Gregor Husi. Frankfurter Soziale Ökologie, gesellschaſtliche Naturverhältnisse und Grüne Soziale  
Arbeit. soziales_kapital, Bd. 29 (2024). Rubrik: ema. Wien. Printversion: https://soziales-kapital.at/  
29. Ausgabe 2024  
Klimagerechtigkeit und Soziale Arbeit in Österreich  
Frankfurter Soziale Ökologie, gesellschaftliche  
Naturverhältnisse und Grüne Soziale Arbeit  
Gregor Husi  
Zusammenfassung  
Die Naturbeherrschung durch den Menschen ist schon seit Jahrzehnten in Naturzerstörung  
umgeschlagen. Die schädlichen Praktiken sind bekannt, ein Ende ist nicht absehbar. Lena Dominelli  
lancierte angesichts dessen vor gut einem Jahrzehnt im englischsprachigen Raum die „Green Social  
Work“. Diese lässt sich vertiefen, indem eine neue Bezugswissenschaft zur Kenntnis genommen  
wird: Die Frankfurter Version der Sozialen Ökologie versteht sich ausdrücklich als Wissenschaft von  
den gesellschaftlichen Naturverhältnissen. Ihre Basiskonzepte werden im Folgenden vorgestellt und  
kommentiert. Abschließend werden die gesellschaftlichen Naturverhältnisse aus Sicht der Grünen  
Sozialen Arbeit skizziert. Eine zentrale Grafik beschließt die Ausführungen und kann als Alternative  
zu den bekannten Abbildungen der Nachhaltigkeitstrias dienen: In ihr werden Gesellschaftssektoren  
und Natur in Raum und Zeit aufeinander bezogen. Auf dieser Grundlage soll und kann sich Soziale  
Arbeit weit mehr als bisher in die umfassende „Begrünung der Gesellschaft“ einbringen – damit  
sie nicht schon in wenigen Jahrzehnten von den sozialen und kulturellen Folgeerscheinungen der  
vielgestaltigen Umweltkrise überfordert sein wird.  
Schlagworte: Grüne Soziale Arbeit, Soziale Ökologie, gesellschaftliche Naturverhältnisse,  
Prävention, Intervention, Umweltkrise, Klimakrise, sozial-ökologische Transformation,  
Bezugswissenschaften, Transdisziplinarität  
Abstract  
The long-term consequence of human domination of nature has been the destruction of the natural  
environment. The detrimental practices are widely documented, yet there is no indication that  
they will cease in the near future. In light of this, Lena Dominelli initiated the “Green Social Work”  
project in English-speaking countries approximately a decade ago. This can be further elucidated  
by considering a novel scientific reference: The Frankfurt Social Ecology explicitly identifies itself as  
a science of social relations to nature. The following article presents und discusses the fundamental  
concepts put forth by this theoretical framework. In conclusion, the social relations to nature are  
delineated from the vantage point of green social work. A central graphic concludes the explanations  
and can serve as an alternative to the familiar illustrations of the sustainability triad. It relates social  
sectors and nature to each other in space and time. Based on this, social work should and can play  
a far greater role than before in the comprehensive ‘greening of society’. This will ensure that it will  
not be overwhelmed by the social and cultural consequences of the multifaceted environmental  
crisis in just a few decades.  
Keywords: green social work, social ecology, social relations to nature, prevention, intervention,  
environmental crisis, climate crisis, socio-ecological transformation, related sciences,  
transdisciplinarity  
1
Einleitung  
Gesellschaftliche Probleme wie Potenziale rufen nach einer Veränderung. Soziale Arbeit ist zuständig  
für die Unterstützung von Menschen, Gruppen und Organisationen bei vorliegenden oder drohenden  
sozialen und kulturellen Problemen sowie brachliegenden sozialen und kulturellen Potenzialen.  
Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass solche Probleme und Potenziale mit ökologischen,  
„grünen“ Themen zusammenhängen. „Natur kann nicht mehr ohne Gesellschaft, Gesellschaft kann  
nicht mehr ohne Natur begriffen werden“, weiß schon Ulrick Beck (1986: 107, Herv.i.O.) in seiner  
Zeitdiagnose der Risikogesellschaft und richtet den Blick dabei auf vier Gesellschaftssektoren:  
„Gesellschaft mit all ihren Teilsystemen Wirtschaft, Politik, Familie, Kultur läßt sich gerade in der  
fortgeschrittenen Moderne nicht mehr ‚naturautonom‘ begreifen. Umweltprobleme sind keine Um-  
Weltprobleme, sondern durch und durch – in Genese und Folgen – gesellschaftliche Probleme.“  
(Ebd.: 108; Herv.i.O.) Die soziale Frage (vgl. Lindenau/Meier Kressig 2018) und auch die kulturelle  
Frage nach dem Lebenssinn, dem ‚Humanum‘ lassen sich demnach von der grünen Frage nicht  
mehr trennen. Beck übersieht freilich die Soziale Arbeit.  
Soziale Arbeit hat sich schon früher, eher am Rand, mit Umweltfragen befasst (vgl. Elsen 2018). Die  
Klimakrise hat diesen Interessen und Debatten neue Energie verliehen. Wichtige erste Publikationen  
– vor allem mit ethischen und methodischen Bezügen – sind erschienen, die das thematische  
Terrain abstecken und zuweilen Möglichkeiten für eine theoretische Fundierung sondieren (vgl.  
Liedholz 2021; Schmidt 2021; Stamm 2021; Pfaff/Schramkowski/Lutz 2022; Liedholz/Verch 2023;  
Die Armutskonferenz 2023). Eine vielversprechende Orientierungsoption wurde bislang jedoch  
übersehen: die Soziale Ökologie. Dies, obwohl die bisherigen Bemühungen ökologisch interessierter  
und instruierter Sozialer Arbeit das gemeinsame Anliegen verbindet, herauszufinden, wie Soziale  
Arbeit besser eigenständige Beiträge zur sozial-ökologischen Transformation leisten kann. Soziale  
Ökologie empfiehlt sich als neue Bezugswissenschaft der Sozialen Arbeit. Sie versteht sich  
von Beginn weg als „Krisenwissenschaft“ (Becker/Jahn 1989) und erklärt die gesellschaftlichen  
Naturverhältnisse zu ihrem Gegenstand.  
Wie lassen sich die mikro-, meso- und makrosozialen Umweltbeziehungen begreifen? Im Folgenden  
seien die Antworten dargestellt, die am Geburtsort auch der Kritischen Theorie gefunden wurden.  
Inwiefern diese Frankfurter Soziale Ökologie für das neue Paradigma mit der Bezeichnung „Grüne  
Soziale Arbeit“ relevant ist, lässt sich in Anschluss daran fragen. Die Antwort soll erweisen, dass  
eine sozial-ökologisch orientierte und transformativ wirkende Soziale Arbeit angesichts der  
gegenwärtigen Vielfachkrise einen wichtigen Beitrag zu leisten vermag.i  
2
Frankfurter Soziale Ökologie  
In Frankfurt am Main tat sich in den 1980er Jahren eine Gruppe Forschender zusammen,  
deren Arbeit in die Gründung des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) mündete.  
Das „Urdokument“, in dem der Begriff ‚gesellschaftliches Naturverhältnis‘ (im Singular) bereits  
an recht vielen Stellen erscheint, ist noch heute eine wahre Fundgrube und legt die damaligen  
diskursiven Anschlussoptionen offen (vgl. Forschungsgruppe Soziale Ökologie 1987). So fallen  
auch die Stellungnahmen zu Ivan Ilich und André Gorz sowie zur libertären Sozialen Ökologie von  
Murray Bookchin auf (vgl. ebd.: 154–166). Alle drei werden rund zwei Jahrzehnte später leider  
völlig verschwiegen, wenn die vielen Beteiligten im bisher einzigen Überblicksbuch des Instituts die  
zentralen Konzepte darlegen. Soziale Ökologie lautet der Titel, und dieser wird gleich im Untertitel  
definiert als Wissenschaft von den gesellschaftlichen Naturverhältnissen (nun im Plural). Das Buch  
wurde2006vonEgonBecker, einemPhysiker, undThomasJahn, einemSoziologen, herausgegeben.  
„Auf diese allgemeine Problematik richtet sich heute die Frage der Sozialen Ökologie: Wie können  
in einer globalisierten Welt die krisenhaften Beziehungen zwischen Gesellschaft und Natur erkannt,  
begriffen und gestaltet werden?“ (Becker/Jahn 2006: 12) Horkheimers und Adornos Dialektik der  
Aufklärung hat für dieses Werk wider Erwarten wenig Bedeutung, veranlasst aber immerhin die  
Bemerkung, Soziale Ökologie sei „nur als selbstreflexives Projekt möglich“ (ebd.: 13). Wenige Jahre  
davor erheben Jahn und Wehling (1998: 80) noch einen ambitionierteren Anspruch:  
„Das Konzept der gesellschaftlichen Naturverhältnisse […] zielt darauf, einen  
gesellschaftstheoretischen Anspruch in Anknüpfung an die Kritische Theorie zu  
verbinden mit dem Versuch, natur- und sozialwissenschaftliche Reduktionen bei der  
Untersuchung komplexer ökologischer Krisenphänomene forschungspraktisch zu  
überwinden.“  
In den Blick gelangen in Soziale Ökologie „die komplexen Wechselbeziehungen zwischen Ökonomie  
und Ökologie, Kultur und Lebensformen, Gesellschaft und Natur“ (ebd.: 14). Es gehe „nicht um  
die Natur im Allgemeinen, sondern um den menschlich-gesellschaftlichen Lebensprozess“ (ebd.:  
148). Dabei wird eine Krisenperspektive eingenommen. „Die Problemformel von einer ‚Krise der  
gesellschaftlichen Naturverhältnisse‘ bezieht sich […] auf Phänomene an der durch gesellschaftliche  
Praktiken gezogenen Grenze zwischen Gesellschaft und Natur.“ (Ebd.: 170) Die zeitdiagnostische  
Leithypothese dazu lautet:  
„Die Krise der Beziehungen zwischen Gesellschaft und Natur lässt sich als so  
bedrohlich ausweisen, dass ohne deren theoretische Fassung gesellschaftliche  
Veränderungen und natürliche Strukturen und Prozesse nicht mehr angemessen  
verstanden und gestaltet werden können. Eine Krisenperspektive war und ist in  
diesem Sinne konstitutiv für das gesamte Projekt einer Sozialen Ökologie.“ (Ebd.: 19)  
Die Krisendiagnose erstreckt sich indes auch auf „Wissensdefizite an der Grenze zwischen  
heterogenen Diskursen“ (ebd.: 170). Entsprechend müsse Soziale Ökologie zwischen den  
epistemischen Kulturen der Natur- und Sozialwissenschaften verortet werden. Das sei folgenreich  
und erfordere, sich sowohl gegen den Naturalismus wie gegen den Kulturalismus abzugrenzen (vgl.  
ebd.: 22f., 125ff.). Zustimmung (vgl. ebd.: 129) erhält eine Bemerkung Adornos (1972: 35), wonach  
die Wirklichkeit menschlich sei „und noch die schlechterdings außermenschliche Natur vermittelt  
durch Bewusstsein. Das können Menschen nicht durchstoßen: sie leben im gesellschaftlichen  
Sein“. Verzerrte Weltsichten, so Becker und Jahn weiter, seien sie „technizistisch, biologistisch,  
soziologistisch oder kulturalistisch“ (Becker/Jahn 2006: 111), seien zu vermeiden. So lenkt die  
Diagnose einer Krise der gesellschaftlichen Naturverhältnisse „den sozial-ökologischen Blick auf  
hybride Krisenphänomene, in denen gesellschaftliche und natürliche Prozesse sich überlagern,  
[…] die Kritik am gesellschaftlichen Umgang mit der Krise ist Richtschnur der wissenschaftlichen  
Arbeit“ (ebd.: 183f.).  
Normativ orientiere sich Soziale Ökologie an Nachhaltigkeit – meist in negativer Bestimmung,  
da die positive Bestimmung vieldeutig sei – sowie an „lebenspraktischen gesellschaftlichen  
Problemen“ (ebd.: 24). Die neue Wissenschaft solle denn „lebenspraktisch bedeutsam“ (ebd.: 15)  
sein. Situiertes Wissen, heißt es im Anschluss an Donna Haraways „Die Neuerfindung der Natur“  
(1995), sei hervorzubringen, und zwar in drei Formen: „normatives Orientierungswissen, operatives  
Handlungswissen und empirisch-analytisches System- und Prozesswissen“ (ebd.: 25). Diese  
Wissensarten könnten auch als, wie in der Sozialen Arbeit üblich, Bewertungs-, Handlungs- sowie  
Beschreibungs- und Erklärungswissen bezeichnet werden (vgl. Husi 2017: 97–101). In Soziale  
Ökologie wird sogar vorgeschlagen, das bekannte Drei-Säulen-Modell des Nachhaltigkeitsdiskurses  
zu ersetzen durch die drei Wissensformen – in diesem Kontext: Orientierungs- und Zielwissen  
(normativ), Systemwissen (analytisch) und Handlungswissen (operativ) (vgl. ebd.: 242f.). Die  
Unterscheidung von Natur und Gesellschaft sei nicht dualistisch aufzufassen, vielmehr gelte es, am  
jeweiligen Fall die Beziehungen zu untersuchen. „Zum Objekt des Wissens werden dann konkrete  
‚Muster von Beziehungen‘“ (ebd.: 25). Ohne – wie zu erwarten wäre – Bezug auf Bourdieu (1998:  
15ff.) wird infolgedessen als Grundverständnis festgehalten: „Gesellschaftliche Naturverhältnisse  
zu denken heißt, methodisch in Relationen, statt in Substanzen zu denken“ (Becker/Jahn 2006:  
26), von „Dingen zu Beziehungen“ (ebd.: 185) fortzuschreiten. Das bedeute einen klaren Bruch mit  
der von Aristoteles überlieferten Tradition. In diesem Kontext der Relationalität wird sogar Anthony  
Giddens’ Strukturierungstheorie (vgl. auch Jahn/Wehling 1998: 77) erwähnt, leider ohne weiter  
thematisiert zu werden.  
Die unterschiedlichen Ansätze der Sozialen Ökologie verbinde der spezifische „sozial-  
ökologische Blick“, der bedeute,  
„dass man Umweltprobleme als (komplexe) gesellschaftliche Probleme betrachtet,  
die ohne fundierte sozialwissenschaftliche Analysen weder verstanden noch  
gelöst werden können. Gemeinsam ist ihnen aber auch die Absicht, die  
sozialwissenschaftliche Problemsicht systematisch um eine naturwissenschaftlich  
technische zu erweitern.“ (Becker/Jahn 2006: 77)  
Aus dieser Sichtweise resultiert ein schärferer Blick auf Umweltprobleme. „Was man in der  
Öffentlichkeit und im Alltag Umweltprobleme nennt, muss dann in diesen Beziehungsmustern  
lokalisiert werden“ (ebd.: 86), die als gesellschaftliche Naturverhältnisse bezeichnet werden.  
Von der Frankfurter Sozialen Ökologie ist „natürlich“ auch die Klärung des Verhältnisses zur  
Kritischen Theorie der Frankfurter Schule zu erwarten. Instruktiv ist der Anschluss an eine häufig  
zitierte Passage aus den „Soziologischen Exkursen“ des Instituts für Sozialforschung, die sogar als  
Leitmotiv auserkoren wird (vgl. ebd.: 133):  
„Das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft lässt sich aber auch nicht trennen  
von dem zur Natur. Die Konstellation zwischen den drei Momenten ist dynamisch.  
Es genügt nicht, bei der Einsicht in ihre perennierende Wechselwirkung sich zu  
beruhigen, sondern eine Wissenschaft von der Gesellschaft hätte wesentlich die  
Aufgabe, die Gesetze zu erforschen, nach denen jene Wechselwirkung sich  
entfaltet, und die wechselnden Gestalten abzuleiten, die Individuum, Gesellschaft  
und Natur in ihrer geschichtlichen Dynamik annehmen.“ (Institut für Sozialforschung  
1956: 43)  
Der Anschluss erfolgt indessen insofern spezifisch, als nicht eine Gesellschaftstheorie resultieren  
soll, sondern eine transdisziplinäre Wissenschaft, „bei der Praxisrelevanz mit interdisziplinärer  
Theorie- und Methodenentwicklung prozessual verbunden ist.“ (Becker/Jahn 2006: 289)  
Vorbehalte werden gegenüber den Begriffen ‚Mensch‘ wie ‚Umwelt‘ geäußert, entsprechend  
auch gegenüber der Rede von Mensch-Umwelt-Beziehungen. Nicht Wesensmerkmale des  
Menschen lägen der Krise zugrunde, sondern menschliches Tun und Unterlassen (vgl. ebd.: 154).  
„Die gesellschaftlichen Naturverhältnisse vermitteln zwischen einer naturabhängigen Gesellschaft  
und einer vergesellschafteten Natur in vielfältiger Weise.“ (Ebd.: 163) Mit dem Konzept der  
gesellschaftlichen Naturverhältnisse soll dabei „die komplexe Konfiguration von Individuum,  
Gesellschaft und Natur“ (ebd.: 148) erfasst werden. Fragt sich, wie das Individuum, das im  
Grundbegriff der Frankfurter Sozialen Ökologie nicht explizit genannt wird, konzipiert wird und  
hineinspielt. Zu erwarten wäre eine Subjekttheorie oder eine Handlungs- bzw. Praxistheorie.  
Die Soziale Ökologie aus Frankfurt als „Wissenschaft von den gesellschaftlichen  
Naturverhältnissen“ versucht es mit einer Bedürfnistheorie, denn „in Bedürfnissen konkretisieren  
sich spezifische gesellschaftliche Naturverhältnisse“ (ebd.: 146), so die Ansicht. In Anlehnung an die  
fraktale Geometrie wird vermutet, dass „man in den Bedürfnissen die Struktur der gesellschaftlichen  
Naturverhältnisse“ (ebd.: 163) wiederfindet. Den „ausgeklammerten abstrakten Menschen“ (ebd.:  
162) könne man so angemessener theoretisch einbeziehen (vgl. dazu auch ebd.: 35ff.). Etwas  
überraschend gelangen dann doch wieder anthropologische Bezüge ins Spiel, nämlich mit der  
„Differenzierung nach basalen gesellschaftlichen Naturverhältnissen entlang anthropologisch  
vorgezeichneter Lebensfunktionen. Wir nennen sie basal, weil sich durch sie sowohl der individuelle  
Lebensprozess als auch der Lebensprozess der Gattung aufrechterhält“ (ebd.: 192). Auch scheinbar  
biologische Bedürfnisse würden allerdings nur in subjektiv und sozial interpretierter Form existieren.  
Erwähnt werden atmen, essen und trinken, schlafen sowie sich vor Kälte und Hitze schützen.  
Verhindert werden müsse, dass die basalen gesellschaftlichen Naturverhältnisse die Fortsetzung  
des Lebensprozesses über die Generationen hinweg gefährden. Ein menschenwürdiges Leben für  
alle solle möglich sein. „Bedürfnisprozesse konstituieren basale gesellschaftliche Naturverhältnisse.  
Die menschlichen Aktivitäten, mit denen diese Bedürfnisse befriedigt werden, begründen zugleich  
Verhältnisse zu anderen Menschen, zum kulturellen Umfeld sowie zur natürlichen Mitwelt.“ (Ebd.:  
198; Herv.i.O.) Die Bedürfnisse seien „stark geschlechtlich ausgeprägt“ (ebd.: 199).  
Die Frankfurter Soziale Ökologie bedient sich des Begriffspaars Regulation/Symbolisierung,  
um den interessierenden Gesamtzusammenhang zu skizzieren (vgl. ebd.: 192f.). Demnach sind  
die stofflich-energetischen Regulationen über gesellschaftliche Praktiken und Technologien mit  
kulturellen Symbolisierungen verknüpft. Abhängig von „Normen und Machtstrukturen“ (ebd.: 193)  
erhielten diese Regulationsmuster ihre Bedeutung – neben der Bedürfnisbefriedigung finden also  
aus Frankfurter Perspektive auch der Ressourcengebrauch und das Regeln(be)folgen, wenngleich  
weniger als weitere Grundprozesse, Beachtung. Anders gesagt: Die hierarchische (Macht),  
institutionelle (Normen) und kulturelle (Bedürfnisse) Struktur der Gesellschaft wird angesprochen.  
Der symbolische Kontext bestimme, wie Bedürfnisse auf natürliche Gegenstände projiziert werden.  
„Bei gesellschaftlichen Naturverhältnissen handelt es sich also um symbolisch  
vermittelte stofflich-energetische und organische Regulationsmuster. […]  
Gesellschaftliche Naturverhältnisse bilden sich sowohl direkt durch das  
Zusammenwirken individueller Handlungen heraus als auch vermittelt durch  
Institutionen und ausdifferenzierte Funktionssysteme.“ (Ebd.: 193)  
Eine präzise Darstellung institutioneller Differenzierung und entsprechender Rollen bleibt freilich  
aus.  
In seinem Aufsatz „Über Statik und Dynamik als soziologische Kategorien“ (1979) schreibt  
Adorno, ehe er auf Landwirtschaft zu sprechen kommt:  
„Der gesellschaftliche Prozeß ist weder bloß Gesellschaft noch bloß Natur, sondern  
Stoffwechsel der Menschen mit dieser, die permanente Vermittlung beider  
Momente. Das auf allen Stufen enthaltene Natürliche ist nicht aus seiner  
gesellschaftlichen Form herauszuoperieren ohne Gewalt gegen die Phänomene.“  
(Adorno 1979: 221)  
Nicht diese bedeutsamen Worte aus der entsprechenden Passage werden im Buch Soziale  
Ökologie zitiert, sondern andere (vgl. Becker/Jahn 2006: 207). Mit Adorno wird die Ansicht geteilt,  
eine strikte Trennung von konstanten natürlichen und historisch wandelbaren Bedürfnissen sei nicht  
haltbar, eine „reine Natur“ könne nicht herausgeschält werden. Zustimmend wird auch folgende  
Aussage Adornos (1979: 221) zitiert: „Die Bedürfnisse lassen darum nicht bündig sich aufteilen,  
weil die Gesellschaft selber nicht bruchlos auf Bedürfnisse zurückzuführen ist.“ Aber was bedeutet  
dies für den vermuteten Zusammenhang von Lebensfunktionen und basalen gesellschaftlichen  
Naturverhältnissen? Nicht wiedergegeben wird Adornos an dieser Stelle ebenso geäußerte Ansicht,  
in der „heutigen Ära der Überproduktion“ (ebd.: 221) seien die Bedürfnisse schematisiert, wenn nicht  
sogar planvoll hervorgebracht; die Bedürfnisbefriedigung werde in der kapitalistischen Gesellschaft  
bloß noch vom ökonomischen Interesse mitgeschleppt. Es erstaunt überdies, dass sich die  
Ausführungen mit keinem Wort auf Marcuse (z.B. 1967: 24–29) beziehen. Die Krisenerscheinungen  
werden indes deutlicher benannt:  
„Krisenphänomene zeigen sich in der Verschmutzung und Vergiftung einzelner  
Umweltmedien (Wasser, Boden, Luft); sie akkumulieren sich zu globalen ökologischen  
Gefährdungen: Wachstum der industriellen Produktion und der Bevölkerung,  
Knappheit an Ressourcen (Wasser, Energie, Rohstoffe), an landwirtschaftlich  
nutzbaren Anbauflächen und an Nahrungsmitteln. Verfolgt man die einzelnen  
Krisenphänomene zu den Praktiken zurück, die zwischen Gesellschaft und Natur  
regulierend vermitteln, dann lassen sich besonders gefährdete und gefährdende  
Bereiche identifizieren: Arbeit und Produktion, sexuelles Begehren und Fortpflanzung,  
Ernährung und Landnutzung, Mobilität und Fortbewegung. Sie korrespondieren  
mehr oder weniger direkt mit den basalen gesellschaftlichen Naturverhältnissen, wie  
sie entlang anthropologisch vorgezeichneter Lebensfunktionen eingeführt wurden.“  
(Becker/Jahn 2006: 193f.)  
DiePraktiken,inundmitdenenGesellschaftenihrVerhältniszurNaturstofflich-materiellundkulturell-  
symbolisch regulieren“ (ebd.: 198), seien im Alltag verankert. „Insgesamt nimmt die Komplexität  
des Alltags zu“ (ebd.: 215), wird vermerkt. Im Anschluss an Max Weber ist von der „alltäglichen  
Lebensführung“ die Rede, das heißt von der „Art und Weise, wie Personen die Tätigkeiten in  
unterschiedlichen Lebensbereichen zu einem kohärenten Alltagszusammenhang integrieren“  
(ebd.: 218). Den technisch-naturwissenschaftlich dominierten Ansätzen der Umweltforschung  
wird „Alltagsvergessenheit“ (ebd.: 219) vorgehalten, die eben die „Rahmenbedingungen des  
Alltagshandelns“ (ebd.: 220) übersehe. Alltägliche Praktiken würden durch Dispositive ermöglicht  
und begrenzt, wird mit Bezug auf Foucaults (1978: 119f.) Dispositive der Macht dargelegt.  
„Dispositive legen ‚Korridore‘ fest, in denen sich das Bedürfnishandeln vollziehen kann“ (ebd.: 208),  
wird erläutert. Als „Dispositive der Bedürfnisbefriedigung“ werden explizit Produktionsverhältnisse  
und Geschlechterverhältnisse genannt, ohne allerdings dem Thema Intersektionalität Platz  
einzuräumen. Zudem wird mit Giddens auf Routinen und Rekursivität verwiesen: „Praktiken sind  
mehr oder weniger institutionalisierte, kollektive Phänomene, die durch die alltäglichen Handlungen  
immer wieder aufs Neue reproduziert werden. Umgekehrt reproduzieren Akteure in und durch ihre  
alltäglichen Handlungen immer wieder aufs Neue die Bedingungen, die ihr Handeln ermöglichen“  
(ebd.: 212) – und eben auch einschränken (vgl. Giddens 1988: 78).  
Mit dem Begriff der Regulation soll die Gestaltbarkeit, mit jenem der Transformation  
die Geschichtlichkeit der gesellschaftlichen Naturverhältnisse angesprochen werden (vgl.  
Becker/Jahn 2006: 239). „Ernährung und Gesundheit, Landwirtschaft und Regionalplanung,  
Bevölkerungsentwicklung und Versorgung, Bauen und Wohnen, Mobilität und Verkehr“ (ebd.: 248)  
werden als Problembereiche genannt. Als problematisch gilt, wenn „natürliche Zusammenhänge“  
irreversibel oder „gesellschaftliche Zusammenhänge“ (ebd.: 248) in ihrer Reproduktion und  
Entwicklung gestört werden. In der Verknüpfung von Problem- und Gestaltungsorientierung  
„verschränken sich ökonomische, technische, politische, soziokulturelle Probleme  
und sektorale Lösungsmuster mit biologischen, geographischen und ökologischen.  
Derartige komplexe sozial-ökologische Problemlagen machen den Kern der  
neuartigen Umweltprobleme aus.“ (Ebd.: 249; Herv. G.H.)  
Weder eine einzelne Fachwissenschaft noch ein bestimmter gesellschaftlicher Sektor sei angesichts  
der Komplexität allein lösungsfähig. Sozial-ökologische Regulation bearbeite die Folgeprobleme  
der Regulationen, die in den jeweiligen Bereichen stattfinden, und sei somit „Regulation von  
Regulationen“ (ebd.: 251). Es werden Anleihen bei der Kybernetik gemacht, was den Blick auf  
selbstverstärkende, positive und negative, selbstausgleichende Rückkopplungseffekte lenkt. In  
methodischer Hinsicht werden deshalb System-, Kausal- und Regelungsanalyse verbunden (vgl.  
ebd.: 257). Fragt sich, welche gesellschaftlichen Systeme bzw. Sektoren der Analyse zugrunde  
gelegt werden sollen.  
„Sozial-ökologische Regulationen wirken nicht nur stabilisierend, sondern treiben auch  
Transformationsprozesse an.“ (Ebd.: 259) Regulationen, wechselseitige Einwirkungen und  
Wandelerscheinungen werden folgendermaßen differenziert aufeinander bezogen: „Politische,  
ökonomische und technische Regulationen“ würden das „Zusammenspiel sozialer, kultureller  
und ökologischer Wirkzusammenhänge“ prägen, und daraus resultiere der „geschichtliche  
Wandel des komplexen Beziehungsgeflechts zwischen Gesellschaft und Natur“ (ebd.: 259).  
Auf diese Veränderungen bezieht sich der Begriff der sozial-ökologischen Transformation. In  
differenzierungstheoretischer Hinsicht werden die gesellschaftlichen Mechanismen allerdings in  
unterschiedlichen Versionen dargelegt. „Transformation bezeichnet die historische Entwicklung der  
RegulationenunddaranablesbarerFormationenderGestaltunggesellschaftlicherNaturverhältnisse“  
(ebd.: 260), wird erklärt. Und weiter:  
„Im  
Unterschied  
zu  
Vorstellungen  
von  
kontinuierlich  
verlaufenden  
Veränderungsprozessen bezieht sich sozial-ökologische Transformation auf  
krisenhafte Entwicklungen, Brüche und Diskontinuitäten, die mit Formveränderungen  
einhergehen. Eine solche Sichtweise nimmt ernst, dass gesellschaftliche Prozesse  
nur begrenzt steuerbar sind.“ (Ebd.: 266)  
Normative Orientierung biete das Gerechtigkeitspostulat aus dem Nachhaltigkeitsdiskurs: Künftige  
Generationen sollen die gleichen Wahlmöglichkeiten haben, um frei über ihre Lebensweisen und  
die Gestaltung der natürlichen Lebensgrundlagen entscheiden zu können, und zwar so, „dass die  
natürlichen Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen gesichert sind“ (ebd.: 260). In dieser  
Darlegung von Gerechtigkeit sind Freiheit, Gleichheit und Sicherheit richtigerweise verzahnt (vgl.  
dazu auch Husi/Meier Kressig 1998; Husi 2012: 104). Fokussiert Nachhaltigkeit mit Generationen  
Alter bzw. die Zeitdimension, so sind in einer umfassenden kritischen Gerechtigkeitsperspektive  
neben der Raumdimension noch weitere zentrale Sozialkategorien intersektional einzubeziehen.  
Präsentiert wird sodann im losen Anschluss unter anderem an Bertalanffy, Maturana und  
Varela sowie Luhmann die Vorstellung eines „komplexen sozial-ökologischen Systems mit einer  
räumlichen oder funktionalen Grenze und einer nicht-linearen Dynamik“ (ebd.: 268). In methodischer  
Hinsicht gebe es zwei Möglichkeiten: Eine früher gewählte habe Gesellschaft und Natur als zwei  
relativ autonome, über ein äußeres Beziehungsgeflecht miteinander gekoppelte Systeme betrachtet.  
Eine aktuellere betrachte „das Beziehungsgeflecht zwischen Gesellschaft und Natur in seinem  
Gesamtzusammenhang als System […]. Die äußeren Beziehungen zwischen Gesellschaft und Natur  
werden dann zu inneren Beziehungen des sich herausbildenden sozial-ökologischen Systems“  
(ebd.: 269, Herv.i.O.). Und das bedeutet: „Sozial-ökologische Transformationen […] zeigen sich  
im ersten Fall als Veränderungen der äußeren Systembeziehungen, im zweiten als Veränderungen  
der inneren. Innere Systembeziehungen bilden eine Struktur, die sich durch Transformationen  
verändert.“ (Ebd.: 269) Die Anpassung der inneren Struktur wird als Adaptivität bezeichnet (vgl.  
ebd.: 277).  
Im letzten Kapitel des Buchs Soziale Ökologie werden diese theoretischen Grundlagen  
der Sozialen Ökologie als Wissenschaft von den gesellschaftlichen Naturverhältnissen genutzt  
für die Behandlung der Themen Wasser, Konsum, Ernährung, Mobilität, Bauen und Wohnen,  
Bevölkerungsentwicklung, Versorgungssysteme sowie Gender und Environment. Soziale Arbeit  
könnte unter den genannten Versorgungssystemen durchaus erwähnt werden – dem ist im Buch  
aber nicht so. Ohnehin fällt es den Verfassenden schwer, den Begriff des Versorgungssystems mit  
mehreren Komponenten (Abb. 1) genau zu bestimmen sowie klar ein- und abzugrenzen, da letztlich  
(fast) alles mit allem zusammenhängt und Versorgungscharakter aufweist.  
Einen aktuellen Versuch, den Begriff genauer zu bestimmen, liefern Hummel, Jahn, Kramm  
und Stieß (2024: 20), die eine Kurzdefinition der Komponenten formulieren und Institutionen als  
formelle wie informelle „Handlungsregeln in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Recht und Kultur“  
begreifen. Sie referieren dabei nicht nur auf Normen, sondern auch auf Werte; institutionelle und  
kulturelle Differenzierung – Bereiche und Milieus – sind auf diese Weise vermengt. Überdies lassen  
die genannten Bereiche das gemeinschaftliche Leben (vgl. Husi/Meier Kressig 2013) in Familien,  
Nachbarschaften usw. sowie Hilfssysteme wie zum Beispiel die Soziale Arbeit vermissen. Die  
hierarchische Differenzierung der Gesellschaft (Klassen bzw. Schichten) kommt durch Ressourcen,  
Wissen, Technik zum Ausdruck. Strukturierungstheoretisch interpretiert, strukturieren – ermöglichen  
und beschränken – all diese Komponenten die Praktiken Nutzender.  
Abb. 1: Versorgungssysteme im Rahmen gesellschaftlicher Naturverhältnisse  
(Becker/Jahn 2006: 424).  
Abbildung 1 kann als die zentrale Überblicksgrafik der Frankfurter Sozialen Ökologie gelten; sie  
wird auch in einem Sonderheft zur Frankfurter und Wiener Sozialen Ökologie so präsentiert (vgl.  
Kramm/Pichler/Schaffartzik/Zimmermann 2017: 21; vgl. zur Wiener Sozialen Ökologie Husi 2025c).  
Spannend ist hier die Betitelung mit „Sozial-ökologische Systeme als Versorgungssysteme“. Die  
Grafik wird bei Kramm et al. (2017: 57, 86) in einer weiteren Form verändert bzw. ergänzt, indem  
im Zentrum zwischen den sechs Komponenten die Überschrift „sozial-ökologische Strukturen und  
Prozesse“ platziert wird sowie auf der linken Seite „natürliche Strukturen und Prozesse“ und analog  
auf der rechten Seite „gesellschaftliche Strukturen und Prozesse“. Hummel, Jahn, Kramm und  
Stieß (2024: 23) betiteln dasselbe mit „Modell des sozial-ökologischen Systems“. Die Abbildung  
legt einen Bereich in der Mitte nahe, der weder Natur noch Gesellschaft ist, aber zum sozial-  
ökologischen System zählt. Was ist das? Weshalb sind es nicht zwei überlappende Kreise, deren  
Überlappungszone dann die gesellschaftlichen Naturverhältnisse wären, das sozial-ökologische  
System?  
Die Soziale Arbeit findet wohl leichter Anschluss an eine Darstellung des sozial-ökologischen  
Forschungsprozesses (Abb. 2), dessen geforderte Transdisziplinarität Soziale Arbeit sinnvollerweise  
einbegriffe. Zusammenfassend schreibt Jahn (2005: 32) dazu:  
„Unter Sozialer Ökologie verstehen wir die Wissenschaft von den gesellschaftlichen  
Naturverhältnissen. Sozial-ökologische Forschung untersucht demnach die Formen  
und Gestaltungsmöglichkeiten der Veränderungen der gesellschaftlichen  
Naturverhältnisse in einer integrativen Perspektive. […] Wir bezeichnen mit dem  
Begriff der gesellschaftlichen Naturverhältnisse zusammenfassend das Geflecht der  
vermittelnden Beziehungen und Verhaltensformen zwischen Individuen, Gesellschaft  
und Natur sowie die sich darin herausbildenden Muster.“  
Teambildung  
Gesellschaftliche  
Probleme  
Wissenschaftliche  
Probleme  
Konstitution eines gemeinsamen  
Forschungsgegenstandes  
neue gesellschaftliche  
Problembeschreibung  
neue wissenschaftliche  
Problembeschreibung  
Neues anschlussfähiges  
disziplinäres Wissen  
heterogener  
heterogener  
wissenschaft-  
licher Diskurs  
gesellschaft-  
licher Diskurs  
Transdisziplinäre Integration  
integrierte  
Problemlösungen  
integriertes Wissen  
zielgruppen-  
Problembezogene  
Integration  
Interdisziplinäre  
Integration  
methodische und  
theoretische Innovation,  
neue Forschungsfragen  
orientierte praktische  
Maßnahmen u. Instrumente  
Abbildung 2: Transdisziplinärer Forschungsprozess  
(Jahn 2005: 36; ähnlich bei Becker/Jahn 2006: 325; Kramm et al. 2017: 79; Görg et al. 2023: 187).  
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Grüne Soziale Arbeit  
Die Krise der gesellschaftlichen Naturverhältnisse, die durch gesellschaftliche Praktiken gezogene  
Grenze zwischen Gesellschaft und Natur, Leitmotiv, drei Arten von Wissen, Relationalität,  
Transdisziplinarität, Alltäglichkeit, sektorale Lösungsmuster, sozial-ökologische Transformation  
– all diese Theorieelemente der Frankfurter Sozialen Ökologie und der damit verknüpfte  
gesellschaftstheoretische Anspruch sind für die Grüne Soziale Arbeit direkt anschlussfähig.  
Diese zieht der systemtheoretischen Fundierung allerdings deutlicher eine strukturierungs- bzw.  
praxistheoretische vor (vgl. Husi 2022a: 302) und gibt der Kritischen Theorie mehr Gewicht  
(vgl. Husi 2025b). Es dürfte indes deutlich geworden sein, dass sich Soziale Ökologie als  
neue Bezugswissenschaft Sozialer Arbeit geradezu aufdrängt. Versteht sich Soziale Ökologie  
transdisziplinär, kommt sie umgekehrt nicht umhin, Soziale Arbeit einzubeziehen, denn sie benötigt  
auch eine sozialberufliche Praxisdisziplin. Für einen solchen Einbezug braucht es allerdings eine  
theoretisch angemessen fundierte Soziale Arbeit, die sich eben auch ökologisch orientiert und  
sich nicht „nur“, von allen Naturbezügen absehend, der sozialen (und kulturellen) Probleme und  
Potenziale annimmt.  
„Grüne Soziale Arbeit“ (Husi 2022a) ist, im losen Anschluss an die von Lena Dominelli (2012;  
2018) für den englischen Sprach- und entsprechenden geografischen Raum entwickelte Konzeption  
mit dem treffenden Namen „Green Social Work“, die vom Autor gewählte Bezeichnung für ein neues  
Paradigma der Profession und Disziplin. Grüne Soziale Arbeit thematisiert soziale und kulturelle  
Probleme bzw. Potenziale, für deren Bearbeitung bzw. Entfaltung Soziale Arbeit zuständig ist, unter  
systematischem Einbezug der natürlichen Lebensgrundlagen und somit der Umweltprobleme und  
Umweltpotenziale. Hummel, Jahn, Kramm und Stieß (2024: 15) präsentieren gesellschaftliche  
Naturverhältnisse als „Grundbegriff und Denkraum für die Gestaltung von sozial-ökologischen  
Transformationen“. Indem Soziale Arbeit diesen „Denkraum“ (Becker/Jahn 2006: 187) betritt, der  
auch ein Fühlraum ist, eröffnet sich zugleich ein neuer Handlungsraum. Analog zu den drei von  
der Frankfurter Sozialen Ökologie aufgeführten Wissensarten sind für die Konzeption der Grünen  
Sozialen Arbeit drei theoretische Grundlagen zentral: ein Praxismodell (Handlungswissen), normative  
Grundlagen (Bewertungswissen) und ein Weltbild (Beschreibungs- und Erklärungswissen).  
Das Praxismodell (vgl. Husi 2025a) verknüpft (innen- und außen-)weltbezogenes Wissen  
unterschiedlicher Art und Reflexivität (vgl. Becker/Jahn 2006: 25, 242f.) präzise mit einer  
Abfolge typischer Handlungsakte. Aus dieser Verknüpfung resultiert in der Regel konsistentes  
Transformationshandeln. Leitsätze und Arbeitsprinzipien flankieren das Modell, Praxistheorien  
fundieren es.  
Die normativen Grundlagen (vgl. Husi 2025b) sollten eine Werteübersicht enthalten, die  
präzise auf die Elemente des Weltbilds bezogen werden kann, um praktisch wirksam werden  
zu können. Sozial-ökologische Normativität verbindet den Geist des Demokratismus (vgl. Husi/  
Meier Kressig 1998) und, so könnte man sagen, des Humanismus (vgl. Stengel 2016) mit dem  
Geist des Ökologismus (vgl. Eder 1992) – und dieser sozial-ökologische Geist trotzt dem Geist  
des Kapitalismus (vgl. Weber 1988). Die Rede von Nachhaltigkeit ist dabei der Weisheit vorletzter  
Schluss.  
Ein wenig mehr noch an dieser Stelle zum Weltbild (Abb. 3), das sich, Innen- und Außenwelten  
integrierend, auf das besonders von der Kritischen Theorie fokussierte Dreieck Individuum –  
Gesellschaft – Natur bezieht. Es erfordert die Verbindung von Subjekt- bzw. Praxis-, Gesellschafts-  
und Umwelttheorie. Dafür müssen die gesellschaftlichen Naturverhältnisse verstanden werden. Das  
sozial-ökologische Geschehen in den Gesellschaftssektoren mit ihren jeweiligen Umweltnähten,  
an denen sich der „Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur“ (Marx 1962: 57) vollzieht, ist nicht  
nur durch die sektoralen Regeln und eingenommenen Rollen der Beteiligten geprägt, sondern,  
so lässt sich im Anschluss an Bourdieu festhalten, auch durch unterschiedliche Ressourcen und  
Interessen. Die Strukturen von Umwelt und Gesellschaft – relational verstanden als Gesamtheiten  
von Verhältnissen – strukturieren gemeinsam die Praxis. Vor allem das Zusammenwirken von fünf  
Akteursgruppen mit ihren jeweiligen Rollen prägt gesellschaftliche Naturverhältnisse (vgl. dazu  
auch Görg et al. 2023: 636). Sie agieren in vier primären Gesellschaftssektoren: Das sind in der  
Wirtschaft Finanzierende sowie Liefernde (in der Lieferkette von Produktion und Handel), in der  
Gemeinschaft Sorgende, im Staat (Politik, Verwaltung, Recht, Militär) Regulierende und in der Kultur  
(Wissenschaft, Religion, Kunst, Unterhaltung, Bildung, Medien) Interpretierende. Aber hier fehlt  
noch etwas. Die systemtheoretische Diskussion über „soziale Hilfe“ (Baecker 1994) bzw. Soziale  
Arbeit („Hilfesystem“) als „ein neues, sekundäres Funktionssystem“ (Luhmann 1997: 633) regt dazu  
an, einen weiteren – sekundären – Gesellschaftssektor mit der Kurzbezeichnung ‚Hilfe‘ vorzusehen.  
Zu diesem können über Soziale Arbeit hinaus Gesundheit und womöglich Verkehr gezählt werden.  
Verkehr ist, nicht zuletzt aufgrund des immer noch weit verbreiteten Fossilismus und der nötigen  
Transformation der Mobilität, gleichsam in Richtung eines ‚helfenden Verkehrs‘ einzubeziehen. Diese  
Hilfesysteme sind insbesondere bei der Katastrophenhilfe an vorderster Stelle gefragt, unterstützen  
aber auch das ‚normale Funktionieren‘ der primären Gesellschaftssektoren.  
Gleichzeitig ist die gegenwärtige Vielfachkrise durch ein Markt-, Staats-, Gemeinschafts-  
und Kulturversagen kennzeichnet. Die „vier apokalyptischen Reiter des Anthropozäns“, so werden  
Brände, Hitze, Trockenheit und Überschwemmungen von Vince (2023: 35–62) in Anlehnung an  
das sechste Kapitel der Offenbarung des Johannes genannt, treiben bereits jetzt mit aller Gewalt  
ihr Unwesen und lassen schon in der Gegenwart da und dort Hilfeversagen erleben. Ein völliges  
Hilfeversagen gar droht ausblickend auf „das nomadische Jahrhundert“ und in der beim jetzigen  
Stand der Entwicklung zu befürchtenden Klimakatastrophe in der Weltgesellschaft. Letzteres lässt  
für Soziale Arbeit nur den Schluss zu, nichts unversucht zu lassen. Der soziale Zusammenhalt (vgl.  
Husi 2022b) wird auf die Probe gestellt werden wie kaum je zuvor.  
Aus kritischer, transformationsorientierter Perspektive interessiert, wer für die sozial-  
ökologische Krise verantwortlich ist und wer davon betroffen. Die Silbe ‚inter‘ verweist deskriptiv  
auf Zusammenwirken und normativ auf Ungerechtigkeit: In Betracht kommt das intersektorale  
Zusammenspiel, das immer auch eines von Klassen und Milieus ist. Dieses Zusammenspiel  
geschieht im Raum und in der Zeit. Es ist also auch ein internationales und intergenerationales  
Zusammenspiel, in dem sich enorme Ungleichheiten offenbaren, die es intersektional zu verstehen  
gilt.  
Abbildung 3: Gesellschaftliche Naturverhältnisse aus Sicht der Grünen Sozialen Arbeit  
(eigene Darstellung).  
Grüne Soziale Arbeit nutzt nicht nur die Transformationskraft der Natur für eigene Belange oder  
interveniert bei sogenannten Naturkatastrophen, sondern kann noch viel mehr als bislang im  
Zeichen des Umweltschutzes („Umweltgerechtheit“) und der Umweltgerechtigkeit die Prävention  
unterstützen. Dazu ist sie motiviert, weil sich aus Umweltproblemen soziale und kulturelle Probleme  
ergeben, für die sie zuständig ist und die sie ohne wirksame Gegenmaßnahmen bald einmal massiv  
überfordern werden. Das lässt ihren Blick auch auf soziale und kulturelle Potenziale werfen, die es in  
sozialökologischem Sinn und Geist zu entfalten gilt. Die Reflexion dieser Probleme und Potenziale  
ergibt eine vielfältige Programmatik (vgl. Husi 2022a: 307). Auf dem Programm steht die Begrünung  
von Praxis, Lehre und Forschung. Eine zeitgemäße und zukunftsfähige Soziale Arbeit darf es sich  
nicht mehr leisten, von außermenschlicher Natur abzusehen, und sie kann eine wichtige – eine weit  
wichtigere als bisher – Playerin bei der sozial-ökologischen Transformation werden.  
Verweise  
i Der Text basiert auf einem Referat, gehalten am 5. Juli 2023 in der Sektion Soziale Arbeit am Kongress der Österreichischen Gesellschaft  
für Soziologie in Wien.  
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Über den Autor  
Prof. Dr. Gregor Husi  
Ist Soziologe und kam 1999 nach einem dreivierteljährigen Forschungsaufenthalt bei Pierre Bourdieu  
in Paris an die Hochschule Luzern. Seine gegenwärtigen Themenschwerpunkte sind Grüne Soziale  
Arbeit, soziale Kohäsion, Sozialtheorien und Professionalisierung.