soziales_kapital  
Dagmar Fenninger-Bucher, Gabriele Kronberger. Soziale Arbeit unter Druck. Zu den Auswirkungen  
des Fachkräfemangels mit Fokus auf das Studium der Sozialen Arbeit. soziales_kapital, Bd. 27 (2023).  
Rubrik: Sozialarbeitswissenschaf. ogsa. Printversion: http://www.soziales-kapital.at/index.php/  
27. Ausgabe 2023  
Akademisierung Sozialer Arbeit  
Soziale Arbeit unter Druck  
Zu den Auswirkungen des Fachkräftemangels mit Fokus  
auf das Studium der Sozialen Arbeit  
Dagmar Fenninger-Bucher & Gabriele Kronberger  
Zusammenfassung  
Die Praxiskoordination und -lehre in den Studiengängen der Sozialen Arbeit an den österreichischen  
Fachhochschulen fungiert als Brücke zwischen Lehre und Praxis. In diesem Beitrag werden die  
Auswirkungen und Implikationen des Fachkräftemangels in der Sozialen Arbeit mit Fokus auf das  
Studium und die damit verbundenen Entwicklungen untersucht. Aufgrund fehlender statistischer  
Daten wird der Referenzbereich Pflege zur Verdeutlichung der Situation herangezogen. Weiters  
werden die Ergebnisse einer Gruppendiskussion mit Praxiskoordinator*innen und Praxislehrenden  
aus den FH-Bachelorstudiengängen Soziale Arbeit aller neun Bundesländer präsentiert, die mittels  
qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet wurde. Eine Frequenzanalyse des Portals Jobverteiler  
ermöglicht quantitative Aussagen zur Rekrutierung von Studierenden in Arbeitsfeldern der Sozialen  
Arbeit. Die qualitativen Forschungsergebnisse machen zum einen erhöhten Arbeitsstress und  
Vereinbarkeitsprobleme von Studierenden der Sozialen Arbeit sichtbar und verdeutlichen zum  
anderen die Belastungen, denen Sozialarbeiter*innen aufgrund des bestehenden Personalmangels  
in der Praxis ausgesetzt sind. Auch die quantitative Auswertung von Stellenangeboten lässt  
diesbezügliche Rückschlüsse zu. Abschließend werden Empfehlungen zur Behebung der oben  
genannten Problematik diskutiert, wie zum Beispiel eine rasch durchzuführende umfassende  
Evaluierung des Bedarfs an Fachkräften der Sozialen Arbeit in Österreich.  
Schlagworte: Berufsanfänger*innen, Deprofessionalisierung, Fachkräftemangel, Personalsuche,  
Praxiskoordination, Praxislehre, Studierende, Vereinbarkeitsprobleme  
Abstract  
Fieldwork coordination and education in social work programs at Austrian universities of applied  
sciences act as a bridge between education and practice. This article examines the effects and  
implications of the shortage of social work professionals with a focus on intrinsic developments  
in study programs. Due to the lack of statistical data, the nursing system is used as a frame of  
reference to illustrate the situation. Methodically, a group discussion with coordinators and  
educators from all bachelor programs of universities of applied sciences across the nine federal  
states is presented by means of a qualitative content analysis. A frequency analysis of the portal  
“Jobverteiler” allows quantitative statements on the recruitment of students in various fields of  
social work. The qualitative research results reveal both increased work stress and compatibility  
problems of social work students, as well as stresses that social workers are exposed to in practice  
due to the existing shortage of personnel, which is also reflected in the quantitative evaluation of  
job offers. Finally, recommendations are made to solve the problems discussed above, such as a  
comprehensive evaluation of the need for social workers in Austria, which should be carried out as  
soon as possible.  
Keywords: entry-level professionals, deprofessionalization, professional shortage, personnel  
search, fieldwork coordination, fieldwork education, students, compatibility problems  
1
Einleitung  
AktuellbesteheninÖsterreichkeinevalidenDatenüberinderSozialenArbeitbeschäftigteFachkräfte  
oder über den konkreten aktuellen und künftigen Bedarf. Laut einer Schätzung des Österreichischen  
Berufsverbandes Sozialer Arbeit (OBDS 2023), die im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales,  
Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) durchgeführt wurde, kann lediglich  
festgestellt werden, dass im Erhebungszeitraum 1990–2021 gesamt 42.883 Sozialarbeiter*innen und  
Sozialpädagog*innen österreichische Ausbildungsstätten für Soziale Arbeit erfolgreich absolviert  
haben (vgl. OBDS 2023: 11). Von dieser Zahl kann jedoch nicht abgeleitet werden, wie viele Personen  
tatsächlich im Bereich der Sozialen Arbeit tätig sind. Die Situation am Arbeitsmarkt ist angespannt,  
in drei Bundesländern (Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg) gilt Soziale Arbeit (angeführt als  
„FürsorgerInnen, SozialarbeiterInnen“) als Mangelberuf (vgl. BMAW/BMI/BMEIA o.J.). Mit Blick auf  
Vergleichswerte aus dem Pflegebereich muss auch in der Sozialen Arbeit von einer Verschärfung  
des Fachkräftemangels und einer, wenn auch leicht zeitverzögerten, so doch ähnlichen Entwicklung  
ausgegangen werden. Der vorliegende Beitrag untersucht die Anzeichen eines Fachkräftemangels  
in der Sozialen Arbeit im Rückgriff auf die Einschätzungen der Praxiskoordination und -lehre in den  
Bachelorstudiengängen der Sozialen Arbeit an österreichischen Fachhochschulen, da diese als  
Brücke zwischen Sozialarbeitsstudium und den Praxisfeldern der Sozialen Arbeit fungieren, und  
fokussiert dabei insbesondere die Situation der Studierenden der Sozialen Arbeit.  
Um die Brisanz der Entwicklung der Arbeitssituation und Versorgungslage im Sozialbereich  
zu verdeutlichen, wird in einem ersten Schritt der bestehende Fachkräftemangel in den  
Gesundheitsberufen der bislang wenig erforschten Lage im Sozialbereich gegenübergestellt.  
Im Anschluss daran werden die methodische Vorgehensweise der quantitativ und qualitativ  
ausgerichteten Forschung dargelegt und deren Ergebnisse aufbereitet. Diese weisen auf eine  
verschärfte Lage für Studierende, Berufsanfänger*innen und im Sozialbereich beschäftigte  
Sozialarbeiter*innen hin, was mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Versorgungsqualität und  
damit auf die Adressat*innen Sozialer Arbeit verknüpft ist.  
2
Fachkräftemangel in den Arbeitsfeldern Gesundheit und Soziales  
Im Referenzbereich Pflegesektor wird der bestehende Fachkräftemangel seit 2017 statistisch  
erhoben und daraus können klare Prognosen bis zum Jahr 2030 erstellt werden. Eine Studie der  
Gesundheit Österreich aus dem Jahr 2019, die im Auftrag des BMSGPK erstellt wurde, zeigt bei  
aktuell rund 127.000 in der Pflege und Betreuung Beschäftigten (100.600 Vollzeitäquivalente) bis  
zum Jahr 2030 einen Zusatz- und Ersatzbedarf von rund 76.000 zusätzlich benötigten Pflege-  
und Betreuungspersonen. Der Zusatzbedarf ergibt sich aus der demografischen Entwicklung, der  
Ersatzbedarf entsteht aufgrund von Pensionierungen (vgl. Schönherr 2021).  
Um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken, wird seitens des BMSGPK im  
Rahmen einer Pflegereform mit insgesamt 20 Maßnahmen und einem Volumen von einer Milliarde  
Euro unter anderem ein monatlicher Gehaltsbonus für alle Pflegefachkräfte ausgeschüttet und eine  
zusätzliche Entlastungswoche eingeführt. Umsteiger*innen und Wiedereinsteiger*innen werden  
konkret gefördert, Personen in Ausbildung erhalten für die Zeit der Ausbildung/Praktika mindestens  
600 Euro monatlich. Zusätzlich wird ab 2023 vom Arbeitsmarktservice ein Pflegestipendium  
angeboten, für bestimmte Berufsgruppen kommen Kompetenzerweiterungen zum Tragen und es  
werden Erleichterungen für Nostrifikationen sowie für die Zuwanderung ausgebildeter Fachkräfte  
eingeführt (vgl. Schönherr 2021).  
Im Gegensatz zur Pflege konnten in der Sozialen Arbeit bislang keine vergleichbaren  
Bestrebungen ausgemacht werden, der Zuspitzung des Fachkräftemangels und damit einer  
Versorgungskrise für strukturell benachteiligte Personengruppen auf sozialpolitischer Ebene  
entgegenzuwirken. Zum aktuellen Zeitpunkt sind trotz finanziell ungünstiger Studien- und  
Arbeitsbedingungen, einem belastenden Arbeitsalltag, geringer Aufstiegschancen und teilweise  
fehlenderAnerkennunginderöffentlichenWahrnehmungmehrBewerber*innenfürdieStudiengänge  
der Sozialen Arbeit zu verzeichnen, als Studienplätze angeboten werden können. Im Wissen über  
den zunehmenden Fachkräftemangel und um dieser Entwicklung zeitgerecht entgegenzuwirken,  
wurde 2022 seitens der FH-Studiengänge, der Österreichischen Gesellschaft für Soziale Arbeit  
(ogsa) und des Österreichischen Berufsverbandes für Soziale Arbeit (OBDS) in einem ersten  
Schritt gegenüber dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF)  
ein deutlicher Ausbau der Studienplätze gefordert. Im vorliegenden Entwurf des FH-Entwicklungs-  
und Finanzierungsplans des BMBWF (2023) wurde jedoch deutlich gemacht, dass aktuell und bis  
zum Jahr 2025 kein Ausbau der Studienplätze im Bereich der Sozialen Arbeit vorgesehen ist – der  
Schwerpunkt liegt bei den MINT-Fächern.  
Ein Ausbau der Studienplätze wäre eine erste Maßnahme, um dem Fachkräftemangel im  
Sozialbereich entgegenzuwirken, da damit das Momentum noch ausbildungswilliger Personen  
wahrgenommen würde, das im Pflegebereich über Jahrzehnte verabsäumt wurde. Zugleich sollten  
auch im Sozialbereich Planungsschritte hin zu einer Finanzierung von Ausbildung und Praktika  
und (auch finanziellen) Steigerung der Attraktivität der Berufsfelder in Angriff genommen werden.  
Denn auch in der Sozialen Arbeit ist der Fachkräftemangel – je nach Arbeitsfeldern und Regionen  
– bereits sichtbar und wird auch medial thematisiert. So lieferte Gudrun Ostermann vor rund einem  
Jahr ein Stimmungsbild aus der Sozialen Arbeit in DerStandard:  
„Der Kinder- und Jugendhilfe droht der Kollaps, Sozialarbeiterinnen klagen über eine  
wachsende Belastung, es gibt kaum Bewerbungen auf offene Sozialarbeitsstellen,  
die Personalsuche ist langwieriger und mühsamer – der Fachkräftemangel ist im  
Bereich der sozialen Arbeit an vielen Ecken spürbar.“ (Ostermann 2022)  
Untermauert werden Ostermanns Überlegungen unter anderem durch eine im Jahr 2020  
veröffentlichte Studie zum Personalmangel im öffentlichen und sozialen Sektor. An der Studie  
nahmen 216 Führungskräfte aus den Bereichen Sozialwirtschaft, Gesundheitsdienstleistung und  
öffentliche Verwaltung teil. Als schwerwiegende Auswirkung des Personalmangels wird hier eine  
Verdichtung des Arbeitseinsatzes für bestehende Mitarbeiter*innen genannt (41%), und dass es  
zunehmend schwieriger werde, aktuelle Leistungen abzurufen (28%) oder auch neue Leistungen  
entwickelnundanbietenzukönnen(16%)(vgl.Bodenstorfer/Horak2020:9).Gesundheitsdienstleister  
setzen verstärkt monetäre Anreize ein (50%), was für die Sozialwirtschaft nicht in dem Ausmaß  
leistbar ist (36%) (vgl. ebd.: 15). Hohe Einigkeit (78%) besteht auch in der Wahrnehmung, dass  
die Personalrekrutierung schwieriger als vor 10 Jahren sei (vgl. ebd.: 9), 92% der befragten  
Führungskräfte gehen von einer weiteren Verschärfung des Personalmangels aus (vgl. ebd.: 23). Als  
Gegensteuerung wären unter anderem deutlich flexibilisierte neue Arbeits- und Fördermodelle zu  
entwickeln, die gerade im Sozialbereich als notwendig erachtet werden, um Vereinbarkeitsprobleme  
zu reduzieren und Perspektiven zu eröffnen (vgl. Gehrlach/von Bergen/Eiler 2022: 8–9).  
AuchimRahmenderregelmäßigstattfindendenVernetzungstreffenderPraxiskoordinator*innen  
und -lehrenden aller Fachhochschul-Bachelorstudiengänge Sozialer Arbeit in Österreich als  
Brücke zwischen Praxisstellen und Hochschule werden zunehmend Signale für einen Mangel an  
Fachkräften wahrgenommen und diskutiert. Die Autorinnen dieses Artikels untersuchen ausgehend  
von ihrer Tätigkeit als Praxiskoordinatorinnen in Bachelorstudiengängen der Sozialen Arbeit an den  
Fachhochschulen FH Campus Wien und FH Burgenland die Auswirkungen des Fachkräftemangels  
aufStudierendederSozialenArbeitausderPerspektivevonPraxiskoordinator*innenund-lehrenden.  
Das methodische Vorgehen orientiert sich am Forschungsinteresse mit der Fragestellung, wie sich  
der Fachkräftemangel in der Sozialen Arbeit auf Studierende der Sozialen Arbeit auswirkt.  
FürdieErhebungwurdeeinMixed-Method-Ansatzausgewählt.NebeneinerLiteraturrecherche  
stützt sich der qualitative Teil der Forschung auf eine leitfadengestützte Gruppendiskussion mit  
Vertreter*innen der öffentlichen österreichischen Fachhochschulen. Dabei interessierte, wie  
Praxiskoordinator*innen und -lehrende an österreichischen Fachhochschulen die Zusammenarbeit  
mit Sozialen Organisationen als Praktikumsstellen und deren Personalsituation wahrnehmen und  
mit welchen Herausforderungen Studierende der Sozialen Arbeit in Bezug auf die Praxis konfrontiert  
sind. Ausgehend von der damit verbundenen Hypothese, dass Studierende vermehrt als Fachkräfte  
eingesetzt werden, bildet eine Frequenzanalyse von Stellenangeboten auf der Plattform Jobverteiler  
über einen Zeitraum von sechs Monaten den quantitativen Teil der Forschung. In diesem Teil wird  
der Frage nachgegangen, in welchem Ausmaß Studierende der Sozialen Arbeit in Inseraten für  
Jobs im Sozialbereich angesprochen werden.  
3
Gruppendiskussion mit Praxislehrenden  
Im Zuge der Praxislehrenden-Vernetzung in den Studiengängen der Sozialen Arbeit der  
österreichischen Fachhochschulen wurde im April 2023 eine leitfadengestützte Gruppendiskussion  
nach Flick (2007) mit 20 Teilnehmer*innen durchgeführt. Die teilnehmenden Diskutant*innen sind  
Praxiskoordinator*innen und -lehrende an öffentlichen Fachhochschulen in Österreich und sie sind in  
Summe für rund 1000 Studierende pro Jahrgang in Bachelor- und Masterstudiengängen der Sozialen  
Arbeit zuständig. Es handelt sich daher um eine homogene, reale Gruppe mit einer gemeinsamen  
Interaktionsgeschichte und bereits entwickelten Handlungsformen (vgl. Flick 2007: 252). Es haben  
FH-Vertreter*innen aus allen neun Bundesländern an der Gruppendiskussion teilgenommen, alle  
haben sich mit einer anonymisierten Verwendung der Daten einverstanden erklärt.  
3.1 Methodisches Vorgehen  
Die Daten wurden mittels Audioaufnahme gesichert und entsprechend der inhaltlich-semantischen  
Transkription nach Kuckartz, Dresing, Rädiker und Stefer (2008) verschriftlicht (GD) sowie mit  
einer Zeilennummerierung versehen, wodurch eine Fokussierung auf die semantischen Inhalte  
der Redebeiträge erfolgen kann (vgl. ebd.: 27). Die Analyse folgt methodisch der qualitativen  
InhaltsanalysenachMayringineinemdeduktiv-induktivenWechsel.DiededuktiveHerangehensweise  
umfasst kategorisierende Fragestellungen in zwei Blöcken. Der erste Diskussionsblock ist der  
Vernetzung, Kooperation und Akquise von adäquaten Praxisstellen und dem bestehenden Wissen  
über die Personalsituation in der Praxis gewidmet. Im zweiten Block wird der Frage nachgegangen,  
inwiefern Studierende bereits zu Beginn des Studiums im Sozialbereich beschäftigt sind, direkt aus  
den Praxislernphasen für Jobs rekrutiert werden und welche Herausforderungen eine Berufstätigkeit  
im Sozialbereich während des Studiums mit sich bringt.  
Der diskussionsanregende und impulsgebende Charakter der Fragestellungen ohne Eingriffe  
in den sequenzierten Diskussionsverlauf erlaubt eine schrittweise induktive Kategorienbildung aus  
dem Material heraus, die computergestützt mit dem Softwareprogramm QCAmap erfolgt. Der  
interaktive Charakter des Methodentools folgt dem Ablaufmodell der qualitativen Inhaltsanalyse und  
stellt dieses sicher (vgl. Mayring 2019: 12–13). Damit verbunden ist eine erste Abstraktion von den  
und Subsumtion unter die bereits entwickelten Kategorien sowie eine Kategorienneubildung. Nach  
derBearbeitungvon10–15ProzentdesDatenmaterialsimerstenDurchgangwirdeineÜberarbeitung  
der Kategorien durchgeführt, darauf folgen der vollständige Durchgang der Daten, eine zweite  
Abstraktion, Auswertung und Hauptkategorienbildung. Als Kodiereinheiten werden Phrasen oder  
Wortfolgen verwendet, die Kontexteinheiten beziehen sich auf relevante Situationsdarstellungen und  
Erklärungsmodelle. Die qualitative Inhaltsanalyse arbeitet nicht mit gänzlich offenen, explorativen  
Verfahren, sondern leitet aus dem übergeordneten Forschungsinteresse die textanalytischen  
Fragestellungen ab (vgl. ebd.: 3).  
3.2 Forschungsergebnisse  
3.2.1 Soziale Organisationen erhöhen Akquise-Aktivitäten für Praktikums-  
stellen  
Der Koordinations-, Organisations- und Betreuungsbedarf in den Praxislernphasen der  
Studierenden wird seitens der Praxiskoordinator*innen und -lehrenden als anhaltend hoch  
eingeschätzt. Dabei handelt es sich um eine aktive Zusammenarbeit mit Praktikumsstellen, die  
Organisation von offenen Lehrveranstaltungen, Exkursionen, Practice Days, Praktikumsbörsen und  
ähnlich ausgerichteten Aktivitäten (vgl. GD: Z65–69). Diese dienen zum einen der Orientierung der  
Studierenden in den Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit und zum anderen sind sie der praxisnahen  
Ausrichtung Sozialer Arbeit als Handlungswissenschaft geschuldet. In diesem Kontext werden  
auch vermehrt Stellenausschreibungen Sozialer Organisationen an Studierende weitergeleitet (vgl.  
GD: Z61–63). Zeitgleich wird die Notwendigkeit, Praktikumsplätze zu akquirieren und Studierende  
bei der Identifizierung geeigneter Praktikumsstellen zu unterstützen, seitens der Praxislehre und  
-koordination an den Fachhochschulen als abnehmend beschrieben: „Ahm, also ich hab jetzt  
nicht den Eindruck, dass Akquise notwendig ist.“ (GD: Z50) Dies hängt unter anderem mit einer als  
neu bewerteten Entwicklung zusammen, nämlich dass soziale Organisationen erhöhte Aktivitäten  
und offensivere Techniken zur Bewerbung ihrer Praktikumsstellen einsetzen. Die Bereitschaft, in  
Praktikumsangebote zu investieren, zeigt sich in einer erhöhten Dichte an Angeboten und darin, dass  
Organisationen an die Fachhochschulen herantreten und die Erstellung eines eigenen Konzepts  
anbieten, um von Studierenden stärker wahrgenommen zu werden und deren Interesse zu wecken  
(vgl. GD: Z48–60). Dies beschränkt sich nicht nur auf originäre Sozialarbeitsfelder, sondern erstreckt  
sich zunehmend auch auf sozialarbeitsnahe Bereiche (vgl. GD: Z81).  
Die beschriebene Entwicklung ist damit zu begründen, dass soziale Organisationen in  
Praktika ein hohes Potenzial für die Jobakquisition sehen und über Praktikumsstellen Bindung  
herstellen (vgl. GD: Z78–80). Dies wird unter anderem dadurch evident, dass viele Studierende  
„sofort und aus dem Praktikum heraus Jobangebote“ (GD: Z81–82) und oftmals die Information  
erhalten, dass sie „ab Absolvierung von 50% des Studiums angestellt werden können“ (GD: Z152).  
3.2.2 „Da sieht man schon die Verzweiflung in der Praxis dahinter“  
(GD: Z95–96)  
In Zusammenhang mit erhöhten Anfrage- und Angebotsaktivitäten seitens sozialer Organisationen  
wird auch die Bezahlung von Praktikumszeiten vermehrt thematisiert. Von einzelnen Organisationen  
wird diese auch bereits angeboten, im Sinne von „wir bezahlen etwas, bitte leitet das weiter“  
(GD: Z79). Die Entgeltangebote einzelner Organisationen führen zu einer Ungleichstellung  
der Praktikumsstellen und mitunter zu Irritationen bei den Studierenden (vgl. GD: Z104–106)  
Diesbezüglich wird eine bundesweit einheitliche Regelung angeregt (vgl. GD: Z170).  
Der erhöhte Druck aufgrund des Personalmangels in den Arbeitsfeldern der Sozialen  
Arbeit wird teilweise an die Praxiskoordinator*innen an den Fachhochschulen adressiert und ist  
mit hohen Erwartungen verbunden. Dies zeigt sich in Bestrebungen, die eigene Organisation  
in Lehrveranstaltungen präsentieren zu dürfen und vermehrt im Vorwurf, dass zu wenige  
Sozialarbeiter*innen ausgebildet werden (vgl. GD: Z117–122). Bei geringen Rücklaufquoten  
auf Jobausschreibungen ist mit Rückfragen zu rechnen, ob Stellenausschreibungen seitens der  
Fachhochschule tatsächlich weitergeleitet worden sind und ob Studierende hinsichtlich des  
Arbeitsfeldes oder der Organisation seitens der Fachhochschule negativ beeinflusst würden (vgl.  
GD: Z141–144).  
3.2.3 Besetzung offener Sozialarbeitsstellen erschwert  
Als Ursachen für einen erhöhten Personalbedarf in den Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit werden  
zum einen die Zunahme an Arbeitsstellen und der Ausbau neuerer Bereiche wie beispielsweise  
die Schulsozialarbeit und Gewaltpräventionsberatung genannt. Zum anderen werden vermehrt  
Teilzeitstellen angeboten oder aufgrund persönlicher Anforderungen in Anspruch genommen,  
wodurch ein erhöhter Personalbedarf und -aufwand entsteht (vgl. GD: Z 221–225): „[D]a wird  
um jede Stunde gefeilscht.“ (GD: Z273) In manchen Bundesländern sind soziale Organisationen  
damit konfrontiert, dass die Arbeitsplätze in Nachbarländern wie beispielsweise der Schweiz  
höher dotiert sind. Angebote aus der Praxis, die diesen Parametern und der bereits beginnenden  
Pensionierungswelle Rechnung tragen würden, fehlen weitgehend (vgl. GD: Z215–218).  
Soziale Organisationen versuchen über Dauerausschreibungen, über Social Media, über  
Vernetzung und enge Kooperation mit den Fachhochschulen den Personalmangel zu kompensieren  
(vgl. GD: 229–236). „Wo früher 20 Bewerbungen waren, sind jetzt null.“ (GD: Z196) Der massive  
Rückgang an Bewerbungen führt zu laufender Personalsuche, Nachbesetzungen können erst nach  
einem halben Jahr Suche oder länger durchgeführt werden (vgl. GD: Z276–278). „Als Supervisorin  
merke ich das in Teams, dass das massiven Druck birgt, einfach auch niemanden nachbesetzen  
zu können.“ (GD: Z302–303) Diese Entwicklung führt dazu, dass auch Personen mit anderen oder  
fehlenden Ausbildungen eingestellt werden (vgl. GD: Z263), womit die Gefahr einhergeht, dass  
professionelle Identität und Berufsethik verlorengehen, die gerade für die Arbeit mit marginalisierten  
Gruppen von erhöhter Bedeutung ist (vgl. GD: Z289–295). Eine weitere Folge dieser Entwicklung  
stellt eine erhöhte Personalfluktuation dar; in diesem Zusammenhang fällt der Begriff „Drehtür-  
System“ (vgl. GD: Z229–234). Dies fußt unter anderem auf der Wahrnehmung, dass sich manche  
Berufsanfänger*innen bereits nach kurzer Zeit in der Sozialen Arbeit gegen die Profession  
entscheiden und in ihre Ursprungsberufe zurückkehren. Die Gesamtentwicklung fördert zudem die  
Konkurrenz zwischen Organisationen (vgl. GD: 244–247).  
In hochschwelligen Bereichen wie der Kinder- und Jugendhilfe sind mittlerweile überwiegend  
Berufsanfänger*innen tätig, weshalb psychische Belastungen und Stressfaktoren zunehmend  
thematisiert werden (vgl. GD: Z196–199). Zudem kann es durch Unterbesetzung zu „inadäquaten  
Praktikumsverhältnissen“ (GD: Z237) und zur Qualitätsminderung in der Versorgung kommen,  
indem auf sozialarbeiterische Berufserfahrung verzichtet werden muss und Praktikant*innen als  
interimistische Arbeitskräfte eingesetzt werden.  
Weitere Implikationen des Fachkräftemangels sind die erschwerten Bedingungen für  
Weiterentwicklungen und Berufsfelderweiterungen der Sozialen Arbeit. Die Sinnhaftigkeit der  
Positionierung neuer Projekte wird in Frage gestellt, wenn Jobs nicht besetzt werden und damit  
Qualität und Versorgung nicht gewährleistet werden können. „Wäre es nicht klüger, solche Konzepte  
[zum Beispiel sozialgeriatrische Projekte] momentan nicht rauszugeben, zu warten, bis man mehr  
Sozialarbeiter*innen ausbildet?“ (GD: Z345–346) Zurückhaltung wird in diesem Kontext als sinnvoll  
und realitätsbezogen identifiziert und ist zugleich mit dem Wissen verbunden, dass es dadurch  
zu Rückschritten in der Professionalisierung und verminderten Chancen einer umfassenden  
psychosozialen und kooperativen Arbeit sowie Weiterentwicklung kommen kann (vgl. GD: Z347).  
Die zunehmende Schwierigkeit der (Nach-)Besetzungen offener Sozialarbeitsstellen führt zur  
Überforderung der beschäftigten Sozialarbeiter*innen, zu Versorgungsmängeln und -lücken im  
psychosozialen Bereich, die sich unmittelbar auf Adressat*innen auswirken. Letztlich leistet der  
EinsatzwenigerqualifizierterArbeitskräfteeinerDeprofessionalisierungderSozialenArbeitVorschub,  
wovon auch Studierende und Berufsanfänger*innen maßgeblich betroffen sind. Die Rolle des  
Arbeitsmarktservices (AMS) in Bezug auf die Arbeitssuche und -vermittlung von Sozialarbeitsstellen  
wird in diesem Zusammenhang als kaum wahrnehmbar beschrieben, da Stellenausschreibungen  
direkt im Sozialbereich gestreut und über Fachhochschulen (Rekrutierung von Studierenden)  
sowie über Jobportale, organisationsinterne Websites und Social Media lanciert werden (vgl. GD:  
Z378–381). Damit ist die Problematik verbunden, dass Fachkräftemangel in einer Branche und die  
Ausweisung von Mangelberufen über die Meldungen beim AMS definiert wird – während dieses die  
Personalsituation in Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit weder statistisch erfasst noch entsprechend  
wahrnimmt (vgl. GD: Z440–445).  
3.2.4 Studierende und Berufsanfänger*innen in belastendem Arbeitsstress  
Der Personaldruck in Einrichtungen der Sozialen Arbeit kann sich für Studierende dahingehend  
auswirken, dass sie im Zuge der Praktikumszeiten als Arbeitskräfte gesehen und eingesetzt  
werden. Dies passiert mitunter auf Kosten der Qualität in den Praxislernphasen und kann zu  
Überforderungssituationen führen (vgl. GD: Z298–302). „Also das ist für die Studierenden, die  
auch sehr fit sind, frustrierend.“ (GD: Z368–369) Sind die Berührungen mit der Arbeitswelt  
negativ aufgeladen, kann sich gerade bei jüngeren Studierenden die Intention verstärken, weiter  
zu studieren und den Arbeitsmarkt noch zu meiden und/oder die Wochenarbeitszeit möglichst  
gering zu halten (vgl. GD: Z370–371). Es kann auch dazu führen, dass Studierende nach einem  
absolvierten Praktikum die Wahl der Studienrichtung in Frage stellen, weil sie sich nicht zutrauen,  
den Arbeitsdruck und das hohe Arbeitspensum unter anhaltendem Personalmangel bewältigen zu  
können (vgl. GD: Z280–286).  
Aufgrund der Praktikumserfahrungen sind Studierende der Sozialen Arbeit über  
Personalengpässe im Sozialbereich gut informiert. Die angespannte Personalsituation zeigt sich  
unter anderem auch in der mittlerweile hohen Nebenbeschäftigungsquote im Vollzeitstudium:  
Vielfach arbeiten Studierende bereits vor Studienbeginn und spätestens nach Absolvierung des  
Orientierungspraktikums in Sozialeinrichtungen (vgl. GD: Z394–405). Das wirft für sie vermehrt  
die Sinnfrage nach einem einschlägigen Studium auf, da die Chancen hoch sind, auch ohne  
entsprechende Ausbildung in den Jobs ihrer Wahl arbeiten zu können (vgl. GD: Z149–150). Diese  
Frage wird auch vermehrt an Hochschullehrende adressiert: „Warum studiere ich das überhaupt?  
Ich könnt sowieso einen Job kriegen jetzt.“ (GD: Z:278–279)  
Die hohe Beschäftigungsquote im Vollzeitstudium der Sozialen Arbeit ist zurückzuführen auf  
eineexistenzielleNotwendigkeitfürStudierendeaufgrundallgemeinerhöhterLebenserhaltungskosten  
einerseits und andererseits auf den verstärkten Personaldruck in den Arbeitsfeldern der Sozialen  
Arbeit und die damit zusammenhängenden vermehrten Rekrutierungen. Dies wirft neue  
Spannungsfelder im Studienbetrieb auf:  
„Das heißt für uns – und dieses Bild haben wir derzeit in der Vollzeit-Form – immer  
mehr Studierende, die eigentlich gar nimmer studieren können, weil sie so viel  
arbeiten. Und wir kommen total ins Strudeln und das fangt schön langsam an:  
kommissionelle Prüfungen, negative Arbeiten, massenhaft plötzlich Einreichungen  
bei Anrechnungen auch in der Vollzeit-Form, wo wir jetzt überlegen müssen, wie  
gehen wir damit um? Und das machts ein bisschen schwierig, [...] dass die Qualität  
gleich bleibt. Und das macht mir Sorgen.“ (GD: Z152–159)  
Auch die Vereinbarkeit von Studium, Job und verpflichtenden Praktika wird von Studierenden  
zunehmend problematisiert. Eine der aktuell großen Herausforderungen stellt die Finanzierbarkeit  
des täglichen Lebens dar, die neben dem Studium eine Erwerbstätigkeit notwendig macht und  
von mehrwöchigen, großteils unbezahlten Praktikumszeiten konterkariert wird. Vielfach kommt es  
zu Überforderungen aufgrund der Angst, „ich kann mir kein Praktikum leisten, ich muss arbeiten  
gehen“ (GD: Z483). Studierende thematisieren vermehrt ihr Bedürfnis, ihre private und existenzielle  
Lebenssituation entsprechend zu berücksichtigen, wodurch die Erfüllung der Mindestanforderungen  
imStudiumerschwertwird.Eswirdwahrgenommen,dasssichdiegenanntenVereinbarkeitsprobleme  
und Anzeichen von Überforderung während des Studiums in den letzten Jahren verstärkt haben  
(vgl. GD: Z545–550).  
MöglicherweisePandemie-bedingteSensibilisierungenundVerunsicherungenhinsichtlichder  
Selbstwirksamkeit und der Bewältigbarkeit von Herausforderungen verschärfen die Lebenssituation  
von Studierenden und schwächen ihr Selbstvertrauen in fordernden Praktikumssituationen (vgl.  
GD: Z537–541). Diese Ausgangssituation bedarf verstärkter Rücksichtnahme im Rahmen der  
Studiengangs-Organisation und erhöht wiederum das Konfliktpotenzial in Bezug auf die Praktikums-  
und Berufsanforderungen in der Praxis (vgl. GD: Z567–575, Z577–589).  
Während das Wissen, aktuell viele Beschäftigungsmöglichkeiten als Sozialarbeiter*in zu  
haben, Studierenden der Sozialen Arbeit auch Sicherheit vermitteln kann, birgt der Personaldruck  
in der Praxis zugleich Gefahren. Der drängende Markt und damit verbundene rasche Einstellungen  
von Personen, die sich noch in Ausbildung befinden, bedeuten mitunter unausgereiftes Onboarding,  
Mentoring und verkürzte Einschulungsphasen (vgl. GD: Z365–367). Sie können dazu führen, dass  
Neuzugänge „relativ schnell wieder hinausfallen aus diesen Systemen“ (GD: Z365–368). Diese  
Ausgangssituation führt auch zu raschen Karriereaufstiegen und hoher Verantwortungsübernahme  
in Leitungspositionen innerhalb kürzester Zeit, die ebenso wie die Kompensation fehlender  
Mitarbeiter*innen in Überforderung münden kann (vgl. GD: Z201–206). In diesem Zusammenhang  
werden Aussagen von Berufsanfänger*innen wie, „Ich mach einen Job für drei Leute, weil es fehlt“  
(GD: Z207), zitiert.  
4
Analyse von Stellenausschreibungen im „Jobverteiler“  
Die Plattform „Jobverteiler“ (Sozialarbeit.job – Jobangebote fuer SozialarbeiterInnen) ist ein seit  
2004 ehrenamtlich geführter Emailverteiler (ursprünglich nur von DSA für DSA),i bei dem sich  
Jobsuchende registrieren können und Jobangebote von Einrichtungen im Sozialbereich per E-Mail  
an alle registrierten Personen (laut Website sind das seit Bestehen über 7000) weitergeleitet werden.  
In dieser Forschung geht es nicht darum, die Menge an Jobangeboten im Sozialbereich bzw.  
die Veränderungen über den untersuchten Zeitraum aufzuzeigen – dafür wären die untersuchten  
Stellenangebote auch nicht repräsentativ –, sondern darum, mittels Analyse von Jobangeboten  
die aufgestellte Hypothese zu überprüfen, dass Bachelor-Studierende der Sozialen Arbeit bedingt  
durch den Fachkräftemangel als mögliche Mitarbeiter*innen angeworben werden.  
a.  
Methodisches Vorgehen  
Ausgehend von den im Jobverteiler ausgeschriebenen Stellen im Sozialbereich wurde eine  
Frequenzanalyse anhand des Merkmals „in Ausbildung“ über den Zeitraum von sechs Monaten  
durchgeführt. Die Jobangebote beziehen sich fast ausschließlich auf Wien und Niederösterreich,  
vereinzelt auch auf das Burgenland und selten auf Gesamtösterreich. Im untersuchten Zeitraum von  
01. Februar 2023 bis 31. Juli 2023 wurden 631 Emails verschickt. Manche Stellenausschreibungen  
waren auf nicht mehr aktive Websites verlinkt und konnten somit nicht berücksichtigt werden. Wenn  
eine E-Mail mehrere Jobangebote beinhaltete, wurden alle verwertet. Da sich die Forschung auf  
Bachelor-Studierende der Sozialen Arbeit bezieht und das Interesse dem Anforderungsprofil gilt,  
wurden jene Ausschreibungen ausgeschlossen, in denen dezidiert und ausschließlich nach anderen  
Professionen, wie beispielsweise administrativen Kräften, Trainer*innen mit Lehrabschluss, DPGKP,  
Jurist*innen oder Hochschullehrenden, gesucht wurde oder die eine sehr spezifische Zielgruppe,  
z.B. Peerberatung, ansprachen. Letztendlich wurden 634 Stellenangebote einer genaueren Analyse  
unterzogen. Im Verlauf des Beobachtungszeitraums von sechs Monaten wurden vereinzelt völlig  
identeJobangebotegestelltbzw.lanciertenmanche(sehrgroße)TrägereheroffeneAusschreibungen  
und bezogen sich nicht auf spezifisch zu besetzende Positionen. Idente Stellenausschreibungen  
könnten die Hypothese des Fachkräftemangels in der Sozialen Arbeit untermauern, sie können aber  
auch Aufschluss über die Häufigkeit der Nutzung des Jobverteilers einzelner Einrichtungen geben.  
Für die Überprüfung der Hypothese war das nicht von Belang.  
Methodisch besteht die Herausforderung darin, dass eine nicht abgeschlossene Ausbildung  
im Anforderungsprofil unterschiedlich bezeichnet wird. Das reicht von „vorzugsweise eine  
abgeschlossene Ausbildung“, über „Überzahlung bei abgeschlossener Ausbildung“ bis zu „im  
Ausbildungsfinale“ oder „Student*in der Sozialen Arbeit“. Somit konnte bei der Quantifizierung  
nicht „losgelöst vom Gegenstand und seiner Bedeutung vorgegangen werden“ (Früh 2017:  
41). Viele Ausschreibungen im Sozialbereich richten sich nicht nur an Absolvent*innen eines  
Studiums Sozialer Arbeit. Trotz der Breite der angesprochenen Professionen erfolgt allerdings eine  
Differenzierung bei der Einstufung in Kollektivverträge. In dieser Forschung konnten monetäre  
Unterschiede abhängig von Berufsfeldern und Aufgabengebieten nicht berücksichtigt werden, auch  
wenn diese Differenzierung ein wichtiger Indikator für die Anerkennung und die unterschiedlichen  
Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit sein kann.  
b.  
Forschungsergebnisse der Frequenzanalyse  
Für die Auswertung wurden alle Stellenangebote nicht nur nach Berufsfeld, sondern parallel dazu auf  
die Bezeichnung der Jobposition hin untersucht. In den 50 Stellenangeboten für Leitungsfunktionen  
(in unterschiedlichen Hierarchieebenen, auch stellvertretende Leitung, teilweise gekoppelt mit  
Basisarbeit) werden wenig überraschend keine Bewerber*innen in Ausbildung angesprochen. Dafür  
richten sich neun Sommerjobs und geringfügige Jobs dezidiert auch an Personen in Ausbildung,  
wobei überrascht hat, dass eine Trägerorganisation für diese bezahlte Tätigkeit auch gleich eine  
Praktikumsbestätigung verspricht.  
Insgesamt 194 Stellenausschreibungen haben dezidiert nach Sozialarbeiter*innen  
gesucht (auch wenn vereinzelt auch andere Professionen angeführt wurden), viele davon aus der  
behördlichen Sozialarbeit, aber auch aus der Wohnungslosenhilfe, dem Zwangskontext oder dem  
Suchtbereich. In keiner dieser Ausschreibungen wird erwähnt, dass sie sich auch an Personen  
in Ausbildung richten würden. 54 der untersuchten Angebote sind dem sozialpädagogischen  
Bereich zuzuordnen. Die Anforderungen sind hier komplexer, was auch die Ausbildungslandschaft  
der Sozialpädagogik widerspiegelt. Auf der anderen Seite wurde häufig auf die entsprechenden  
gesetzlichen Bestimmungen in den Kinder- und Jugendhilfegesetzen Bezug genommen. In acht  
Ausschreibungen wird in unterschiedlicher Formulierung eine nicht abgeschlossene Ausbildung  
erwähnt. Nicht klar interpretiert werden konnte die Klammer bei „(abgeschlossene) einschlägige  
Ausbildung“ und wird somit nicht dazu gezählt. Die 88 Jobangebote der Jugendarbeit nennen als  
Anforderung häufig Aus- und Fortbildungen, verlangen also kein abgeschlossenes Studium der  
Sozialen Arbeit, in neun wird die Formulierung „in Ausbildung“ bzw. „anderweitige Erfahrungen“  
verwendet. Auch hier findet sich eine nicht zuordenbare Bezeichnung mit „(abgeschlossen)“ in  
Klammer und eine weitere mit „ausreichende Kenntnisse […] erwünscht“.  
In der Auswertung am herausforderndsten waren die 239 Jobangebote mit nicht klaren  
Berufsbezeichnungen, wie z.B. Berater*in, Betreuer*in, aber auch Coach, Assistent*in etc. Sie waren  
auch entsprechend breit im Anforderungsprofil, haben unterschiedliche Professionen angesprochen  
und mögliche Ausbildungen angeführt. Auch wenn es nicht Gegenstand dieser Forschung ist, gab  
es in dieser Gruppe die stärksten Schwankungen in den angeführten Gehältern und Einstufungen.  
Die Ergebnisse werden hier geordnet nach Berufsfeldern dargestellt:  
23 sind der Wohnungslosenhilfe zuzuordnen, davon ist in acht Ausschreibungen die  
Rede davon, dass eine einschlägige Ausbildung ideal bzw. von Vorteil wäre.  
In einer der fünf Anzeigen der Stadtteilarbeit werden keine Anforderungen an die  
Ausbildung gestellt und somit auch Personen in Ausbildung angesprochen.  
Bei den 72 Anzeigen aus dem Bereich Menschen mit Behinderungen sind 51 von  
demselben Träger, bei allen stellt die „laufende Ausbildung“ eine mögliche  
Anforderung dar. Auch von den restlichen 21 sind acht an Personen „in Ausbildung“  
als Option adressiert, eine ist ohne konkrete Angaben.  
Im Bereich Asyl/Migration wird bei manchen von „vorzugsweise eine abgeschlossene  
Ausbildung“ gesprochen, diese werden nicht als „in Ausbildung“ gewertet. In einer  
Ausschreibung wird dezidiert „in Ausbildung“ als Option gegeben, zwei weitere  
richten sich auch an Studierende im 2. Abschnitt mit abgeschlossenen Praktika.  
Arbeitsmarktpolitischer Kontext: von 46 Jobangeboten ist bei zweien eine abge-  
schlossene Ausbildung „von Vorteil“ bzw. „erwünscht“, alle anderen verlangen  
eine abgeschlossene Ausbildung, wenn auch in unterschiedlichen Bereichen.  
Gewaltschutz: die 11 Angebote für die Arbeit im Frauenhaus (ein Träger) haben alle  
als Option „oder im Ausbildungsfinale“.  
43 Jobs sind aus dem Bereich der Arbeit mit psychisch Erkrankten. Zweimal wird  
eine Ausbildung als „von Vorteil“ bezeichnet, 24 Ausschreibungen kommen vom  
selben Träger, der bei 20 ausgeschriebenen Positionen zwar eine Ausbildung  
verlangt, bei der Entlohnung aber von einer freiwilligen Überzahlung bei einer  
Ausbildung schreibt.  
Die restlichen 15 Stellenausschreibungen fallen unter „Sonstige Berufsfelder“;  
auch wenn sie unterschiedliche Professionen ansprechen, findet sich nirgends „in  
Ausbildung“ als mögliche Anforderung.  
Auch wenn durch Frequenzanalysen der Nachweis empirischer Zusammenhänge oft schwach  
ist (vgl. Schnell/Hill/Esser 2013: 404), zeigen die Ergebnisse, dass Stellenausschreibungen im  
Sozialbereich durchaus auch Personen in Ausbildung ansprechen. Dies geschieht am häufigsten  
in der zuletzt untersuchten Kategorie, den nicht klaren Berufsbezeichnungen. Die im dritten Kapitel  
beschriebenen Ergebnisse der Gruppendiskussion bestätigen dies. Die Frequenzanalyse kann  
nicht beantworten, ob Bewerbungen von Menschen in Ausbildung bei Einrichtungen, die eine  
abgeschlossene Ausbildung verlangen, dennoch berücksichtigt werden und lässt außer Acht, dass  
Personalrekrutierung nicht nur über Stellenausschreibungen läuft, sondern Studierende vielfach im  
Rahmen ihrer Praktika in Kontakt mit ihren künftigen Arbeitgeber*innen kommen.  
5
Fazit  
Soziale Arbeit gerät zunehmend unter Druck. Bei weiterhin mangelnder sozialpolitischer  
Gegensteuerung ist mit einer Reduktion der Leistungsmengen und einer Gefährdung der  
Versorgung zu rechnen, was insbesondere Randgruppenarbeit betrifft. Weiters ist von einer  
Deprofessionalisierung auszugehen, wenn Qualitätsstandards redimensioniert bzw. wenn Personen  
mit nicht einschlägiger Ausbildung in Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit eingesetzt werden  
müssen. Wie die Frequenzanalyse zeigt, sind Stellenausschreibungen hinsichtlich der Qualifikation  
potenzieller Bewerber*innen oft breit formuliert. Wenngleich unterschiedliche Professionen in  
einem Team durchaus eine Bereicherung darstellen können, wird es problematisch, wenn durch  
den Fachkräftemangel die Perspektive der Sozialen Arbeit aus Berufsfeldern verdrängt wird, weil  
Stellen nur noch mit Personen aus anderen Professionen besetzt werden können (z.B. Jurist*innen  
in der Erwachsenenvertretung, Psycholog*innen in der psychosozialen Beratung, Absolvent*innen  
freizeitpädagogischer Ausbildungen in der Jugendarbeit). Auch wenn in Stellenangeboten nur  
vereinzelt dezidiert in Ausbildung befindliche Personen angesprochen werden, nehmen die  
Praxislehrenden ein vermehrtes Recruiting durch soziale Einrichtungen während des Studiums  
wahr, dies trifft auch auf hochschwellige Arbeitsbereiche zu.  
Aufgrund der hohen Beschäftigungsrate und der von Arbeitgeber*innen erwarteten  
Flexibilität geraten Studierende auch in den Vollzeit-BA-Studiengängen zunehmend unter Druck  
hinsichtlich der Absolvierung der studienspezifischen Leistungserfordernisse. Sichtbar wird dies  
im Anstieg der Studienunterbrechungen und anhand der Wiederholungen von Studienjahren. Auch  
die Absolvierung der zeitlich festgelegten und großteils unbezahlten Praktika von durchschnittlich  
600 Arbeitsstunden während des BA-Studiums werden von Studierenden der Sozialen Arbeit  
zunehmend als Belastung und Herausforderung hinsichtlich der Vereinbarkeit mit bestehenden  
Erwerbsarbeitsverpflichtungen wahrgenommen.  
Da Stellenausschreibungen und -vermittlungen meist nicht über das Arbeitsmarktservice,  
sondern innerhalb der Community, über entsprechende Portale wie den untersuchten Jobverteiler  
sowie über Websites der sozialen Organisationen und über Fachhochschulen lanciert werden, fehlen  
statistische Daten über die tatsächliche Dimension des Fachkräftemangels in der Sozialen Arbeit.  
Die Forderungen nach einem deutlichen Ausbau an Ausbildungsplätzen und einer Attraktivierung  
der Studien- und Arbeitsbedingungen gehen deshalb vielfach ins Leere. Dies zeigt sich unter  
anderem auch darin, dass trotz jahrzehntelanger Bestrebungen nach wie vor ein Berufsgesetz für  
Sozialarbeiter*innen fehlt.  
Ausgehend von den Forschungsergebnissen werden die folgenden Empfehlungen  
ausgesprochen: In einem ersten Schritt sollte der Bedarf an Fachkräften der Sozialen Arbeit,  
ähnlich wie im Pflegebereich, umfassend evaluiert werden, damit es möglich wird, ergebnisbasiert  
entsprechende Maßnahmen zu entwickeln und zu implementieren. Dazu braucht es eine Analyse der  
derzeitigen Besetzung von Stellen im Sozialbereich, um eine mögliche Verdrängung der Profession  
in manchen Berufsfeldern, oder auch die Ausdifferenzierung nach Qualifikation/Verwendung und die  
damit oft einhergehende schlechtere Bezahlung sichtbar zu machen. Des Weiteren und unabhängig  
davon wäre es sinnvoll, sowohl im Rahmen der Arbeitssuche als auch in der Angebotslegung das  
AMS verstärkt einzubeziehen, da so der Fachkräftemangel in der Sozialen Arbeit auch in dieser  
staatlichen Institution sichtbar gemacht werden kann und Entscheidungsträger*innen Argumentation  
und Handlungsgrundlage für die künftige Gestaltung des Studiums und der Profession erhalten.  
In weiterer Folge sollten Studienplätze der Sozialen Arbeit möglichst rasch ausgebaut werden.  
Darüber hinaus sind Studium und Praktikumszeiten leistbar zu gestalten, um Studierenden die  
Deckung ihrer Lebenserhaltungskosten zu ermöglichen, wie es im Pflegebereich bereits umgesetzt  
wird. Abschließend sei auf die Notwendigkeit hingewiesen, auch die finanziellen Bedingungen in  
den Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit attraktiver zu gestalten.  
Verweise  
i
DSA steht für „Diplomierte Sozialarbeiter*in“, eine Bezeichnung für Absolvent*innen einer Sozialakademie, die Ausbildungsform für  
Sozialarbeit bis zur Einführung der akademischen FH-Studiengänge.  
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Über die Autorinnen  
FH-Prof.in Gabriele Kronberger, MA MSc  
Praxiskoordination, Lehre und Forschung an der FH Campus Wien; Supervisorin in freier Praxis;  
Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Soziale Arbeit (ogsa).  
Dagmar Fenninger-Bucher, MA  
Hochschullehrende und Praxiskoordinatorin FH Burgenland, Campus Eisenstadt; Nebenberuflich  
Lehrende FH Campus Wien; Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Soziale Arbeit  
(ogsa).