderts von der Vorstellung eines rückständigen Globalen Südens geprägt, der unter Anleitung des Westens geformt werden müsse und dessen Endzustand nur so aussehen könne, wie der Globale Norden selbst (vgl. ebd.: 15–16). Dieses von (post)kolonialen Machthierarchien geprägte Bild hat sich im Laufe der letzten 80 Jahre weiterentwickelt, so stehen heute Prinzipien wie Partizipation, Hilfe zur Selbsthilfe und Nachhaltigkeit im Vordergrund (vgl. ebd.: 91–102).

Konkret kann EZA vieles bedeuten: Ein UNICEF-Projekt zur Einschulung junger Mädchen* im Globalen Süden; Operationsschulungen für lokale Augenärzt*innen durch die WHO; eine Alphabetisierungskampagne einer kleinen österreichischen NGO; die Bereitstellung von Geldern einer Gebernation an die Regierung eines Landes im Globalen Süden für den Bau einer Straße. Der Diversität der Mittel, Formen, Akteur*innen, Grundhaltungen, Ziele usw. sind keine Grenzen gesetzt (vgl. ebd.: 44–83).

Nach wie vor viel diskutiert ist die Frage nach dem Output der EZA. In der sogenannten Aid-Effectiveness-Debatte besteht Uneinigkeit zwischen Expert*innen, ob die entwicklungspolitischen Bemühungen der vergangenen Jahrzehnte viel, wenig oder gar keine Verbesserungen für den Globalen Süden bewirken konnten. Auch auf die Frage, wie die aktuelle EZA zu bewerten ist, gibt es keine eindeutige Antwort. Während einige Befürworter*innen die Entwicklungspolitik des Globalen Nordens als nicht perfekt, aber im Großen und Ganzen zielführend und sinnvoll bewerten, vertreten andere, Ottacher und Vogel bezeichnen sie als EZA-Reformer*innen, den Standpunkt, EZA müsse noch stark weiterentwickelt und reformiert werden, um tatsächlich Veränderungen zu bewirken (vgl. ebd.: 116–125). Zuletzt gibt es auch Kritiker*innen, die die Sinnhaftigkeit von EZA im Gesamten bezweifeln und der Meinung sind, sie wirke nicht nur gar nicht, sondern sogar negativ (vgl. Moyo 2012: 59; 85).

Der gemeinsame Nenner aller dieser Positionen ist, dass es Umstände gibt, die die positive Entwicklung des Globalen Südens hemmen. Zum einen sind dies Gründe, die vor Ort im Globalen Süden zu verorten sind. Beispielsweise kann in vielen Ländern Korruption sowie eine schlechte Regierung, die politische Entscheidungen nicht zum Wohle der Bevölkerung trifft und sich selbst bereichert, das Wachstum eines Landes stark aufhalten (vgl. Seitz 2018: 106–110). Viele Expert*innen betrachten diesen Umstand als elementar. So schreibt Volker Seitz (2018: 74): „Grundübel bleiben die korrupten, inkompetenten Eliten, das völlige Fehlen von Unrechtsbewusstsein und eine beunruhigende Achtlosigkeit gegenüber der Bevölkerung“. Peter Eigen, Gründer der Transparency International, fasst zusammen: „Viele Entwicklungsländer sind arm, weil sie korrupt sind“ (Eigen zit n. Seitz 2009).

Weitere Faktoren, die im Globalen Süden dessen eigene Entwicklung aufhalten können, sind Bürgerkriege sowie bewaffnete Auseinandersetzungen (vgl. Collier 2008: 33–57) oder ein starkes Bevölkerungs- und Städtewachstum, einhergehend mit zunehmender Slumbildung und Landflucht (vgl. Seitz 2018: 153–154; Sachs 2007: 85–86). Kulturelle Normen können in einigen Regionen einzelnen Bevölkerungsgruppen (wie etwa Frauen*) den Zugang zu Bildung und dem Arbeitsmarkt erschweren und somit verhindern, dass diese Gruppen an der Entwicklung ihres Landes mitwirken (vgl. Sachs 2007: 79–80). Schattenwirtschaft in weiten Teilen des Globalen Südens, Kapital- und Steuerflucht der reichen Eliten vieler Länder (vgl. Seitz 2018: 151–152), die Bevölkerung schwächende Krankheiten (vgl. Sachs 2007: 77) – die Liste der möglichen Entwicklungshindernisse ist lang. Allerdings gilt es zu beachten, dass nicht alle Faktoren auf jedes Land zutreffen. Den einen Globalen Süden gibt es nicht, jedes Land und jede Region ist individuell und mit verschiedensten Gegebenheiten konfrontiert.

Neben diesen Faktoren können aber auch wirtschaftliche und entwicklungspolitische Entscheidungen des Globalen Nordens negativen Einfluss auf die Entwicklung der Zielländer ausüben. Um den Fokus wieder weg von den ‚Fehlern der Anderen‘ und zurück zu einer selbstkritischen Haltung zu lenken, sowie um ein besseres Verständnis für die bereits erwähnten kritischen Positionen einiger Expert*innen zu erlangen, wird im Folgenden ein Überblick über diese Faktoren, die als Kritikpunkte an der EZA des Globalen Nordens zu verstehen sind, gegeben.


2. Kritik an der Entwicklungspolitik des Globalen Nordens

2.1 Aufrechterhaltung postkolonialer Strukturen

Einigen Expert*innen nach agiert die vergangene sowie aktuelle Entwicklungspolitik des Globalen Nordens auf verschiedene Weisen rassistisch und hält (post)koloniale Machtverhältnisse und globale Hierarchien aufrecht (vgl. Ottacher/Vogel 2016: 35). Zum einen geschieht dies durch verschiedenste Formen der modernen Unterdrückung des Globalen Südens: „Ausbeuterische Spielregeln“ (ebd.: 26) im Welthandel benachteiligen den Globalen Süden und halten seine internationale Wettbewerbsfähigkeit klein. Der Globale Süden exportiert hauptsächlich Rohstoffe und importiert Fertigprodukte von den Industriestaaten, wobei Rohstoffe laufend günstiger und verarbeitete Produkte immer teurer werden. Hohe Agrarsubventionen und Exportförderungen ermöglichen europäischen Lebensmittelproduzent*innen, ihre Produkte zu Dumping-Preisen im Globalen Süden zu verkaufen, sodass lokale Landwirt*innen vom inländischen Markt verdrängt und ihrer Lebensgrundlage beraubt werden. Billigproduktionsstätten bieten Arbeiter*innen im Globalen Süden häufig schlechte Arbeitsbedingungen und Gehälter, oftmals unter dem Existenzminimum, während die Erträge in die Firmensitze im Globalen Norden fließen. Die Gesichter der nach wie vor aktuellen Ausbeutung des Globalen Südens sind vielseitig (vgl. ebd.: 25–27; 100–101). Solange diese Benachteiligungen bestehen bleiben und „solange die eine Hand [des Globalen Nordens] mehr nimmt, als die andere gibt“, (ebd.: 131) kann EZA Kritiker*innen zufolge nicht funktionieren.

Weiters, so ein häufig vorgebrachter Kritikpunkt, bleiben globale Machtverhältnisse durch fehlende Partizipation und Zusammenarbeit in der EZA bestehen. Zwar hat sich die Vorstellung, der Westen solle im Sinne einer „importierten Entwicklung“ (Lutz/Sachau 2018: 290) ohne Miteinbezug des Globalen Südens über entwicklungsspezifische Maßnahmen bestimmen, in den vergangenen Jahrzehnten verändert – zunehmend wird eine selbstbestimmte und partizipative EZA gefordert (vgl. Ottacher/Vogel 2016: 96–97). In den Augen vieler Akteur*innen ist dieses Ziel aber noch bei Weitem nicht erreicht. Es wird kritisiert, dass der Globale Norden noch immer lokalen Expert*innen sowie den direkten Zielgruppen zu wenig Stimmrecht gibt und Entscheidungen Großteils ohne Einbeziehung des Globalen Südens trifft (vgl. Seitz 2018: 42; Moyo 2012: 108–109). Die fehlende Beteiligung führt neben der Aufrechterhaltung hierarchischer Strukturen auch dazu, dass Empfängerländer sich nicht für die Weiterführung von Projekten und die Instandhaltung von technischen Geräten, Brunnen, Gebäuden usw. verantwortlich fühlen und diese als sogenannte weiße Elefanten verstauben (vgl. Ottacher/Vogel 2016: 95–96).

Über diese Kritiken an einzelnen Aspekten der EZA-Praxis hinweg, wird immer wieder auch der Standpunkt vertreten, dass EZA selbst in ihrem Grundkonzept – Länder und ganze Kontinente zu entwickeln – (post)koloniale Strukturen fortführt. Kritisiert wird, dass die Zuschreibungs- und Deutungsmacht, entwickelte von unterentwickelten Ländern und Geber- von Empfängerländern zu unterscheiden, beim Globalen Norden liegt. Durch die vom Westen definierte Entwicklungsskala wird eine Hierarchisierung zwischen Ländern und eine „weiße, westliche Überlegenheit“ (Bendix 2015: 277) des Globalen Nordens konstruiert. Die Macht des Nordens, den Entwicklungsdiskurs zu bestimmen und zu entscheiden, wer wie entwickelt werden soll, unterstützt demnach rassistische und (post)koloniale Denkmuster. Vertreter*innen dieser sogenannten Post-Development-Theorie lehnen daher den Entwicklungsbegriff ab und fordern ein radikales Umdenken (Ottacher/Vogel 2016: 31–35).


2.2 Aufrechterhaltung von Abhängigkeit

Vielfach wird auch die Aufrechterhaltung von Abhängigkeitsverhältnissen durch die EZA thematisiert. Kritik hierzu bezieht sich zum Teil auf einzelne Details bei der Umsetzung entwicklungspolitischer Maßnahmen und teils auf die EZA als Gesamtkonstrukt. Immer wieder verfolgen Projekte Ansätze, die kurzfristig zwar Verbesserungen bringen, doch werden die Empfänger*innen langfristig von der Unterstützung des Globalen Nordens abhängig gemacht. Werden beispielsweise Kleidung, Medikamente, Lebensmittel etc. in den Globalen Süden entsendet, führt dies zu einer verringerten Nachfrage dieser Güter vor Ort, was wiederum einen erhöhten Preisdruck erzeugt und lokale Anbieter*innen und Unternehmen gefährdet. Wenn der Globale Norden dann den Zufluss dieser Güter stoppt, werden die Zielgruppen wieder in ihre ursprünglichen Notlagen versetzt und der lokale Markt geschwächt zurückgelassen (vgl. Moyo 2012: 80–82). Wenn zudem Akteur*innen aus dem Globalen Norden in Entwicklungsländer geschickt werden, um Arbeiten zu verrichten, die auch lokale Fachkräfte anbieten könnten, kann dies die Situation am Arbeitsmarkt vor Ort selbst für gut ausgebildete Menschen verschärfen. In den letzten Jahrzehnten hat das Bewusstsein für nachhaltige, längerfristige Entwicklung zugenommen (vgl. Ottacher/Vogel 2016: 91–99), Kritiker*innen zufolge gibt es hier aber noch viel Luft nach oben.

Nun zum Standpunkt, EZA in ihrem Grundkonzept hielte den Globalen Süden in einer Position der Abhängigkeit gefangen. Der Ökonomin und Autorin des Werks Dead Aid (2012) Dambisa Moyo zufolge, hebeln entwicklungspolitische Maßnahmen des Globalen Nordens Marktmechanismen in den Ländern des Globalen Südens aus. Dadurch wird diesen erschwert, Eigeninitiative zu ergreifen, sich weiterzuentwickeln, den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden, so Konkurrenzfähigkeit im Welthandel aufzubauen und ein stabiles Staatseinkommen unabhängig von EZA aufzubauen. Regierungen wird durch die hohen Förderungen ermöglicht, weniger Steuern zu erheben, wodurch die politische Verantwortung sowie die Rechenschaftspflicht der Landesführung gegenüber ihrer Bevölkerung reduziert wird. Folglich machen es Gelder aus dem Globalen Norden korrupten Regierungen leichter, nicht in eine nachhaltige Entwicklung und Verbesserungen für die Bevölkerung zu investieren, sondern sich selbst zu bereichern und in Kauf zu nehmen, dass ihre Länder auch weiterhin von EZA-Mitteln abhängig bleiben (vgl. Moyo 2012: 97–99; 107–110). Diese Mechanismen müssen als Widerspruch der EZA in sich selbst betrachtet werden.


2.3 Bedingungen und Kontrolle

Der deutsche Experte Volker Seitz beschäftigt sich in seinem Buch Afrika wird armregiert (2018) unter anderem mit Korruption und dem Umgang des Globalen Nordens mit dieser. Er kritisiert, dass EZA-Förderungen zwar auf dem Papier an die Bedingung geknüpft sind, keine Gelder missbräuchlich zu nutzen, dies aber in der Praxis nicht oder nur unzureichend kontrolliert wird. Nach Seitz werden selbst bei offensichtlicher Korruption häufig weiterhin Gelder überwiesen und keine Sanktionierungen umgesetzt, weil Politiker*innen im Globalen Norden fürchten, mit Rassismus- oder Neokolonialismus-Vorwürfen konfrontiert zu werden. Dadurch wird schlechten Regierungen der Anreiz genommen, EZA-Mittel in die Entwicklung ihres Landes zu investieren, da die Strategie, Gelder für sich selbst zu beanspruchen und trotzdem immer weitere Unterstützung zu erhalten, funktioniert. Dieselbe unzureichende Kontrolle sieht Seitz auch bei Bedingungen an die Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Er wirft den Geberstaaten und -institutionen vor, Regierungen zu unterstützen, die Forderungen des Globalen Nordens, wie freie Wahlen oder die Umsetzung von Menschenrechten, nicht einhalten (vgl. Seitz 2018: 50–51; 61–63).

Diese Thematik birgt allerdings den Widerspruch, dass die Überprüfung von Bedingungen nötig erscheint, während sie gleichzeitig den Globalen Norden als Kontrollorgan in eine Machtposition hebt, wodurch die bereits beschriebenen postkolonialen Strukturen fortgeführt werden. Während daher in einigen Fachkreisen die Kontrolle des Globalen Südens abgelehnt wird, sind andere, wie der Leiter des Development Research Institute, William Easterly, der Meinung: „Wir tun den Armen keinen Gefallen, wenn wir schlechte Regierungen, die ihre eigenen Leute unterdrücken, mit Samthandschuhen anfassen.“ (Easterly 2006: 113)


2.4 EZA-Industrie

Mit dem Begriff der EZA-Industrie wird das Paradoxon adressiert, dass Mitarbeiter*innen der EZA das Ziel verfolgen, sich überflüssig zu machen und Verbesserungen im Globalen Süden zu ermöglichen, gleichzeitig aber von der Situation der Entwicklungsländer profitieren. Der Ökonom James Shikwati beschreibt EZA als „a massive agency of apparatchiks who are in the absurd situation of, on the one hand, being dedicated to the fight against hunger while, on the other hand, being faced with unemployment were hunger actually eliminated“ (Thielk 2005). Vereinzelt wird Entwicklungshelfer*innen vorgeworfen, überhaupt nicht an der Bekämpfung von Armut interessiert zu sein und sich durch gut bezahlte Arbeitsplätze oder kostspielige Dienstreisen in erster Linie selbst zu bereichern. Andere sehen den Widerspruch als unvermeidbares Spannungsverhältnis, mit dem auch andere Professionen, deren Tätigkeit von Krisensituationen anderer Menschen abhängig ist, wie Gesundheitsberufe, die Polizei, die Feuerwehr oder die Soziale Arbeit konfrontiert sind (vgl. Ottacher/Vogel 2016: 128–130).


2.5 Unrealistische Zielsetzungen

William Easterly (2006: 32) schreibt in The White Man’s Burden: „Die Bürde des weißen Mannes ist die Folge des selbstgefälligen Wunschdenkens des Westens, dass wir [der Globale Norden] die Auserwählten seien, die den Rest der Welt retten müssen“. Aus diesem von rassistischen Zuschreibungen und postkolonialen Denkmustern geprägten Glauben heraus entsteht das Ziel, den Globalen Süden von Armut und Chancenungleichheiten zu befreien. Easterly beschreibt dieses Ziel als unrealisierbar, utopisch, bevormundend und herablassend. Er kritisiert zudem, dass in der EZA nach dem Top-Down-Prinzip von oben herab geplant wird, ohne sich ausreichend mit der Lebensrealität und der Situation der Zielgruppen auseinanderzusetzen (vgl. ebd.: 26–37 und 100–101).


2.6 Problematik der Qualitätssicherung

In der Marktwirtschaft erhalten Unternehmen unmittelbar Resonanz über die Qualität ihrer Arbeit, indem Kund*innen ihr Produkt kaufen oder im Regal stehen lassen. Auch Politiker*innen wird durch ihre Wahlergebnisse gespiegelt, wie zufrieden die Bevölkerung mit ihren Entscheidungen und Handlungen ist. Märkte und Politik müssen sich den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Zielgruppen anpassen, um weiter bestehen zu können. In der EZA gestaltet sich die Einholung von Rückmeldungen allerdings schwieriger, da die Zielgruppen meist nicht zwischen verschiedenen Angeboten oder Projekten entscheiden können (vgl. Ottacher/Vogel 2016: 131–132). Easterly (2006: 25) bemerkt dazu: „Das fehlende Feedback ist einer der entscheidendsten Mängel der bestehenden Entwicklungshilfe“. Die Folge ist, dass nicht Projekte umgesetzt werden, die von der Bevölkerung des Globalen Südens wirklich gebraucht werden, sondern solche, die der Globale Norden als sinnvoll einschätzt (vgl. ebd.: 153–154). Diesem Problem kann zwar entgegengewirkt werden, Seitz schätzt allerdings die Bereitschaft des Globalen Nordens, sich eigene Fehler einzugestehen und aus ihnen zu lernen, als unzureichend ein und bemängelt die fehlende Auseinandersetzung mit konstruktiver Kritik (vgl. Seitz 2018: 183–191).


3. Zwischenfazit

Anhand der Darstellung der Kritiken an der aktuellen EZA werden einige Spannungsfelder und Widersprüche ersichtlich, die die Frage aufwerfen, ob entwicklungspolitische Bemühungen überhaupt sinnvoll sein können. Befindet sich EZA in einer unauflösbaren Krise? Ist sie, unabhängig davon, wie sie umgesetzt wird und welche Prinzipien sie befolgt, zum Scheitern verurteilt und sollte daher beendet werden? Oder gibt es eine EZA, die alle beschriebenen Spannungsfelder überwinden und eine tatsächlich menschenwürdige und nachhaltige Entwicklung erreichen kann? Die unbefriedigend unpräzise Antwort lautet: Expert*innen sind sich darüber nicht einig. Trotzdem soll folgend von der Annahme ausgegangen werden, dass das Konzept internationaler Zusammenarbeit zur Bewältigung globaler Krisen und Ungleichheiten nicht per se aussichtslos ist und grundsätzlich funktionieren kann. Im folgenden Kapitel wird daher der Versuch unternommen, eine entwicklungspolitische Grundhaltung zusammenzustellen, die den beschriebenen Widersprüchen entgegenwirken und eine wirksame, sinnvolle und nachhaltige EZA gewährleisten könnte.


4. Qualitätskriterien in der EZA

Im Folgenden sollen Qualitätskriterien für die EZA formuliert werden. Es handelt sich bei dieser Zusammenstellung explizit nicht um einen vollständigen Maßnahmenplan, dessen Erfüllung alle Herausforderungen der EZA beseitigen würde. Vielmehr geht es darum, einen Überblick über einige wichtige Prinzipien und Grundhaltungen zu geben und zu überlegen, wie EZA sinnvoll gestaltet werden kann. Aufgrund der individuellen, multidimensionalen Lebensrealitäten der einzelnen Regionen und Menschen des Globalen Südens kann es nicht die eine richtige EZA geben. Die im Folgenden aufgestellten Haltungs- und Handlungsmöglichkeiten können und sollen in einzelnen Projekten und Kooperationen kritisch betrachtet, ergänzt und angepasst werden.


4.1 Hilfe zur Selbsthilfe und Empowerment

Hilfe zur Selbsthilfe und Empowerment sind von großer Bedeutung für eine nachhaltige EZA. Empowerment meint

„ein praktisches, theoretisches und politisches Strategie- und Handlungskonzept, das davon ausgeht, dass die Ressourcen und Potenziale jedes einzelnen Menschen der Ausgangs- und Mittelpunkt für individuelle und gesellschaftliche Veränderungen sind.“ (Can 2015: 587)

Dementsprechend sollen Menschen im Globalen Süden befähigt werden, ihre Entwicklung selbst zu gestalten und Veränderungen aus eigener Kraft zu bewirken. Im Sinne des Ansatzes Hilfe zur Selbsthilfe verfolgt EZA das Ziel, sich selbst überflüssig zu machen und zu verhindern, dass Menschen von immer weiterer Unterstützung abhängig sind. Das wohl meistzitierte Beispiel hierzu ist, keinen Fisch zu verteilen, sondern Menschen mit Netzen auszustatten und zum Fischen auszubilden (vgl. Ottacher/Vogel 2016: 91–92).

Möglichkeiten, diese Prinzipien umzusetzen, sind zum Beispiel Maßnahmen zur Ermöglichung von Bildung und Ausbildung oder Projekte, die Menschen unterstützen, selbst Lebensmittel anzubauen oder Güter herzustellen und damit wettbewerbsfähig zu werden (vgl. ebd.: 92; Seitz 2018: 206–210). Auch Mikrokredite, die zu günstigen Konditionen an Einzelpersonen vergeben werden, um sie zum Aufbau eines eigenen, selbstbestimmten und langfristigen Einkommens zu befähigen, entsprechen dem Empowerment-Gedanken (vgl. ebd.: 211–216). Hilfe zur Selbsthilfe kann zudem nicht nur durch die Auswahl der Maßnahmen, sondern auch durch Details in deren konkreter Umsetzung Beachtung finden, etwa, indem lokale Fachkräfte angestellt werden und Güter sowie Lebensmittel vom Markt vor Ort bezogen werden. Für die internationale Soziale Arbeit kann Empowerment auch bedeuten, das indigene Wissen und die lokale Soziale Arbeit des Globalen Südens zu fördern (vgl. Lutz/Sachau 2018: 299–301).


4.2 Partizipation und Ownership

Damit eine internationale Zusammenarbeit funktionieren kann, muss Partizipation auf Augenhöhe gewährleistet werden, denn „Entwicklung kann letztlich nicht für die Menschen verwirklicht werden, sondern ausschließlich nur durch sie; sie müssen voll und ganz den Prozess selbst gestalten und notwendige Entscheidungen wesentlich selbst treffen“ (ebd.: 298). Nicht nur die EZA in ihrer Gesamtheit, sondern auch die einzelnen Projekte sind aufgefordert, gleichberechtigte Teilhabe in allen Phasen der Zusammenarbeit umzusetzen. Von der Ideenfindung über die Planung, Umsetzung und Evaluierung sollen die Akteur*innen im Globalen Süden, deren lokales Wissen und Ressourcen vor Ort im Mittelpunkt stehen. Hierfür bedarf es der selbstkritischen Auseinandersetzung mit noch vorhandenen Ausgrenzungen von Entscheidungen seitens des Globalen Nordens sowie mit Möglichkeiten der Beteiligung auf Augenhöhe (vgl. Ottacher/Vogel 2016: 96–98).

Dadurch kann auch das sogenannte Ownership gewährleistet werden. Das bedeutet, dass Zielgruppen selbst die Verantwortung für die Weiterführung und Instandhaltung von Projekten übernehmen, da diese das Ergebnis ihrer eigenen Leistung sind. Auf diesem Weg können sich Mitarbeiter*innen aus dem Globalen Norden schrittweise aus dem Projekt zurückziehen, bis es im Idealfall alleine von lokalen Akteur*innen weitergeführt wird (ebd.: 95–96).


4.3 Umgang mit Bedingungen

Um Prinzipien wie die ordnungsgemäße Verwendung von Geldern, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie oder die Sicherstellung der Menschenrechte zu gewährleisten, schlägt Seitz vor, Förderungen an Länder, die ihnen gestellte Bedingungen nicht erfüllen, zu beenden und nur mit Ländern mit guter Regierungsführung zusammenzuarbeiten. Damit könnte die Verwendung der EZA-Mittel zum Wohle der Bevölkerung sichergestellt werden (vgl. Seitz 2018: 231–235). Zu Maßnahmen in Ländern mit schlechter Führung schreibt auch Easterly: „Nicht-Intervention ist hier die Devise. Dann werden schlechte Regierungen weder durch Zusammenarbeit belohnt, noch wird versucht, sie zu bevormunden oder abzusetzen“ (Easterly 2006: 144).

Wie bereits gezeigt, ist dazu eine intensive Auseinandersetzung mit dem Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle nötig. Es muss ein Bewusstsein für die Reproduktion postkolonialer Machtgefälle durch die vom Norden definierten Bedingungen geschaffen werden, damit trotzdem eine globale Zusammenarbeit auf Augenhöhe ermöglicht werden kann. Neben diesen strukturellen Überlegungen auf der Makroebene soll allerdings die Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession den Fokus auf die direkten Zielgruppen und deren Bedürfnisse und Willen nicht aus dem Auge verlieren.


4.4 Kohärenz

Kohärenz meint in diesem Zusammenhang, Ziele und Maßnahmen der EZA miteinander in Einklang zu bringen. Für den Globalen Norden bedeutet das, die modernen Formen der Ausbeutung des Globalen Südens zu beenden und eine Handelspolitik zu betreiben, die einen gleichberechtigten Zugang zum Weltmarkt herstellt. Damit wäre die Politik des Globalen Nordens kohärent mit ihrem Ziel, das wirtschaftliche Wachstum und die Entwicklung des Globalen Süden zu fördern (vgl. Ottacher/Vogel 2016: 100–101). Kohärenz kann auch umgesetzt werden, indem nicht nur eine gute Regierungsführung ohne Korruption vom Globalen Süden gefordert, sondern in gleichem Maße gegen missbräuchliche Verwendungen von Mitteln in den eigenen Reihen vorgegangen wird (vgl. ebd.: 111–112).

Auch einzelne NGOs und Projekte sollen mit ihren Handlungen nicht ihrem eigenen Zweck widersprechen. So soll beispielsweise eine NGO, die sich gegen Kinderarbeit einsetzt, ihre Mitarbeiter*innenkleidung nicht von einem Modelabel beziehen, das im Verdacht steht, Kinder zu beschäftigen. Auch sollte ein Projekt zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit von Landwirt*innen bei dessen Abschlussfeier das Buffet nicht mit importierten Produkten aus dem Globalen Norden füllen, sondern auf lokale Lebensmittel von Kleinbetrieben und Anbieter*innen vor Ort zurückgreifen.


4.5 Individualität

Jede Region, aber auch jede Einzelperson ist individuell und mit verschiedensten Problemlagen konfrontiert. EZA muss diese Diversität berücksichtigen und passgenaue Lösungen ermöglichen. Auf entwicklungspolitischer Ebene sollte dazu, basierend auf Forschungsergebnissen und Statistiken analysiert werden, welche Entwicklungshindernisse in einer Region vorliegen und wie ihnen entgegengewirkt werden kann (vgl. Easterly 2006: 354–356). Dazu ist es nötig, nicht nach dem Top-Down-Prinzip von oben herab Maßnahmen zu planen, ohne sich intensiv mit den Zielgruppen auseinandergesetzt zu haben. Stattdessen müssen zuerst die komplexen Gegebenheiten erfasst werden, um anschließend im Sinne des Bottom-Up-Prinzips direkt in Zusammenarbeit mit den Zielgruppen explorativ und nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum konkrete Lösungsansätze zu erarbeiten (vgl. ebd.: 65; 143–154).


4.6 Fehlerkultur

Um dem in Kapitel 2.6 beschriebenen Problem bei der Qualitätssicherung entgegenzuwirken, bedarf es einer Fehlerkultur und einer reflexiven EZA, die sich Fehler aus der Vergangenheit eingesteht und daraus lernt, proaktiv nach konstruktiver Kritik sucht, sie professionell reflektiert und Schlussfolgerungen für die Zukunft zieht. Dazu sollen sowohl die großen Akteur*innen, als auch einzelne NGOs die Zielgruppen einbinden, etwa in Form von Befragungen Feedback einholen und flächendeckende Statistiken zur Wirkung und Effektivität einzelner Maßnahmen durchführen. Allerdings sollten diese nicht von Geberinstitutionen selbst, sondern von externen, objektiven Expert*innen umgesetzt werden. Easterly schlägt hierzu unabhängige Beurteilungsgremien oder Evaluierungsbüros vor, die es bisher nur teilweise gibt (vgl. Easterly 2006: 174–176; 354–356).


4.7 Rassismussensibilität in allen Bereichen

Der Abbau postkolonialer Machtgefälle und hierarchischer Strukturen erfordert neben der Anwendung von Hilfe zur Selbsthilfe, Empowerment, Partizipation, Ownership, Kohärenz usw. eine umfassende Rassismussensibilität in allen Bereichen der EZA. Dazu gehört beispielsweise eine Medienpräsenz, die nicht von postkolonialen Denkmustern geprägt ist und keine stereotypen Bilder des Globalen Südens von Savannen, Exotik und Stammesvölkern, aber auch von Krankheit, Hunger, Bedürftigkeit und Rückständigkeit reproduziert (vgl. Wainaina 2015: 197–200). Es ist eine Öffentlichkeitsarbeit von Nöten, die Problemfelder des Globalen Südens nicht pauschalisiert und die Zielgruppen der EZA nicht als passive Hilfeempfänger*innen konstruiert. Stattdessen soll eine sachliche Information erfolgen, Akteur*innen sollen als individuelle Subjekte die Chance bekommen, sich selbstbestimmt darzustellen (vgl. glokal 2013).

Ein anderer Teilbereich der EZA, in dem rassismussensibel gearbeitet werden muss, ist die professionelle Kommunikationsgestaltung in internationalen Teams. Ziel ist eine interkulturelle Kommunikation, die soziokulturelle und intraindividuelle Bedingungen aufgreift, rassismussensible Sprache anwendet und Vorurteile abbaut. Die Diversität multinationaler Teams soll nicht als Problem, sondern als Chance verstanden und durch professionelle Interaktionskompetenzen bestmöglich genutzt werden (vgl. Jonas/Schmid Mast 2007: 69–75; Podsiadlowski 2007: 576–584). Gerade in der EZA ist eine symmetrische, gleichberechtigte Kommunikation und gegenseitige Anerkennung zwischen allen Beteiligten wichtig. Dadurch soll dem Problem, dass Akteur*innen des Globalen Nordens häufig mehr professionelles Wissen als solchen des Globalen Südens zugeschrieben wird, entgegengewirkt werden (vgl. Gabriel/Kokemohr 2007: 627–636).


4.8 Klare, realistische Zielsetzungen

Easterly (2006: 169) plädiert für überschaubare, realistische und messbare Zielsetzungen und für „Mut, zuzugeben, dass niemand alles auf einmal kann“. Er fordert den Globalen Norden weiters auf, die utopische Idee des Big Push, also die Vorstellung, durch eine große Menge an Geldern Länder des Globalen Südens von Armut und Ungleichheiten befreien zu können, beiseite zu legen (vgl. ebd.: 47).


4.9 Die Rolle des Globalen Nordens

Selbst wenn der Globale Norden alle der erarbeiteten Kriterien erfüllt, kann er nicht von sich aus Entwicklung im Globalen Süden herbeiführen. Nötig ist ein Verständnis dafür, dass er selbst nur einen kleinen Teil zur EZA beitragen kann und seine Aufgabe sich darauf beschränken sollte, den Globalen Süden durch nachhaltige, schrittweise EZA zum selbstbestimmten Hauptakteur seiner eigenen Entwicklung zu befähigen (vgl. Easterly 2006: 32–38; Lutz/Sachau 2018: 298). Paul Collier, der ehemalige Leiter der Weltbank-Forschungsabteilung und Autor des Werks Die unterste Milliarde hält hierzu fest: „Die Veränderung muss aus den Gesellschaften […] [des Globalen Südens] selbst kommen, doch wir [der Globale Norden] können mit unseren Maßnahmen dazu beitragen, dass die Aussicht auf Erfolg wächst.“ (Collier 2008: 28)

Überlegungen dazu, auf welche Bereiche der EZA der Fokus gelegt werden sollte, können ohne Zweifel sinnvoll sein. So raten einige Expert*innen zu Maßnahmen beispielsweise in Bildung, Female Empowerment, die Vergabe von Mikrokrediten oder den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit des Globalen Südens am Weltmarkt. Trotzdem sollte im Sinne der Partizipation auf Augenhöhe in Erinnerung behalten werden, dass es nicht die Aufgabe des Globalen Nordens ist, im Alleingang über Maßnahmen der EZA zu bestimmen.


5. Fazit und Relevanz für die Soziale Arbeit

Die vorgestellten Handlungs- und Haltungsvorschläge keinen fixen Maßnahmenplan dar, der in jedem Land identisch eingesetzt werden kann. In jeder Region muss individuell erhoben werden, vor welchen Herausforderungen die Menschen stehen und welche Lösungsansätze funktionieren können. Das Ziel ist eine an die lokalen Gegebenheiten angepasste und unter Einbindung des Globalen Südens entwickelte internationale Zusammenarbeit (vgl. Easterly 2006: 143; 354–356).

Doch reicht die Umsetzung der Qualitätskriterien aus, um die zu Beginn beschriebenen Kritiken zu überwinden? Oder ist es möglich, die Spannungsfelder zwar nicht aufzulösen, aber in die entwicklungspolitische Praxis zu integrieren und so trotzdem nachhaltig globalen Ungleichheiten entgegenzuwirken? Es gibt zahlreiche fachlich fundierte Positionen zu diesen Fragen, die stark voneinander divergieren. Sie zu werten und ein ultimatives Urteil zu fällen, wäre an dieser Stelle nicht angemessen und würde der Komplexität der Thematik nicht gerecht werden. Die Hypothese des vorliegenden Artikels lautet jedoch: Wenn EZA sinnvoll sein kann, dann nur, wenn sie einen bewusst integrativen, menschenwürdigen und rassismussensiblen Weg verfolgt und einigen wichtigen Prinzipien Beachtung schenkt. Die Aufstellung der Qualitätskriterien kann in diesem Sinne als Versuch verstanden werden, die nötigen Prinzipien und Grundhaltungen zu erfassen und einen möglichen Weg zu einer wirksamen und nachhaltigen EZA vorzuschlagen.

Zuletzt soll noch auf die Relevanz dieser Inhalte für die Soziale Arbeit eingegangen und der weitere Handlungsbedarf für die Profession eruiert werden. Internationale und grenzüberschreitende Soziale Arbeit setzt sich neben der Ausarbeitung und Verbreitung globaler Professionsstandards zum Ziel, globale Chancenungleichheiten zu vermindern, soziale Gerechtigkeit zu erhöhen sowie „langfristige und nachhaltige Entwicklungsprozesse anzustoßen“ (Wagner 2014: 102). Daher agiert Soziale Arbeit innerhalb des entwicklungspolitischen Geschehens und ist ein Teil der vergangenen sowie aktuellen EZA. Die Entwicklungspolitik des Globalen Nordens ist stark von ökonomischen Überlegungen und dem Blick auf wirtschaftliches Wachstum geprägt, sodass Konzepte wie Empowerment, Partizipation auf Augenhöhe oder die Anerkennung der Zielgruppen als Expert*innen ihrer eigenen Lebensrealitäten nicht immer im Fokus zu stehen scheinen. Sozialarbeiter*innen sind aufgrund ihrer fachlichen Expertise dazu qualifiziert und aufgefordert, ihr Wissen zu den hier vorgestellten Prinzipien zur Verfügung zu stellen. Im Entwicklungsdiskurs und in internationalen Aushandlungsprozessen soll grenzüberschreitende Soziale Arbeit professionelle sozialarbeiterische Standards einbringen und so einen Beitrag zu einer menschenwürdigen und ganzheitlichen internationalen Zusammenarbeit leisten.


Literatur

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Can, Halil (2015): Empowerment – Selbstermächtigung in People of Color-Räumen. In: Arndt, Susan/Ofuatey-Alazard, Nadja (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast, S. 587–597.

Collier, Paul (2008): Die unterste Milliarde. Warum die ärmsten Länder scheitern und was man dagegen tun kann. München: C.H. Beck.

Easterly, William (2006): Wir retten die Welt zu Tode. Für ein professionelleres Management im Kampf gegen die Armut. Frankfurt/Main: Campus.

Gabriel, Kokebe Haile/Kokemohr, Rainer (2007): Entwicklungszusammenarbeit. In: Straub, Jürgen/Weidemann, Arne/Weidemann, Doris (Hg.): Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kompetenz. Grundbegriffe – Theorien – Anwendungsfelder. Stuttgart: Metzler/Carl Ernst Poeschel, S. 627–636.

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Über die Autorin


Elsa Lindner, BA
elsa.lindner@edu.fh-joanneum.at

2017–2020 Studium der Sozialen Arbeit an der FH Joanneum Graz. Arbeitet derzeit in einer Kinderwohngruppe in Innsbruck.