Moritz Reisberger. Entwicklungen und Heraus-forderungen der Sozialen Arbeit in Zeiten multipler Krisen? Einblicke in eine qualitativ-  
explorative Studie in Tirol. soziales_kapital, Bd. 31 (2025). Rubrik: Sozialarbeitswissenschaſt. Innsbruck. Printversion: http://www.  
31. Ausgabe, 2025  
Geschlechtergerechtigkeit  
Entwicklungen und Herausforderungen der  
Sozialen Arbeit in Zeiten multipler Krisen?  
Einblicke in eine qualitativ-explorative Studie in Tirol  
Moritz Reisberger  
Zusammenfassung  
DieSozialeArbeitinÖsterreichagiertseitmehrerenJahrenunterdenherausforderndenBedingungen  
sozialer und ökonomischer Krisen. Überproportional stark davon betroffen sind gesellschaftlich  
vulnerable Gruppen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie sich die Soziale Arbeit  
unter den veränderten Umständen entwickelt. Um diese evidenzbasiert und ganzheitlich für Tirol  
zu rekonstruieren, wird derzeit ein zweijähriges Forschungsprojekt am MCI Department Soziale  
Arbeit durchgeführt. Erste Ergebnisse dieser Studie werden im folgenden Artikel präsentiert. So  
sind die Arbeitsbedingungen seit 2020 deutlich verschärft: Der Fachkräftemangel, eine steigende  
Zahl der Fälle sowie die Zunahme von deren Komplexität und neue Vorgaben, Regulierungen und/  
oder potenzielle Kürzungen seitens Fördergeber*innen prägen den Berufsalltag. Die präsentierten  
Ergebnisse bilden die Grundlage einer entstehenden Grounded Theory, die aktuell im Rahmen  
weiterer Forschungsphasen trianguliert wird.  
Schlagworte: Soziale Arbeit in Österreich, Professionsentwicklung, multiple Krisen, aktuelle  
Entwicklungen, Herausforderungen, Tirol  
Abstract  
Social work practice in Austria has faced persistent challenges in recent years, with the most  
vulnerable groups bearing the greatest impact. This article examines the development of social  
work practice in Tyrol, drawing on findings from a broader qualitative, exploratory grounded theory  
study conducted by the MCI Department of Social Work. The analysis reveals an intensification  
of working conditions and demands on social workers since 2020, driven by a shortage of skilled  
staff, a rise in case numbers and complexity, institutional funding requirements, regulatory changes,  
and heightened social expectations. Participants further reported a shift towards more intensive  
interventions, despite dwindling resources. These initial results form the basis for developing a  
grounded theory and are currently being refined through follow-up studies. This ongoing triangulation  
offers a comprehensive, evidence-based perspective on the current dynamics of social work  
practice amid adversity.  
Keywords: social work practice, professional development, multiple crisis, current challenges,  
social work Austria  
1
Einleitung  
Österreich befindet sich seit einigen Jahren in „herausfordernden Zeiten“ (Bundeskanzleramt  
2023). Schwelende globale Konflikte und Kriege haben unmittelbare Auswirkungen auf das  
gesellschaftliche Leben in Europa. Die europäische Gesellschaft steht seit mittlerweile fünf Jahren  
kontinuierlich unter Spannung. Die Corona-Pandemie, der russische Angriffskrieg in der Ukraine  
und der Nahost-Konflikt wirken sich heuer weiterhin auf die Lebensumstände aller Menschen  
in Österreich aus. Die Kerninflationsrate in Österreich wächst seit 2020 beständig (vgl. Statistik  
Austria & IHS 2024), seit 2020 ist der Verbrauchspreisindex um 23,8 Prozentpunkte gestiegen (vgl.  
Statistik Austria 2025). Diese Entwicklungen betreffen hierzulande allerdings nicht alle Menschen  
gleichermaßen. Eine seit 2022 quartalsweise von der Statistik Austria und dem Institut für Höhere  
Studien (IHS) Wien durchgeführte Studie zu den Sozialen Krisenfolgen („So geht’s uns heute“) weist  
in allen Befragungswellen auf eine Ungleichverteilung von Gefährdungslagen in der österreichischen  
Gesellschaft hin (vgl. Reiter et al. 2025; Wittmann 2024). Gerade „vulnerable Gruppen, insbesondere  
Personen in […] Arbeitslosigkeit und solche mit geringem Einkommen, sind besonders stark  
von Krisensituationen betroffen“ (Reiter et al. 2023: 39). Dementsprechend verschärfen sich die  
Problemlagen in allen Praxisfeldern der Sozialen Arbeit seit den Anfängen der Covid-19-Pandemie  
im Jahr 2020 (vgl. u.a. Aghamiri/Streck/Van Rießen 2022; Henseler/Kurtz 2022; Kranner/Steiner  
2022; Meyer/Alsago 2021; Müller-Hermann/Amez-Droz 2021; Bogner 2023).  
Die gesellschaftliche Exklusion vulnerabler Gruppen hat sich in der österreichischen  
Gesellschaft in den vergangenen Jahren verstärkt. Die genannten Studien weisen eine trendstabile,  
spezifische Betroffenheit und Vulnerabilität von Nutzer:innen der Sozialen Arbeit im Zusammenhang  
mit multiplen Krisen auf (vgl. Reiter et al. 2025). Aufgrund ihres Selbstverständnisses als  
praxisbezogene Profession, die in die Lebensrealitäten ihrer Klient:innen eingebunden ist, mit ihnen  
interagiert und interveniert (vgl. obds 2023a, 2023b; obds & ogsa 2024), ist die Soziale Arbeit dieser  
Zuspitzung sozialer Problemlagen alltäglich und in sämtlichen Tätigkeitsbereichen ausgesetzt.  
Ausgehend von dieser Datenlage wurde eine mehrteilige Studie am MCI Department für  
Soziale Arbeit konzipiert. Ein zentrales Erkenntnisinteresse ist, wie sich die Kumulation sozialer  
Problemlagen in der Praxis der Sozialen Arbeit auswirkt. Dabei wird der Fokus darauf gelegt, ob  
und wie sich die Berufsrealitäten und der Praxisalltag von Sozialarbeiter:innen weiterentwickeln. Der  
vorliegendeArtikelfasstzunächstdasForschungsdesignderGesamtstudiezusammenundgehtdann  
auf das methodische Vorgehen, die Umsetzung und das Sample der ersten Primärdatenerhebung  
ein (Kap. 2). Im Anschluss werden konkrete Ergebnisse aus dieser Studienphase beschrieben (Kap.  
3). Der Artikel schließt mit einem Ausblick auf weitere Studienteile und die dazugehörige laufende  
Analyse (Kap. 4). Hierdurch werden das erste Mal konkrete Einblicke in die entstehende Grounded  
Theory der Gesamtstudie (nach Corbin/Strauss 2008) gewährt, die zukünftig durch die Analyse der  
weiteren Erhebungsteile im Sinne des iterativen Vorgehens der Methodologie ergänzt, adaptiert und  
finalisiert wird (s. Kap. 2).  
2
Forschungsdesign & methodisches Vorgehen  
Ein Ziel der in diesem Artikel vorgestellten Gesamtstudie ist eine evidenzbasierte Rekonstruktion  
gegenwärtiger Entwicklungen (in) der Praxis Sozialer Arbeit in Tirol. Der Blick wird dabei auf  
die Beschreibung und Erläuterung sozialarbeiterischer Entscheidungsprozesse und die damit  
verbundenen (expliziten und impliziten) Wissensbestände gerichtet. Darüber hinaus sollen die  
erkannten Entwicklungen dann im Kontext eigener Professions- und Disziplinen-Verständnisse  
diskutiert werden.  
ImerstenSchrittderStudie(TeilA)wurdeeineAuseinandersetzungmitderLiteraturzumThema  
geleistet. Hierfür wurde ein „Scoping Review“ umgesetzt, also eine systematische Literaturanalyse  
anhand eindeutig festgelegter und transparent nachvollziehbarer Kriterien (vgl. JBI- & PRISMA-  
Richtlinien; Peters et al. 2020). Dadurch konnten aus einem Pool von 9.018 Treffern insgesamt  
23 relevante Publikationen identifiziert werden, die anhand verschiedener Aspekte überblickt  
wurden (vgl. Lehmann/Reisberger 2025).i Hinsichtlich des formulierten Erkenntnisinteresses der  
Gesamtstudie (s. oben) wurde im Zuge dessen eine Forschungslücke erkannt (vgl. ebd.). Um dieses  
Desiderat zu schließen, wurde ein multi-methodisches, explorativ-induktives Forschungsdesign  
konzipiert und in mehreren Erhebungs- und Analysephasen umgesetzt. Diese unterschiedlichen  
Teile der Gesamtstudie sind in Tabelle 1 dargestellt. Um möglichst viele Facetten der Sozialen Arbeit  
zu berücksichtigen, fokussiert das Sampling der Gesamtstudie stets drei Bereiche: a) materielle  
Grundsicherung bzw. Wohnungs- und Obdachlosenhilfe, b) Kinder, Jugendliche und Familien und  
c) gesundheitsbezogene Soziale Arbeit. Auf diese Weise können verschiedene Differenzierungen  
vorgenommen werden, u.a. hinsichtlich der Institutionen/Einrichtungen, der Qualifikationen der  
Fachkräfte und der Adressat:innen-Gruppen.  
Tab. 1: Das Forschungsdesign der Gesamtstudie inkl. methodischen Details,  
Zielen und Samples (N)  
In der gesamten Studie bildet die Grounded Theory Methodology nach Corbin & Strauss (2008)  
das Fundament zur Erhebung und Auswertung. Dieser Ansatz eignet sich besonders für eine  
„regelgeleitete, kontrollierte und prüfbare ‚Entdeckung‘ von Theorie aus Daten/Empirie“ (Mey/Mruck  
2011: 11). Die ersten Projektschritte A und B dienten gemäß methodischer Festlegung nach Glaser  
und Strauss (2005: 23–26) der Generierung von Hypothesen und Erkenntnissen für die folgenden  
Phasen D, C, E, F. Die qualitativen Erhebungen und Analysen (C, D, E, F) erfolgten aufbauend,  
zirkulär und z.T. simultan. Durch offenes bzw. in weiteren Schritten durch axiales Kodieren der  
einzelnen Projektteile entstehen erste Theoriefragmente, die folgend durch selektives Kodieren  
und den Rückbezug auf aktuelle Diskurse ausgearbeitet werden (vgl.: ebd. 41; Chun Tie/Birks/  
Francis 2019: 5). Die erste offene Kodierprozedur zu Primärdaten aus dem Studienteil C und deren  
Erkenntnisse werden in diesem Artikel dargestellt. Diese sind zugleich die Basis für die Entwicklung  
und Triangulation entsprechend der Grounded Theory Methodology in den weiteren Erhebungs-  
und Analysephasen (s. Tab. 1). Ein Ausblick hierzu wird im Kap. 4 gegeben.  
Die erste Primärdatenerhebung der Gesamtstudie (Teil C) zielt darauf, die gegenwärtige  
Sozialarbeitspraxis aus der Sicht von Fachkräften zu rekonstruieren (s. Tab. 1). Das Fundament  
bilden zwei Erhebungsformate: 1) die Erstellung von Praxisjournalen durch Fachkräfte und 2)  
eine Nachbesprechung des jeweiligen Journals mit teilstrukturiertem, narrativem Charakter. Die  
Praxisjournale sollten in Form von Tagebüchern verfasst und in ihnen sollten alle Geschehnisse an  
drei Tagen einer Arbeitswoche erfasst werden. Die Konzeption dieser Erhebungsphase basiert zum  
einen auf den methodischen Erläuterungen von Ernst (2022), zum anderen auf Vorüberlegungen  
des Projektteams: Eine bloße Abfrage der „Entwicklungen“, beispielsweise in einem klassischen  
Face-to-face-Interview und ohne Bezug zu weiteren Datenquellen, hätte Verzerrungsfehler  
begünstigt (vgl. Kromrey/Roose/Strübing 2016: 379–383) und wichtige Details zu den alltäglichen  
Problemlöseprozessen unter Umständen verdeckt (vgl. z.B. Neuweg 2015). Dem Grundsatz  
folgend, dass Menschen „mehr wissen, als [sie] zu sagen wissen“ (Polanyi 1985: 14), geht es also  
darum, zunächst möglichst alle Kernelemente der alltäglichen Praxis realitätsnah beschreiben  
zu lassen und diese Informationen anschließend im Rahmen von teilstrukturierten, narrativen  
Interviews einzuordnen (vgl. Kruse 2014: 151). Die Realisierung der Praxisjournale lag gänzlich in  
der Freiheit der Teilnehmenden. Zwar wurden zur Erleichterung strukturierende Impulse im Rahmen  
eines Step-by-step-Dokuments geteilt. Die Entscheidung darüber, welche Arbeitswoche, Tage  
und Situationen erfasst werden, oblag jedoch den Teilnehmenden. Durch diese Übertragung der  
Entscheidungskompetenzen sollte eine Erfassung der tatsächlichen Sachverhalte überhaupt erst  
möglich gemacht werden (vgl. Kromrey et al. 2016: 372).  
Die Interviews mit den Teilnehmenden erfolgten nach methodengeleiteter offener Analyse/  
Kodierung der Praxisjournale schwerpunktgestützt (ebd.: 153) und anhand unterschiedlicher  
Themenblöcke. Diese wurden induktiv aus den jeweiligen Praxistagebüchern kodiert bzw.  
kategorisiert. Ein iterativer Wechsel zwischen der Erhebung der Praxisjournale, der Kodierung/  
Kategorisierung und der Durchführung von Interviews wurde permanent und handlungssimultan  
vollzogen (vgl. Corbin/Strauss 2008; Mey/Mruck 2011). Jedes Praxistagebuch wurde unmittelbar  
nach Eingang analysiert bzw. offen kodiert. Die induktiv-offen erstellten Kodes wurden dann zur  
(Teil-)Strukturierung der folgenden Nachbesprechung kategorisiert (vgl. ebd.). Diese methodische  
Grundstruktur erlaubte, dass die vorläufigen Kodierungen und Kategorisierungen aus den ersten  
Praxisjournalen und Interviews im Rahmen der nächstfolgenden Praxisjournalauswertungen und  
Nachbesprechungen berücksichtigt werden konnten. Dadurch war auch das Vorgehen iterativ  
und es war möglich, erste übergreifende Kategorien zu sammeln und diese anschließend in den  
Nachbesprechungen diskursiv aufzugreifen, aufzuschlüsseln und ggf. zu adaptieren oder zu  
verwerfen.  
3
Zentrale Ergebnisse  
Der Studienteil „Praxisjournale“ erfolgte im Zeitraum von Juni bis Oktober 2024. Insgesamt haben  
18 Fachkräfte aus den drei unterschiedlichen Bereichen der Sozialen Arbeit teilgenommen. Die  
Erhebungen fanden überwiegend im Frühsommer 2024 statt. Einzelne teilstrukturierte Interviews  
wurden aufgrund von Urlaubszeiten und anderen Abwesenheiten erst im Herbst 2024 (Oktober/  
November) durchgeführt. Im Folgenden wird zunächst die Ausgestaltung des Samples beschrieben  
(3.1) und anschließend werden erste Ergebnisse hinsichtlich der Entwicklungen, Veränderungen  
und Herausforderungen in der Praxis vorgestellt (3.2).  
3.1 Informationen zum Sample und zur Datenerhebung  
Tab. 2: Ausgestaltung des Samples im Studienteil „Praxisjournale“ (N=18)  
anhand demographischer Faktoren  
Die Verteilung auf die drei Tätigkeitsbereiche der Sozialen Arbeit ist gleichmäßig. Zwar war es nicht  
möglich, in allen Tiroler Bezirken Fachkräfte für diesen Studienteil zu akquirieren, doch deckt das  
Sample in gleichen Teilen Orte rund um Innsbruck (N=9; Innsbruck N=7; Innsbruck-Land N=2)  
und aus dem Tiroler Ober- bzw. Unterland ab (N=9; Oberland N=5; Unterland N=4). Bezüglich des  
Geschlechts zeichnet sich eine für die Soziale Arbeit übliche Verteilung ab (vgl. Schalek/Kappacher  
2024). Das Sample kann zwar als „eher jung“ charakterisiert werden, dennoch verfügt die Mehrheit  
der Teilnehmenden (N=10) über eine Berufserfahrung von mehr als sechs Jahren. Darüber hinaus ist  
das Gros der Befragten (N=13) aufgrund der eigenen Ausbildung als Sozialarbeiter:in zu bezeichnen  
(§1, 2 SozBezG 2024). Daneben wurden auch Personen in die Erhebung eingebunden, die einen  
Quereinstieg in die Soziale Arbeit vollzogen haben. Somit zeigt sich das Sample für diesen Studienteil  
als zufriedenstellend kontrastiv.  
Die geteilten Journale erwiesen sich als äußerst divers. Manche wurden mündlich und  
andere schriftlich geführt. Teilweise erfolgten die Beschreibungen umfangreich und detailliert, in  
anderen Fällen hielten sich die Teilnehmenden eher kurz. Die Dauer der Interviews war zwischen 60  
und 160 Minuten, wobei der größte Teil ca. zwei Stunden dauerte. Im Anschluss an jedes Interview  
wurde ein Gedankenprotokoll zur Retrospektion durch die Interviewperson (Autor) geführt. Die erste  
Transkription der Daten erfolgte extern und wurde in weiterer Folge einzeln überprüft, korrigiert und  
anhand geltender forschungsethischer und datenschutzbezogener Standards anonymisiert bzw.  
pseudonymisiert (vgl. DGSA 2020; EU 2016).  
3.2 Zentrale Entwicklungen, Veränderungen und Herausforderungen in  
der Praxis  
Die induktiv erstellten Erkenntnisse zu Entwicklungen, Veränderungen und Herausforderungen  
lassen sich auf drei Ebenen situieren: (1) Setting/Rahmenbedingungen, (2) Adressat:innen (3)  
Fachkräfte. Abbildung 1 liefert hierzu einen Überblick und wird im Folgenden näher erläutert.  
Abb. 1: Überblick zu Entwicklungen, Veränderungen und Herausforderungen im Alltag  
der teilnehmenden Fachkräfte Sozialer Arbeit im Kontext multipler Krisen der Gegenwart (N=18)  
3.2.1 Entwicklungen, Veränderungen und Herausforderungen des Settings  
Die Entwicklungen und Veränderungen bezogen auf das Setting wurden im Rahmen der Analyse am  
häufigsten codiert (N=1137). So beschreibt eine Teilnehmende als „gravierendste“ Veränderung die  
spürbareAuswirkungdesFachkräftemangels(vgl.PJ-KJ-13-N:Abs.4).EinehohePersonalfluktuation  
wird ebenso als allgegenwärtig beschrieben (vgl. z.B. PJ-WH-11-T: Abs. 45, PJ-WJ-06-T: Abs.  
8; PJ-KS-15-N: Abs. 2). Zudem sei die Praxis stets abhängig von Unwägbarkeiten auf (sozial-)  
politischer Ebene: „Was sicher heute dazukommt, sind immer wieder politische Veränderungen.  
[…] [Die] Finanzierung hängt oft an einzelnen Personen und das ist schon immer wieder so ein. Ja,  
ein Erdbeben, […] wo man manchmal nicht genau weiß, in welche Richtung es geht.“ (PJ-KS-20-N:  
Abs. 4)  
Solche Veränderungen wurden von anderen Teilnehmenden ebenso thematisiert  
und beispielsweise mit gestiegenen Ansprüchen und erhöhtem Verwaltungsaufwand (z.B.  
Dokumentationen) assoziiert (vgl. z.B. PJ-KJ-02-N: Abs. 2; vgl. PJ-KJ-13-N: Abs. 10). Dabei sind  
die Entwicklungen in allen drei Bereichen grundlegend mit den Zuspitzungen gesellschaftlicher  
Problemlagen verschränkt, insbesondere mit dem merklichen Anstieg von Armut und  
gesellschaftlicher Exklusion (vgl. z.B. PJ-WH-19-N: Abs. 4; PJ-KS-10-N: Abs. 2, PJ-KJ-02-N: Abs.  
2). Ein*e Teilnehmer*in äußerte z.B.:  
„Und da merkt man halt, dass erstens mittlerweile nicht mehr nur obdachlose,  
wohnungslose Menschen zu uns kommen, sondern eigentlich ALLE Menschen,  
die irgendwie am Existenzminimum leben. Egal, ob die eine Wohnung haben oder  
nicht.“ (PJ-WH-06-N: Abs. 6)  
Darüber hinaus seien die finanziellen Kapazitäten generell zurückgegangen, weshalb die Angebote  
der Einrichtungen der Nachfrage kaum entsprechen können. Gerade in der gesundheitsbezogenen  
Sozialen Arbeit und im Bereich der materiellen Grundsicherung wurde dies vielfach erkannt (vgl.  
z.B. PJ-WH-11-N: Abs. 90; PJ-WH-16-N: Abs. 6; PJ-WH-06-N: Abs. 2; PJ-KS-18-N: Abs. 2). „[W]  
ofür wir früher ein bis zwei Abklärungsgespräche und ein bis zwei Telefonate brauchten, brauchen  
wir jetzt oft einen halben Tag, weil wir keine Versorgung finden und oft können wir auch gar nichts  
mehr anbieten“ (PJ-KS-17-T: Abs. 126), lässt beispielsweise ein*e Teilnehmer*in wissen. Damit  
gehen weitere Herausforderungen einher, wie der*die Teilnehmende weiter festhält: „Im Hintergrund  
läuft immer mit, dass eventuell die ganze Organisation der Versorgung neu gemacht werden muss –  
und ob sich das dann alles ausgeht; eigentlich Stress den ganzen Tag über“ (PJ-KS-17-T: Abs. 68).  
Stress und Zeitmangel spielen auch in anderen Praxisjournalen eine große Rolle. So kommt  
es z.B. immer wieder zu Unterbrechungen (vgl. z.B. PJ-KJ-05-T: Abs. 25, PJ-WH-08-T: Abs. 12;  
PJ-WH-11-T: Abs. 40) und in der Mehrzahl der Falljournale (N=10) lässt sich nachlesen, dass viele  
unterschiedliche Aktivitäten im Arbeitsalltag simultan stattfinden. Der zum Teil explizit genannte  
„Zeitdruck“ (PJ-KS-17-T: Abs. 107) spielt ebenso unter dem Aspekt der „Flexibilität“ eine Rolle. In  
Praxisjournalen aus allen Tätigkeitsbereichen wird häufig von kurzfristigen Terminverschiebungen  
berichtet (vgl. z.B. PJ-WH-19-T: Abs. 7, PJ-WH-16-T: Abs. 36, PJ-KJ-02-T: Abs. 12; PJ-KS-17-T:  
Abs. 97) oder vom Zustandekommen ungeplanter Termine, die priorisiert werden müssen (vgl. z.B.  
PJ-KJ-03-T: Abs 3, PJ-KJ-05-T; Abs. 13, PJ-WH-19-T: Abs. 7). Des Weiteren werden in einigen  
Falljournalen erhebliche Überstundenzahlen dokumentiert (vgl. z.B. PJ-KJ-13-T: Abs. 7; PJ-KS-  
18-T: Abs. 43, PJ-KS-17-T: Abs. 37; PJ-KJ-05-T: Abs. 27 & 58). All diese Veränderungen und  
Herausforderungen führen dann „vor allem momentan [zu] viel Frustration. Es bleibt im Alltag oft  
nicht genug Zeit […]. Man wird ständig unterbrochen und […] Krisen haben Vorrang und jeder  
Tag ist anders als der andere. Planung einer Tagesstruktur [ist] nur sehr begrenzt umsetzbar.“ (PJ-  
KJ-05-T: Abs. 46) Darüber hinaus werden auch gesellschaftliche Erwartungshaltungen gegenüber  
den Sozialarbeitenden erwähnt. So werde „lediglich unter suboptimalen Bedingungen [gearbeitet].  
Erwartet wird von der Gesellschaft jedoch ein optimales Arbeiten seitens der Fachkräfte“ (PJ-KJ-  
05-T: Abs. 46). Diese Erwartungshaltung steige auch bei den Adressat*innen selbst bzw. deren  
Angehörigen (vgl. z.B. PJ-KS-18-T: Abs. 43, PJ-KJ-13-T, PJ-WH-11-T).  
3.2.2 Veränderungen und Entwicklungen auf Seiten der Adressat:innen und  
fallbezogene Herausforderungen  
Zu Entwicklungen und Veränderungen der Lebensrealitäten von Adressat:innen der Sozialen Arbeit  
in Tirol finden sich im Datenmaterial der Studie vielfach Hinweise und Indizien (N=415). Diese  
werden, wie auch die Erkenntnisse in 3.2.1, von Fachkräften aller drei Handlungsfelder ähnlich  
häufig thematisiert, wenngleich immer wieder Spezifika der jeweiligen Zielgruppen angesprochen  
werden. So hebt eine Teilnehmende zur Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien hervor, dass  
die Fallzahlen und die Komplexität der Fälle in den letzten Jahren gestiegen sei (vgl. PJ-KJ-04-N:  
Abs. 2). Auch nehmen „die Erkrankungen […] zu. Psychische Erkrankungen […], Gewalt nimmt  
zu. Wegweisungen haben wir deutlich mehr […]. Einstweilige Verfügungen, das nimmt alles, hat,  
hat in den letzten Jahren eigentlich sehr zugenommen“ (ebd.: Abs. 8). Einen deutlichen Anstieg  
der Fallzahlen registrieren auch Sozialarbeitende aus den anderen beiden Tätigkeitsbereichen (vgl.  
PJ-WH-16-N: Abs. 6, PJ-WH-06-N: Abs. 2–4, PJ-KS-10-N: Abs. 4, PJ-KJ-05-N: Abs. 2). Bemerkt  
werden hier ebenfalls eine Zunahme von vorwiegend psychischen Erkrankungen und „jüngere“  
Klient:innen (vgl. z.B. PJ-KS-15-N: Abs. 12). Fachkräfte sprechen u.a. vom merklichen Anstieg von  
Grunderkrankungen, wie Panikattacken oder Angstzuständen, wodurch vermehrt psychosoziale  
Begleitung benötigt werde (vgl. PJ-WH-19-N: Abs. 6).  
In diesem Zusammenhang fällt ebenso ein Anstieg von Suchterkrankungen bzw. eine  
Erhöhung von missbräuchlichem Konsumverhalten auf, der sich insbesondere in adoleszenten  
Altersgruppen zuspitze (vgl. z.B. PJ-KJ-13-N: Abs. 8–13). Diese Anstiege werden z.T. direkt an  
die Folgen gesamtgesellschaftlicher Krisen gekoppelt und bspw. als Auswirkungen der Covid-  
19-Pandemie beschrieben (vgl. z.B. PJ-KJ-04-N: Abs. 2). All dies führe vermehrt zu Abbrüchen,  
kürzeren Betreuungen oder weiteren Unterstützungsbedarfen (vgl. z.B. PJ-KJ-13-N: Abs. 4).  
Darüber hinaus beeinflussen delinquentes Verhalten (z.B. Dealen, Konsum) und die Androhung von  
körperlicher Gewalt die Stimmung vor Ort negativ („angespannt“) (vgl. z.B. PJ-WH-08-T: Abs. 21-22,  
PJ-WH-16-T: Abs. 40). Immer wieder ist unmittelbare Handlungsschnelligkeit gefordert; so werden  
in einzelnen Situationen gesundheitliche Notfälle, Rettungs- und/oder Polizeieinsätze dokumentiert  
(vgl. ebd.).  
Die in 3.2.1 beschriebenen Herausforderungen stehen in Wechselwirkung mit der konkreten  
Fallarbeit. So zeigt sich in folgendem Beispiel aus der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit das  
Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage direkt im Fallhandeln:  
„Herr R.: Nachfrage im Heim wegen Platz – keine Chance. Telefonat mit dem Sohn.  
Ihn informiert, dass ich keinen Heimplatz finde derzeit und dass ich hoffe, dass  
die Ärzte ihn noch behalten. Er droht kurz mit rechtlichen Schritten im Falle einer  
Entlassung. Druck wie so häufig, halte diesen noch von mir weg, weil Station noch  
nicht mit Entlassung droht.“ (PJ-KS-17-T: Abs. 22–23)  
Hier werden neben den Grenzen des Angebots („kein Heimplatz“) weitere fallbezogene  
Herausforderungen ersichtlich. Denn während die fehlenden Kapazitäten außerhalb des  
Einflussbereichs der dokumentierenden Sozialarbeitenden liegen, ist die emotionale Reaktion am  
Telefon dennoch direkt an die Fachkraft gerichtet. Somit ist letztere der Frustration des Sohnes  
ausgesetzt, obwohl sie selbst keinen Einfluss auf die Rahmenbedingungen hat; formell obliegen die  
Entscheidungen den leitenden Ärzt*innen oder Pflegeleitungen. Diese hierarchischen Strukturen  
werden in allen Falljournalen des Bereichs Gesundheit notiert (vgl. z.B. PJ-KS-18-T: Abs. 39; PJ-  
KS-15-T: Abs: 8–13; PJ-KS-20-T: 3; PJ-KS-01-T: Abs. 89–99).  
Die Schwierigkeit der fehlenden Angebote zeigt sich fallbezogen ebenfalls in Praxisjournalen  
aus dem Bereich der materiellen Grundsicherung:  
„Ich bekomme einen Anruf von Safran Betreutes Wohnen. Sie haben einen Klienten,  
der gerne zu uns ins Betreute Wohnen möchte. Ich erkläre dem Mitarbeitenden,  
dass unsere Warteliste aufgrund der hohen Zahlen an Anfragen erst voraussichtlich  
Anfang Oktober wieder geöffnet wird. Ich bitte darum, Anfang Oktober nochmals  
anzurufen.“ (PJ-WH-11-T: Abs. 25)  
Da das Praxisjournal im Juli 2024 erstellt worden ist, bedeutete dieser Verweis eine Wartezeit von drei  
Monaten. Die Muster aus der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit wiederholen sich also in diesem  
Falljournal (vgl. z.B. ebd.: Abs. 40–41). Des Weiteren werden die gesteigerten Kosten im Bereich  
Wohnen als herausfordernd dargestellt, vor allem in Fällen, die aus dem Rahmen gesellschaftlicher  
Normen fallen (vgl. PJ-KS-01-T: Abs. 53, PJ-KS-11-T: Abs. 11). Wie im Ankerbeispiel zuvor, hat  
die Fachkraft auch hier keine Möglichkeit zur Intervention und ist von den Rahmenbedingungen  
abhängig.  
Fälle im Bereich der materiellen Grundsicherung gestalten sich als noch herausfordernder,  
wenn sie von „sprachlichen Barriere[n]“ (PJ-WH-16-T: Abs. 33) begleitet werden. Anträge, welche  
ohne Unterstützung der Fachkraft eingereicht werden, werden oft „mehrmals abgewiesen“ (ebd.).  
Um einen Erfolg bei der Antragstellung zu erzielen, ist eine proaktive Begleitung zu Amtsterminen  
wichtig. Im Gegensatz zu den vorher genannten Einschränkungen haben die Fachkräfte hier  
allerdings mehr Handlungsspielraum. Sie fungieren als direkte Ansprechpartner:innen und die  
„Barrieren“ können gemeinsam bearbeitet bzw. Probleme gelöst werden. In weiteren Beispielen  
hat das proaktive Handeln eine unmittelbar positive Folge auf die Selbstwahrnehmung der  
Teilnehmenden (vgl. z.B. PJ-WH-11-T: Abs. 14).  
Ein spezifischer und besonders herausfordernder Fall stammt aus dem Bereich Kinder,  
Jugendliche und Familien:  
„Der [Jugendliche] ist seinen Impulsen teilweise ausgesetzt […]. Jegliche Versuche,  
die Familie ambulant zu unterstützen sind gescheitert. Fremdunterbringungen  
in Wohngemeinschaften innerhalb Tirols sind ebenso keine Option […]. Der  
Minderjährige verbalisiert zwar, von zu Hause weg zu wollen. Zeitgleich nimmt er  
keine Unterstützung seitens der KJH [Kinder -und Jugendhilfe] an. Aufgrund diverser  
Vorfälle und der akut belasteten Situation zu Hause, wurde die kleine Schwester  
des Minderjährigen vor ca. einem Jahr fremduntergebracht. […] Meist sperrte und  
sperrt sich die Familie nachts in einem Zimmer ein, um sich schützen zu können.“  
(PJ-KJ-05-T: Abs. 8)  
Hierzeigtsichbeispielhaft,wiedieHandlungsmöglichkeitenderFachkraft–geradeinherausfordernden  
Fällen – von der Kooperation und Partizipation der Adressat:innen abhängen können. Zusätzlich  
liegen auch hier weitere Entscheidungshierarchien vor. So stimmte der Jugendliche „nach langem  
Hin und Her […] nun einer speziell für ihn konzipierten Fremdunterbringung zu. Diese Unterbringung  
muss noch final von der Fachabteilung genehmigt werden“ (ebd.). Zunächst war also eine erhöhte  
Proaktivität für das speziell erstellte Angebot nötig. Auf diese Initiative muss eine Bereitschaft zur  
Partizipation von Seiten des Adressaten erfolgen. Dies geschah erst „nach langem Hin und Her“  
und benötigt Geduld, Um- und Voraussicht der Fachkraft. Schlussendlich ist die Umsetzung des  
erarbeiteten und abgestimmten Handlungsangebots also wiederum von der Genehmigung einer  
übergeordneten Stelle abhängig (vgl. ebd.). Der Erfolg der Lösungsoption (Fremdunterbringung) ist  
wiederum gänzlich offen und hängt von der Initiative, Kooperation und Partizipation ab.  
3.2.3 Veränderungen, persönliche Entwicklungen und Herausforderungen der  
Fachkräfte  
Über die bisher beschriebenen Aspekte hinaus berichteten die Teilnehmenden wiederholt von  
persönlichen Entwicklungen und Herausforderungen in der Alltagspraxis und im Fallhandeln  
(N=127). Besonders häufig kamen solche Einschätzungen von „Noviz:innen“, denjenigen also, die  
weniger als fünf Jahre Berufserfahrung vorweisen. Diese Fachkräfte beschreiben insbesondere  
das Sammeln von Erfahrungen und ihre wachsenden Sicherheiten und Routinen (vgl. z.B. PJ-KS-  
01-N: Abs. 2, PJ-KJ-03-N: Abs. 2, PJ-WH-09-N: Abs. 14, PJ-KJ-12-N: Abs. 2). Den Teilnehmenden  
zufolge entsteht hierdurch eine „Grundstruktur“ im Handeln; durch die Zunahme von Wissen sei  
„die Beratungsarbeit […] ruhiger geworden“ (PJ-WH-11-N: Abs. 2). Auch entwickeln sich die  
eigenen (Sinnes-)Wahrnehmungen spürbar weiter. Wie ein*e Teilnehmer*in berichtet, gibt es „viele  
Geräusche, die sich am Anfang so anhören, als wären sie Andeutungen von Krisensituationen.  
Und da hat sich entwickelt, dass mein Körper, mein System besser unterscheiden kann, welche  
Geräusche bedeuten was“ (ebd.). Die Wichtigkeit dieser Entwicklungsprozesse wird auch von  
berufserfahrenen Teilnehmenden hervorgehoben (vgl. PJ-KS-20-N: Abs. 4; PJ-KS-15-N: Abs. 2):  
Diese Aspekte helfen ihnen, andere „Sachen für sich selber […] [zu] verbessern“ (PJ-KS-15-N: Abs.  
2).  
Als eine große Herausforderung wurden von vielen Teilnehmenden (N=11) unterschiedliche  
Formen von Betroffenheit beschrieben. Diese Aspekte wurden in ganz unterschiedlicher Weise  
geteilt und stehen ebenfalls in Wechselwirkungen mit den bisher präsentierten Inhalten. Das  
Ungleichgewicht von Nachfrage und Angeboten, knappe (Personal-)Ressourcen und der Mangel  
an Zeit beeinträchtigen z.B. die eigene Weiterentwicklung der Fachkräfte (vgl. PJ-KJ-05-T: Abs. 41).  
Diese Faktoren können negative Effekte auf die teilweise nötige Proaktivität der Fachkräfte haben,  
insbesondere in schwierigen Fällen. So „koste“ alles „Zeit und diese Zeit habe ich sehr oft nicht,  
nehme sie mir aber immer. Wenn ich am Tag 12–15 Fälle habe und bei der Hälfte [lange] Gespräche  
nötig sind, ist es klar, dass es sich in einem Acht-Stunden-Arbeitstag nicht ausgeht“ (PJ-KS-18-T:  
Abs. 43). Dies kann eine persönliche Überlastung zur Folge haben (vgl. z.B. PJ-WH-16-T: Abs. 30)  
und dazu führen, dass die Teilnehmenden z.B. mit der „Work-Life-Balance zu kämpfen habe[n]“  
(PJ-KJ-13-T: Abs. 2). Diese verschlechtere sich aufgrund der gesellschaftlichen Zuspitzungen, wie  
eine langjährig tätige Sozialarbeitende im Bereich Gesundheit gegen Ende ihres Praxisjournals  
reflektiert:  
„Ich arbeite seit [über 20 Jahren] hier. Der Arbeitsaufwand steigert sich von Jahr zu  
Jahr. Der Zeitdruck wird immer noch größer. In den letzten 2 Jahren brechen die  
medizinischen und extramuralen Strukturen immer mehr zusammen […]. Die Arbeit  
wird gefühlt von Woche zu Woche schwieriger und der Entlassungsdruck größer,  
weil auch wir viele Betten wegen Personalmangel gesperrt haben. […] Das ist oft  
sehr frustrierend“ (PJ-KS-17-T: Abs. 126–127).  
Wie hier deutlich wird, stehen wertebasierte Handlungen häufig in Konflikt mit den beschriebenen  
gesellschaftlichen Zuspitzungen der Gegenwart. Die Werte der Fachkräfte und die teilweise  
steigenden Bedarfe nach außerordentlichem Engagement auf Seiten der Klient:innen stehen den  
Rahmenbedingungen diametral gegenüber. So resultiere die Betroffenheit aus dem Spannungsfeld  
„irgendwo zwischen Hilfe und Kontrolle“ (PJ-KJ-13-T: Abs. 4). Diese Schwierigkeit vermitteln  
weitere Fachkräfte, beispielsweise in Form von persönlichem Unbehagen. So führt eine Fachkraft  
aus, dass sie sich „ein wenig wie ein Handlanger“ der Politik „fühlt“ (PJ-WH-16-T: Abs. 29). Im  
Bereich der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit bestehen die Spannungen zwischen der  
Selbstbestimmung von Patient:innen und den verfügbaren Ressourcen (vgl. z.B.: PJ-KS-18-T: 27,  
34 & 39). Dementsprechend steht die in Kap. 3.2.2 beschriebene fallbezogene Herausforderung  
„Initiative, Kooperation und Partizipation“ in Wechselwirkung mit „Hilfe und Kontrolle“.  
4
Fazit und Ausblick  
Die Analyse des Praxisjournal-Studienteils zeigt die wechselseitige Bedingtheit der analysierten  
Entwicklungen und Herausforderungen in der Praxis der Sozialen Arbeit in Zeiten multipler Krisen.  
Die zentralen Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Bezüglich der Rahmenbedingungen  
bzw. des Settings werden eine verschärfte Personalsituation sowie die Erhöhung der Nachfrage  
bei zu geringen Angeboten und mangelnden Ressourcen beschrieben. Es wird eine Verschärfung  
von Armut auf Seiten der Adressat:innen erkannt, welche einhergeht mit der gestiegenen Zahl  
von (tendenziell jüngeren) Klient:innen, psychischen Erkrankungen und einer erkennbaren  
gesellschaftlichen Exklusion der Adressat:innengruppen auf verschiedenen Ebenen.  
DieZuspitzungmultiplerProblemlagenäußertsichimAnstiegvonDruck-undStressempfinden  
auf Seiten der Fachkräfte, in einem Zuwachs an Flexibilität und Unwägbarkeiten im Praxisalltag und  
in gleichzeitig gestiegenen Erwartungshaltungen und Vorgaben/Richtlinien. In vielen Praxisjournalen  
der durchgeführten Studie wird immer wieder auf die angespannte Stimmung eingegangen, und  
auch das Fallhandeln stellt sich als überaus vielseitig und kompliziert dar. All diese Faktoren haben  
einen negativen Einfluss auf das Wohlbefinden der teilnehmenden Fachkräfte der Sozialen Arbeit. Die  
gegenwärtigen Entwicklungen fordern die Werthaltungen und das professionelle Selbstverständnis  
der Disziplin und Profession Sozialer Arbeit heraus. Gleichwohl werden in den Praxisjournalen auch  
immer wieder „Erfolge“, positive Situationen und Momente durch die Teilnehmenden beschrieben.  
Weitere Analysen, die sich den Dynamiken, Hintergründen und Grundlagen von alltäglichen  
Handlungen, Entscheidungs- und Interventionsprozessen widmen, erfolgen in den nächsten  
Studien-Phasen. Der Projektteil D konnte bereits im Sommer 2024 durchgeführt werden. Die  
Teilstudie E wurde von Mai bis Juni 2025 realisiert und die Teilstudie F wird ab Herbst 2025 erhoben  
(vgl. Tab. 1). Durch das methodisch-geleitete iterative Forschungsvorgehen bilden sich bereits erste  
Arbeitshypothesen zu professionellen Umgangsweisen, zu konstruktiven, kreativen und proaktiven  
Aktivitäten, zu werte- und menschenrechtsbasierten Handlungen und zu empowernden Momenten  
in der alltäglichen, herausfordernden – aber niemals stillstehenden – Praxis der teilnehmenden  
Fachkräfte der Sozialen Arbeit.  
Verweise  
i Alle Details zu den Ergebnissen des Reviews finden sich in den entsprechenden Veröffentlichungen.  
ii Selbstzuschreibung durch die Teilnehmenden entsprechend einer Abfrage mittels standardisiertem  
Fragebogen.  
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Über den Autor  
Moritz Reisberger, MA BA  
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Department für Soziale Arbeit und am Center for Social & Health  
Innovation, MCI Innsbruck University®; Doktorand am Promotionszentrum für Soziale Arbeit der  
HAW Hessen (D); Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Soziale Arbeit (ogsa).