Gregor Husi. Soziale und Politische Ökologie aus Wien. Ihre Bedeutung für die Grüne Soziale Arbeit.  
soziales_kapital, Bd. 30 (2025). Rubrik: Sozialarbeits-wissenschaſt. osga. Printversion: http://www.  
30. Ausgabe 2025  
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Soziale und Politische Ökologie aus Wien  
Ihre Bedeutung für die Grüne Soziale Arbeit  
Gregor Husi  
Zusammenfassung  
Die Ökologie als Wissenschaft wurde bisher von der Sozialen Arbeit weitgehend übersehen.  
Sie wird jedoch umso wichtiger, je mehr Soziale Arbeit den Zusammenhang von sozialen und  
ökologischen Problemen erkennt. Neben Frankfurt hat sich besonders Wien als günstiger Boden  
für die diesbezügliche wissenschaftliche Entwicklung erwiesen: Hier sind eine Soziale Ökologie  
wie eine Politische Ökologie entstanden, die im Fachdiskurs große Beachtung gefunden haben.  
Der Beitrag diskutiert deren wichtigste Begriffe und Theoreme, wobei der Schwerpunkt auf die  
Politische Ökologie fällt. Sie tritt das Erbe der frühen Kritischen Theorie an und schenkt im Vergleich  
zur Sozialen Ökologie den Machtbeziehungen und Interessenlagen mehr Beachtung. Wird diese  
Rezeptionslücke geschlossen, lässt sich die Begrünung Sozialer Arbeit theoretisch überzeugender  
fundieren.  
Schlagworte: Grüne Soziale Arbeit, Soziale Ökologie, Politische Ökologie, Stoffwechsel,  
Naturkolonisation, gesellschaftliche Naturverhältnisse, Naturbeherrschung, Naturzwang,  
Strukturierungstheorie  
Abstract  
The field of social work has historically paid scant attention to the scientific study of ecology.  
However, as social work comes to acknowledge the interconnection between social and ecological  
issues, its significance grows increasingly apparent. In addition to Frankfurt, Vienna has emerged as  
a particularly conductive environment for scientific development in this realm. In this context, both  
social ecology and political ecology have emerged, and they have garnered significant attention  
within this specialized discourse. The present contribution discusses the most important concepts  
and theorems, with a particular focus on the concept of political ecology. The article traces the  
lineage of critical theory in its early iterations, placing greater emphasis on power relations and  
interests. Addressing this gap in reception would provide a more robust theoretical foundation for  
the greening of social work.  
Keywords: green social work, social ecology, political ecology, metabolism, colonisation of nature,  
social relations to nature, domination of nature, coercion of nature, theory of structuration  
1
Einleitung  
Ende der 1990er Jahre gab der Umweltsoziologe Karl-Werner Brand einen Sammelband mit  
dem Titel Soziologie und Natur heraus, zu dem Thomas Jahn und Peter Wehling (1998) von der  
Frankfurter Sozialen Ökologie (vgl. Husi 2024) den Artikel „Gesellschaftliche Naturverhältnisse“  
beitrugen. Unter den Beitragenden finden sich auch Marina Fischer-Kowalski, die das Institut für  
Soziale Ökologie (SEC) gründete, und Helga Weisz (1998), ebenso Christoph Görg (1998), der in  
Wien das Erbe der dortigen Sozialen Ökologie antrat und zu einer Politischen Ökologie umformte.  
Obwohl in jungen Jahren am selben Ort tätig, arbeitete er nie am Institut für sozial-ökologische  
Forschung (ISOE) in Frankfurt, gehörte aber – wie zum Beispiel auch Alex Demirović oder Ulrich  
Brand – zu „seinem erweiterten Umfeld“ (Brand/Görg 2022: 38). Görg übernahm in Wien 2018 die  
Leitung des SEC und wurde sechs Jahre später emeritiert. Neben ihm ist Brand der wichtigste  
Vertreter der Wiener Politischen Ökologie (vgl. Husi 2025b). Die Soziale und die Politische Ökologie  
werden zu neuen Bezugswissenschaften der Sozialen Arbeit, denn ein differenziertes Verständnis  
der gesellschaftlichen Naturverhältnisse, das sich besonders bei Görg findet, ist für die Grüne  
Soziale Arbeit zentral. Dem Beschreibungs- und Erklärungswissen der Sozialen und Politischen  
Ökologie aus Wien wird deshalb im Folgenden nachgegangen und dabei ein Schwerpunkt auf  
Letztere gesetzt.  
2
Marina Fischer-Kowalski und die Wiener Soziale Ökologie  
Im Titel des ersten Grundlagenbuchs der Wiener Sozialen Ökologie (vgl. Fischer-Kowalski et  
al. 1997) sind gleich ihre beiden Basiskonzepte genannt: gesellschaftlicher Stoffwechsel und  
Naturkolonisation. Wie Fischer-Kowalski (1997: 24) ausführt, sind ihr Gegenstand „die Verhältnisse  
innerhalb von Gesellschaftssystemen, die Logik, die bestimmte Produktions- und Lebensweisen  
mit einem bestimmten Metabolismus und bestimmten Kolonisierungsstrategien verknüpft“. Das  
spätere Grundlagenwerk Social Ecology wählt dagegen als Untertitel Society-Nature-Relations  
across Time and Space, gesellschaftliche Naturverhältnisse also (vgl. Haberl/Fischer-Kowalski/  
Krausmann/Winiwarter 2016). Wenngleich erkannt wird, „dass künftiges menschliches Wohlergehen  
auf diesem Planeten stabile Klimabedingungen voraussetzt und also massive Veränderungen  
gesellschaftlicher Naturverhältnisse erfordert“ (Fischer-Kowalski/Mayer/Schaffartzik 2024: 43),  
spielt der Begriff der gesellschaftlichen Naturverhältnisse – anders als später in der Politischen  
Ökologie – nur eine geringe systematische Rolle bei der theoretischen Fundierung. „Sozialer  
Metabolismus“ bzw. „gesellschaftlicher Stoffwechsel“ (vgl. zusammenfassend Pichler/Thalhammer  
2022) und „Kolonisierung“ gelten als die zentralen „Konzepte zur Beschreibung des Verhältnisses  
von Gesellschaft und Natur“ (Fischer-Kowalski/Haberl 1997: 3). Dazu heißt es:  
„Zur Operationalisierung der Gesellschafts-Natur-Interaktion schlagen wir zwei  
Konzepte vor: 1. Gesellschaftlicher Stoffwechsel: Darunter verstehen wir die  
materiellen und energetischen Input-Output-Beziehungen zwischen einer  
Gesellschaft und der natürlichen Umwelt. […] 2. Kolonisierung natürlicher Prozesse:  
Ein Bündel gezielter gesellschaftlicher Eingriffe, die natürliche Systeme beeinflussen  
und in einem Zustand halten, der für bestimmte gesellschaftliche Ziele nützlich ist.  
Kolonisierung erfordert in der Regel einen Aufwand an Arbeit, der sowohl in Form  
von menschlicher Arbeit als auch als Arbeit von Tieren oder Maschinen erbracht  
werden kann. Kolonisierung kann eine Vorbedingung für eine bestimmte Form des  
Metabolismussein, kannaberauchnurbestimmtephysischeKonditionenherstellen.“  
(Haberl et al. 2002: 60)  
Als „hybride Bindeglieder“, die zwischen Natur und Kultur vermitteln, werden Individuen, Tiere  
und Artefakte bezeichnet. Mit Anleihen bei der Systemtheorie werden ferner als Bindeglieder  
bzw. „strukturelle Kopplungsmechanismen“ Stoffwechsel und Kommunikation sowie Ereignisse  
und Programme dargestellt (vgl. Fischer-Kowalski/Mayer/Schaffartzik 2024: 33–36, siehe auch  
Abbildung 1).  
Abbildung 1: Epistemologisches Modell von Gesellschaft-Natur-Interaktionen  
(Fischer-Kowalski/Mayer/Schaffartzik 2024: 35)  
Soweit in aller Kürze die theoretische Ausgangslage in Wien für die dortige Entwicklung der  
Politischen Ökologie (zur Kritik vgl. Brand 2014: 37f.).  
3
Christoph Görg und die Wiener Politische Ökologie  
„Einzig Görg verfolgt ernsthaft die Idee, eine kritische Theorie gesellschaftlicher Naturverhältnisse in  
Anlehnung an die Kritische Theorie zu entwerfen“, stellt Gehrig (2013: 898) zurecht fest (vgl. kritisch  
dazuSchmincke/Becker2015).GörghatjahrzehntelanganundmitdemBegridergesellschaftlichen  
Naturverhältnisse gearbeitet. In einem kurzen Text über diesen Begriff wird ersichtlich, dass Görg  
weit mehr als die meisten anderen an Erkenntnisse der frühen Kritischen Theorie zum klassischen  
Dreieck Individuum-Gesellschaft-Natur (vgl. Institut für Sozialforschung 1956: 43) anknüpft:  
Görg (2008) findet den Ursprung des Begriffs der Naturverhältnisse bei Hegel, erinnert an das  
Naturverständnis von Karl Marx und daran, wie es in der 1962 veröffentlichten Dissertation von  
Alfred Schmidt (2016) zusammenfassend dargestellt wird, sowie an Walter Benjamin, dem zufolge  
es nicht darauf ankommt, die Natur, sondern die Verhältnisse zu ihr zu beherrschen. Er zitiert aus  
der Dialektik der Aufklärung: „Jeder Versuch, den Naturzwang zu brechen, indem Natur gebrochen  
wird, gerät nur um so tiefer in den Naturzwang hinein. So ist die Bahn der europäischen Zivilisation  
verlaufen.“ (Horkheimer/Adorno 1971: 15) In dieser kritischen Tradition sind im Kontext Sozialer  
Arbeit schon wichtige Arbeiten entstanden, die sich vor allem mit den Namen von Roland Anhorn,  
Frank Bettinger, Timm Kunstreich und Michael May verbinden. Noch konsequenter gilt es für die  
Grüne Soziale Arbeit, künftig die ökologische Dimension einzuarbeiten.  
Ein solches Erbe lässt die Soziologie, neben der Psychologie die wohl wichtigste  
Bezugswissenschaft Sozialer Arbeit, nicht unberührt. Görg (1998: 54) fordert schon früh, dass die  
Soziologie ihre Grundbegriffe überprüft: „Diese Revision muß sich vor allem mit dem Zusammenhang  
symbolisch-sinnhafter und materiell-stofflicher Prozesse beschäftigen.“ Er verbindet die  
konstitutionstheoretische Frage nach dem Gegenstand der Soziologie und dessen Gestaltbarkeit  
mit der gesellschaftstheoretischen und zeitdiagnostischen Frage nach den Strukturierungen –  
„Strukturzwängen“ –, welche die Gestaltung der Gesellschaft behindern. Görg interessiert sich  
dabei für die Möglichkeit von Lernprozessen:  
„Diese drei Ebenen, die konstitutionstheoretische, die gesellschaftstheoretische und  
die zeitdiagnostische Ebene, werden zusammengehalten durch die grundlegende  
Annahme, daß eine Gestaltung gesellschaftlicher Naturverhältnisse als ein  
gesellschaftlicher Lernprozess konzipiert werden muß, der einerseits Erfahrungen  
in der Vergesellschaftung der Natur in institutionelle Reaktionsweisen übersetzt und  
andererseits eine Kritik dominanter Handlungsmuster einschließt, die sich  
zusammenfassend als Programm der Naturbeherrschung beschreiben lassen.“  
(Görg 1998: 55; Herv.i.O.)  
Ökologische und soziale Problemlagen sind demnach nicht einander gegenüberzustellen, vielmehr  
hängen beide miteinander zusammen bei der „Regulation gesellschaftlicher Naturverhältnisse“  
(ebd.: 54). Hierbei stützt sich Görg (2016b) auf die Regulationstheorie von Alain Lipietz (1985). „Ihr  
zentraler Begriff, der Begriff der Regulation, meint nicht eine intendierte Steuerung gesellschaftlicher  
Entwicklung, sondern die nichtintendierte Stabilisierung widersprüchlicher gesellschaftlicher  
Verhältnisse“, erläutert Görg (2003a: 115). Der Regulationsbegriff bezieht sich dann auf den  
Umstand,  
„dass die Art, wie sich Gesellschaften eingestellt haben, weitgehend von der Logik  
gesamtgesellschaftlicher Entwicklung, genauer: von den gesellschaftlichen  
Strukturmustern, den institutionellen Arrangements und den politischen Interessen  
und Kräfteverhältnissen bestimmt wird.“ (Ebd.)  
Görg (1998: 64) findet dabei: „Die konstitutionstheoretischen Ausführungen laufen darauf hinaus,  
die Unterscheidung zwischen sozialen und nicht-sozialen Prozessen als Vermittlungsverhältnis zu  
denken.“ Dies lässt ihn auf Distanz gehen zu Habermas’ (1981: 384) handlungstheoretischen binären  
Unterscheidungen hinsichtlich Handlungsorientierung (erfolgs- vs. verständigungsorientiert) und  
Handlungssituation (nicht-sozial vs. sozial). In Habermas’ Theorie des kommunikativen Handelns  
resultiert daraus eine Vier-Felder-Tabelle mit den „Handlungstypen“ kommunikatives, strategisches  
und instrumentelles Handeln sowie einer bemerkenswerten Leerstelle bei der Kombination nicht-  
sozial/verständigungsorientiert – so etwas wie umweltverbundenes Handeln, das sich auf den  
Eigenwert und das Eigenrecht der Natur einließe, ist hier nicht vorgesehen.  
Nicht genau darauf will Görg (2003a: 126) jedoch hinaus, sondern auf die „Erfahrung  
des Eigensinns der Natur, d.h. der materiell-stofflichen Implikationen unseres Handelns“. Wie er  
den Pragmatismus von George Herbert Mead mit Horkheimer und Adorno verknüpft, zählt zum  
Stärksten in seinen Darlegungen (vgl. Görg 1998: 59–63). Mead habe gezeigt, wie Störungen des  
Handlungsverlaufs Reflexion und Kreativität jenseits institutionalisierter Reaktionsmuster freisetzen  
können. Gegen Habermas betont Görg hierbei: „Diesen Bezug auf die vollendete Handlung  
teilen sich zwischenmenschliche und gegenstandsbezogene Handlungsformen“ (ebd.: 61), also  
soziale und nicht-soziale. In beiden steckt nach Görg die „Möglichkeit der Erfahrung einer inneren  
Strukturiertheit der Dinge aufgrund ihrer Widerständigkeit intendierten Handlungen gegenüber“  
(ebd.: 62; Herv.i.O.). Wird solche Widerständigkeit erfahren, wird nach Görg kein Gefühl der  
Anstrengung in das Gegenüber projiziert, sondern in diesem ein solcher Widerstand identifiziert.  
Von dieser Identifikation schlägt Görg den Bogen zur Dialektik der Aufklärung. Er spricht den von  
Horkheimer und Adorno (1971: 170) kritisierten „Ausfall der Reflexion“ an, ohne die dazugehörige  
Erläuterung wiederzugeben: „Nicht in der vom Gedanken unangekränkelten Gewißheit, nicht in  
der vorbegrifflichen Einheit von Wahrnehmung und Gegenstand, sondern in ihrem reflektierten  
Gegensatz zeigt die Möglichkeit von Versöhnung sich an.“ (Ebd.: 169f.) Die beiden Frankfurter  
Philosophen beziehen dies auf „die kranke Einsamkeit […], in der die ganze Natur befangen ist“  
(ebd.: 169). Görg spinnt den Faden von Meads Widerständigkeit weiter zu Adornos (1975: 184–190)  
Rede vom „Vorrang des Objekts“ in der Negativen Dialektik. Zwar könne ein Objekt ohne Subjekt,  
nicht aber ein Subjekt ohne Objekt gedacht werden, bemerkt Adorno. Das ergebe eine „Ungleichheit  
im Begriff der Vermittlung“, die der Reflexion des Subjekts auf sich selbst bedürfe.  
4
Gestaltung gesellschaftlicher Naturverhältnisse als Strukturproblem  
Görg (2016a) lässt es nicht bei der Feststellung der Nicht-Identität der Natur, die von ihrer  
Inwertsetzung überrollt wird, bewenden. Sein Interesse gilt letztlich der „Gestaltung [der  
gesellschaftlichen Naturverhältnisse; G.H.] als Strukturproblem“ (Görg 1998), wie der Aufsatztitel  
besagt. Zur Beschreibung von ‚Struktur‘ bedient sich Görg (ebd.: 69) der Unterscheidungen aus  
Giddens’ (1988: 67–88) Strukturierungstheorie und hält – von Görg so bezeichnete – symbolische  
und normative Regeln sowie allokative und autoritative Ressourcen auseinander. Giddens (ebd.:  
45) selbst erläutert dies so: „Die Theorie der Strukturierung betrachtet ‚Struktur‘ als Regeln und  
Ressourcen, die an der sozialen Reproduktion rekursiv mitwirken.“ Von all dem sind laut Görg  
Erfahrungs- und Lernprozesse abhängig – die Grüne Soziale Arbeit ja gerade in Gang setzen  
will. Über Deutungsmuster hinaus geraten so Machtpotenziale, Durchsetzungschancen und  
Herrschaftsverhältnisse in seinen Blick.  
Der Zeitdiagnose schreibt er in der Folge die Aufgabe zu, die strukturellen Bedingungen  
zu prüfen. Das heißt für die Soziologie, „ihr Strukturwissen in kritischer Intention zur Geltung zu  
bringen“ (Görg 1998: 74). Görg (2003a: 115) platziert die Gesellschaftswissenschaft zwischen  
Steuerungspessimismus und Steuerungsoptimismus und hält diese Verortung für „eine Alternative,  
die bei den Gründen für die selektive Bearbeitung sozial-ökologischer Problemlagen ansetzt“. Diese  
Alternative ist für die Grüne Soziale Arbeit bedeutsam, gehört es doch zu ihrer Handlungslogik,  
ihre jeweilige Handlungsplanung konsistent aus einer Situationsanalyse (vgl. Husi 2022a: 303f.)  
abzuleiten, die Erklärungshypothesen formuliert (vgl. Husi 2024: 101; Husi 2025a).  
Görg macht auch keinen Bogen um den von Habermas (1981: 500) an Adorno gerichteten  
Vorwurf, dieser könne die normativen Grundlagen seiner Kritik nicht ausweisen (vgl. dazu die  
Verteidigung von Adornos „metaethischem Negativismus“ durch Freyenhagen 2017). Görg (2003a:  
116) zieht jedoch Adorno der Diskurstheorie von Habermas vor und erkennt in der Nicht-Identität  
zwar keinen „festen, objektivierbaren und universellen Maßstab“, jedoch „einen Bezugspunkt, an  
dem sich eine Selbstreflexion der Naturverhältnisse theoretisch orientieren kann“ (ebd.), also „einen  
Maßstab der Kritik […], der sich eben nicht einfach positiv in den Raum stellen lässt, sondern  
der gleichsam nur negativ ausformuliert werden kann“ (ebd.). In dieser Sicht repräsentiert der  
Naturbegriff „sowohl das von Rationalität Unterdrückte, das, was der Natur widerfahren ist, als  
auch das Unterdrückende, den Naturzwang, und zudem das mit Vernunft zu versöhnende“ (ebd.:  
119). Daraus folgt: „Natur ist kein positiver Maßstab, weder einer kritischen Theorie noch einer  
Einrichtung gesellschaftlicher Verhältnisse.“ (Ebd.; Herv.i.O.) Vielmehr bietet sich die Versöhnung mit  
Natur an, die Görg so umreißt: „Normativer Fluchtpunkt ist die Idee einer unreduzierten Erfahrung  
der Nichtidentität der Natur.“ (Ebd.: 124) Ihr Gegenteil ist Herrschaft: „Naturbeherrschung meint  
also eine Verleugnung und Unterdrückung der Nichtidentität der Natur.“ (Ebd.: 128) Gegenüber den  
Begriffen der Nachhaltigkeit und nachhaltigen Entwicklung gibt sich Görg entsprechend skeptisch,  
sie zählen für ihn „zu einer affirmativen Begleitrhetorik neoliberaler Strategien“ (ebd.: 126, Fn. 15)  
und bilden einen „Kitt des neoliberalen Scherbenhaufens“ (Brand/Görg 2002: 42).  
Görg ist der erste, der eine Monographie mit dem Titel Gesellschaftliche Naturverhältnisse  
(1999) vorlegt. Hier schreitet er gleichsam die Ahnenreihe der Umweltsozialwissenschaften ab und  
widmet je ein Kapitel Herbert Spencer, Karl Marx, Emile Durkheim, George Herbert Mead, Talcott  
Parsons, Theodor W. Adorno, Niklas Luhmann und Ulrich Beck. In der Auseinandersetzung mit  
diesen Autoren untersucht er ausführlich „die Konstellation zwischen der Naturbeherrschung, der  
sozialen Herrschaft und der Herrschaft im Subjekt“ (ebd.: 119). Adorno (1975: 314) selbst ordnet  
diese drei in seiner Negativen Dialektik historisch als „Phasen der Geschichte“, und zwar „die  
von Naturbeherrschung, fortschreitend in die Herrschaft über Menschen und schließlich die über  
inwendige Natur“ – der bisherigen Katastrophen gewahr „und im Angesicht der künftigen“ (ebd.)!  
Antagonismus, Profitinteresse, Klassenverhältnis fungieren sodann als geschichtlicher Motor, von  
dessen Primat Adorno ausgeht. In der Auseinandersetzung mit Hegel verfinstert sich sein Blick:  
„Zu definieren wäre der Weltgeist […] als permanente Katastrophe. Unter dem alles unterjochenden  
Identitätsprinzip wird, was in die Identität nicht eingeht und der planenden Rationalität im Reich der  
Mittel sich entzieht, zum Beängstigenden.“ (Ebd.: 314f.) Ähnliche Kritik äußert Horkheimer in Zur  
Kritik der instrumentellen Vernunft (2007).  
Dennoch: Laut Görg (1999: 173) „ist die Soziologie auf die Bearbeitung sozialer Probleme  
ausgerichtet“ – keineswegs eine selbstverständliche Einschätzung. Natürlich erinnert sie an die  
mitunter vorgebrachte, nicht unumstrittene Aufgabenzuschreibung an die Soziale Arbeit. Wie  
hinzugefügt werden darf, geht es in der Soziologie wie der Sozialen Arbeit um die Entfaltung  
sozialer bzw. sozial-ökologischer Potenziale (vgl. Husi 2022a: 300). „Gefordert ist also sowohl eine  
interdisziplinäre Problemlösungskapazität als auch eine ökologisch erneuerte Gesellschaftskritik“,  
merkt Görg (1999: 183; Herv.i.O.) an. Beides kommt nach Görg in „kritischer Interdisziplinarität“  
(ebd.) zusammen und, so ließe sich ergänzen, zu beidem kann Grüne Soziale Arbeit beitragen.  
Freilich nur, wenn die wissenschaftliche Disziplin Soziale Arbeit auch in der Ausbildung darauf –  
ökologisch aufgeklärt – gut vorbereiten.  
5
Regulation der Naturverhältnisse  
2003 lässt Görg seine Habilitationsschrift Regulation der Naturverhältnisse folgen, die an  
Gesellschaftliche Naturverhältnisse anknüpft. Hier erweitert er die theoretische Perspektive und geht  
ausführlich auf die Strukturierungstheorie von Anthony Giddens (1988) ein (vgl. Görg 2003b: 96–  
114). Dabei knüpft er ebenfalls an seine frühere, noch umfassendere Analyse (vgl. Görg 1994) des  
Institutionenbegriffs von Giddens an. Eine klare Konzeption der institutionellen Differenzierung der  
Gesellschaft wäre gerade auch für die Grüne Soziale Arbeit wichtig, muss sie doch über ein genaues  
Bild davon verfügen, in welchen Lebensbereichen sie sozial-ökologisch motiviert prävenieren und  
intervenieren soll und welchen Regeln sie dort begegnet.  
Giddens (1988: 83) unterscheidet in seinem Hauptwerk Die Konstitution der Gesellschaft  
„drei strukturelle Dimensionen sozialer Systeme“ – Signifikation, Herrschaft, Legitimation – und  
bezeichnet diese als „Strukturmomente“ oder, in einer nachfolgenden Tabelle (vgl. ebd.: 84),  
einfach als „Strukturen“ (im Plural). Ihnen ordnet er in dieser Tabelle „institutionelle Ordnungen“  
zu: Signifikation – symbolische Ordnungen/Diskursformen, später als Kultur bezeichnet (vgl.  
ebd.: 86, Fn. 11); Herrschaft – politische Institutionen, für die „autoritative Ressourcen“, sowie  
ökonomische Institutionen, für die „allokative Ressourcen“ entscheidend sind; Legitimation –  
rechtliche Institutionen. Giddens möchte dabei eine „substantivistische“ Konzeption vermeiden,  
die „eine konkrete institutionelle Trennung dieser verschiedenen Ordnungen“ (ebd.: 87) voraussetzt.  
Damit meint er, dass die unterschiedenen Strukturen nicht völlig getrennt voneinander, sondern  
in allen institutionellen Ordnungen vorkommen, wie eine weitere Ansicht zu zeigen versucht (vgl.  
ebd.: 87). Das ergibt ein Bild mit Kultur, Politik, Wirtschaft und Recht. Einem anderen Buch, über  
„Konsequenzen der Moderne“, legt Giddens (1996: 80) vier andere Bereiche zugrunde, die er hier  
„institutionelle Dimensionen“ nennt, nämlich Überwachung, Kapitalismus, Industrialismus (womit  
er auf Technik zielt) und militärische Macht. Giddens spielt diese Vierdimensionalität in diesem  
Buch durch; wenn er auf Risiken der Moderne zu sprechen kommt, erwähnt er mit Bezug auf die  
Dimension des Industrialismus „Verfall oder Katastrophen im ökologischen Bereich“ (ebd.: 211).  
Görg seinerseits bezieht sich nicht auf Konsequenzen der Moderne, aber der Vergleich macht  
deutlich, dass Giddens’ Vorstellung von der institutionellen Differenzierung in verschiedenen Texten  
nicht immer dieselbe ist. Zudem fehlt ein Bereich der Privathaushalte, der sich als Gemeinschaft  
bezeichnen lässt und dem sechs Institutionen zugeordnet werden können; ebenso wenig sind  
gesellschaftliche Teilsysteme wie Gesundheit oder Soziale Arbeit vorgesehen, die zum Hilfesektor  
der Gesellschaft zählen (vgl. Husi 2024: 102f.). Görg stört sich daran offenbar nicht.  
„Das zentrale Forschungsfeld der Sozialwissenschaften besteht – der Theorie  
der Strukturierung zufolge – weder in der Erfahrung des individuellen Akteurs noch in  
der Existenz irgendeiner gesellschaftlichen Totalität, sondern in den über Zeit und  
Raum geregelten gesellschaftlichen Praktiken.“ (Giddens 1988: 52)  
Genau diese Praktiken interessieren die Grüne Soziale Arbeit, weil deren naturvermittelte Folgen  
für Individuum und Gesellschaft von der sozialberuflichen Praxis zu bearbeiten sind. Sie finden  
auch Görgs Interesse, wenngleich er den Begriff der Praktiken in seiner Auseinandersetzung mit  
Giddens kaum je explizit erwähnt. Er diskutiert indes die mit ihnen verbundenen Theoreme von  
Giddens: Dualität der Struktur, Rekursivität, praktisches und diskursives Bewusstsein, Routinen,  
Rationalisierung, Regeln und Ressourcen. Das wichtige „Theorem der Dualität von Struktur“ bezieht  
Giddens (1988: 77) auf den Umstand, dass Struktur „sowohl Medium wie Ergebnis der Praktiken“  
ist. Dasselbe gilt, wenngleich nicht gänzlich, für Natur, weshalb auch von einer „Dualität von Natur“  
gesprochen werden könnte. Görg verpasst es dabei, auch Giddens’ „Stratifikationsmodell des  
Handelnden“ näher zu betrachten, das Motivation, Rationalisierung und reflexive Steuerung des  
Handelns beleuchtet (vgl. 1988: 55–57). Ein Bezug darauf wäre jedoch bedeutsam, da der bekannte  
englische Soziologe in diesem Modell zum Beispiel auch sein Verständnis von Gründen und Motiven  
darlegt. Stattdessen lanciert Görg (2003b: 97) den Interessenbegriff, und zwar mit einem Zitat von  
Marx (1962: 16; Herv. G.H.), demzufolge handelnde Personen nur zu berücksichtigen sind, „soweit  
sie die Personifikation ökonomischer Kategorien sind, Träger von bestimmten Klassenverhältnissen  
und Interessen“. Bei Giddens ist der in der Tat wichtige Begriff der Interessen weder im Sachregister  
noch im Glossar von Die Konstitution der Gesellschaft aufgeführt. Görg beendet seine frühe kritische  
Sichtung des handlungstheoretischen Potenzials der Strukturierungstheorie (vgl. Görg 1994: 42–48)  
mit der Feststellung: „Es bleibt eine Leerstelle, die man als Problem des Subjektbegriffs bezeichnen  
kann.“ (Ebd.: 48)  
Mit dem Begriff der Routinen bezeichnet Giddens (1988: 36) „alles, was gewohnheitsmäßig  
getan wird“. Routinen, „die die Grundlage institutionalisierter Praktiken sind“ (Görg 2003b: 110), und  
das mit ihnen einhergehende praktische Bewusstsein sind sehr verwandt mit einem Verständnis von  
Lebensstilen, die durch Habitus strukturiert sind. Gemäß Bourdieu (1998: 21f.) streifen Menschen,  
mit Kapitalien (Ressourcen) und Habitus (Interessen) ausgestattet, durch gesellschaftliche Felder  
(Institutionen) und stoßen dort auf je besondere Regeln. Unter diesen Bedingungen entfaltet sich  
ihre Praxis. Die Konzeption des französischen Gesellschaftstheoretikers wirkt kohärenter als jene  
von Giddens (vgl. Husi 2022a: 302f.). Fragt sich, weshalb sich Görg in seinem Werk kaum für  
Bourdieu interessiert.  
Als „Giddens-Theorem“ bezeichnet Görg (2003b: 98) indessen folgende Einschätzung des  
englischen Soziologen: „Die Tatsache, daß Menschen in der materiellen Welt, in der sie leben, auch  
überleben müssen, sagt rein gar nichts darüber aus, ob das, was sie tun, um zu überleben, auch  
eine beherrschende Rolle für den sozialen Wandel spielt.“ (Giddens 1988: 299) Görg erkennt darin  
eine antinaturalistische Konzeption von Geschichte, die sich vom Evolutionismus distanziert, und  
eine Eigenständigkeit der Gesellschaft gegenüber Natur. Dass laut Marx (1960: 115) die Menschen  
ihre Geschichte selbst machen, interpretiert Giddens (1988: 67; Herv.i.O.) als „die in soziale  
Systeme eingelassene Dialektik der Herrschaft“. Sie bedeutet für ihn, dass auch Unterworfene über  
Ressourcen und also Machtmittel verfügen, die sie gegenüber Überlegenen einsetzen können.  
Görg lobt Giddens für dieses antinaturalistische Geschichtsverständnis und darüber hinaus  
für dessen antisubstantialistischen Institutionenbegriff. Zwar resultiert daraus keine klare Vorstellung  
der institutionellen Differenzierung der Gesellschaft. Aber im Geist von Giddens macht Görg sein  
Verständnis begreiflich:  
„Institutionen und Organisationen sind […] als umkämpfte Formen der Stabilisierung  
gesellschaftlicherVerhältnissezuinterpretieren.DanachbildensichInstitutionendurch  
das Mit- und Gegeneinander verschiedener Akteure, die mit unterschiedlichen  
Machtressourcen ausgestattet sind und die sich mit unterschiedlichen Absichten  
und Interessen auf gemeinsam geteilte, aber verschieden verwendete normative und  
symbolische Regelsysteme beziehen.“ (Görg 2003b: 107; Herv.i.O.)  
Mit dem sozialen Für-, Mit- und Gegen- oder sogar Ohneeinander werden Stufen der sozialen  
Kohäsion in der Lebenspraxis angesprochen (vgl. Husi 2022b: 65), mit Ressourcen und Institutionen  
bzw. Regeln sowie – über Giddens hinausgehend – Interessen zudem die zentralen Aspekte  
der Struktur. Dieses Gesellschaftsbild unterscheidet Gesellschaft und Natur, thematisiert deren  
Vermittlung als gesellschaftliche Naturverhältnisse und analysiert die Verwobenheit von Struktur  
und Praxis. Über die institutionelle Differenzierung hinaus bezieht es auch die hierarchische und  
kulturelle Differenzierung ein und fügt mit Organisationen die wichtigsten Handlungseinheiten  
auf der Mesoebene der Gesellschaft bei. Der Blick auf Institutionen und Organisationen ist  
auch deshalb bedeutsam, da ihnen Rollen entsprechen, die unterschiedlich mit Erwartungen,  
Einflussmöglichkeiten, Entscheidungsbefugnissen und Verantwortlichkeiten ausgestattet sind.  
Dieses Gesellschaftsbild kann sich die Grüne Soziale Arbeit für ihre Präventionen und Interventionen  
zu eigen machen.  
AusgehendvonGiddensBetonungderRekursivitätdifferenziertGörgzwischensystemischer  
und emphatischer Selbstbezüglichkeit und wirft Giddens eine „objektivistische Verkürzung  
im Handlungsbegriff“ (Görg 2003b: 105) vor. Giddens vernachlässige die Zweitgenannte, die  
Görg wiederum „als die Fähigkeit zur reflexiven Selbstbestimmung“ begreift, das heißt als eine  
Reflexivität, welche die gesellschaftliche „Reproduktion nach selbstgesetzten Zielen zu beurteilen  
und zu gestalten versucht“ (ebd.) – befreit von der Reduktion auf instrumentelle Vernunft. Auf  
die Gestaltung der gesellschaftlichen Naturverhältnisse will Görg letztlich hinaus, aber eben  
nicht auf eine beliebige Gestaltung. „Gesellschaftliche Gestaltungsprozesse können also als von  
institutionellen und sozialen Krisen angestoßene und vom Protest sozialer Bewegungen getragene  
oder begleitete Formen der kreativen Neuinterpretation organisationaler Prozesse bezeichnet  
werden“ (ebd.: 113; Herv.i.O.), erklärt er. Die Bedeutung sozialer Bewegungen erkennt Görg  
(1992: 21) schon früh in seiner Dissertation – und dabei auch die „Krise der gesellschaftlichen  
Naturverhältnisse“. Drei Dimensionen sind ihm zufolge in Lernprozessen auseinanderzuhalten: die  
Sachdimension (symbolische und normative Aspekte des Naturumgangs), die Konfliktdimension  
(Macht- und Interessenlagen) und die Krisendimension (funktionale Erfordernisse gesellschaftlicher  
Reproduktion und Regulation) (vgl. Görg 2003b: 110).  
Die moderne Gesellschaft ist für Görg eine kapitalistische Gesellschaft, die nicht nur  
ausdifferenziert, sondern auch widersprüchlich ist:  
„Dieses Systemproblem, d.h. die Regulation des Bezugs auf Natur, wird in  
kapitalistisch organisierten Gesellschaften prinzipiell nicht nach funktionalen  
Notwendigkeiten oder evolutionären Gesichtspunkten gelöst. Vielmehr ist es  
in dem Sinne widersprüchlich organisiert, dass es einerseits von einem  
Organisationsprinzip Wertvergesellschaftung dominiert wird, aber andererseits relativ  
autonomen Teilbereichen überlassen bleibt.“ (Ebd.: 117; Herv.i.O.)  
Auf die dargelegte Weise versucht Görg, Sozialtheorie und Gesellschaftstheorie zu integrieren, um  
Gesellschaft neben Natur und somit die gesellschaftlichen Naturverhältnisse angemessen verstehen  
und beeinflussen zu können (vgl. Abbildung 2). Genau dies bereichert das Beschreibungs- und  
Erklärungswissen der Grünen Sozialen Arbeit.  
Abbildung 2: Kapitalistische Gesellschaft in der Politischen Ökologie von Christoph Görg  
(eigene Darstellung)  
Diese Verfassung der modernen Gesellschaft hat Folgen für die gezielte Gestaltung der  
gesellschaftlichen Naturverhältnisse:  
Gestaltung der Naturverhältnisse könnte dann bedeuten, die mehr oder weniger  
bewusstlose Lösung von Systemproblemen durch reflexive Organisations-  
anstrengungen zu ergänzen. In diesem Sinne stellt ‚Organisation‘ tatsächlich  
die reflektierte Ergänzung gewohnheitsmäßiger oder verselbständigter  
Reproduktionsprozesse dar.“ (Görg 2003b: 117; Herv.i.O.)  
Was die sozial-ökologische Wirklichkeit betrifft, trifft Görgs (2003a: 131) einstige Einschätzung leider  
mehr denn je zu: „Die Pluralität gesellschaftlicher Naturverhältnisse scheint mir eher eine Utopie  
bzw. eine regulative Leitidee zu sein, als dass sie an der gesellschaftlichen Realität abzulesen wäre.“  
6
Abgrenzung von Sozialer und Politischer Ökologie  
Görgs Fazit könnte in völlige sozial-ökologische Demotivation münden. Nicht aber bei Görg. Ein  
Höhepunkt in seinem Schaffen ist zum Schluss der beeindruckende, von ihm mitherausgegebene  
715-seitige Report, der einen Titel trägt, der Görg sehr befriedigen muss: Strukturen für ein  
klimafreundliches Leben. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftswerk dutzender Forschender  
aus ganz unterschiedlichen Wissenschaften, das schon in seinem Titel auf die Strukturierung von  
Praktiken abzielt (vgl. Görg et al. 2023). Görg beschreibt hier den Unterschied zwischen Sozialer  
und Politischer Ökologie folgendermaßen – und erhellt so zugleich die Anschlüsse an die eingangs  
beschriebene Wiener Soziale Ökologie:  
„Die Soziale Ökologie […] setzt den Fokus auf die Interaktionen zwischen Gesellschaft  
und Natur bzw. auf die gesellschaftlichen Naturverhältnisse. Sie analysiert  
Wechselbeziehungen zwischen Gesellschaft und Natur, die für die Abschätzung der  
Notwendigkeit, der Machbarkeit und der Nachhaltigkeit von gesellschaftlichen  
Transformationen zentral sind, aber bei rein sozialwissenschaftlichen Analysen oft  
übersehen werden. Die politische Ökologie ergänzt diese Perspektive durch eine  
Analyse der Konflikte sowie der gesellschaftlichen Interessenlagen und  
Machtverhältnisse, die mit der Aneignung und Nutzung der Natur notwendig  
verbunden sind und die viele der Barrieren verstehbar machen, die einer  
klimafreundlichen Lebensweise entgegenstehen.“ (Görg et al. 2023: 692)  
Politische Ökologie ist „kritische Mensch/Umwelt-Forschung“, bringt es Bauriedl (2016: 342) auf den  
Punkt. Ähnlich Gottschlich, Hackfort, Schmitt und Winterfeld (2022: 13): „Es geht der Politischen  
Ökologie ganz explizit um die Kritik bestehender Verhältnisse einschließlich der hegemonialen  
politischen Ordnung und Institutionen sowie um Perspektiven für konkrete Alternativen.“  
Die entscheidende und entschiedene Ergänzung um radikale Kritik erklärt, weshalb die Wiener  
Soziale Ökologie von Fischer-Kowalski und anderen in den Hintergrund gedrängt wurde, wenngleich  
es durchaus zur Zusammenarbeit von Frankfurter und Wiener Sozialer bzw. Politischer Ökologie  
kommt, wie zum Beispiel bei einem Sonderheft der Zeitschrift Sustainability (vgl. Görg et al. 2017).  
Hier wird die zentrale Abbildung der Wiener Sozialen Ökologie (vgl. Abbildung 1) noch publiziert  
(vgl. Kramm/Pichler/Schaffartzik/Zimmermann 2017: 4), überraschender Weise aber nicht mehr  
im großen Report von Görg et al. (2023). Hierin werden zwar im Kapitel 18 (vgl. Schneider 2023)  
der Sozialstaat und das soziale Sicherungssystem thematisiert, die Soziale Arbeit wird jedoch  
übergangen.  
7
Fazit  
Die Grüne Soziale Arbeit interessiert sich für das Zusammenspiel von Individuum, Gesellschaft und  
Natur. Ein praktisches Motiv treibt sie an, nämlich sozial-ökologisches Leid und sozial-ökologische  
Ungerechtigkeiten zu mindern. Wirksames Veränderungshandeln Sozialer Arbeit beruht auf  
der genauen Kenntnis des zu bearbeitenden Phänomens und seiner Genese. Gesellschaftliche  
Naturverhältnisse, Naturbeherrschung, Naturzwang, Widerständigkeit und Nichtidentität der Natur,  
Vorrang des Objekts, Strukturzwänge, Gestaltung als Strukturproblem, Lernprozesse, Praktiken,  
Routinen, Ressourcen und Interessen, Institutionen und Organisationen – an all diesen theoretischen  
Komponenten der Wiener Politischen Ökologie, welche die Soziale Ökologie mit anderen,  
kritischeren theoretischen Mitteln fortsetzt, kann Grüne Soziale Arbeit bestens anschließen, um ihr  
konkretes vielfältiges „Begrünungsprogramm“ (Husi 2022a: 307) zu verfolgen. Insofern sich Soziale  
Arbeit diese Sichtweise aneignet, sie wissenschaftlich mitentwickelt und in ihrer Praxis mitbedenkt,  
ist sie in der Lage, zur sozial-ökologischen Transformation ihre eigenen Beiträge programmgemäß  
beizusteuern. Umgekehrt wären solche Beiträge auch von der Sozialen und Politischen Ökologie  
interdisziplinär zur Kenntnis zu nehmen – und dies nicht nur in Wien.  
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Über den Autor  
Prof. Dr. Gregor Husi  
Ist Soziologe und kam 1999 nach einem dreivierteljährigen Forschungsaufenthalt bei Pierre Bourdieu  
in Paris an die Hochschule Luzern. Seine gegenwärtigen Themenschwerpunkte sind Grüne Soziale  
Arbeit, soziale Kohäsion, Sozialtheorien und Professionalisierung.