soziales_kapital
wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschul-studiengänge soziale arbeit
Nr. 2 (2009) / Rubrik "Rezensionen" / Standortredaktion Vorarlberg
Printversion: http://www.soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/viewFile/98/135.pdf
359 Seiten / 19,95 EUR
Der "Atteslander" - DER Atteslander - geht in die zwölfte Auflage und demnächst in sein vierzigstes Jahr, was ein sicheres Zeichen dafür ist, hier ein neoklassisches Standardwerk in der Hand zu halten. Das methodologische Grundlagenwerk von Peter Atteslander steht in einer Reihe vergleichbarer Schriften, etwa der von Jürgen Friedrichs oder Kurt Holm, welche die deutschsprachige (vor allem quantitative) empirische Sozialforschung ab den 70er Jahren entscheidend fundiert haben. Was dieses Einführungswerk von anderen unterscheidet, ist vielleicht der Umstand seines Entstehens und die daraus resultierende "didaktische" Textgestaltung. Peter Atteslander entwickelte die früheren Versionen in engem Diskurs mit seinen Studierenden, von denen einige inzwischen selbst als soziologische Ordinarien tätig sind. Besonders die verständlichen Formulierungen belegen das "kundenorientierte" Vorgehen. Insofern versteht der Autor sein Einführungswerk als eine zugleich Theorie geleitete und für Menschen ohne Vorkenntnis nachvollziehbare Schrift, welche Kapitel für Kapitel auch Rückfragen an die Leserinnen und Leser stellt. Wir dürfen vermuten, dass Studierende von Peter Atteslander diese Fragen im Colloquium oder in ihrer Abschlussprüfung gestellt bekamen.
Drei weitere Faktoren geben dem Werk ein Alleinstellungsmerkmal: Erstens vertritt der Autor explizit eine wissenschaftstheoretische Position, die den Positivismusstreit überwindet. Er spricht sich deutlich dafür aus, qualitative und quantitative Methoden nicht als gegensätzlich aufzufassen, sondern mit Blick auf die Zielsetzung der Forschung als sich ergänzendes Inventar - eine Position, die seit den Beiträgen in den Sammelbänden von König & Zedler ("Bilanz qualitativer Forschung") nun auch von Repräsentanten der quantitativen Sozialforschung vertreten wird. Zweitens bietet er neben den zentralen Kapiteln über Theoriebildung, Forschungsdesign und -methodik(en), Datenerhebung und -auswertung ein abschließendes Kapitel über die Zukunftsaussichten der empirischen Sozialforschung. Hier finden wir eine knappe und interessante Diagnose der Geschichte deutschsprachiger empirischer (soziologischer) Forschung im 20. und 21. Jahrhundert mit Blick auf aktuelle und zukünftige Entwicklungen. Drittens und abschließend bietet der Autor "Orientierungshilfen" zur Bewertung von Forschung(sdesigns), wie sie zumindest der Rezensent in dieser Form noch nicht kannte.
Fazit: Für Einsteiger bestens geeignet - für Experten durchaus anregend.
Frederic Fredersdorf / fre@fhv.at