Peter Peinhaupt. Männlichkeiten. Autoritäre Rück-schläge und emanzipatorische Perspektiven. soziales_kapital, Bd. 31 (2025). Rubrik:  
31. Ausgabe, 2025  
Geschlechtergerechtigkeit  
Männlichkeiten  
Autoritäre Rückschläge und emanzipatorische Perspektiven  
Peter Peinhaupt  
Zusammenfassung  
Aktuelle autoritäre Entwicklungen zeigen eine soziale Remaskulinisierung und autoritäre Re-  
Souveränisierung von Männlichkeiten. Dies führt zum Erstarken maskulinistischer Identitätspolitik,  
die Gewalt, Homo- und Transfeindlichkeit sowie Sexismus normalisiert und Gleichstellung,  
Pluralität und demokratische Werte ablehnt. Soziale Arbeit und Männer*arbeit müssen aktiv auf  
diese Tendenzen einwirken. Der Beitrag verknüpft verschiedene theoretische Konzepte der  
kritischen Männlichkeitsforschung mit empirischen Analysen zu Remaskulinisierung und anti-  
emanzipatorischen Dynamiken. Rechte, autoritäre und ehrkulturelle Ideale werden beschrieben  
und mit eigenen Erfahrungen aus der Anti-Gewalt-Beratung in Wien verbunden. Der Beitrag zeigt,  
dass transformative Männer*arbeit individuelle, diskursive, politische und affektive Dimensionen  
integrieren muss, um autoritären Tendenzen entgegenzuwirken und demokratische Kultur zu  
stärken.  
Schlagworte: autoritäre Männlichkeiten, kritische Männer*arbeit, Remaskulinisierung, Caring  
Masculinities, Performativität, Geschlecht, Affekt und Macht  
Abstract  
Current authoritarian developments reveal a social remasculinization and an authoritarian re-  
sovereignization of masculinities. These shifts fuel a resurgence of masculinist identity politics that  
normalizes violence, homo- and transphobia, and sexism while rejecting gender equality, pluralism,  
and democratic values. Social work and men’s work must respond proactively to these tendencies.  
This article links theoretical concepts from critical masculinity studies with empirical analyses of  
remasculinization and anti-emancipatory dynamics. It examines right-wing, authoritarian, and  
honor-culture ideals and connects them with the author’s practice-based insights from anti-violence  
counselling in Vienna. The article argues that transformative men’s work must integrate individual,  
discursive, political, and affective dimensions in order to counter authoritarian trends and strengthen  
democratic culture.  
Keywords: authoritarian masculinities, critical men’s work, remasculinization, caring masculinities,  
performativity, gender, affect and power  
1
Einleitung  
Autoritäre Männlichkeitsideale treiben autoritäre Entwicklungen entscheidend voran. Besonders  
besorgniserregend ist derzeit die wachsende Kluft zwischen den Einstellungen von jungen Männern*  
und Frauen* in Bezug auf Rollenbilder, Gleichstellung und Diversität (vgl. Burn-Murdoch 2024;  
Hudde 2023: 165). Digitale Echokammern und antifeministische Strömungen befeuern das Narrativ,  
feministische Emanzipation sei die Ursache für männlichen Statusverlust. Rechte Politiker:innen  
fordern im Einklang mit Akteur:innen der Manosphere eine soziale Remaskulinisierung durch die Re-  
Souveränisierung autoritärer Männlichkeit. Sie kanalisieren Wut und Unsicherheit und setzen auf das  
heterosexuelle Familienbild als Quelle von Geborgenheit und Sicherheit. Wie Birgit Sauer feststellt,  
entstehthiereinemaskulinistischeIdentitätspolitikundesistvoneinerantidemokratischenKonjunktur  
verschärft. Die Folgen sind gewaltaffine Männer*, die Normalisierung von Sexismus sowie Homo-  
und Transfeindlichkeit. Die Verteidigung patriarchaler Ordnungen bedingt die Ablehnung von  
Gleichstellung, Pluralität und Vielfalt – und führt damit direkt zu Demokratiefeindlichkeit.  
Diese Entwicklung zeigt die Aktualität kritischer Männer*arbeit und die Notwendigkeit, dass  
sich auch die Soziale Arbeit mit Männlichkeit auseinandersetzt. Angesichts autoritärer Bedrohungen  
ist es zentral, anti-emanzipatorische Mechanismen zu verstehen und emanzipatorische  
Widerstandspraxen zu entwickeln, um die demokratische Kultur zu stärken. Wer eine plurale  
und vielfältige Gesellschaft sichern will, muss diesen Tendenzen entschieden entgegentreten.  
Evidenzbasierte Männer*arbeit eröffnet hier einen vielversprechenden Weg – nicht nur zur  
Gewaltprävention, sondern auch zur Förderung demokratischer Kultur.  
Der vorliegende Beitrag diskutiert theoretische Konzepte aus dem Bereich der Gender  
Studies mit Blick auf aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen in der Praxis. Die Reflexion soll  
einen Beitrag zur Entwicklung einer emanzipatorischen sozialarbeiterischen Praxis leisten. Abschnitt  
2 erhellt die historischen und theoretischen Grundlagen der kritischen Männlichkeitsforschung. Im  
Zuge dessen werden zentrale Konzepte wie das der hegemonialen Männlichkeit nach Raewyn  
(2007) sowie affekttheoretische Ansätze nach Sarah Ahmed (2014) dargestellt. Abschnitt 3 greift  
aktuelle Entwicklungen und Analysen zur Remaskulinisierung auf. Rechte, autoritäre (vgl. Sauer/  
Praxiserfahrungen aus der Anti-Gewalt-Beratung verknüpft. Abschnitt 4 erläutert praxisbezogene  
Arbeitskonzepte der kritischen Männer*arbeit, insbesondere das der Caring Masculinities (vgl.  
Elliott 2016), welches Sorge in den Mittelpunkt rückt, sowie von Butler inspirierte Ansätze zur  
Subversion und Dekonstruktion von Geschlechternormen. Abschnitt 5 beschreibt Praxisfallstricke,  
wie die Individualisierung in der Bearbeitung, Probleme therapeutischer Logiken und das Fehlen  
gesellschaftspolitischer Dimensionen. Das Fazit fasst die Befunde zusammen und zeigt das  
methodische Potenzial eines Zusammenspiels von Sorge, Dekonstruktion und affektpolitischen  
Verschiebungen auf. Der Beitrag versteht sich als Einladung zur Debatte, zum Ausprobieren und  
zur weiteren kritischen Reflexion.  
2
Historie und theoretischer Hintergrund  
Die kritische Männlichkeitsforschung bildet die zentrale Grundlage der psychosozialen Arbeit  
mit Männern*. Wie Elliot (2016: 243) darlegt, lassen sich drei historische Wellen unterscheiden:  
In den 1950er Jahren standen hegemoniale Rollenanforderungen im Mittelpunkt, in den 1980er  
Jahren rückten männliche Gewalt und Macht in den Fokus und seit den 1990er Jahren betrachten  
postmoderne Ansätze männliche Identität als Produkt diskursiver Praktiken, Machtverhältnisse und  
Widerstandsformen.  
Das zentrale analytische Konzept der Männerforschung der 1980er ist das der hegemonialen  
Männlichkeit nach Connell (2015). Sie beschreibt die hierarchische Ordnung von Männlichkeiten  
und wie diese soziale Machtstrukturen stabilisieren. Hegemoniale Männlichkeit dient dabei als  
unerreichbares Ideal, an dem andere Formen gemessen, bewertet und oft in untergeordnete  
Positionen gedrängt werden (subordinated, marginalized, complicit masculinities). Connell  
verdeutlicht, dass Identität keine feste Eigenschaft, sondern eine soziale Praxis ist, die Zugehörigkeit  
organisiert, Anerkennung schafft und Ausschlüsse bedingt – immer relational und in soziale Felder  
eingebettet.  
Judith Butler (2007: 25) erweiterte in den 1990ern diese Perspektive: „Männlich“ und  
„weiblich“ sind ihr zufolge keine natürlichen Gegebenheiten, sondern werden performativ  
hergestellt. Geschlecht entsteht durch die unablässige Wiederholung normierter Handlungen,  
Gesten und Praktiken. Jede Performance stabilisiert Normen, schafft Zugehörigkeit und markiert  
zugleich Grenzen. In Anlehnung an Foucault zeigt Butler, dass Macht nicht nur unterdrückt, sondern  
Subjektivität formt. Anerkennung und Ausschluss sind zentrale Bestandteile der sozialen Ordnung;  
Männlichkeit wird so ständig hergestellt, verhandelt und reguliert.  
Ein Kritikpunkt am Konzept der hegemonialen Männlichkeit liegt in der starken Gewichtung  
ökonomischer Macht und beruflichen Erfolgs als normativen Maßstäbe, während alltägliche  
Erfahrungen und emotionale Praktiken kaum sichtbar werden (vgl. Sauer/Penz 2023: 85). Hier  
verteilt und politisch wirksam sind. Sie strukturieren soziale Räume, markieren Zugehörigkeit und  
normative Grenzen und stabilisieren Machtverhältnisse. Auf Männlichkeit übertragen bedeutet dies,  
dass Aggression, Härte oder Gefährlichkeit nicht nur Anerkennung verschaffen, sondern zugleich  
als Zuschreibungen wirken, die gesellschaftliche Positionen stützen. Besonders deutlich wird dies  
in Diskursen um sogenannte junge migrantische Intensivtäter, wo Geschlecht, Migration und Affekte  
wie Angst und Stärke aufeinandertreffen.  
Das Konzept der Remaskulinisierung ergänzt diese Analysen: Männer* behaupten sich  
diesem zufolge durch die (Re-)Aneignung autoritärer Normen – Stärke, Härte, emotionale Kontrolle  
– und sichern damit ihren sozialen Status. In Verbindung mit Butlers dekonstruktivem Geschlechter-  
Konzept und Ahmeds affektiver Perspektive lässt sich sagen, dass Männlichkeit relational, normativ  
und emotional durchwirkt ist. Sie entsteht in einem Feld von Praktiken, Zuschreibungen und  
Gefühlen, das sowohl Handlungsspielräume eröffnet als auch zu Ausschlüssen führt.  
IchselbstarbeiteinderMännerberatungWien. Diesewurde1984gegründetundistdieälteste  
Einrichtung ihrer Art in Europa. Sie entstand im Kontext der feministischen Frauenhausbewegung  
und ausgehend von der Frage, was mit gewalttätigen Männern* passiert. Die Gründung fällt in  
eine Zeit, zu der männliche Gewalt und Macht zunehmend ins Zentrum wissenschaftlicher und  
praktischer Aufmerksamkeit rückten. Die Einrichtung arbeitet der individuellen Verhaltensänderung  
hinzueinemgewaltfreienLebenzu;inderPraxiswirdsichhäufigaufConnellsAnalysenhegemonialer  
Männlichkeit bezogen.  
Die Programme der Männerberatung reichen von niederschwelliger Beratung und  
Telefonhotline bis zu forensisch-therapeutischen Interventionen im Strafvollzug. Es wird eng  
mit Frauenschutzeinrichtungen im Rahmen opferzentrierter Täterarbeit zusammengearbeitet.  
Theoretische Weiterentwicklungen finden nur punktuell Eingang in die Praxis, z. B. Ansätze wie  
Caring Masculinities, die fürsorgliche Männlichkeitsideale etablieren, oder subversive Zugänge,  
die cis-heteronormative Matrizen und binäre Geschlechterordnungen aufbrechen. Aktuelle  
Erkenntnisse der Affektforschung eröffnen wichtige Perspektiven, sind in der Praxis jedoch bislang  
kaum implementiert.  
3
Autoritäre Rückschläge und anti-emanzipatorische Dynamiken  
Wissenschaftler:innen beobachten derzeit ein globales Erstarken antifeministischer Diskurse  
zivilgesellschaftliche Initiativen, Lobbygruppen sowie Online-Communities wie Incel-Foren  
mobilisieren verstärkt gegen Feminismus und sexuelle Selbstbestimmung. Ihr Ziel ist die  
Stabilisierung und der Ausbau patriarchaler und cis-heteronormativer Gesellschaftsordnungen.  
Diese Dynamiken zeigen sich auch auf politischer Ebene: Gerade in den USA, aber auch in Europa  
werden die Rechte von Frauen und LGBTQ+-Personen systematisch angegriffen – in Österreich  
Besonders besorgniserregend ist, dass junge Männer zunehmend antifeministische  
Positionen vertreten. Forschungen führen dies auf eine wahrgenommene Konkurrenz zwischen den  
Geschlechtern, Arbeitslosigkeit und ein schwindendes Vertrauen in Institutionen zurück (vgl. Off/  
und Frauen lässt sich als globaler Trend bezeichnen (vgl. Burn-Murdoch 2024). Dabei wird häufig ein  
männlicher Opferstatus konstruiert und davon ausgegangen, Männer wären benachteiligt in einer  
vermeintlich weiblich dominierten Gesellschaft, in der die Gleichstellung „zu weit“ gegangen sei.  
Dieses Narrativ ist Teil breiterer anti-liberaler Politiken in westlichen Gesellschaften, die Misogynie,  
Homofeindlichkeit, Transfeindlichkeit und Anti-Gender-Fundamentalismus miteinander verknüpfen  
DervermeintlicheOpferstatusvonMännern(vgl.Bjørnholt/Rosten2020:128)wirdgekonntvon  
der Manosphere genutzt – einem heterogenen Netzwerk antifeministischer Online-Communities, die  
sich selbst als Männerrechts-Aktivist:innen (MRAs), Incels und Pick-up-Artist-Gruppen bezeichnen  
–, um kollektive Wut und Ressentiment zu mobilisieren. Empirische Untersuchungen zeigen die  
Heilman/Reichert 2023) geben 40 % aller Männer an, mindestens einem antifeministischen „Men’s  
Rights“- oder gewaltorientierten Akteur der Manosphere zu vertrauen; unter jüngeren Männern liegt  
dieser Anteil bei nahezu der Hälfte 50%. Gleichzeitig leiden viele Männer unter geringem Vertrauen in  
die Zukunft, fehlender sozialer Unterstützung und Isolation: 65 % der 18- bis 23-Jährigen geben an,  
niemanden wirklich gut zu kennen, 40 % zeigen depressive Symptome und 44 % hatten innerhalb  
der zwei Wochen vor der Befragung Suizidgedanken.  
In der Praxis der Anti-Gewalt-Beratung wird sichtbar, wie sich diese Strukturen in  
alltäglichen Männlichkeitspraktiken niederschlagen. Zwei Modelle fallen besonders auf: Das erste  
ist das Erstarken eines neuen rechten Ideals. Jugendliche orientieren sich an Figuren wie Andrew  
Tate, sehen sich selbst als „Verlierer des Feminismus“ und fordern, teils gewalttätig, hierarchische  
Geschlechterordnungen sowie die Unterordnung von Frauen*. Ihr Status ist an Inszenierungen von  
Härte, Fitness und dominanter, rebellischer Haltung gebunden. Ähnliche Entwicklungen beschreibt  
der Artikel „The Cruel Kids’ Table“: Dort wird Männlichkeit als unerschrocken, dominant und  
rebellisch gegenüber politischer Korrektheit inszeniert – mit direktem Einfluss auf kulturelle Normen  
Das zweite Modell verbindet rechte Männlichkeitsbilder, MMA-Videos und ehrkulturelle  
enge, egalitäre und bruderschaftliche Bindungen unter Gleichaltrigen, in denen Status und Macht  
über gemeinsame Gewalt und eine rigide Geschlechterordnung gesichert und radikale Homo-  
sowie Transfeindlichkeit propagiert wird (vgl. Myrttinen 2019: 567). Besonders bei migrantischen  
Jugendlichen wird diese Mischung aus Manosphere-Orientierungen und bruderschaftlicher Logik  
sichtbar: Weibliche Körper werden unter dem Verweis auf „Haram“ kontrolliert, gesellschaftliche  
Exklusion wird dem vermeintlich „verweichlichten“ westlichen Feminismus zugeschrieben.  
Konsumiert werden MMA-Videos, Inhalte der Manosphere und religiöse Echokammern. Ein Großteil  
der Freizeit wird unter Brüdern verbracht, häufig in Parks oder auf öffentlichen Plätzen, wo Status,  
Loyalität und die performative Inszenierung von Härte täglich geübt und überprüft werden.  
In der Anti-Gewalt-Beratung begegne ich vor allem einer kleinen Gruppe junger Männer,  
die sich stark an diesen Idealen orientiert. Gesellschaftlich stellen sie nur eine Minderheit dar, doch  
in der Beratung sind sie besonders präsent – ihre Überrepräsentation prägt meinen Blick. Die  
von ihnen vertretenen Ideale dienen häufig der Rechtfertigung der ausgeübten Gewalt: Es müsse  
ein Bruder verteidigt werden, Frauen* hätten sowieso zu viele Rechte. Gleichzeitig wirken diese  
Normen oft gegen sie selbst: Viele berichten von depressiver Stimmung, heimlichem Weinen oder  
suizidalen Gedanken, andere zeigen mir ihre offenen Handknöchel oder Videos von Schlägereien.  
Paradoxerweise liegt gerade darin die Anziehungskraft dieser Normen: Sie stiften Zugehörigkeit  
und Anerkennung. Das Patriarchat und seine Ideale verändern sich – und das muss keineswegs  
automatisch emanzipatorisch sein. Doch wie sehen emanzipatorische Praxen in der Männer*arbeit  
aus?  
4
Emanzipatorische Perspektiven  
Caring Masculinities ist das zentrale Konzept in der Arbeit mit Männern* in Österreich (vgl. Elliott  
Männlichkeitsforschung und auf Idealen einer feministischen Sorgeethik auf. Aus der kritischen  
Männlichkeitsforschung übernimmt es die Idee der Multiplizität von Männlichkeiten – und damit  
die Veränderbarkeit sowie die mögliche Bearbeitung von Männlichkeiten. Es greift Connells  
Konzept der hegemonialen Männlichkeiten auf und betont deren Situierung sowie Hierarchie und  
Männlichkeitsideale (vgl. Connell/Messerschmidt 2005: 846). Von der feministischen Sorgeethik  
übernimmt es Werte und Haltungen wie Interdependenz, Empathie, Affektivität, Aufmerksamkeit und  
gegenseitige Verantwortung. Diese sollen tradierte Werte wie Stärke, Gewalt und Selbständigkeit  
ersetzen.  
Das Konzept der Caring Masculinities ist politisch, weil es von der Veränderbarkeit von  
Männlichkeitsbildern durch alltägliche Praxen ausgeht und den gesellschaftstransformativen  
Anspruch einer Sorgeethik teilt. Relationalität und Interdependenz (vgl. Tronto 2013: 16) gelten dabei  
als zentrale gesellschaftliche Motoren, der Sorge wird als Notwendigkeit menschlicher Existenz der  
entsprechende Stellenwert gegeben – im Unterschied zu patriarchal-kapitalistischen Werten wie  
Stärke, Konkurrenz usw. (vgl. Fraser 2016: 99).  
Caring Masculinities ist ein praktisches Konzept, das beim Verhalten ansetzt – nicht bei  
Identität. Dadurch ist es greifbar, leicht anwendbar, gut verständlich und lebensnah, denn jede  
Person hat schon einmal für andere gesorgt. Häufig dient Vaterschaft als naheliegende Vorlage.  
Elliot zufolge muss die affektive Dimension von Sorge dabei nicht von Anfang an gegeben sein; sie  
entsteht vielmehr im Tun und wird durch praktisches Sorgen erlernt (vgl. Elliott 2016: 249). In der  
praktischen Arbeit kann dies über einfache, alltagsnahe Einstiege geschehen, zum Beispiel durch  
Fragen wie:  
-
-
Habt ihr schon einmal auf eure Kinder / Geschwister aufgepasst?  
Habt ihr schon einmal einen Freund eingeladen, dem es nicht gut ging?  
Solche Fragen lassen Fürsorge, Aufmerksamkeit und emotionale Verantwortung sichtbar werden –  
Qualitäten, die oft im Widerspruch zu autoritären Männlichkeitsnormen stehen, aber im Alltag längst  
vorhanden sind. Auf dieser Basis lassen sich Werte wie Affektivität, Empathie und Achtsamkeit  
gezielt stärken. So entstehen idealtypische Zukunftsbilder, in denen Fürsorge, emotionale Offenheit  
und Verantwortungsübernahme zentrale männliche Qualitäten sind. In der Beratung bedeutet das,  
von Sitzung zu Sitzung am eigenen Sorgeverhalten zu arbeiten, es zu reflektieren und in kleinen  
Schritten einzuüben. Die Anwendungsmöglichkeiten sind einfach, vielfältig und sie schließen  
unmittelbar an den Alltag der Adressat:innen an.  
Eine klare Ausrichtung auf Geschlechtergerechtigkeit nicht zwingend notwendig für Caring  
Masculinities. Sorgeverhalten kann auch ohne das Bekenntnis zu einer geschlechtergerechten  
Gesellschaft gelebt werden. Ebenso können sorgende Menschen zugleich gewalttätig sein  
Geschlechterordnung, die Sally Haslanger (2021: 92) so pointiert herausfordert: „Teil des  
feministischen Projekts ist [es], darauf hinzuarbeiten, dass es eines Tages keine Frauen (Männer) [...]  
mehr gibt.“ Gemeint ist nicht die Abschaffung von Menschen, sondern die Auflösung der Kategorien  
Mann und Frau. Beide bedingen sich wechselseitig und stabilisieren eine hierarchische Ordnung, in  
der die Frau dem Mann untergeordnet ist. Diese Unterordnung wiederum erscheint als natürlich –  
und verleiht Männern Privilegien. Echte Emanzipation hieße als: das Ende von „Mann“ und „Frau“.  
Butlers Idee der Subversion von Geschlecht als politischer Praxis bietet eine wichtige  
Erweiterung zur Auflösung geschlechtlicher (heteronormativer) Binarität: Geschlecht ist Butler  
zufolge ein Effekt wiederholter performativer Handlungen innerhalb sozialer Normen – und gerade  
darin liegt ein subversives Potenzial. Sie warnt vor der Illusion eines easy fix, betont aber, dass  
Geschlechternormen brüchig sind und herausgefordert werden können. Praktisch bedeutet  
das, mit den Darstellungen von „männlich“ und „weiblich“ zu spielen, festgefahrene Kategorien  
offenzulegen und das Geschlecht als kulturell konstruiert sichtbar zu machen (vgl. Butler 2007: 189).  
Die performative Natur von Gender eröffnet so den Raum, Normen durch wiederholte Abweichung  
oder Parodie zu unterwandern. Butlers Ziel ist nicht die Abschaffung von Identität, sondern die  
Destabilisierung der binären Geschlechterordnung. Ihre „Anstiftung zur Geschlechterverwirrung“  
ist eine politische Strategie, um die cis-heterosexuell konstruierte Matrix zu erschüttern und  
marginalisierten Identitäten Sichtbarkeit und Anerkennung zu verschaffen (vgl. ebd.).  
Gerade in der Arbeit mit Jugendlichen gibt es eine Vielzahl von Ansätzen, die Butler aufgreifen  
und zur Dekonstruktion und Subversion einladen. Ein Beispiel ist die Methode „Dennis“ des  
Vereins Dissens: Dabei wird in Gruppensettings eine Puppe namens Dennis eingesetzt, die durch  
ein intersektional verwirrendes Erscheinungsbild (z.B. Baggy Pants, BH, Davidstern, Kopftuch)  
Irritationen erzeugen und Diskussionen anregen soll. Die Puppe wird über mehrere Sitzungen hinweg  
genutzt. Mart Busche fordert zudem, in der Jugendarbeit postheteronormative Settings zu schaffen,  
durch kontinuierliche kritische Reflexion sowie eine bewusste Raum- und Gesprächsgestaltung  
gelingen. Herauszuheben ist hier die queer-feministische Mädchenarbeit, der Anwendung queerer  
Ideen wie Safer Spaces oder Zielgruppenerweiterungen (FLINTA+, MINTA+). Ich selbst arbeite  
mit Dekonstruktion vor allem in pädagogischen Workshops, weniger in Beratungen. Dort steht  
konkretes gewalttätiges Verhalten im Vordergrund.  
Subversive Interventionen in der Arbeit mit gewaltausübenden Männern* haben Potenzial.  
Aktive Inszenierungen von Aggression und Männlichkeit bieten – in Beratungen – Raum zur  
Intervention. Diese Inszenierungen stellen darauf ab, die Veränderbarkeit männlicher Performances  
offenzulegen. Die Handlung lässt sich überspielen oder neu besetzen, möglicherweise in  
Richtungen, die Gewalt und Status anders definieren. Mitgedacht werden muss jedoch immer, dass  
die Dekonstruktion von Geschlecht komplex und schwer verständlich ist. Zudem kann das – auch  
unabsichtliche – Infragestellen von Identitäten Widerstand auslösen.  
5
Spannungsfelder und Fallstricke in der Praxis  
Trotz dieser Bemühungen gibt es Fallstricke in der Arbeit mit Männern*. Sie ist überwiegend  
Einzelfallarbeit, wobei das dominante Instrument die Einzelberatung und Therapie ist. Gewalt  
wird therapeutisch und individualisiert bearbeitet, eine historisch gewachsene Form, die den  
Fokus auf persönliche Verhaltensänderungen legt, während strukturelle, soziale und institutionelle  
Rahmenbedingungen weitgehend unberücksichtigt bleiben. Gewalttätige Umfelder sowie frauen*-  
oder homo-/transfeindliche Normen bestehen fort und gesellschaftliche Entwicklungen wie Arbeits-  
und Perspektivlosigkeit oder Sexismus unter jungen Männern werden verdeckt. Wenn Einzelne  
VerantwortungfürsozialeMusterübernehmen,trägtdieszueinerResponsibilisierungbei,gleichzeitig  
werden gesellschaftliche Probleme auf den Einzelnen zurückgeführt. Der klinisch-therapeutische  
Fokus von Anti-Gewalt-Einrichtungen zeigt die Verzahnung von strafenden und therapeutischen  
Systemen (vgl. Sweet 2021: 4). Therapieprogramme sind natürlich wichtig, notwendig und wertvoll,  
um individuelles Lernen, Reflexion und Prävention zu ermöglichen. Gleichzeitig bergen sie die  
Gefahr, Geschlechternormen zu verfestigen: Allison McKim zeigt, dass von Männern erwartet  
wird, „erwachsen zu werden“ und ihre Impulse zu kontrollieren, während bei Frauen die Arbeit am  
Viele Interventionen in Anti-Gewalt-Programmen sind nur kurz angelegt. So können im  
Rahmen der verpflichtenden sechs Stunden Beratung durch den Verein Neustart tief verankerte  
misogyne, homo- oder transfeindliche sowie patriarchale Einstellungen kaum bearbeitet oder  
bestehende Identitätskonstruktionen hinterfragt werden. Die Programme orientieren sich zudem  
häufig an einem weißen, cis-heteronormativen Ideal und berücksichtigen queere, migrantische  
Ansätze können gar nicht mit intersektionalen Perspektiven arbeiten. Remaskulinisierung erscheint  
vor diesem Hintergrund ambivalent: Einerseits stabilisiert sie patriarchale Ordnungsmuster,  
andererseits kann sie als widerständige Praxis gegenüber dominanten Repräsentationen verstanden  
werden, die vornehmlich weiße, akademisch gebildete Männlichkeitsideale umfassen und andere  
Männlichkeiten disziplinieren oder pathologisieren (vgl. ebd.: 570). Das Messner’sche Dreieck (vgl.  
Messner 1997, 2016) bietet hier eine hilfreiche Richtschnur: Es erinnert daran, Privilegien, Kosten und  
die Vielfalt von Männlichkeiten gemeinsam im Blick zu behalten. Messner unterscheidet balancierte  
geschlechterpolitische Zugänge, die alle drei Perspektiven ausgewogen berücksichtigen, von  
unbalancierten Zugängen. Letztere fokussieren nur eine Ecke des Dreiecks – etwa antifeministische  
Männerrechtsbewegungen, die ausschließlich die „Kosten von Männlichkeit“ thematisieren.  
Zu guter Letzt richten sich viele Angebote überwiegend an marginalisierte Männer, die  
als „Agents of Change“ patriarchale Strukturen verändern sollen, während privilegierte Männer  
mit Macht und Einfluss kaum adressiert werden. Schließlich birgt die Überbetonung männlicher  
Handlungsfähigkeit bei gleichzeitiger Ausblendung queerer und weiblicher Beiträge das Risiko,  
patriarchale Strukturen unbeabsichtigt zu stabilisieren. Sichtbare individuelle Veränderung wird  
erneut männlich codiert und kann in Form von „woker Männlichkeit“ in soziales Kapital umgewandelt  
werden, das seinerseits Status und Macht sichert.  
6
Fazit  
Die gegenwärtig (wieder) postulierte „Krise der Männlichkeit“ speist sich nach Sauer aus einer von  
ist problematisch, weil er rechte Deutungen gesellschaftlicher Veränderungen, beispielsweise das  
Bedrohungsszenario durch den sogenannten Genderismus, stärkt. Solche Narrative verhärten  
Binaritäten, verschleiern Machtverhältnisse und machen die privilegierte Position mächtiger  
Männer unsichtbar (vgl. Dupuis-Déri 2025). Auffällig ist zudem, dass es keine vergleichbare Debatte  
um FLINTA+ gibt – niemand spricht von einer „Krise der Weiblichkeit“. Nur männliche Subjekte  
beanspruchen diesen Opferstatus (vgl. Donegan 2025).  
Sichtbar wird im Krisendiskurs eine Re-Konfiguration von Männlichkeiten – oder, in der  
Sprache von Gramsci, Hall und Sauer, eine konjunkturelle Krise. Ein historischer Moment der  
Aushandlung, in dem neue gesellschaftliche Formationen und ein neues Dispositiv entstehen. Diese  
konjunkturelle Krise öffnet Räume für Verschiebungen von Macht. Die Gefährlichkeit einer affektiv  
inszenierten moralischen Panik, die von rechten Akteur:innen zur autoritären Remaskulinisierung  
genutzt wird, ist aktuell und real. Gleichzeitig zeigen sich positive Entwicklungen: vielfältige, queer-  
offene, sorgende und gleichberechtigte Männlichkeitsideale, die es gezielt zu stärken gilt. Für die  
aktuelle Männerarbeit ist es entscheidend, diesen konjunkturellen Moment zu nutzen und politische,  
diskursive und affektive Dimensionen zugleich zu adressieren.  
Caring Masculinities und subversive Ansätze wirken dabei komplementär: Erstere setzen  
praxisnah am Verhalten an und mindert Widerstände, zweitere machen Machtverhältnisse  
sichtbar, fördern Reflexion und Handlungsfähigkeit. Gerade das kritische Hinterfragen der cis-  
heteronormativen Matrix ist angesichts Anti-LGBTIQ+-Diskurse und restriktiver Politiken zentral.  
Affekte spielen dabei eine wichtige Rolle. Ahmed (2014) zeigt, dass Gefühle im Sozialen zirkulieren  
und Zugehörigkeit wie Ausschluss organisieren. Verlust, Angst, Scham, aber auch Stolz oder Hass  
prägen Männlichkeitskonstruktionen und kollektive Identitäten. Problematisch ist, dass rechte  
Akteur*innen Affekte besonders wirksam politisieren, während andere emotionslos wirken (vgl.  
Sauer/Penz 2023). Für die politische Männerarbeit bedeutet dies, Emotionen nicht nur individuell  
zu verarbeiten, sondern sie als treibende Kraft politischer Praxis zu nutzen. Ziel ist es, affektive  
Regime zu verändern – Wut und Hass in Hoffnung, Solidarität und emanzipatorische Identitäten  
zu transformieren. Dies geschieht durch gemeinsame Erfahrungen von Ungerechtigkeit, durch  
Fürsorge und Solidarität, die folgend politisch wirksam werden können. Der feministische Imperativ  
fordert, Sorge aktiv zu teilen, aufmerksam und solidarisch hinzuschauen und konkrete Bündnisse  
mit marginalisierten Gruppen zu schmieden – als gelebte Praxis für gesellschaftliche Veränderung.  
Anti-Gewalt-Arbeit mit Männern* darf sich nicht auf individuelles Verhalten beschränken,  
denn das greift angesichts gesellschaftlicher Dynamiken zu kurz. Frei nach der großartigen  
Abolitionistin und Feministin Mariame Kaba – „Hope is a discipline“ – gilt es, nicht aufzugeben,  
das Feld nicht den Rechten zu überlassen und tagtäglich neue Wege zu suchen. Feministische  
Analysen, affekttheoretische Perspektiven und aktivistische Praxen können dabei als Kompass  
dienen – für die Arbeit an den gesellschaftlichen Rändern ebenso wie in deren Zentrum.  
Verweise  
i Seit 1. September 2023 sind Personen, gegen die ein Betretungs- und Annäherungsverbot gemäß § 38a SPG ausgesprochen wurde,  
verpflichtet, an einer sechsstündigen Gewaltpräventionsberatung teilzunehmen. Diese Beratungen werden in Wien vom Verein Neustart  
durchgeführt und müssen innerhalb von 14 Tagen nach Kontaktaufnahme beginnen.  
Literatur  
post-maga.html (28.08.2025).  
Donegan, Moira. [@moiradonegan.bsky.social] (2025): „Male loneliness“ is kind of the perfect  
antifeminist complaint, […]. Bluesky. https://bsky.app/profile/moiradonegan.bsky.social/  
post/3lofgn63cdk2e (05.05.2025).  
feminismus/ (27.08.2025).  
Haslanger, Sally (2021): Der Wirklichkeit widerstehen. Soziale Konstruktion und Sozialkritik. Berlin:  
Suhrkamp.  
New Brunswick, NJ: Rutgers University Press.  
org/10.5204/ijcjsd.v5i2.301  
org/10.1177/1097184X18769137  
org/10.1007/s12286-019-00430-8  
Scambor, Elli/Gärtner, Marc/Holter, Øystein Gullvåg/Snickare, Lotta/Warat, Marta (2023): Caring  
masculinities at work: Theoretical and empirical perspectives across Europe. In: Gender, Work, and  
aftermath. Oakland, California: University of California Press.  
Über den Autor  
Peter Peinhaupt  
Ich bin Sozialarbeiter und Sozialwissenschaftler und arbeite seit vielen Jahren in der Anti-Gewalt-  
Arbeit mit Männern*, zuvor war ich in der Jugendarbeit mit Fokus auf geschlechtsspezifische  
Ansätze tätig. Derzeit befasse ich mich in meiner Dissertation mit dem Wiener Gewaltschutz.