Patricia Renner & Barbara Stefan. Die (Weiter-)Entwicklung sozio-digitaler Kompetenzen in der  
dualen Berufsausbildung. Das Projekt „Digital Spaces. soziales_kapital, Bd. 28 (2024). Rubrik:  
Sozialarbeitswissenschaſt. St. Pölten. Printversion: http://www.soziales-kapital.at/index.php/  
28. Ausgabe 2024  
Soziale Arbeit, Staat und Zivilgesellschaft  
Die (Weiter-)Entwicklung sozio-digitaler Kompetenzen  
in der dualen Berufsausbildung  
Das Projekt „Digital Spaces“  
Patricia Renner & Barbara Stefan  
Zusammenfassung  
Dieser Beitrag gibt Einblick in die Entwicklung eines Konzepts für Lehrende und Ausbildungskräfte  
zur Vermittlung digitaler Kompetenzen in der dualen Berufsausbildung. Das Konzept wurde  
im Rahmen des Projektes „Digital Spaces“ von einem Team des Ilse Arlt Instituts für Soziale  
Inklusionsforschung der FH St. Pölten gemeinsam mit Jugendlichen und Ausbildungskräften  
entwickelt. Der Artikel geht zunächst näher auf die Bedeutung von Digitalisierung und sozio-digitale  
Ungleichheiten ein, ebenso werden das Forschungsprojekt und die methodische Vorgehensweise  
präsentiert. Im nächsten Schritt werden relevante Aspekte aus dem Entwicklungsprozess dargelegt  
und das Konzept in seinen Grundzügen vorgestellt. Die Weiterentwicklung digitaler Kompetenz wird  
dabei nicht nur auf einer technischen, sondern auch auf einer sozialen Ebene gedacht. Abschließend  
werden Erfahrungen in der Anwendung des Konzepts und daraus resultierende Ableitungen und  
Implikationen für dessen Verwendung resümiert.  
Schlagworte: digitale Medienkompetenz, digitale Bildung in der dualen Berufsausbildung, digitales  
Lernen, digitale Lernmaterialien, sozio-digitale Ungleichheit  
Abstract  
This article provides insights into the development of a concept for teachers and trainers to teach  
digital skills in dual vocational training. It was developed by a team from the Ilse Arlt Institute  
for Social Inclusion Research in the context of the year-and-a-half project “Digital Spaces” in  
collaboration with young people and training professionals. The article discusses the significance  
of digitalization and socio-digital inequalities and their relevance for young people. It then presents  
the research project and its methodological approach. Subsequently, it outlines relevant aspects  
from the development process and presents the concept in its basic outlines. In this context, digital  
skills are understood on both a technical and a social level. Finally, the article summarizes the  
experiences of applying the concept and the implications for its use.  
Keywords: digital literacy, digital education in dual vocational training, digital learning, digital divide,  
socio-digital inequality  
1
Einleitung  
Die fortschreitende Digitalisierung hat starke Auswirkungen auf Arbeitswelten (vgl. Dorr/Enichlmair/  
Heckl/Ziegler 2016: 11–13) und damit auch auf die Bildung und Ausbildung. Mittlerweile sind in  
vielen, auch niedrig- und mittelqualifizierten oder handwerklichen Berufen digitale Kompetenzen  
notwendig, z.B. für administrative Belange wie Zeiterfassung, Dokumentation, digitale  
Kommunikation im Team, Bestellungen, elektronische Kassensysteme. Durch diese Veränderungen  
wird „Digitalisierung selbst zum Gegenstand von Bildung“ (Scheiter 2021: 1040), die die Lernenden  
zur kompetenten Nutzung digitaler Medien für den Alltag und das spätere Berufsleben befähigen  
soll. Scheiter gibt diesbezüglich zu bedenken, dass es einer Erweiterung von Bildungszielen um  
Medienkompetenz im Unterricht bedarf: „Die zunehmende Digitalisierung verändert Bildung […] im  
Hinblick auf die Gestaltung ihr zugrundeliegender Lehr- und Lernprozesse“ (ebd.: 1040). In Weiter-  
und Ausbildungskontexten sind digitale Lernformate dadurch vermehrt in den Fokus gerückt (vgl.  
Knopf/Eckle 2021: 22–23).  
In Österreich wurden von staatlicher Seite mit der „Digitalisierungsoffensive“ zahlreiche  
Maßnahmen zum Ausbau digitaler Bildung gesetzt. Im Rahmen des digitalen Kompetenzmodells  
DigComp 2.2 (vgl. BMDW 2021) wurden etwa digitale Kompetenzen neben Lesen, Schreiben  
und Rechnen zur vierten notwendigen Grundkompetenz erklärt. Digitale Grundbildung ist nun  
fixer Bestandteil der Lehrpläne der Primar- und Sekundarstufen (vgl. BMBWF o.A.; BMDW 2021),  
seit 2021 werden Schüler*innen ab der 5. Schulstufe mit entsprechenden digitalen Endgeräten  
ausgestattet. Hinzu kommen eine Verbesserung der allgemeinen digitalen Infrastruktur an Schulen  
(WLAN und Glasfaserausbau etc.), Weiterbildungen der Lehrkräfte usw. (vgl. BMBWF o.A.; OeAD  
2024).  
KinderundJugendlichewachsenmitdigitalenMedienbereitsaufundstehenzudemimFokus  
von digitalen Bildungsoffensiven, wie jener der österreichischen Regierung. Sie werden häufig als  
„Generation Digital Natives“ (Prensky 2001) bezeichnet, jedoch zeigen Studien zum Medienverhalten  
von Jugendlichen (vgl. Schulmeister 2009), dass diese Zuschreibung Erwartungshaltungen,  
wie beispielsweise jene einer bereits ausgeprägten Medienkompetenz, erzeugt, denen viele  
Jugendliche nicht entsprechen können. Denn in Bezug auf die Nutzungsfrequenz, Nutzungsmotive  
und Medienkompetenz bestehen starke Unterschiede, die entlang bereits bestehender sozio-  
ökonomischer Ungleichheiten verlaufen (vgl. ebd.). Um digitale Medien in allen Lebenswelten  
gezielt einsetzen zu können, sind Medienkompetenz und speziell das Wissen um rechtliche  
Rahmenbedingungen und Datenschutz von essentieller Bedeutung, sie sollten entsprechend  
umfassend in sämtlichen Bildungskontexten vermittelt werden (vgl. Bock-Schappelwein/Reinstaller  
2012: 142–144). Medienkompetenz umfasst in diesem Zusammenhang neben technischen  
Fertigkeiten auch eine kritisch-reflexive Nutzung digitaler Angebote mit Blick auf Chancen und  
Risiken für die eigene Person und ihr Umfeld (vgl. Scheiter 2021: 1040–1041).  
Diese Überlegungen waren der Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Konzepts  
für Lehrende und Ausbildungskräfte zur Vermittlung digitaler Kompetenzen in der dualen  
Berufsausbildung. Es wurde im Rahmen des Projektes „Digital Spaces“ (vgl. Huber/Renner/Stefan  
2023) gemeinsam mit Jugendlichen und Ausbildungskräften in der dualen Berufsausbildung  
entwickelt und wird in diesem Beitrag präsentiert. Um den Entwicklungsprozess des Konzeptes  
darzulegen, werden folgend zunächst Überlegungen zur Bedeutung von Digitalisierung und sozio-  
digitalen Ungleichheiten angestellt und hinsichtlich ihrer Relevanz für Jugendliche diskutiert. Daran  
anschließend werden das Forschungsprojekt und die methodische Vorgehensweise präsentiert.  
Im nächsten Schritt werden relevante Aspekte aus dem Entwicklungsprozess dargelegt und das  
Konzept in seinen Grundzügen vorgestellt. Abschließend werden Erfahrungen in der Anwendung  
des Konzepts und daraus resultierende Ableitungen und Implikationen für dessen Verwendung  
resümiert.  
2
Zur Bedeutung der Digitalisierung  
2.1 Digitalisierung und digitale Ungleichheiten  
Der Begriff Digitalisierung beschreibt sowohl einen technologischen als auch sozialen Wandel, der  
sämtliche gesellschaftliche Bereiche betrifft (vgl. Nárosy/Schmöl/Proinger/Domany-Funtan 2022:  
4–5). Digitalisierung beeinflusst unseren gesamten Alltag, Arbeitswelten, Kultur, Kommunikation,  
Identitäten, Politik und selbst die intimsten persönlichen Bereiche unseres Zusammenlebens wie  
beispielsweise die Partner*innensuche. Dieser gesellschaftliche Wandel geschah innerhalb von  
nur etwa drei Jahrzehnten sehr rasch und unterliegt weiterhin sehr schnellen Entwicklungen, was  
beispielsweise die Verbreiterung des Zugangs zu Technologien künstlicher Intelligenz gegenwärtig  
zeigt (vgl. ebd.). Damit sind statistische Daten über die Nutzung digitaler Medien innerhalb von  
wenigen Jahren meist schon überholt: Während etwa in den 1990ern der Fernseher das Leitmedium  
von Jugendlichen darstellte, war es in den 2000er Jahren der Stand-PC, dieser wurde bereits in  
den 2010er Jahren vom Smartphone abgelöst (vgl. Feierabend/Rathgeb/Kheredmand/Glöckler  
2023: 60–77). Mit dem Fortschritt im Bereich der Technologien künstlicher Intelligenz sind weitere  
Veränderungen in der Nutzung digitaler Medien zu erwarten.  
SetztmansichmitgesellschaftlichenUngleichheiteninBezugaufDigitalisierungauseinander,  
stößt man schnell auf den Begriff des „Digital Divide“. Dieser beschreibt Unterschiede in Bezug  
auf (1) den Zugang zu, (2) Fähigkeiten im Umgang mit, (3) das Nutzungsverhalten von digitalen  
Technologien. Ob jemand ein Smartphone besitzt, damit umgehen und bestimmte Probleme lösen  
kann und was die*derjenige damit macht (z.B. Computerspielen, Einkaufengehen, Recherchieren  
oderEnglischvokabelnlernen),verteiltsichentlangbereitsbestehenderUngleichheiten.DigitalDivide  
ist aber auch eine Metapher, die eine Spaltung oder Kluft beschreibt, zwischen Informationselite  
auf der einen und digitalen Analphabeten auf der anderen Seite. Tatsächlich liegt die Mehrheit der  
Menschen irgendwo dazwischen (vgl. Dijk 2020). Zudem suggeriert der Begriff „digital“, dass es  
sich um ein technisches Problem handelt. Es handelt es sich beim Digital Divide aber um sozio-  
ökonomische Disparitäten, denn digitale Ungleichheiten verlaufen entlang sozialer, ökonomischer  
und politischer Differenzierungen. Der Digital Divide beschreibt also im Grunde sozio-digitale  
Ungleichheiten.  
In diesem Zusammenhang weisen Beranek, Hill und Sagebiel (2019) auch auf strukturelle  
Machtunterschiede zwischen Anbieter*innen und Nutzer*innen digitaler Angebote hin. Digitale  
Anbieter*innen (wie Google, Meta Platforms, X, Microsoft usw.) haben großen Einfluss auf  
den Zugang zu Wissen, kontrollieren zur Verfügung gestellte Daten von Kund*innen und sind  
Gatekeeper*innen hinsichtlich der sozialen Anerkennung (Stichwort Likes) und sozialen Teilhabe.  
Sie haben dadurch zum Teil mehr Wirkung als z.B. Politiker*innen. Von digitalen Plattformen können  
somit gesellschaftliche sowie persönliche Risiken ausgehen, und zwar sowohl auf gesundheitlicher  
Ebene (z.B. psychische Erkrankungen in Zusammenhang mit intensiver digitaler Mediennutzung)  
als auch auf soziopolitischer (z.B. neue Formen von Gewalt wie Cybermobbing oder Hass im Netz,  
Online-Betrug, politische Radikalisierung in Zusammenhang mit Algorithmen und Fake News etc.).  
Aus dieser Neukonfiguration gesellschaftlicher Machtverhältnisse ergeben sich Vulnerabilitäten,  
Abhängigkeiten oder Marginalisierung von Menschen, mit denen sich die Soziale Arbeit  
auseinandersetzen muss, wie auch Beranek et al (2019) argumentieren. Denn Menschen besitzen  
unterschiedliche körperliche, ökonomische, soziale usw. Ressourcen, um mit Risiken umzugehen,  
die in Zusammenhang mit Digitalisierung stehen. Insbesondere Jugendliche gelten aufgrund ihrer  
intensiven Mediennutzung als eine vulnerable Gruppe (vgl. Beranek et al. 2019), die wir im folgenden  
Abschnitt näher darstellen möchten.  
2.2 Digitale Medien in der Jugend  
Digitale Medien und Kommunikation stellen zentrale Aspekte im Leben von Jugendlichen dar. Ein  
Rückblick aus 25 Jahren JIM-Studie zeigt, dass die Veränderungen in der Geräteausstattung  
(Stichwort Smartphone) und der Ausbau von Mobilfunknetzen die mobile Internetnutzung bei  
Jugendlichen seit 2011/2012 rasant beschleunigten (vgl. Feierabend et al. 2023: 60–77). Die  
vielfältigen neuen Möglichkeiten der mobilen Internetnutzung führen bei Jugendlichen zu einer  
massiven Zunahme an Onlinezeit. Gemäß der JIM-Jugendstudien betrug diese im Jahr vor der  
Corona-Pandemie 2019 durchschnittlich 205 Minuten pro Tag. Während der Pandemie erhöhte sie  
sich auf 258 Minuten, um im Jahr 2022 wieder auf 204 Minuten zu fallen. Im Jahr 2023 zeigte sich  
erneuteinAnstiegauf224Minuten(vgl.ebd.:23–31).BeinahezuvierStundentäglicherOnlinepräsenz  
spielt die Internetnutzung eine signifikante Rolle im täglichen Leben von Jugendlichen.  
Social-Media-Plattformen erleichterten ab den 2010er Jahren das Teilen von selbsterstellten  
InhaltenundstellenwesentlicheBestandteileimAlltag, inderKommunikationundinderUnterhaltung  
von Jugendlichen dar (vgl. ebd.; Feierabend/Rathgeb/Kheredmand/Glöckler 2022). Laut der 8.  
oberösterreichischen Jugend-Medien-Studie (vgl. Education Group 2023) ist das Versenden von  
Nachrichten über Plattformen wie WhatsApp, Telegram oder Signal die am häufigsten genutzte  
Methode der täglichen Kommunikation mit Freund*innen, sogar noch vor persönlichen Treffen.  
Die Nutzung sozialer Netzwerke wie Instagram und Snapchat folgt bereits an dritter Stelle als  
tägliches Kommunikationsmittel mit Freund*innen und wird von 41% der Jugendlichen verwendet  
(vgl. ebd.: 30–39). In österreichischen und deutschen Jugendmedienstudien rangieren WhatsApp,  
YouTube, Instagram, Snapchat und Tiktok derzeit als beliebteste soziale Medien unter den befragten  
Jugendlichen (vgl. Feierabend et al. 2022; Feierabend et al. 2023; Saferinternet 2023).  
Die Nutzung digitaler Medien durch Jugendliche beschränkt sich allerdings nicht auf Freizeit  
und Privatleben. Deren Verwendung nimmt auch im schulischen Kontext kontinuierlich zu. Die  
Häufigkeit der Internetnutzung während des Unterrichts wurde 2023 erstmals in der JIM-Studie  
erhoben. Es stellte sich heraus, dass 63% der befragten Jugendlichen regelmäßig während des  
Unterrichts online sind. Neben Kommunikation und Unterhaltung finden darüber hinaus soziale  
MedienauchAnwendungbeimWissenserwerbvonJugendlichen.NutzenJugendlichebeispielsweise  
YouTube für den schulischen Zweck, tun sie dies am häufigsten zur Wiederholung von Inhalten,  
die nicht verstanden wurden (73%), für Hausaufgaben (70%), zur Vertiefung des Wissens aus der  
Schule (66%) oder auch zur Vorbereitung von Prüfungen (60%) (vgl. Jebe/Konietzko/Lichtschlag/  
Liebau 2019: 28). Digitale und insbesondere soziale Medien spielen somit eine wesentliche Rolle in  
unterschiedlichen Lebensbereichen von Jugendlichen.  
Wampfler (2019) verweist auf die Notwendigkeit, Social Media gezielt im Schulunterricht  
einzusetzen, um die Medienkompetenz der Jugendlichen dahingehend zu fördern. Er spricht sich  
dafür aus, Jugendliche im Netz nicht allein zu lassen und Angebote gemeinsam im Unterricht  
zu nutzen und offene Gespräche über Onlineaktivitäten zu führen. Anhand der tatsächlichen  
Erfahrungen können bspw. Risiken im Umgang mit digitalen Medien (wie in Punkt 2.1 ausgeführt)  
besprochen werden. Dabei kann digitale Bildung allein ungleiche Ressourcenverteilung und soziale  
Ungleichheiten zwar nicht ausgleichen, sie ist dennoch ein erster Ansatzpunkt und wichtiger Aspekt  
im Umgang mit dem Digital Divide (vgl. Dijk 2020).  
2.3 Das Projekt „Digital Spaces“  
Die vorhergehenden Überlegungen waren der Anlass für ein angewandtes Forschungsprojekt,  
welches im Rahmen des Projektfonds Arbeit 4.0 der Arbeiterkammer Niederösterreich, im Projektfeld  
„(Digitale) Aus- und Weiterbildung mit Fokus auf Jugendliche und junge Erwachsene“ von Mai 2022  
bis Oktober 2023 durchgeführt wurde. Ziel dieses Projekts war die Entwicklung eines Konzepts für  
LehrendeundAusbildner*innenzurFörderungdigitalerKompetenzenvonJugendlicheninderdualen  
Berufsausbildung.DieWeiterentwicklungdigitalerFähigkeitenwirddabeidurchdieErstellungdigitaler  
Lernmaterialien durch die Jugendlichen ermöglicht. Lehrende und Auszubildende unterstützen bei  
der Entwicklung dieser digitalen Lernmaterialien. Das Projekt zeigte, dass die Vermittlung digitaler  
Kompetenzen nicht nur technisch gefasst werden sollte, sondern auch sozial. Die Beschränkung  
des Begriffs der digitalen Kompetenz auf technische Fähigkeiten vernachlässigt, dass Menschen  
aufgrund gesellschaftlicher Ungleichheiten unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen, um am –  
fast alle gesellschaftlichen Bereiche betreffenden – digitalen Leben gleichermaßen teilnehmen und  
mit Risiken umgehen zu können. In Bezug auf digitale Kompetenzen ist also auch eine soziale Ebene  
als wesentlicher Aspekt mitzuberücksichtigen. Diese soziale Ebene betrifft nicht nur die Frage, wie  
digitale Medien unsere Gesellschaft verändern und welche Auswirkungen das auf uns und unser  
Zusammenleben hat, sondern auch die Frage, wie wir als Menschen miteinander interagieren,  
wie wir uns verhalten und wie und auf welcher Grundlage wir miteinander kommunizieren. Dieser  
sogenannten ‚sozio-digitalen Dimension‘ kam im Projektverlauf eine zentrale Rolle zu.  
Um sicherzustellen, dass das Konzept an den tatsächlichen Bedürfnissen der beiden  
Zielgruppen ausgerichtet ist, waren sowohl Jugendliche als auch Lehrende und Ausbildungskräfte  
zentrale Akteur*innen im Entwicklungsprozess. Das zu entwickelnde methodische Konzept sollte  
sowohl umfassende digitale Kompetenzen bei Jugendlichen in der dualen Berufsausbildung fördern  
als auch tatsächlich im Unterricht bzw. der dualen Berufsausbildung einsetzbar sein. Daraus ergaben  
sich folgende Detailfragen:  
(1) Wie sind digitales Lernen sowie die Weiterentwicklung digitaler Fertigkeiten und  
Medienkompetenz derzeit in der dualen Berufsausbildung von Jugendlichen gestaltet?  
(2) Wie können kurzweilige, digitale Formate für die duale Berufsausbildung aussehen?  
(3) Welche Lehrinhalte sollen in diesen vermittelt werden und didaktisch aufbereitet sein?  
(4) Welche digitalen Kommunikationskanäle eignen sich aus der Sicht von Jugendlichen in  
der dualen Berufsausbildung für die Verbreitung von berufsrelevanten Lehrinhalten?  
Für die Konzeptentwicklung wurde mit Jugendlichen und Fachkräften vom Jugendzentrum  
Steppenwolf St. Pölten, der Landwirtschaftlichen Fachschule Langenlois, der Lehrlingsstiftung  
Eggenburg und der Tischlerei Krumböck (Gerersdorf) zusammengearbeitet. Im Entwicklungsprozess  
wurde gemeinsam mit den Jugendlichen und unter Einbezug ihrer Lehrenden digitale Lernmaterialien  
entworfen. Aus dem Projekt „Digital Spaces“ gehen neben dem methodischen Konzept zur  
Vermittlung digitaler Fertigkeiten 15 digitale Lernmaterialien in Form von drei Videos, sieben Reels  
und fünf Podcasts hervor (vgl. Huber/Renner/Stefan 2023).  
3
Methodische Vorgehensweise im Entwicklungsprozess  
Am Beginn der Zusammenarbeit mit den Jugendlichen stand ein erstes dreiteiliges Pilot-  
Workshopkonzept zur gemeinsamen Entwicklung digitaler Lernmaterialien im und für den Unterricht.  
Das Pilot-Konzept basierte auf den vorgestellten Recherche-Ergebnissen zu digitalem Lernen und  
sozio-digitalen Ungleichheiten. Für die Durchführung der Workshops teilte sich das Forschungsteam  
auf: Zwei Personen übernahmen die Begleitforschung. Die dritte Forschungsperson pilotierte  
das Konzept mit zwei Klassen der landwirtschaftlichen Fach- und Berufsschule Langenlois und  
anschließendmiteinerGruppeLehrlingederLehrlingsstiftungEggenburg;siewurdedabeiunterstützt  
von zwei Sozialarbeiter*innen der Offenen Jugendarbeit mit Expertise im Bereich Social Media  
und von zwei Professionist*innen aus den Bereichen Video- sowie (Radio-)Moderation/Podcast-  
Erstellung. Um das Pilotkonzept gemeinsam mit den Jugendlichen und ihren Ausbildungspersonen  
gemäß ihren Bedürfnissen weiterzuentwickeln, wurde im Zuge teilnehmender Beobachtungen  
der einzelnen Workshops unter anderem darauf geachtet, welche zeitlichen und infrastrukturellen  
Rahmenbedingungen zur Umsetzung notwendig sind, inwiefern das geplante Workshopdesign als  
Arbeitsgrundlage für die Weiterentwicklung digitaler Kompetenzen dienlich ist, wo es Veränderungen  
bedarf usw.  
Nach den Workshops wurden die Jugendlichen zu ihren Erfahrungen und  
Änderungsvorschlägen zum Konzept schriftlich befragt. Bereits im ersten Pilotierungsdurchlauf  
zeigte sich großer Bedarf bei den Jugendlichen, Aspekte wie den Umgang mit sozialen Medien,  
die Kommunikation innerhalb sozialer Medien, die Auseinandersetzung mit Risiken sozialer  
Medien etc. näher zu bearbeiten. Auch die Ausbilder*innen der Lehrwerkstätten und Fachkräfte  
für Soziale Arbeit der Lehrlingsstiftung Eggenburg wurden schriftlich zu Bedarfen hinsichtlich  
der Weiterentwicklung von digitalen Kompetenzen in der Berufsausbildung befragt. Daraus ging  
hervor, dass sowohl berufsspezifische Lehrinhalte als auch allgemeine schulische Inhalte, wie z.B.  
Flächenberechnung, Vokabeln zu einem bestimmten Thema etc., in den Workshops thematisiert  
und als digitale Lernmaterialien umgesetzt werden sollen. Im Anschluss an die beiden Pilotierungen  
wurden Workshopteilnehmer*innen und -leiter*innen sowie Fachkräfte der unterstützenden  
Einrichtungen als Expert*innen befragt (vgl. Meuser/Nagel 1991). Konkrete technische Hinweise  
zur Workshopdurchführung, wie die Verwendung bestimmter lizenzfreier Software zur Erstellung  
von Videos/Podcasts, aber auch didaktische Empfehlungen aus dieser Befragung, mündeten in die  
erste Verschriftlichung des Konzepts.  
Im Verlauf des Forschungsprozesses wurde das methodische Konzept in seinem jeweiligen  
Entwicklungsstand mehrfach auf Konferenzen und bei Veranstaltungen mit verschiedenen  
Expert*innen aus der Jugendarbeit sowie dem Sozial- und Bildungswesen (darunter Lehrende,  
Sozialarbeitende und Wissenschaftler*innen) diskutiert. Das finale Workshopkonzept wurde  
abschließend in einem Lehrbetrieb mit drei Lehrlingen in einem verkürzten Format angewendet.  
Diese Erfahrung zeigte, dass Betriebe zeitliche Ressourcen der Lehrlinge im laufenden Betrieb  
bereitstellen können, wenn der Bedarf an digitaler Weiterentwicklung erkannt wird.  
4
Relevante Aspekte aus dem Entwicklungsprozess für die  
Konzeptentwicklung  
Die Erfahrung aus der Konzeptanwendung und die Ergebnisse der Analyse unterschiedlicher  
Daten aus der Begleitforschung, wie Literaturrecherche, Beobachtungsprotokolle, schriftliche  
Befragungen, Expert*inneninterviewsundDiskussionenbeiKonferenzenundFachtagungen, dienten  
der konzeptionellen Ausgestaltung. Folgende zentrale Themen haben die Konzeptentwicklung  
beeinflusst.  
4.1 Die Bedeutung der alltäglichen Nutzung und Verfügbarkeit digitaler  
Medien für den Wissenserwerb  
Die Bedeutung der alltäglichen Nutzung digitaler Medien für den Erwerb digitaler Fähigkeiten wurde  
im Prozess deutlich. Aus den Expert*innengesprächen und den Beobachtungen der Workshops geht  
hervor, dass das Nutzungswissen nicht nur vom Nutzungsverhalten abhängt, sondern auch von der  
tatsächlichen Zugänglichkeit von digitalen Medien und Technologie. Auf dieser Ebene befindet sich  
auch nach von Dijk (2020) der „first level digital divide“. Mehrere der teilnehmenden Jugendlichen  
hatten keinen Zugang zu einem Laptop oder nur begrenzten Zugang zum Internet via Smartphone,  
weil die Internetnutzung über limitierte Wertkarten erfolgte und/oder das Datenvolumen an den  
Schulen begrenzt ist. Die schulische und private Nutzung und die Weiterentwicklung digitaler  
Fähigkeiten sind damit häufig vom Zugang zu freien Endgeräten (z.B. in Schulen) und freiem Internet  
abhängig. Um diese Aspekte zu berücksichtigen, wurde das Konzept für die Umsetzung mittels  
Smartphone entwickelt. Darüber hinaus berichteten zwei Expert*innen von den Ängsten mancher  
Eltern, welche nicht nur die Nutzung aus erzieherischen Gründen massiv beschränken oder gar  
verbieten, sondern sie ihren Kindern auch „ausreden“ (IE1). Das führt dazu, dass Jugendliche  
aufgrund elterlicher Restriktionen die Nutzung auf das Notwendigste beschränken, z.B. die  
Kommunikation mit Freund*innen, so eine der interviewten Expert*innen (ebd.).  
Es ist davon auszugehen, dass bald alle Schulen in Österreich eine freie Internetverbindung  
für alle Schüler*innen zur Verfügung stellen können (vgl. BMBWF 2018) und damit die Möglichkeit  
zur Weiterentwicklung digitaler Kompetenzen unabhängig von privaten Zugängen gewährleistet ist.  
4.2 Zum Wissen von Ausbildungskräften für die Vermittlung digitaler  
Kompetenzen  
Unterschiede in Bezug auf die Vermittlung digitaler Kompetenzen wurden bei Arbeitsanleiter*innen  
bzw.LehrkräftensowieLehrbetriebensichtbar.AuchsiebenötigeneinVerständnisderNotwendigkeit  
sowie die Bereitschaft, sich selbst damit auseinanderzusetzen. Ein*e Expert*in meinte etwa, dass  
fehlendes Interesse bei manchen Lehrkräften, das auch in Zusammenhang mit höherem Alter  
stünde, ein Hindernis darstelle. Vor allem „in handwerklichen Lehrberufen […] ist das oft schwierig“  
(IE1). In kleineren und mittleren Betrieben, so ein interviewter Geschäftsführer, ist es auch eine  
Frage der Zeit und des Geldes, die Weiterentwicklung digitaler Kompetenzen der Jugendlichen zu  
forcieren. Die interviewte Person sieht hier die Verantwortung stärker bei den Lehrlingen, die dafür  
mehr Bereitschaft aufzubringen hätten, aber auch bei den Berufsschulen (vgl. IE4).  
Für die Konzeptentwicklung war es von hoher Relevanz, eine Anleitung für Lehrende und  
Auszubildenezuerarbeiten, welcheeineAnwendungunabhängigvonpersönlichenVoraussetzungen  
möglich macht und zeitlich planbar im Ausbildungsalltag integriert werden kann. Dazu wurde im  
Konzept ein detailliertes Workshopdesign verfasst (siehe Punkt 5) und um eine Beschreibung  
der notwendigen Kompetenzen zur Durchführung der einzelnen Workshops ergänzt. So können  
vorhandene Ressourcen im Team genutzt und bei Bedarf externe Expert*innen hinzugezogen  
werden. Darüber hinaus bietet das Konzept eine Sammlung von Materialien zur aktiven Nutzung  
digitaler Medien etc. in Unterricht und Ausbildung.  
4.3 Freiwilligkeit bei der Auseinandersetzung  
Die Freiwilligkeit bei der Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist ein wesentliches Anliegen der  
Jugendlichen(vgl. IE3). AuchwenndigitaleBildungunddieWeiterentwicklungdigitalerKompetenzen  
ein Bildungsziel in der dualen Berufsausbildung darstellen sollten, ist es den Jugendlichen wichtig,  
dass die Teilnahme an Workshops, wie den hier vorgestellten, nicht verpflichtend, sondern freiwillig  
ist (vgl. IE3). Für die Anwendung in Schulen oder anderweitigen Ausbildungseinrichtungen sollte  
dieser Aspekt mitbedacht werden.  
4.4 Didaktische Ausgestaltung der Workshops  
Die Analyse der teilnehmenden Beobachtungen (vgl. BP1–5; GP1) aus den Pilotworkshops mündete  
in unterschiedliche didaktische Vorschläge für die Begleitung der Jugendlichen – diese reichen von:  
‚begleitend bei Bedarf‘, über ‚strukturierte Anleitung zu Beginn‘ bis hin zu ‚lenkend/unterstützend  
im gesamten Workshop-Prozess‘. Das Konzept erklärt anhand empirischer Beispiele aus der  
Pilotierung, wann welche Formen der Begleitung angewandt werden können.  
4.5 Risiken im Umgang mit digitalen Technologien  
EinigeJugendlicheberichtetenimRahmenderWorkshops,vonOnline-Mobbingbzw.Betrugbetroffen  
gewesen oder bereits auf Fake News hereingefallen zu sein (vgl. GP1, BP4, BP5). Expert*innen aus  
dem Bereich der Jugendarbeit geben im gemeinsamen Gespräch an (vgl. IE4), dass sie in ihrer  
Arbeit mit den unterschiedlichsten Themen konfrontiert werden, die eine aktive Auseinandersetzung  
gemeinsam mit den Jugendlichen benötigen. Darunter fallen etwa Diskriminierungserfahrungen,  
Hate-Speech, das Anfertigen und Verbreiten von Nacktfotos ohne das Wissen der abgebildeten  
Person, das Teilen und Erhalten von Videos mit Gewaltdarstellungen, Suchterkrankungen (wie etwa  
Online-Spielsucht), Schönheitsideale und sexualisierte Annäherungsversuche (z.B. „Dick-Pics“) –  
wovon v.a. Mädchen betroffen seien (vgl. ebd.).  
Diese Schilderungen zeigen die Notwendigkeit der aktiven Auseinandersetzung mit Online-  
Erfahrungen. Sie verdeutlichen aber auch die hohe Bedeutung davon, digitale Kompetenzen nicht  
nur technisch, sondern auch sozial zu denken. Dementsprechend wurden sie zu einem zentralen  
Bestandteil des erarbeiteten Konzepts.  
5
Ein Konzept zur Vermittlung und Weiterentwicklung digitaler  
Kompetenzen  
Ausgehend von unserer Forschung entstand schlussendlich ein finales Konzept für Lehrende  
und Ausbildner*innen zur Förderung digitaler Kompetenzen von Jugendlichen in der dualen  
Berufsausbildung, das digitale Kompetenzen, wie bereits angesprochen, sowohl sozial als auch  
technisch versteht. Die methodische Anleitung ist in vier Abschnitte gegliedert: (1) Ziele des  
Konzepts, (2) die unterschiedlichen Anknüpfungspunkte an digitale Kompetenzen der Jugendlichen,  
(3) ein dreiteiliges Workshop-Design zur Umsetzung in unterschiedlichen Einrichtungen der dualen  
Berufsausbildung, (4) Anwendungserfahrungen. Ein Anhang beinhaltet Links zu Materialien und  
Unterlagen für die Workshopdurchführung. Darüber hinaus wurde das Konzept in einer zweiseitigen  
Kurzübersicht (einem Handout) zusammengefasst sowie in einem kurzen Erklärvideo dargestellt.  
5.1 Ziele des Konzepts  
Das Konzept stellt einen praktischen Vorschlag zur Vermittlung und Weiterentwicklung digitaler  
Fähigkeiten in der dualen Berufsausbildung (Lehr-, Berufs- und Fachschulausbildung) zur Verfügung.  
Darüber hinaus soll es die Entwicklung digitaler Lernmaterialien aus der Sicht von Jugendlichen  
für Gleichaltrige ermöglichen, um so eine Verbindung von bestehenden digitalen Kompetenzen  
und klassischen Lernformen herzustellen. Dazu wird versucht, an bestehende Erfahrungen und  
Wissen der Auszubildenden auf drei Ebenen anzuknüpfen. Bei der Konzeptanwendung dienen  
diese Fähigkeiten als Grundlage und können ausgebaut werden.  
5.2 AnknüpfungspunkteanvorhandenesWissenundbestehendeFähigkeiten  
der Jugendlichen  
In der Regel bringen Jugendliche schon allerlei Kompetenzen, Fähigkeiten und Wissen mit, an die im  
Laufe der Workshops angeknüpft werden kann. Drei Ebenen wurden im Entwicklungsprozess des  
Konzeptes deutlich, auf denen Kompetenzen der Jugendlichen vorhanden sind: eine technische,  
eine soziale und die ausbildungsspezifische fachliche Ebene.  
Technische Kompetenzen beziehen sich auf Fähigkeiten und Wissen im Umgang mit digitalen  
Medien. Sie umfassen etwa Wissen über unterschiedliche Apps, Streamingdienste, digitale  
Musikproduktion, Video- oder Audioschnittprogramme, aber auch das Handling von Social-Media-  
Plattformen oder Erfahrungen im Umgang mit der Kamera eines Smartphones. Diese technischen  
Fertigkeiten können in Gruppen vorhanden sein und an sie kann im Laufe der Workshops angeknüpft  
werden.  
Soziale Kompetenzen umfassen etwa das Wissen darüber, wie soziale Beziehungen aufgebaut  
und aufrechterhalten werden, die auf Gleichheit, Solidarität und gegenseitigem Respekt basieren  
– sowohl im analogen als auch im digitalen Raum. Damit in Zusammenhang stehen beispielsweise  
Kommunikationskompetenzen, selbstkritisches, selbstreflexives und empathisches Handeln, der  
Umgang mit eigenen Emotionen, das Erkennen von Gewalt, aber auch das Bewusstsein über die  
Grenze zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Auch Wissen über unterschiedliche Formen von  
Diskriminierung, gesellschaftliche Ungleichheiten und deren Auswirkungen zählt dazu. Das Umlegen  
dieser Fähigkeiten auf den digitalen Raum kann in den Workshops thematisiert werden.  
FachlicheKompetenzen:FachlichesWissenausderAusbildungwirdzurinhaltlichenAusgestaltung  
der Lernmaterialien verwendet. Dazu zählen etwa für angehende Gärtner*innen das Wissen über  
Pflanzen oder auch das Pflastern, für Bürokaufpersonen beispielsweise Kompetenzen im Bereich  
Buchhaltung. Für bereits erworbenes Wissen oder noch zu erlernende Inhalte können hier z.B.  
Mitschriften oder Schulbücher herangezogen werden. Bestehende Kenntnisse werden damit vertieft  
oder neue, berufsspezifische Bildungsinhalte selbstständig erarbeitet.  
DieWorkshopsbauenindiesendreiEbenenaufbereitsbestehendesWissenderJugendlichen  
auf, ergänzen es oder stellen es zur Diskussion.  
5.3 AnknüpfungspunkteanvorhandenesWissenundbestehendeFähigkeiten  
der Jugendlichen  
Der dritte Teil des Konzepts beinhaltet ein dreiteiliges Workshopdesign. Die Workshopreihe ist  
aufeinander aufbauend und für drei Halbtage (zu je vier bis fünf Stunden) für bis zu 25 Personen  
konzipiert. Mit kleineren Gruppen (drei bis sechs Personen) können die einzelnen Teile auf zwei  
bis drei Stunden pro Block gekürzt und an einem Tag durchgeführt werden. Die Dauer der  
Workshops ist abhängig von der Gesamtzahl an Teilnehmenden. Ab einer Gruppengröße von  
14–15 Personen empfiehlt es sich, die Gruppe im ersten Workshop zu teilen. Die Erarbeitung der  
digitalen Lernmaterialien im zweiten und dritten Workshop erfolgt in Kleingruppen mit bis zu fünf  
Personen. Im Konzept werden notwendige Rahmenbedingungen wie die technische Ausstattung,  
Moderationsmaterialien, Empfehlungen zum Setting und Bedarfe an die Workshopleitungen  
beschrieben. Sie sind davon abhängig, welche digitalen Lernmaterialien erstellt werden sollen. Das  
erstellteKonzeptbieteteineAnleitungzurEntwicklungvonReels/Kurzvideos,Podcasts,Quiz,Stories  
und Postern mit und durch Jugendliche. Für die Gestaltung der einzelnen Workshops benötigen  
die Workshopleitenden fachliches Wissen in den Bereichen Social Media und Jugendarbeit,  
Podcast-Erstellung/Audioaufnahme, Reel- und Videogestaltung sowie Datenschutz. Die Anzahl  
der Workshopteilnehmenden ist ausschlaggebend dafür, wie viele Fachkräfte in den einzelnen  
Workshops bzw. bei den einzelnen Schritten der Konzeptanwendung anwesend sein sollten  
Die folgende Abbildung bietet eine Übersicht zu den Inhalten der einzelnen Workshopteile:  
Abbildung 1: Dreiteilliger Workshopablauf (eigene Darstellung)  
Workshop 1: Soziale Dimension im Umgang mit digitalen Medien  
Der erste Workshop soll zum Austausch über und zur Reflexion von sozialen Aspekten im  
Umgang mit digitalen Medien anregen. Die soziale Dimension digitaler Medien bezieht sich auf  
die Auswirkungen, die digitale Medien auf gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse  
(z.B. Fake News usw.), auf menschliches Wohlbefinden und Gesundheit, zwischenmenschliche  
Beziehungen und Interaktionen haben, aber auch auf sozio-politische Auswirkungen, die damit in  
Verbindung stehen können. Mit unterschiedlichen Methoden wie einer soziometrischen Aufstellung  
oder einer anonymen digitalen Umfrage erfolgt eine gemeinsame Auseinandersetzung mit eigenen  
Erfahrungen und eine Sensibilisierung in Bezug auf soziale Aspekte im Umgang mit digitalen Medien.  
Workshop 2: Digitale Medien zum Lernen  
Im zweiten Workshop werden Erfahrungen mit digitalen Medien beim Lernen reflektiert. Der  
Fokus liegt auf dem selbstständigen Erwerb oder der Vertiefung schulischer Inhalte und der dazu  
verwendeten digitalen Medien. In einer gemeinsamen Diskussion mit den Jugendlichen wird im  
Anschluss geklärt, welche Inhalte in welcher Form im Zuge des dritten Workshops erarbeitet werden  
sollen. Dieser Austausch beinhaltet auch die Aufteilung in entsprechende Kleingruppen und bildet  
die Grundlage für die selbständige Entwicklung digitaler Lernmaterialien von den Jugendlichen. Im  
letzten Abschnitt dieses Workshops ist ein Input zur Erstellung eines Ablaufplans bzw. Storyboards  
für die Gestaltung des digitalen Lernmaterials vorgesehen.  
Workshop 3: Inhaltliche und technische Entwicklung des digitalen Lernmaterials  
Im letzten Workshop erfolgt die Entwicklung und technische Umsetzung des digitalen Lernmaterials.  
Zu Beginn ist eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Thema Datenschutz bei Veröffentlichung  
von Inhalten im Internet vorgesehen. Dieser Input nimmt auf die entsprechenden digitalen Formate  
(Podcast, Video usw.) Bezug und ist für die Gesamtgruppe angedacht. Im Anwendungsbeispiel  
beziehensichdieInhaltediesesInputsaufdasTeilenvonBildernundVideos,Urheber*innenrechtebei  
Verwendung von Bild-, Audio oder Videomaterialien für die Erstellung von Videos und Podcasts. Der  
letzte Teil aus dem zweiten Workshop und dieser Teil können fließend ineinander übergehen. Sobald  
die Umsetzungsideen in der Kleingruppe fixiert wurden, kann die jeweilige Kleingruppenleitung den  
Umgang mit der notwendigen Technik (z.B. Aufnahmegerät, Videoeinstellungen beim Smartphone  
usw.) erläutern, sodann können sämtliche Schritte zur Umsetzung durchgeführt werden;  
gegebenenfalls müssen Hinweise zu Aspekten des Datenschutzes vorgezogen werden.  
ImletztenPunktdesKonzeptsndensichInformationenzuPlanungundTechnik, beispielsweisezum  
Testen der Bandbreite der Wlan-Verbindung vor den Workshops, Erfahrungen zu unterschiedlichen  
Gruppendynamiken, z.B. in Bezug auf das Engagement einzelner Jugendlicher, und eine Reflexion  
über die Begleitung der Jugendlichen während des Forschungsprojektes.  
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Schlussfolgerungen und Implikationen für die Konzeptanwendung  
Zu Projektbeginn wurde davon ausgegangen, dass Lehrlinge und Jugendliche der heutigen Zeit der  
Zuschreibung der „Generation Digital Natives“ nicht immer entsprechen können (vgl. Schulmeister  
2009). Im Zuge des Projektverlaufs wurde einerseits aus der Literaturrecherche, andererseits aus  
der Begleitforschung deutlich, dass eine ungleiche Verteilung digitaler Kompetenzen unter den  
Jugendlichen besteht, welche entlang bereits bestehender sozio-ökonomischer Ungleichheiten  
verläuft. Das bedeutet, dass sich technische Fähigkeiten und sozio-digitale Kompetenzen, wie  
etwa die Bedienung einer bestimmten App, aber auch das Wissen über Risiken beispielsweise in  
Bezug auf Datenschutz, bei jugendlichen Anwender*innen stark unterscheiden. Während manche  
über sehr viele Kompetenzen im Bereich Videoschnitt, Onlinestreaming oder Datenschutz verfügen,  
teilen andere öffentlich sehr private Fotos, ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken, oder  
wurden bereits Opfer von Internetbetrug. Auch Kenntnisse zum Umgang mit und zur Beschaffung  
von Informationen, die Reflexion über die Herkunft ebendieser und adäquate Verhaltensweisen bei  
der Veröffentlichung von Inhalten sind ungleich verteilt. Die Expert*innen in den Interviews verwiesen  
diesbezüglich darauf, dass mögliche Einflussfaktoren der eingeschränkte Zugang zu einem eigenen  
Laptop und/oder Smartphone oder erzieherische Restriktionen sein können. Denn unterschiedliche  
Arten von Anwendungswissen entstehen nicht nur durch digitale Bildung im Unterricht, sondern  
auch durch die alltägliche Nutzung digitaler Medien.  
Zur Förderung sozio-digitaler Kompetenzen bedarf es der (kollektiven) Reflexion eigener  
Erfahrungen und Erlebnisse im Umgang mit sozialen Medien. Im ersten Workshop des Konzepts  
sollte deshalb ausreichend Zeit für die Diskussion der einzelnen Fragestellungen eingeplant  
werden. Dadurch wird nicht nur Raum für Betroffenheiten unter fachlicher Begleitung geschaffen,  
sondern auch ein kritischer Umgang mit digitalen Medien kann diskutiert werden. In den Workshops  
im Projekt wurden die Gruppengespräche zu Erfahrungen im Internet von zwei Expert*innen  
(Sozialarbeiter*innen) der Offenen Jugendarbeit (vgl. Punkt 3) durchgeführt. Diese Fachkräfte  
konnten auf gruppendynamische Phänomene oder auch auf Schilderungen von Gewalterfahrungen  
im Netz fachgerecht reagieren. Indem sie den Austausch angeregt, beobachtet und im Bedarfsfall  
interveniert haben, konnte ein sozialpädagogisches Diskussionsumfeld ermöglicht werden (siehe  
Abschnitt 2.2 und Workshop 1 in 5.3).  
Was wir mit diesem Ergebnisbericht zeigen möchten, ist, dass digitale Fähigkeiten nicht  
rein technisch – über den Zugang zu, den Umgang mit oder die gewinnbringende Nutzung von  
digitalen Technologien – gedacht werden können, sondern auch eine soziale Dimension umfassen.  
Diese betrifft ein Verständnis für und die Pflege von Beziehungen, sowohl persönlich als auch  
online, die auf Gleichheit, Solidarität und Respekt basieren, aber auch Wissen über Macht- und  
Herrschaftsverhältnisse und daraus resultierende Risiken. Damit einher gehen notwendige  
Kompetenzen in den Bereichen Kommunikation, Selbstreflexion, Empathie, Emotionsregulation und  
hinsichtlich des Erkennens von Gewalt. Auch das Bewusstsein für Privatsphäre und Öffentlichkeit,  
Diskriminierung und strukturelle Ungleichheiten zählen dazu. Die Vermittlung digitaler Kompetenzen  
sollte diese sozio-digitale Dimension berücksichtigen, denn gesellschaftliche Ungleichheiten und  
Verhältnisse setzen sich auch online fort. In den Workshops und der Begleitforschung wurde  
sichtbar, dass der Umgang mit diesen sozio-digitalen Aspekten wesentlich ist, wenn es darum  
geht, umfassende digitale Kompetenzen zu vermitteln und weiterzuentwickeln. Bedarf daran wurde  
sowohl von den teilnehmenden Jugendlichen als auch von den unterschiedlichen Fachkräften  
erkannt. Das erarbeitete Konzept kann als Möglichkeit genutzt werden, um digitale Bildung um  
eine soziale Dimension zu erweitern und diese in den Unterricht oder die Ausbildung zu integrieren.  
So können junge Menschen unabhängig von ihren sozio-ökonomischen Voraussetzungen in  
ihrer digitalen (Weiter-)Entwicklung unterstützt und Chancengerechtigkeit in der digitalen Bildung  
gefördert werden.  
Verweise  
i Im Rahmen der JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) werden seit 25 Jahren Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren in Deutschland  
jährlich zu ihrem Medienumgang befragt.  
ii Diese Materialien sind auf der Projekthomepage „Digital Spaces“ an der FH St. Pölten, unter dem Reiter ‚Konzept‘, zugänglich: https://  
shorturl.at/jvAY7.  
iii Unterlagen und Links zur Erstellung eines Storyboards finden sich im Anhang, Punkt a des methodischen Konzepts.  
iv Eine Auswahl unterschiedlicher Materialen für diesen Workshoppunkt finden sich in Anhang, Punkt d des methodischen Konzepts.  
v Aus unseren empirischen Erhebungen geht deutlich hervor, dass für die Anleitung dieses Gruppenprozesses Kompetenzen im Bereich  
Sozialer Gruppenarbeit, Gesprächsführung in und mit Gruppen etc. von Vorteil sind (vgl. Maierhof 2021).  
Literaturverzeichnis  
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– ein Diskursüberblick. In: Soziale Passagen, 11/2, S. 225–242.  
BMBWF – Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (2018): Masterplan für die  
Digitalisierung im Bildungswesen (Ministerratsvortrag). https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/  
zrp/dibi/mp.html (28.05.2024).  
BMBWF – Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (o.A.): Digitale Schule.  
BMDW – Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (2021): Digitales  
Kompetenzmodell für Österreich DigComp 2.2 AT. Wien. https://www.bmaw.gv.at/dam/  
Bock-Schappelwein, Jürgen/Reinstaller, Andreas (2012): Bildung 2025 – Die Rolle von Bildung in  
der österreichischen Wirtschaft. Wien: WIFO-Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung.  
Dijk, Jan van (2020): The digital divide. Cambridge/Medford, MA: Polity.  
Dorr, Andrea/Enichlmair, Christina/Heckl, Eva/Ziegler, Petra (2016): IKT-Kompetenzen im Fokus der  
aktiven Arbeitsmarktpolitik. Initiativen und Good Practices für Niedrig- und Mittelqualifizierte vor  
dem Hintergrund von PIAAC: Österreich im internationalen Vergleich. Wien: Arbeitsmarktservice  
Österreich.  
Education Group (2023): 8. OÖ. Jugend-Medien-Studie 2023. Linz: market Institut im Auftrag  
Feierabend, Sabine/Rathgeb, Thomas/Kheredmand, Hediye/Glöckler, Stephan (2022): JIM 2022.  
Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in  
Deutschland. Stuttgart: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs). https://www.  
Feierabend, Sabine/Rathgeb, Thomas/Kheredmand, Hediye/Glöckler, Stephan (2023): JIM 2023.  
Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in  
Deutschland. Stuttgart: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs). https://www.  
Huber, Alois/Renner, Patricia/Stefan, Barbara (2023): Digital Spaces – Digitale Möglichkeitsräume  
zum Erwerb beruflicher Kompetenzen von, mit und für Lehrlinge. Projekthomepage. https://research.  
Jebe, Frank/Konietzko, Sebastian/Lichtschlag, Margit/Liebau Eckart (2019): Jugend/YouTube/  
Kulturelle Bildung: Studie: eine repräsentative Umfrage unter 12- bis 19-Jährigen zur Nutzung  
kultureller Bildungsangebote an digitalen Kulturorten. Rat für Kulturelle Bildung.  
Knopf, Julia/Eckle, Jannick (2021): Veränderung heißt Lernen. Digitale Lernformate und ihre  
Potenziale. In: Bildungspraxis. Didacta Magazin für berufliche Bildung, 3/2021, S. 22–23.  
Maierhof, Gudrun (2021): Soziale Gruppenarbeit. In: Deinet, Ulrich/Sturzenhecker, Benedikt/  
Schwanenflügel, Larissa von/Schwerthelm, Moritz (Hg): Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit.  
Wiesbaden: Springer Fachmedien, S.1167–1173.  
Meuser, Michael/Nagel, Ulrike (1991): ExpertInneninterviews – vielfach erprobt, wenig bedacht:  
ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In Garz, Detlef/Kraimer, Klaus (Hg.): Qualitativ-  
empirische Sozialforschung: Konzepte, Methoden, Analysen. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S.  
441–471.  
Nárosy, Thomas/Schmöl, Alexander/Proinger, Judith/Domany-Funtan, Ulrike (2022): Digitales  
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Scheiter, Katharina (2021): Lernen und Lehren mit digitalen Medien: Eine Standortbestimmung. In:  
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Schulmeister, Rolf (2009): Gibt es eine „Net Generation“? Erweiterte Version 3.0. Hamburg:  
Universität Hamburg, Zentrum für Hochschul- und Weiterbildung.  
Wampfler, Philippe (2019): Generation „Social Media“: wie digitale Kommunikation Leben,  
Beziehungen und Lernen Jugendlicher verändert. 2., durchges. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck &  
Ruprecht.  
Über die Autorinnen  
Patricia Renner, MA  
Junior Researcher am Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung der Fachhochschule St.  
Pölten, Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin. Aktuelle Forschungsinteressen: Jugendberufshilfe,  
Methodenentwicklung und partizipative Forschung im Bereich der Sozialen Arbeit, dissertiert dazu  
an der Karl-Franzens-Universität Graz  
MMag.a Barbara Stefan  
Junior Researcher am Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung der Fachhochschule St.  
Pölten, Politikwissenschafterin und Kultur- und Sozialanthropologin. Aktuelle Forschungsinteressen:  
Digitalisierung, Mutterschaft im wohlfahrtsstaatlichen Kontext, Gender- und Sozialpolitik