Zoé Schulmeister. Trauma-Informed Care. Arbeit mit potentiell traumatisierten Menschen. soziales_  
kapital, Bd. 29 (2024). Rubrik: Junge Wissenschaſt. Eisenstadt. Printversion: http://www.soziales-  
29. Ausgabe 2024  
Klimagerechtigkeit und Soziale Arbeit in Österreich  
Trauma-Informed Care  
Arbeit mit potentiell traumatisierten Menschen  
Zoé Schulmeister  
Zusammenfassung  
Trauma-Informed Care (TIC) ist ein Ansatz, der das Vorhandensein von Trauma-Symptomen und  
die Rolle, die ein Trauma im Leben einer Person spielen kann, anerkennt. Die meisten Personen,  
die später in Einrichtungen der Sozialarbeit betreut werden, haben traumatische Erfahrungen in der  
Kindheit, in der Jugend oder im Erwachsenenalter gemacht. Um Langzeitfolgen entgegenzuwirken  
und Fehldiagnosen bzw. Retraumatisierungen vorzubeugen, wurde in den USA das Konzept  
Trauma-Informed Care entwickelt. Der Ansatz ist in Österreich allerdings bisher kaum bekannt. Es  
stellt sich die Frage, inwieweit TIC Sozialarbeiter*innen in Österreich bei ihrer Arbeit mit Menschen  
unterstützen kann.  
Im vorliegenden Beitrag wird zunächst erläutert, was Traumata und posttraumatische  
Belastungsstörungen sind, wie sie entstehen und welche Auswirkungen sie auf Einzelpersonen  
haben. Im Anschluss werden die Ergebnisse einer Befragung vorgestellt, die mit Expert*innen aus  
den USA und Österreich zu TIC und der Arbeit mit traumatisierten Personen geführt wurde. Dabei  
zeigte sich, dass Trauma-Kenntnisse bei der Arbeit mit Menschen von zentraler Bedeutung sind,  
während es zugleich eine diesbezügliche Lücke in der Ausbildung von Sozialarbeiter*innen und  
Sozialpädagog*innen gibt. Der Beitrag macht deutlich, dass der Einsatz von TIC in Österreich von  
großem Nutzen für das Gesundheitssystem sein könnte.  
Schlagworte: Trauma-Informed Care (TIC), Trauma, Traumata, Traumafolgen, Traumaforschung,  
Trauma-Kenntnisse, Trauma und Soziale Arbeit  
Abstract  
Trauma-Informed Care (TIC) is an approach that acknowledges and describes the traumatic  
experiences of human services clients. The majority of individuals who subsequently receive care in  
social work institutions have experienced traumatic events during their childhood or adulthood. In  
order to address these long-term consequences and to prevent misdiagnosis or retraumatisation,  
the concept of Trauma-Informed Care was developed in the USA. The approach is relatively new  
in Austria. It is therefore pertinent to enquire the extent to which TIC can support social workers in  
Austria in their work with people.  
This paper begins by defining trauma and post-traumatic stress disorder, elucidating their  
etiology and the effects they have on individuals. The findings of a survey conducted with experts  
from the USA and Austria on TIC and working with traumatised people are then presented. The  
research shows that trauma knowledge is of the utmost importance for working with people.  
Furthermore, it highlights a deficit in the training of social workers and social pedagogues, and  
ultimately concludes that the implementation of TIC in Austria would result in significant benefits to  
the health system.  
Keywords: trauma-informed care (TIC), trauma, consequences of trauma, trauma research, trauma  
knowledge, trauma and social work  
1
Einleitung  
Trauma-Informed Care (TIC) wurde für die Implementierung in sozialen Einrichtungen entwickelt,  
um die Anzeichen, Symptome und Auswirkungen von Traumata bei Adressat*innen, Familien und  
Mitarbeiter*innen zu erkennen, zu verstehen und angemessen darauf reagieren zu können. Der  
Großteil der Personen, die in Einrichtungen Sozialer Arbeit betreut und beraten werden, hatte  
traumatisierende Erlebnisse in der Kindheit, in der Jugend oder im Erwachsenenalter. Wie die  
Studie Adverse Childhood Experiences (ACE) (1998) zeigt, haben bestehende Kindheitstraumata  
dramatische Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit und stellen somit eine  
wichtige Determinante im Gesundheitssystem dar (vgl. Felitti et al. 1998: 245–258).  
Ziel von TIC ist die Bereitstellung von Unterstützungsangeboten in einer Form, die für  
potenziell traumatisierte Menschen zugänglich und geeignet ist, wobei es nicht um die Behandlung  
von Symptomen oder Problemen im Zusammenhang mit Traumata geht. Dieser Ansatz scheint  
im deutschsprachigen Raum bisher kaum bekannt zu sein, da TIC bislang kaum Eingang in die  
deutschsprachige Forschungsliteratur gefunden hat. Es stellt sich folglich die Frage, inwiefern  
Trauma-Informed Care Sozialarbeiter*innen in Österreich bei ihrer Arbeit mit traumatisierten  
Menschen unterstützen kann.  
Sozialarbeiter*innen begegnen im beruflichen Kontext mit hoher Wahrscheinlichkeit  
Menschen, die traumatisiert sind bzw. an den Folgen einer Posttraumatischen Belastungsstörung  
(PTBS) leiden. Oft bieten jedoch Institutionen ihre Dienste an, ohne der Annahme adäquat  
begegnen zu können, dass die meisten ihrer Adressat*innen Traumata erlebt haben. Dies kann  
dazu führen, dass notwendige und hilfreiche Interventionen nicht getätigt werden oder es zu einer  
Retraumatisierung kommt, die die zukünftige Zusammenarbeit mit den betroffenen Adressat*innen  
erschwert oder unmöglich macht (vgl. Fallot/Harris 2008: 3–10).  
Der vorliegende Artikel stützt sich maßgeblich auf die Ergebnisse einer empirischen  
Forschungsarbeit,dieimZugederErstellungmeinerBachelorarbeitimJahr2022anderFHBurgenland  
durchgeführt wurde. Für die Sammlung des Datenmaterials wurden Expert*inneninterviews  
durchgeführt, einerseits mit Expert*innen österreichischer Institutionen wie Kinder- und Jugendhilfe  
(KJH), Psychosozialer Dienst (PSD), Jedmayer, Verein Initiative zur psycho-sozialen therapeutischen  
u sozial-kulturellen Integration (ESRA) und Neustart, andererseits mit einer Professorin für Soziale  
Arbeit und TIC-Expertin der University of Maryland sowie der Institutsleiterin des „California  
Center of Excellence for TIC“. Die Auswertung der gewonnenen Daten erfolgte mittels deduktiver  
Inhaltsanalyse nach Mayring (2010). Im Ergebnis verdeutlich die Forschungsarbeit die Relevanz  
von Trauma-Kenntnissen in der Sozialen Arbeit und die Notwendigkeit, diese in der Ausbildung zu  
implementieren.  
2
Trauma und Psychotraumatologie  
Trauma bedeutet ursprünglich Wunde, Verletzung oder Schaden und kommt aus dem  
Altgriechischen, wobei der Begriff sowohl für körperliche als auch für psychische und emotionale  
Verletzungen verwendet werden kann. Dieser Artikel handelt ausschließlich von den psychischen  
und emotionalen Verletzungen und deren weitreichenden Folgen für das Leben der Betroffenen.  
Psychotraumatologie ist eine recht junge Wissenschaft, die definiert werden kann als „Erforschung  
seelischer Verletzungen in Entstehungsbedingungen, aktuellem Verlauf sowie ihren unmittelbaren  
und Langzeitfolgen“ (Fischer/Riedesser 2009: 17). Das Störungsbild der Trauma-Langzeitfolgen,  
sogenannte Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), wurde im Zusammenhang mit den  
Folgen des Vietnamkriegs entwickelt. Im Jahr 1980 wurde es in das DSM II, das internationale  
Klassifikationsschema der Weltgesundheitsorganisation, aufgenommen und wie folgt definiert: Ein  
psychisches Trauma ist eine seelische Verletzung oder Wunde, eine „Reaktion auf ein belastendes  
Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung  
oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde“  
(BMSGPK 2024: 218).  
Ob ein belastendes Ereignis die Qualität eines Traumas hat, lässt sich somit an den Folgen  
erkennen. Eine Erfahrung kann kurz- oder langfristige psychische Reaktionen hervorrufen, von  
einem Trauma spricht man allerdings erst, wenn die Folgen manifest sind (vgl. Fischer/Riedesser  
2009: 63). Empirische Untersuchungen zeigen, dass statistisch gesehen 20 bis 60 Prozent der  
Menschen mindestens ein traumatisches Ereignis in ihrem Leben durchleben (vgl. Maercker 2017:  
15). Traumafolgen treten am häufigsten und schwersten in Folge eines interpersonellen Traumas  
auf, vor allem wenn dieses über einen längeren Zeitraum stattfindet (vgl. Gebrande 2021: 35).  
Traumatische Erfahrungen verändern die Stressregulationsfähigkeit auf der biologischen  
Ebene.SomitsindTraumafolgenteilweisedirekteStresserkrankungen,dieaufdiepsychobiologischen  
Stresssysteme einwirken. Dauernde Aktivierung von Stresssystemen und Schwierigkeiten bei  
der Stressregulation führen zu einer Umgestaltung der Stressachsenreaktion mit möglichen  
negativen Auswirkungen auf den Organismus. Um eine Verbesserung der stressassoziierten  
Biomarker (z.B. Blutdruck, Herzfrequenz) zu bewirken, sind Behandlungsansätze, die nur auf das  
Trauma fokussieren, möglicherweise nicht ausreichend (vgl. Ehrenthal/Stoffel/Ditzen 2019: 100–  
103). Wichtige Erkenntnisse zu Trauma und Psychotraumatologie liefert die Adverse-Childhood-  
Experiences-Studie, die im Folgenden näher betrachtet wird.  
3
Die ACE-Studie  
Die ACE-Studie ist eine Langzeitstudie mit einer Beteiligung von 17.000 erwachsenen US-  
Amerikaner*innen, die 1998 veröffentlicht wurde. Der aktuelle Gesundheitszustand der  
Studienteilnehmer*innen wurde mit negativen Kindheitserfahrungen, die teilweise Jahrzehnte  
zurücklagen, abgeglichen. Je mehr Kindheitstraumata eine Person erlebt hatte (pro erhobenem  
Erlebnis 1 Punkt), desto höher war der ermittelte Score (1 bis 10). Im Rahmen der ACE-Studie  
wurden folgende Kindheitserlebnisse als Traumata bewertet:  
1.  
2.  
3.  
4.  
5.  
6.  
7.  
8.  
9.  
10.  
körperliche Misshandlung  
sexualisierte Gewalt  
emotionaler Missbrauch  
körperliche Vernachlässigung  
emotionale Vernachlässigung  
das Miterleben häuslicher Gewalt  
Suchtmittelmissbrauch im Haushalt  
psychische Erkrankungen im Haushalt  
Trennung/Scheidung der Eltern  
Inhaftierung eines Familienmitglieds  
Die ACE-Studie stellt einen starken Zusammenhang zwischen negativen Kindheitserfahrungen und  
derpsychischenundkörperlichenGesundheitimErwachsenenlebensowiedenHaupttodesursachen  
in den Vereinigten Staaten fest. Es wurde deutlich, dass negative Kindheitserfahrungen häufig  
auftreten und im weiteren Lebensverlauf negative gesundheitliche Auswirkungen haben. So hat  
sich etwa gezeigt, dass Menschen, die mehrere Kindheitstraumata mit sich tragen, eher und früher  
zu Raucher*innen werden und damit auch ein höheres Risiko haben, Krankheiten wie eine Chronic  
Obstructive Pulmonary Disease (COPD) zu entwicklen. Diese Kombination macht Traumata zu  
einem der wichtigsten, wenn nicht sogar zu der wichtigsten Determinante im Gesundheitssystem  
(vgl. Felitti 2002: 44–46).  
4
Anerkennung von Trauma im sozialarbeiterischen Setting  
Es kann davon ausgegangen werden, dass die Berufsgruppe der Sozialarbeiter*innen im  
professionellen Kontext mit Menschen arbeitet, die Traumata erlebt haben oder an den Folgen  
einer PTBS leiden. Daher ist es notwendig, Sozialarbeiter*innen für die Arbeit mit traumatisierten  
Adressat*innen mit Methoden und Ressourcen auszustatten, um in einem professionellen Setting  
adäquat mit ihnen umgehen zu können. Eine dieser Methoden stellt das Konzept der Trauma-  
Informed Care dar, das im Folgenden vorgestellt wird.  
5
Trauma-Informed Care  
Trauma-Informed Care (TIC) ist ein Konzept, das die Behörde Substance Abuse and Mental  
Health Services Administration (SAMHSA), eine Abteilung zur landesweiten Förderung der  
psychischen Gesundheit innerhalb des US-Gesundheitsministeriums, entwickelt hat. TIC wurde  
für Humandienstleistungen und basierend auf Erkenntnissen der Trauma-Forschung konzipiert und  
geht davon aus, dass Adressat*innen des Settings potentiell traumatisiert sind:  
„Dieser Zugang setzt voraus, dass ein Programm, eine Organisation oder ein System  
Anzeichen und Symptome von Traumata bei Adressat*innen erkennen, sich deren  
weitreichenden Auswirkungen bewusst sind und um mögliche Wege der Genesung  
wissen. TICintegriertWissenundErkenntnisseüberTraumatainRichtlinien, Verfahren  
und Praktiken und setzt aktive Maßnahmen, um eine mögliche Re-Traumatisierung  
zu verhindern.“ (SAMHSA 2014: 8; eigene Übersetzung)  
Anstoß für die Entwicklung von TIC war die Erkenntnis, dass Mitarbeiter*innen in  
Betreuungseinrichtungen für Kinder häufig nicht für den Umgang mit Traumata sensibilisiert sind.  
Um Institutionen oder Organisationen in Trauma-sensible Systeme umzustrukturieren, bedarf es der  
Entwicklung einer kultursensiblen Infrastruktur, die adäquat auf die Menschen eingeht (vgl. Ko et  
al. 2008: 397–400). Der Ansatz erfordert entsprechend einen Paradigmenwechsel: Die Frage lautet  
nicht mehr „Was stimmt mit dieser Person nicht?“, sondern „Was ist dieser Person passiert?“ (vgl.  
Fallot/Harris 2008: 6).  
Ziel von TIC ist die Bereitstellung von Unterstützungsangeboten in einer Form, die für  
potenziell traumatisierte Menschen geeignet und barrierefrei ist. Erst wenn eine Organisation  
ihre Dienste dergestalt adäquat anbietet, kann davon gesprochen werden, dass sie tatsächlich  
allen Menschen zur Verfügung stehen. Sind Arbeitsprozesse nicht nach dem Ansatz von TIC  
ausgestaltet, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Retraumatisierung der Adressat*innen und einer  
Sekundärtraumatisierung der Mitarbeiter*innen (vgl. Harris/Fallot 2001: 5). Der Begriff ‚sekundäre  
Traumatisierung‘ meint eine Traumatisierung von Menschen, die mit den Primär-Trauma-Opfern in  
Kontakt sind, als natürliche Reaktion, die durch das Wissen entsteht, dass ein anderer Mensch ein  
traumatisches Ereignis erlebt hat (vgl. Gies 2009: 1).  
Insgesamt bedeutet ‚Trauma-Informed‘ also zum einen, dass es ein Wissen über die  
potentielle Traumatisierung der Adressat*innen gibt, und zum anderen, dass Verständnis darüber  
vorliegt, welche Auswirkungen das vergangene Trauma auf das gegenwärtige Leben hat. Das  
erleichtert die Zusammenarbeit mit Adressat*innen oder macht sie überhaupt erst möglich (vgl.  
Harris/Fallot 2001: 3–4).  
5.1 Sechs Prinzipien von TIC  
Die Leitprinzipien von TIC sollen als Rahmen für die Arbeit in Organisationen dienen, um die  
Wahrscheinlichkeit von Retraumatisierungen zu verringern und werden im Folgenden aufgezählt  
und beschrieben (vgl. dazu auch SAMHSA 2014: 10).  
1. Sicherheit  
Förderung eines Sicherheitsgefühls für alle Mitarbeiter*innen und Adressat*innen einer Organisation.  
2. Vertrauen und Transparenz  
Um das Vertrauen von Mitarbeiter*innen und Adressat*innen zu gewinnen, müssen die  
Entscheidungen einer Organisation transparent getroffen werden. Je mehr Wahlmöglichkeiten und  
Kontrolle Adressat*innen bei der Inanspruchnahme einer Leistung haben, umso wahrscheinlicher  
ist ihre Kooperationsbereitschaft und umso effektiver sind die Unterstützungsangebote.  
3. Unterstützung durch Peers  
Personen, die ebenfalls traumatische Erfahrungen gemacht haben, können eine wichtige Ressource  
darstellen.  
4. Zusammenarbeit  
Alle Mitarbeiter*innen einer Organisation können zur Heilung beitragen.  
5. Empowerment/Ermächtigung, Mitsprache und Wahlmöglichkeiten  
Der Fokus sollte auf den Stärken der Personen liegen und auf Unterstützung beim Entwickeln von  
Lösungsstrategien.  
6. Kulturelle, historische und geschlechtsspezifische Aspekte  
Anstrengungen sollten unternommen werden, um kultursensibel, diskriminierungskritisch und  
vorurteilsfrei zu agieren.  
5.2 Implementierung von TIC  
SAMHSA gründete 2005 das National Center for Trauma-Informed Care, um Gemeinden und  
Organisationen, die Interesse an TIC haben, durch persönliche Beratung, virtuelle Netzwerke und  
durch die Bereitstellung von Materialien, Lehrplänen und Ressourcen zu unterstützen. Um TIC  
in einer Organisation zu implementieren, bedarf es der Unterstützung der Leitungsebene, wobei  
insbesondere folgende Grundsätze zu befolgen sind (vgl. Harris/Fallot 2001: 5–10):  
-
Verbindliche Verpflichtung zur Veränderung  
Innerhalb einer Organisation müssen sich die Verantwortungsträger*innen dazu verpflichten, das  
Wissen über Missbrauch und Gewalt in die Arbeitspraktiken zu implementieren.  
-
Umfassende Screenings  
Eine wichtige Komponente bei der Umsetzung von TIC sind Screeningverfahren, um eventuelle  
Traumatisierungen unabhängig von der angebotenen Dienstleistung identifizieren zu können.  
AllgemeineScreeningverfahrenhabendabeimehrerepositiveEffekteaufdastraumasensibleArbeiten  
eines Systems (ACE-Screening): So werden sich alle Teilhabenden eines Systems der Thematik  
bewusst – Mitarbeiter*innen durch das Stellen der Fragen beim Screening und Adressat*innen  
entwickeln ein Verständnis dafür, welchen Einfluss ihr Trauma auf ihre persönliche Lebensgeschichte  
hat. Das regelmäßige Stellen von Fragen rund um die Tabuthemen sexuelle und physische Gewalt  
unterstützt möglicherweise den Prozess der Enttabuisierung und Entstigmatisierung.  
-
Aus- und Weiterbildung  
Die Schulung nur einzelner Mitarbeiter*innen hinsichtlich der Symptome und Folgen von Traumata  
kann dazu führen, dass deren Auswirkungen unterschätzt werden. Adressat*innen interagieren mit  
sehr unterschiedlichen Mitarbeiter*innen einer Organisation, die alle Einfluss auf die Erfahrungen  
der Adressat*innen haben und somit zur Gestaltung einer traumasensiblen Umgebung beitragen  
können.  
-
Einstellung von Expert*innen  
Der Einsatz von Trauma-Spezialist*innen kann einen weiteren Beitrag zur Wahrnehmung und der  
Entwicklung achtsamer Vorgehensweisen aller Mitarbeiter*innen einer Organisation darstellen  
-
Überprüfung der Richtlinien und Verfahren  
Alle Vorgehensweisen und Arbeitsschritte sollten dahingehend überprüft werden, ob diese für  
traumatisierte Menschen nachteilig sind. Jedes verletzende oder übergriffige Erlebnis ist für sie  
im konkreten Moment schädlich, kann aber auch eine schmerzhafte Erinnerung an vergangene  
Erfahrungen wachrufen. Mitarbeiter*innen müssen sich der Dynamiken in Missbrauchsbeziehungen  
bewusst sein, damit diese nicht im Umgang mit den Adressat*innen repliziert werden.  
Sollte eine systematische Evaluierung der Richtlinien und Verfahren nicht möglich oder zu  
ressourcenintensiv sein, reichen unter Umständen die folgenden zwei Leitlinien:  
-
Gelebte Praxis der Inklusion: Dies bedeutet die Annahme, dass alle Adressat*innen  
möglicherweise an den Folgen eines Kindheitstraumas leiden.  
-
Übernahme des ärztlichen Credos primum non nocere: Verursache keinen Schaden und  
hinterfrage das eigene Verhalten in Bezug auf schädliche Handlungen (vgl. Harris/Fallot  
2001: 5–10).  
Der Weg zu Trauma-Informed Care  
Verpflichtung zur  
Schulungen alle  
Integration einer  
Mitarbeiter:innen  
traumainformierten Kultur  
Einrichten eines  
internen Trauma-  
Partizipation in Planung  
Teams  
und Evaluierung von  
Dienstleistungen  
Trauma-  
Screening  
Vermeidung potentiell  
retraumatisierender Verfahren  
Abbildung 1: Der Weg zu TIC, orientiert an der Grafik des Institute on Trauma and  
Trauma-Informed Care (vgl. Buffalo Center for Social Research 2024).  
5.3 TIC und Soziale Arbeit  
Die durch die ACE-Studie festgestellten direkten Auswirkungen von negativen Kindheitserfahrungen  
auf die psychische und körperliche Gesundheit auch im Erwachsenenalter lassen den Schluss zu,  
dass sich in Einrichtungen der Sozialen Arbeit gehäuft Adressat*innen mit einem Kindheitstrauma  
wiederfinden – wie z.B. in den Handlungsfeldern der Suchthilfe, der Wohnungslosenhilfe, der  
klinischen Sozialarbeit, der Kinder- und Jugendhilfe und der Straffälligenhilfe. Die akute Problemlage  
und die Begrenztheit der Ressourcen in den jeweiligen Organisationen lässt die Geschichte des  
vergangenen Traumas und dessen Auswirkungen auf die Gegenwart möglicherweise in den  
Hintergrund rücken. Es ist jedoch notwendig, die Möglichkeit einer Traumatisierung in Betracht zu  
ziehen. Sozialarbeiter*innen sollten sich mit den potentiellen Auswirkungen eines Traumas auf die  
Bereitschaft und Fähigkeit der Adressat*innen, ein Arbeitsbündnis einzugehen, beschäftigen (vgl.  
Knight 2015: 26). Knight (2015: 28) arbeitet die folgenden vier Prinzipien in Bezug auf die Arbeit mit  
traumatisierten Menschen heraus:  
-
-
-
-
Validierung und Normalisierung der Erfahrungen und Gefühle von Adressat*innen  
Unterstützung, die Vergangenheit und ihre emotionalen Auswirkungen zu verstehen  
Befähigung, das gegenwärtige Leben besser unter Kontrolle zu haben  
Hilfe beim Verstehen der aktuellen Herausforderungen in Bezug auf das vergangene Trauma  
Oft fühlen sich Sozialarbeiter*innen hilflos im Bestreben, Adressat*innen zu unterstützen, da sie  
ihnen „nur“ bei alltäglichen Problemen Hilfe anbieten können. Mehr Kontrolle über das eigene  
Leben zu haben, stellt jedoch eine große Hilfe bei der Bewältigung des eigentlichen Traumas dar  
(vgl. Knight 2015: 27–30).  
6
Forschungskonzept  
Zur Beantwortung der Forschungsfrage, inwiefern Trauma-Informed Care Sozialarbeiter*innen  
in Österreich bei der Arbeit mit Menschen unterstützen kann, wurde eine empirisch-qualitative  
Herangehensweise gewählt. Anhand von Leitfragen fanden im Rahmen der Bachelorarbeit  
sieben Interviews mit Expert*innen statt. Die Interviews wurden mittels digitaler Audioaufnahmen  
aufgezeichnet und ermöglichten es, verschiedene Standpunkte über die Arbeit mit traumatisierten  
Menschen einzuholen. Im Anschluss wurden die aufgezeichneten Interviews nach dem semantisch-  
inhaltlichen Transkriptionssystem von Kuckatz (2010) transkribiert. Die gewonnenen Daten wurden  
mittels deduktiver Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) ausgewertet.  
7
Ergebnisdarstellung  
Die Untersuchung zeigt, dass die Relevanz von Trauma-Kenntnissen in der Sozialen Arbeit hoch  
ist. Daraus leitet sich die Erfordernis ab, diese Kenntnisse in die Ausbildungen zu implementieren.  
Ebenso zeigt sich, dass Sozialarbeiter*innen der Gefahr einer Sekundärtraumatisierung ausgesetzt  
sind. Daraus erwächst die Notwendigkeit einer proaktiven Selbstfürsorge der Mitarbeiter*innen  
und die Verantwortung der Institutionen, einer Sekundärtraumatisierung durch Maßnahmen  
entgegenzuwirken.  
7.1 Relevanz von Trauma-Kenntnissen in der Sozialen Arbeit  
ForschungenwiedieACE-StudiezeigeneinendeutlichenZusammenhangzwischenTraumatisierung  
in der Kindheit und Pathophysiologie im Erwachsenenalter. Negative Kindheitserfahrungen sind  
weit verbreitet und zählen zu den wesentlichsten Determinanten für die Gesundheit und das soziale  
Wohlbefinden der Menschen. Auch wenn die meisten dieser Erfahrungen sich nur latent auswirken,  
haben sie auch Jahrzehnte später noch gravierende Effekte: Die vergangenen psychosozialen  
Erfahrungen haben sich inzwischen in organische Krankheiten verwandelt (vgl. Felitti et al. 1998:  
245–258).  
Eine Professorin der Sozialen Arbeit der University Maryland stellt klar, dass man als  
Sozialarbeiter*in zwangsläufig mit traumatisierten Personen in Kontakt kommt:  
„So, the answer to ‚Is Trauma-Informed Practice, is that conceptualization, important  
in practice?‘ – the answer is, unequivocally: Yes!  
The research is very clear that, almost no matter the setting – whether it‘s  
addictions, or criminal justice, or mental health – regardless of setting, a good  
number, if not a majority, of the clients who are being seen have histories of trauma.  
Whether that‘s the focus or not of the work – clinicians should anticipate that their  
clients will come in with having some exposure to one or more traumatic events,  
okay.“ (Z 853–859)  
DerLeitereinersozialpädagogischenWohngemeinschaftverdeutlichtimInterviewdieNotwendigkeit  
von Trauma-Kenntnissen und ist der Ansicht, dass die Arbeit im Alltag mit traumatisierten Kindern  
weitaus mehr Bedeutung hat als eine Traumatherapie:  
„Unabdingbar, zusammengefasst, grundsätzlich notwendig und ohne eigentlich die  
Aufgaben nicht erfüllbar, mit Abstufungen…“ (Z 4–5)  
Um ein tieferes Verständnis für das Verhalten von traumatisierten Menschen zu erlangen, ist es nach  
Erfahrung der Leiterin der Sozialen Arbeit einer Initiative zur psycho-sozialen therapeutischen und  
sozial-kulturellen Integration notwendig, dieses erkennen und identifizieren zu können:  
„Und deshalb ist das Wissen, die Kenntnis über Psychotrauma – sowohl quasi die  
Ursachen wie auch die Folgen von Traumata – wirklich wesentlich, um in den  
unterschiedlichen Settings oder Behandlungs- oder Beratungssettings die  
Betroffenen…erstens einmal zu identifizieren, dass sie traumatisiert sind, und des  
weiteren auch zu verstehen, warum viele so reagieren wie sie […] agieren – oder  
reagieren, ja – auf gewisse auch soziale Interaktionen.“ (Z 1600–1605)  
7.2 Trauma-Kenntnisse in den Ausbildungen  
AusgehendvonderRelevanzvonTrauma-KenntnissenstelltsichderLeitereinersozialpädagogischen  
Wohngemeinschaft die Frage, wie diese in der Sozialen Arbeit Anwendung finden können:  
„Und wie kann das Einzug halten? Also ich denke, es muss einmal in der Ausbildung  
ankommen. Und wenn es da wirklich ankommt, dann wird es auch (seine) Verbreitung  
finden…“ (Z 168–170)  
Damit die Kenntnisse Einzug in die alltägliche Praxis mit Adressat*innen finden, bedarf es der  
Implementierung von Trauma-Kenntnissen in den Lehrplänen. Ein erfahrener pensionierter  
Mitarbeiter einer psychosozialen Einrichtung und Therapeut drückt die Bedeutsamkeit der Thematik  
in der Sozialen Arbeit wie folgt aus:  
„Ja. Also ich sage: Es ist ein Must. Also das kann nicht Freifach sein oder  
Wahlpflichtfach sein, sondern das ist Pflichtfach, weil – um noch einmal an den  
Beginn unseres Gesprächs zurückzukommen: Es ist nicht möglich, in der Sozialen  
Arbeit zu sein, ohne auch mit traumatisierten Personen zu arbeiten, also mit  
traumatisierten Menschen. Ich sage nicht „konfrontiert zu sein“, sondern „in Kontakt  
zu sein.“ (Z 558–562)  
Auch wenn das Interesse an Trauma und Trauma-Forschung sowie das Angebot an Aus- und  
Fortbildungen in den letzten Jahren gestiegen sind, haben Trauma-Kenntnisse immer noch  
keinen Eingang in die Lehrpläne von Sozialpädagog*innen gefunden, beklagt der Leiter einer  
sozialpädagogischen Einrichtung:  
„Ich kenne die Lehrpläne für Sozialpädagogen an den Bundesinstituten. Das ist nicht  
existent.“ (Z 71–72)  
Zum Wissen über Trauma gehört auch ein Wissen über Selbstfürsorge und -regulation, um  
Sekundärtraumatisierung proaktiv entgegenzuwirken, weiß der FH-Lektor und Mitarbeiter einer  
Resozialisierungsinstitution:  
„Ich glaube, dass das sozusagen nicht nur theoretisch, sondern […] dass das  
angedockt sein muss im Studium, auf mehreren, unterschiedlichen Ebenen – nämlich  
in dem Sinn, dass das keine Traumatherapeuten werden dort, sondern Sozialarbeiter  
bleiben, aber dass es ein Grundwissen bei sich selber braucht, das umfasst die  
Selbstfürsorge: Wie reguliere ich mich selber?“ (Z 2007–2011)  
7.3 Sekundärtraumatisierung  
Die Professorin für Soziale Arbeit in den USA macht deutlich, dass Sekundärtraumatisierung ein  
Berufsrisiko und bei der Arbeit mit traumatisierten Menschen praktisch unvermeidbar ist. Empathie  
ist gerade in der Arbeit mit traumatisierten Menschen notwendig und wichtig, erhöht aber auch die  
Gefahr einer Sekundärtraumatisierung:  
„I believe that students – and practitioners, but in education – need to understand  
indirect trauma. They need to understand that this is inevitable. I didn‘t invent the  
term, I borrowed it: It‘s an ‚occupational hazard‘ – that, if you work with trauma  
survivors, you will be indirectly traumatized, and the manifestations – you‘re probably  
aware of them, but let me just…compassion fatigue, secondary traumatic stress,  
and vicarious trauma. You will experience that.“ (Z 1466–1472)  
Der Mitarbeiter einer psychosozialen Einrichtung hingegen drückt das Risiko wie folgt aus:  
„Also, das ist auch ein sehr, sehr wichtiges Thema, dass natürlich äh unser  
empathisches Umgehen mit traumatisierten Klientinnen und Klienten die Gefahr in  
sich birgt, dass wir uns selbst auch sekundär traumatisieren.“ (Z 377–379)  
Die Leiterin eines kalifornischen TIC-Kompetenz-Zentrums verortet die Verantwortung dafür, mit  
Sekundärtraumatisierung umzugehen, ganz klar bei den Organisationen:  
„So, the impact of trauma work is important, because it‘s putting the location of  
where this is happening in space, in work, at work…So there is an institution that  
hired you. There is an institution that this client is coming to. We‘re not operating in  
space in a vacuum. It’s work. And therefore, these are workplace injuries.“ (Z 2037–  
2040)  
Institutionen haben somit die Aufgabe, Konzepte und Handlungsstrategien zu entwickeln,  
die Sekundärtraumatisierungen verringern und abmildern. Eine Variante, sich vor  
Sekundärtraumatisierungen zu schützen, ist, Gespräche mit Adressat*innen rechtzeitig abbrechen  
zu können und zu dürfen, weiß der Leiter einer Beratungsstelle der Suchthilfe:  
„Ich glaube, etwas, was auch wichtig ist, ist, dass man Kolleginnen auch Mut gibt –,  
ja – wenn sie am Anfang ihres Berufs sind, dass sie sozusagen auch die Möglichkeit  
haben, Gespräche zum Beispiel auch abzubrechen, wenn es ihnen irgendwo zu  
anstrengend oder zu steil oder zu sozusagen…wenn sie dann zu betroffen davon  
sind. Da gibt es eine Tendenz, dass…so das Gefühl, dass man das nicht haben darf –  
was natürlich jetzt in der Situation auch von den Betroffenen sicherlich ausgeht.  
Aber auch diese Freiheiten ihnen zur Verfügung zu stellen und sie dazu ermächtigen,  
auch das zu tun. Das sind, denke ich mal, so Dinge, die da ein Stück weit präventiv  
sein können.“ (Z 665–672)  
8
Fazit  
Der Artikel hat das Konzept Trauma-Informed Care vorgestellt, das in den USA entwickelt wurde  
und in Österreich (noch) relativ unbekannt ist. TIC anerkennt die weitreichenden Auswirkungen  
von Traumata und die Rolle, welche diese im Leben einer Person spielen können. Es trägt der  
Tatsache Rechnung, dass frühe Traumata einen großen Einfluss auf die spätere Gesundheit  
haben, und setzt die Erkenntnisse der Traumaforschung in der Handlungspraxis von Sozial- und  
Gesundheitsdienstleistungen um.  
Es kann davon ausgegangen werden, dass Adressat*innen der Sozialen Arbeit häufig unter  
den Folgen von Traumata leiden. Alle Interviewpartner*innen messen dem Wissen über Trauma große  
Bedeutung bei, allerdings war keiner der Interviewpartner*innen aus Österreich über TIC informiert.  
Dies ist unter anderem damit zu erklären, dass bis dato kaum deutschsprachige Forschung oder  
Literatur zu TIC vorhanden ist.  
Das Identifizieren von Traumata bei Adressat*innen Sozialer Arbeit und das Entwickeln  
eines tieferen Verständnisses für deren Auswirkungen reduziert Fehlbehandlungen und  
Retraumatisierungen. Das gestiegene Verständnis für Adressat*innen und deren Handlungen trägt  
wiederum zu einer besseren Zusammenarbeit bei und somit zur eigentlichen Zielerreichung. TIC  
umfasst auch die Prävention von Sekundärtraumatisierung – einem „Arbeitsunfall“. Dem Konzept  
liegt ein Wissen über die Auswirkungen der Arbeit mit traumatisierten Menschen zugrunde, worauf  
aufbauend sich ein institutioneller Raum schaffen ließe, um darauf zu reagieren.  
Ein vergleichbares Konzept wie TIC stellt die Traumapädagogik dar, da hier ebenfalls  
ErkenntnissederTraumaforschungindiepraktischeAnwendungintegriertwerden.Traumapädagogik  
ist jedoch speziell für die Arbeit mit Kindern und jungen Erwachsenen entwickelt worden und findet  
auchnurdortAnwendung. ImGegensatzdazustammtTICausderMedizinundisteinumfassenderes  
Konzept,dasinallenInstitutionenundHandlungsfelderneingesetztwerdenkann,indenenMenschen  
mit Traumafolgen betreut werden, wie etwa in Krankenhäusern, Wohnungsloseneinrichtungen oder  
Suchthilfeeinrichtungen. Es wäre wünschenswert, dass TIC auch in Österreich in verschiedenen  
Bereichen Anwendung findet und zukünftige Forschung einen genaueren Vergleich beider Ansätze  
ermöglicht.  
DerRelevanzvonTrauma-KenntnissenfürdieSozialeArbeitistjedenfallsRechnungzutragen.  
Das Wissen um und Bewusstsein für Traumafolgen kann nur in den Ausbildungen weitergegeben  
werden, somit spielen die Lehrpläne für die Implementierung von TIC, Traumapädagogik und  
grundlegendem Wissen über Trauma eine wesentliche Rolle. Der Umstand, dass von den neun  
Fachhochschulen in Österreich, die das Studium der Sozialen Arbeit anbieten, nur zwei explizit  
Lehrveranstaltungen zum Thema Trauma anbieten, verdeutlicht die bestehende Lücke in der  
Ausbildung. Nur die FH Burgenland und die FH Salzburg haben entsprechende Lehrveranstaltungen  
im Curriculum: An der FH Burgenland wird im dritten Semester die Lehrveranstaltung „Grundlagen  
der Traumapädagogik und Psychoedukation für sozialpädagogische Arbeit mit Kindern und  
Jugendlichen“ angeboten, an der FH Salzburg muss im sechsten Semester die Lehrveranstaltung  
„Krisenintervention und Psychotraumata“ absolviert werden.  
Abschließend lässt sich sagen, dass Kenntnisse über Traumata und deren Folgen für  
die gesamte Gesellschaft, im Speziellen aber für Sozial- und Gesundheitsbereiche, von großer  
Bedeutung sind, da nur durch sie präventiv Traumata reduziert und Folgen verringert werden  
können. Ein traumasensibler Umgang hat auch eine heilende Wirkung auf Adressat*innen, was  
wiederum dazu beitragen könnte, die Kosten des Gesundheitssystems zu reduzieren. Das Konzept  
Trauma-Informed Care ist ein guter Ansatz für die Arbeit mit Menschen. Es bleibt zu hoffen, dass  
das Wissen um dieses Konzept auch in Österreich und Europa Verbreitung findet.  
Literaturverzeichnis  
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Über die Autorin  
Zoé Schulmeister, BA  
Studium an der FH Burgenland. Derzeit tätig als Sozialarbeiterin beim Verein gabarage im Projekt  
ChancenZUKUNFT Wien.