Michael Wrentschur. Prekäre Wohnverhältnisse sichtbar machen und die Wohnungsfrage in der
Sozialen Arbeit partizipativ verhandeln. Prozesse und Implikationen des politisch-partizipativen
eaterprojekts Wohnen für ALLE. soziales_kapital, Bd. 28 (2024). Rubrik: Sozialarbeitswissenschaſt.
28. Ausgabe 2024
Soziale Arbeit, Staat und Zivilgesellschaft
Prekäre Wohnverhältnisse sichtbar machen
und die Wohnungsfrage in der Sozialen Arbeit
partizipativ verhandeln
Prozesse und Implikationen des politisch-partizipativen
Theaterprojekts Wohnen für ALLE
Michael Wrentschur
Zusammenfassung
Das politisch-partizipative Theaterprojekt Wohnen für ALLE steht im Zentrum des Beitrages. Hierin
wird gezeigt, auf welche Weise der spezifische Ansatz des Projekts zu einer kritisch-politischen,
solidarischen und partizipativ orientierten Sozialen Arbeit beitragen und damit der sogenannten
„WiederkehrderWohnungsfrage“proaktivbegegnenkonnte.KennzeichnendfürdasProjektwar,dass
szenische und partizipative Vorgangsweisen verbunden wurden und der Perspektive von Menschen,
die Erfahrungen mit prekären Wohnverhältnissen gemacht haben, besonderer Raum geschenkt
wurde. Zudem spielten die Vernetzung und Kooperation mit fachlichen und zivilgesellschaftlichen
Akteur*innen eine große Rolle, gerade auch dort, wo es um die Analyse und um die Entwicklung von
Lösungsvorschlägen für leistbares, menschenwürdiges und bedürfnisgerechtes Wohnen in Graz
und in der Steiermark sowie um politische Beteiligung und Einmischung geht.
Schlagworte: Wohnungsfrage, prekäres Wohnen, szenisches Forschen, partizipatives Forschen,
Forumtheater, kritisch-politische Soziale Arbeit, solidarische Soziale Arbeit
Abstract
This article focusses on the political-participatory theatre projectHousing for ALL. Linked to this is the
question of how the specific approach of the project could contribute to critical-political, solidarity-
based and participatory social work and thus proactively counteract the so-called “return of the
housing question”. The project was characterised by the combination of scenic and participatory
approaches and the special attention given to the perspective of people who have experienced
precarious housing conditions. In addition, networking and cooperation with professional and civil
society actors played a key role, especially when it came to analysing and developing solutions for
affordable, humane and needs-based housing in Graz and Styria, as well as political intervention
and participation.
Keywords: housing issues, precarious housing, scenic research, participatory research, Forum
Theatre, critical-political social work, solidarity-based social work
Prolog
Frau Schmidt: Grüß Gott, Schmidt vom Sozialamt. Wir haben einen Termin.
Uschi Winkler:Ja, kommen sie bitte herein!
Frau Schmidt: Sie beziehen Mindestsicherung und haben eine Adressänderung angegeben, mit der
Bemerkung, dass Sie nicht in einer Wirtschaftsgemeinschaft leben.
Uschi Winkler:Ja, das ist unsere WG.
Frau Schmidt: Ich möchte mir das bitte ansehen!
Uschi Winkler:Ja, bitte…
Frau Schmidt: Und wem gehört das ganze Essen da?
Sharif al Zaidi (der gerade vom Foodsharing gekommen ist):
Das gehört uns, das habe ich für alle mitgebracht.
Frau Schmidt: Das ist ja interessant! Könnte ich bitte die Kühlschränke sehen?
Uschi Winkler:Wir haben nur einen.
Frau Schmidt: Aha sehr interessant: eine Butter, eine Milch, ein Schlagobers, aber es ist nicht
markiert, wem was gehört! Frau Winkler, das schaut mir sehr nach einer
Wirtschaftsgemeinschaft aus.
Uschi Winkler:Und was bedeutet das?
Frau Schmidt: Ja, für sie als Mindestsicherungsbezieher sehr viel: Sie müssen uns bitte die
Einkommensnachweise ihrer Mitbewohner bringen und Sie bekommen dann einen
Bescheid.Eswerdenihnenmindestens25ProzentvombisherigenBetragabgezogen,
wenn nicht mehr.
Uschi Winkler:Was?
Frau Schmidt: So ist das Gesetz!
Dieser Szenenausschnitt stammt aus dem dokumentarischen Forumtheaterstück WARE WOHNEN
MENSCHENRECHT. IndieserspeziellenSzenewirddasLebenvonMenschenineinerErwachsenen-
WG gezeigt, die aus unterschiedlichen Gründen mit ihren prekären Lebenslagen ringen und die sich
zusammengefunden haben, um sich das Wohnen und Leben auch mit sehr geringen finanziellen
Mitteln leisten zu können. Nach dem Einschreiten des Sozialamts und der in Folge reduzierten
finanziellen Ressourcen zerbricht die WG und alle versuchen in der Folge wieder allein ihr Glück
am Wohnungsmarkt. Die Szene thematisiert und veranschaulicht konkrete Auswirkungen einer
gesetzlichenVorgabeaufdenohnehinschonschwierigenundherausforderndenAlltagvonMenschen
in Armutslagen. Mit dieser Szene wird auch die Frage gestellt, welche Rahmenbedingungen es
eigentlich benötigen würde, damit Wohngemeinschaften dieser Art eher gefördert als verhindert
werden – dazu aber später mehr.
1
Einleitung
Die Eingangsszene gibt einen ersten Eindruck der ästhetisch verdichteten Ergebnisse des Projekts
Wohnen für ALLE, das im Zentrum meines Beitrages steht. Darin will ich zeigen, auf welche Weise
politisch-partizipative Theaterarbeit und szenisches Forschen mit dem „Forumtheater“ und dem
„Legislativen Theater“ zu einer kritisch-politischen, solidarischen und partizipativ orientierten
Sozialen Arbeit beitragen und damit der sogenannten „Wiederkehr der Wohnungsfrage“ proaktiv
begegnen können. Das Forumtheaterstück WARE WOHNEN MENSCHENRECHT war ein
wesentlicher Bestandteil eines mehrstufigen partizipativen und szenischen Forschungs- und
Gestaltungsprozesses, in dem Wohnungsnot sowie prekäre Wohn- und Lebensformen unter
Einbeziehung unmittelbar Betroffener untersucht und damit verbundene Probleme und Dynamiken
szenisch zum Ausdruck gebracht wurden. In interaktiven Forumtheateraufführungen wurden
Veränderungsideen erprobt und Lösungsansätze artikuliert, von denen ausgehend konkrete
Empfehlungen und politische Vorschläge für leistbares, menschenwürdiges und bedürfnisgerechtes
Wohnen in Graz und in der Steiermark entwickelt wurden. Diese wurden in weiterer Folge in politische
Gremien eingebracht. Der dem Projekt zugrundeliegende methodische Ansatz verbindet szenische
mit partizipativen Vorgangsweisen und gibt der Betroffenenperspektive besonderen Raum. Im Fall
des Projekts waren das Menschen, die Erfahrungen mit prekären Wohnverhältnissen gemacht
haben. Zudem spielten die Vernetzung und Kooperation mit fachlichen und zivilgesellschaftlichen
Akteur*innen eine große Rolle, gerade auch dort, wo es um die Analyse, die Entwicklung von
Lösungsvorschlägen und um die politische Einmischung und Beteiligung geht.
Im Folgenden werden in einem ersten Schritt die Wiederkehr der Wohnungsfrage,
Konzeptionen einer kritisch-politischen, partizipativen und solidarischen Sozialen Arbeit und
das Theater als Raum sozialer Heterotopie thematisiert (2). Vor diesem Hintergrund wird das
Projekt Wohnen für ALLE im Überblick vorgestellt und prekäres Wohnen anhand eines Beispiels
veranschaulicht (3). Die Darstellung ausgewählter Ergebnisse und Implikationen des Projekts bildet
den Abschluss (4).
2
Theoretisch-konzeptionelle Perspektiven auf die Verbindung der
Wohnungsfrage mit der Sozialen Arbeit und der Theaterarbeit
Im folgenden Teil beziehe ich mich auf drei unterschiedliche theoretisch-konzeptionelle Perspektiven
– gleichsam als Grundlage für das Verständnis und die Kontextualisierung des Projekts und des mit
diesem verbundenen methodischen Ansatzes.
2.1 Die Wiederkehr der Wohnungsfrage
Beck und Reutlinger (2019) sprechen von der „Wiederkehr der Wohnungsfrage“ und diskutieren
dabei kritisch die ambivalente Rolle der Sozialen Arbeit als „Integrationshelferin“ (ebd.: 23).
Neben den politischen Maßnahmen der sozialen Sicherung und Versorgung übernehmen
Sozialarbeiter*innen Betreuungs- und Erziehungsaufgaben und leisten mit ihrer Arbeit Beiträge zur
Stabilisierung der Wohn- und Raumordnung sowie der Sozial- und Wirtschaftsordnung. Angesichts
des gesellschaftlichen Wandels geraten die Stabilisierungsbemühungen jedoch ins Wanken und
die Wohnungsfrage stellt sich erneut, da sich der fordistische Dreiklang aus Normalarbeitszeit,
Kernfamilie und Sozialstaat verändert hat und seit einigen Jahrzehnten vermehrt atypische und
prekäre Beschäftigungsverhältnisse, aber auch unsichere und schwer leistbare Wohnverhältnisse
Realität geworden sind (vgl. Castel/Dörre 2009; Dörre 2016; Sowa 2022). Beck und Reutlinger (2019:
135) stellen diesbezüglich fest, dass der „Ausschluss von regulärer Arbeit und der Verlust sozialer
Bindungen mit Ausgrenzungen einhergehen, die sich im Bereich des Wohnens nachvollziehen
lassen“. Dabei lassen sich Parallelen erkennen zwischen den Umbrüchen zu Beginn des 21.
Jahrhunderts und den sozialen Freisetzungsprozessen, Ausschlussmechanismen und prekären
Wohnverhältnissen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Frage, wer, wo und wie selbstbestimmt
wohnen, leben und sich organisieren kann, steht erneut zur Diskussion und somit wird die Sicherung
des Lebensunterhalts und die Suche nach (oder der Erhalt von) Wohnraum für viele Menschen zu
einem zunehmend schwierigeren Unterfangen (vgl. ebd.: 138).
Das ungelöste Wohnungsproblem bedarf zwar weiterhin der Unterstützung durch die
Soziale Arbeit für Menschen in Problemlagen bei der Befriedigung ihres Grundbedürfnisses nach
Wohnen, bei der sozial gerechten Gestaltung des Wohnens. Darüber hinaus muss Beck und
Reutlinger zufolge jedoch auch analysiert werden, wie die Wohnungsfrage und die soziale Frage
durch ungerechte gesellschaftliche Strukturen verursacht werden, was nicht nur von der Sozialen
Arbeit, sondern immer auch strukturell beantwortet werden muss (vgl. ebd.: 139). Daher sind von
der Sozialen Arbeit sowohl soziale als auch politische Antworten erforderlich, die sie über ihre
Rolle als Integrationshelferin hinausführen. Erforderlich ist neben einer theoretisch und praktisch
ausgearbeiteten Perspektive auf die Wohnungsfrage ein proaktives Eingreifen der Sozialen Arbeit in
städtische und wohnungspolitische Kontexte.
2.2 Proaktive, kritisch-politische, solidarische und partizipativ orientierte
Sozialen Arbeit
Eine in Bezug auf die Wohnungsfrage proaktive, kritisch-politisch orientierte Soziale Arbeit kann sich
auf unterschiedliche Traditionslinien und Konzeptionen berufen, wie die „Offensive Sozialpädagogik“
der 1970er Jahre, die über die „Beseitigung punktueller Schadenssymptome“ (Giesecke 1973:
5) hinaus Zusammenhänge von individuellen „Schäden“ mit Dynamiken und Widersprüchen des
gesellschaftlichen Gesamtsystems in Verbindung bringen wollte. Einer offensiven Sozialpädagogik
erschien es unabdingbar, der Gesellschaft Rückmeldungen über unzureichende Strukturen zu geben
und Argumente zu liefern, um Veränderungen in diesen Strukturen zu fordern. Elemente dieser
offensiven Wende finden sich in einer kritischen Sozialen Arbeit, die insbesondere Prozesse und
Auswirkungen sozialer Ausgrenzung analysiert. Kritische Soziale Arbeit bedeutet zudem, Macht-,
Herrschafts- und Ungleichheitsverhältnisse zu thematisieren und sich „als politischer Akteur [...]
[zu] verstehen, an der (politischen) Gestaltung des Sozialen mit[zu]wirken“ (Bettinger 2012: 187).
Kritische und politische Aspekte zeigen sich auch in einer lebensweltorientierten Sozialen Arbeit, wo
professionelles Fachwissen in öffentliche und politische Debatten eingebracht und eine parteiliche
Vertretung von lebensweltlichen Interessen angestrebt wird. Die lebensweltorientierte Soziale
Arbeit ist dabei auf Kooperationen und Koalitionen mit anderen politischen und gesellschaftlichen
Akteur*innen angewiesen (vgl. Grunwald/Thiersch: 2016: 30–31). Kooperationen und Allianzen
können als Ziel einer neuen solidarischen Sozialen Arbeit verstanden werden, die „Solidarität
zwischen Menschen und der Welt nicht als Alternative zu einer professionellen Sozialen Arbeit,
sondern die (Wieder-)Herstellung von Netzwerken und solidarischen Beziehungen als eine ihrer
zentralen Aufgaben erachtet“ (Hill/Schmitt 2021: 12). Ein „solidarisches Wir“ umfasst dabei
das gleichberechtigte Zusammenwirken sozialer und zivilgesellschaftlicher Bewegungen mit
Akteur*innen der Sozialen Arbeit und Sozialpolitik.
Diese Perspektiven und Ziele lassen sich mit Diskursen über eine repolitisierte Soziale
Arbeit verbinden: Soziale Arbeit ist von politischen Rahmenbedingungen abhängig, sie übt aber
durch ihr professionelles Handeln auch einen politischen Einfluss auf die Rahmenbedingungen
aus (vgl. Schäfer/Jacobs 2022). Das Wissen um diesen Einfluss unterstreicht die Notwendigkeit
einer kritisch-politischen Reflexivität, die verhindern soll, dass politische Entscheidungen und
Machtverhältnisse durch Institutionen und Praktiken der Sozialen Arbeit unkritisch reproduziert
werden. Von besonderer Bedeutung ist dies insofern, als Soziale Arbeit mit den Logiken der
Herrschaft und der Individualisierung sozialer Probleme verbunden ist. Dies schließt jedoch nicht
aus, „Soziale Arbeit gerechtigkeits- bzw. menschenrechtsorientiert zu konzipieren“ (Burzlaff
2022: 66). Ganz im Gegenteil bilden Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit die wesentliche
Grundlage und Rechtfertigung professionellen Handelns im Sinne des dritten Mandats (vgl. Staub-
Bernasconi 2012). Als politische Akteurin kann und soll Soziale Arbeit nicht nur auf der individuellen
Ebene agieren, beispielsweise indem sie psychosoziale Hilfen zur Lebensbewältigung anbietet,
sondern sie muss ein Handlungsfeld etablieren, das auch auf strukturelle Veränderung ausgerichtet
ist. Und dazu gehört auch, „Methoden struktureller Veränderung in der Sozialen Arbeit“ (Prasad
2023) stärker in den Blick zu nehmen. Damit Soziale Arbeit als proaktive und politische Kraft nach
außen hin sichtbar wird, muss sie sich zudem öffentlich positionieren und in die Politik einmischen,
so Seithe (2014). Dazu zählt auch eine Öffentlichkeitsarbeit, die auf die offensive Darstellung von
Möglichkeiten und Problemlagen zielt.
2.3 Das Theater als soziale Heterotopie
Die folgenden Ausführungen widmen sich der Entwicklung politischer und sozial bedeutsamer
Theaterarbeit, bei der sich der „Einzug des Realen“ zeigt. Expert*innen des Alltags werden in
Szene gesetzt, unmittelbar Betroffene werden zu den Hauptdarsteller*innen und mit ihnen ihre
Erfahrungen und Lebenswelten. Gegenüber der Dominanz der Repräsentation fungiert Theater
dabei als Beobachtungsstation, um die Zuschauer*innen auf Realitäten aufmerksam zu machen
(vgl. Weber 2008). In einem ähnlichen Sinn beschreibt auch Wihstutz (2012: 15) aktuelles politisches
Theater, das „sozial Benachteiligten und Ausgeschlossenen eine Bühne“ geben will: Die damit
verbundene Idee, mit dem Theater soziale Grenzen zu verhandeln, steht in engem Zusammenhang
mit der antiken Dramenkonzeption. So lag eine Aufgabe des antiken Theaters in Griechenland darin,
„aus dem Leben gegriffene Situationen in Zusammenhang mit wesentlichen Typen auf der Bühne
darzustellen“ (Badiou 2011: 101–102, zit. nach Wihstutz 2012: 15). Zudem war in der griechischen
Antike nach Wihstutz (2012: 123) das Theater auch Ort der Versammlung und Öffentlichkeit – das
Ästhetische, das Soziale und das Politische waren somit miteinander verwoben; im Theater wurden
neben Aufführungen auch Staatsakte veranstaltet (vgl. ebd.). Das theatron zeichnete sich durch
eine prinzipielle Offenheit der Teilhabe aus, die über die attische Demokratie hinausging, denn auch
jene Menschen, die über kein Stimmrecht verfügten, hatten Zugang:
„Indem die Sklaven, Frauen und Fremden den Figuren auf der Bühne ihre Stimme
leihen und selbst in den Reihen des Theaters Platz nehmen, schließt die Öffentlichkeit
des theatron diejenigen ein, die über keinerlei Mittel staatlicher Mitbestimmung
verfügen. Das Theater steht somit für einen Raum des Öffentlichen par excellence, der
zugleich eine Kluft zwischen Politik und dem Politischen, zwischen der Demokratie
als Staatsform und der Idee einer demokratischen Öffentlichkeit offenbart.“ (Wihstutz
2012: 124)
Wenn in der Gegenwart sozial und gesellschaftlich Benachteiligte die Bühne erobern, verweist dies
nach Wihstutz auf „Versuche einer Rückbesinnung auf dieses mit dem Theater eng verknüpfte
Moment des Politischen“ (ebd.: 16f.). Mit Mitteln der Kunst wird versucht, die „vermeintliche Freiheit
und Gleichheit als Illusion zu entlarven“ (ebd.: 125). Dadurch wird eine Debatte über gesellschaftliche
Teilhabe, Einschluss und Ausschluss angeregt und damit die alte politische Idee des Theaters
reaktiviert (vgl. ebd.: 125f.). Das Theater wird zur Zone der Unbestimmtheit, in der Grenzen prekär
werden: „Indem die Aufführung als Kunst eine Distanz zum Alltag und ihren Gesetzen einrichtet,
aber dennoch eine soziale Realität herstellt, befinden sich Zuschauer und Akteure sowohl innerhalb
als auch außerhalb der alltäglichen Ordnung.“ (Ebd.: 136) Das besondere Potenzial besteht in der
Ermöglichung einer Begegnung zwischen den „‚Verbannten‘ der Gesellschaft und dem Publikum
als Sphäre des Öffentlichen“ (ebd.), die im Alltag nur selten oder gar nicht stattfindet. Hier wird
mit der Ordnung des „Sichtbare[n] und Unsichtbare[n]“ gebrochen und auf „Ausgrenzungen in der
Gesellschaft hin[gewiesen], ohne diese explizit zu thematisieren“ (ebd.). Der Unsichtbarkeit wird
eine Heterotopie als verwirklichte Utopie entgegengesetzt, die eine Begegnung zwischen Publikum
als Öffentlichkeit und den ‚Unsichtbaren‘ der Gesellschaft ermöglicht, „wirksame Grenzziehungen
aufzeigt und radikal in Frage stellt und damit einen politischen Dissens in Szene setzt“ (ebd.: 137).
Wie sich die Perspektiven zur Wiederkehr der Wohnungsfrage, zur kritisch-politischen und
solidarischen Sozialen Arbeit und zum Theater als sozialer Heterotopie konkret verbinden und
realisieren lassen, zeige ich nun anhand des Projekts Wohnen für Alle.
3
Das Projekt Wohnen für ALLE
Das Ziel des Projekts Wohnen für ALLE, das in den Jahren 2019–2023 realisiert wurde, bestand
in erster Linie darin, zentrale Probleme und Herausforderungen in Zusammenhang mit leistbarem,
menschenwürdigem und bedürfnisgerechtem Wohnen in Graz und der Steiermark zu identifizieren
(vgl. Wohnen für ALLE o.J.). In einem kreativen, interaktiven und kooperativen Prozess wurde
nicht nur die Wohnungsfrage analysiert, sondern es wurden auch Vorschläge und Lösungsansätze
entwickelt, welche im weiteren Verlauf – im Sinne des Legislativen Theaters (vgl. Boal 1998) – an
politische und behördliche Verantwortungsträger*innen von Stadt, Land und Bund kommuniziert
wurden. Konzipiert, organisiert und geleitet von InterACT, der Werkstatt für Theater und Soziokultur,
bestand ein wesentlicher Anspruch des Projekts darin, eine Vielzahl an aktiv Mitwirkenden und
Mitforschenden zu beteiligen. Dazu zählten insbesondere Betroffene bzw. Erfahrungsexpert*innen
von Wohnproblemen und prekären Wohnformen, aber auch Fachleute aus sozialen Diensten und
sozialen Initiativen bzw. NGOs, die im Bereich der Wohnungslosenhilfe, Menschenrechts- und
Antidiskriminierungsarbeit tätig sind, sowie aus der gesellschaftlichen Öffentlichkeit. Sie alle wurden
auf unterschiedliche Weise in die inhaltliche Problemanalyse und in die Lösungssuche einbezogen.
Neben dem partizipativen Design kamen durchgehend szenische Verfahren und Methoden wie das
Forumtheater zur Anwendung, worum es im Folgenden gehen wird.
3.1 Zur Methodik des szenischen Forschens mit dem Forumtheater
Szenisches Forschen mit dem Forumtheater basiert in erster Linie auf szenisch-theatralischen
Methoden und Vorgangsweisen. Das bedeutet, dass alle Elemente des Theaterspiels eine Rolle
spielen (können), beispielsweise Raum, Bewegung, Rhythmus, Gestik, Mimik, Körperhaltungen,
Emotionen, Sprache, Stimme, Rollen, Figuren, Handlungsabläufe und szenische Interaktionen.
Zentral sind die in szenischen Settings und Räumen mitwirkenden Akteur*innen, deren Handlungen,
Haltungen und Verhaltensweisen sowie deren Zusammenspiel und Zusammenwirken im
theatralischen Raum. Forumtheater als Methode szenischen Forschens ist vorrangig auf soziale
Probleme und Konflikte fokussiert, die mit Ausgrenzung, Diskriminierung und sozialer Ungleichheit
verbunden sind. Dabei ist mit dem Forumtheater zunächst eine interaktive Theaterform des
sogenannten „Theaters der Unterdrückten“ gemeint, bei der das Publikum eingeladen wird, sich
am Spielgeschehen zu beteiligen, um vielfältige Handlungs- und Veränderungsideen für einen in
szenischen Verläufen dargestellten sozialen Konflikt oder ein Problem zu erproben und zu reflektieren
(vgl. Boal 2013; Staffler 2009; Wrentschur 2019). Die Folgen des Handelns werden in diesem
dramatischen Labor unmittelbar sichtbar und erlebbar. Untersucht werden Handlungsspielräume,
verbunden mit der Frage, welche strukturellen Veränderungen notwendig sind, um vor allem sozial
ausgegrenzten und benachteiligten Gruppen umfassende Möglichkeiten zur gesellschaftlichen (und
politischen) Partizipation zu eröffnen. Mit Forumtheater ist zudem ein partizipativer und szenischer
Forschungsprozess in Gruppen verbunden, bei dem sich die Mitwirkenden, die bestimmte
Problemlagen teilen, unter Anwendung szenisch-theatralischer Methoden mit einschränkenden,
diskriminierenden oder unterdrückenden Situationen und/oder Strukturen in ihrem Alltagsleben und
ihren Lebenswelten auseinandersetzen (vgl. Erel/Reynolds/Kaptani 2017; Wrentschur 2019; 2020a;
2021a). Individuelle, subjektive wie kollektive Erfahrungen und Perspektiven auf das jeweilige
Thema werden theatralisiert und reflektiert. Auf diese Weise soll die „Wiedergewinnung subjektiver
Perspektiven auf lebensweltliche Probleme und Problemlagen mit ästhetischen Mitteln sowie deren
Verbindungen zu gesellschaftlichen und politischen Werten, Diskursen und Strukturen“ angeregt
werden, auch um das „Politische mit den (subjektiven) Lebensvollzügen zu verbinden“ (Wrentschur
2021a: 199).
Erkenntnis- und Bewusstwerdungsprozesse werden mit der Suche nach
Veränderungsmöglichkeiten verbunden, wodurch szenisches Forschen mit dem Forumtheater – wie
auch die partizipative Forschung – Auslöser für sozialen Wandel sein will und sich als eine in soziale
und politische Räume eingreifende Forschungsstrategie versteht (vgl. von Unger 2014; Bergold/
Thomas 2012). Das Ziel ist, Erkenntnisse und Veränderungswissen auf persönlicher, sozialer und
politischer Ebene zu schaffen. Die Wissens- und Erkenntnisproduktion findet über die mit dem
Theaterspiel verbundenen Darstellungsformen statt, die von Handlungen, Haltungen, Gestik und
Emotionalität getragen werden. Eine derart verstandene aufführungsorientierte Sozialwissenschaft
ist durch eine kritische soziologische Imagination fundiert, die eine radikale Demokratisierung der
Lebensverhältnisse anstrebt. „Dabei ist es Aufgabe einer kritisch orientierten Sozialwissenschaft,
Erfahrung, Politik, Performativität und Ermächtigung miteinander zu verknüpfen“ (Winter 2010: 40).
3.2 Phasen und Verläufe von Wohnen für ALLE
Ausgehend von den Studien und Berichten zur Armuts- und Wohnungssituation führte der Weg
des Projekts von einer vernetzenden Projektauftaktveranstaltung, über einen Community-Theater-
Workshop, die Entwicklung und mehrmalige Aufführungen des Forumtheaters WARE WOHNEN
MENSCHENRECHT bis hin zu einer Bürger*innenversammlung und schließlich zu mehreren
Dialogveranstaltungen mit politischen Vertreter*innen. Für alle Phasen war kennzeichnend, dass
szenische und partizipative Verfahren und Methoden verbunden wurden, wobei die Einbeziehung
von Menschen mit Erfahrungen mit prekärem Wohnen eine besondere Rolle spielte. Zudem
wurden die Analyse und Reflexion inhaltlicher Aspekte der Wohnungsfrage mit der partizipativen
Entwicklung von Lösungsideen und politischen Empfehlungen bzw. Vorschlägen verbunden. Wie
sich das Zusammenspiel dieser Zugänge konkret gestaltete, ist an anderen Stellen ausführlich
dargestellt (vgl. Wrentschur 2024), ich fasse hier die wesentlichen Zugangsweisen zusammen:
Die Einbeziehung und Mitwirkung von Erfahrungsexpert*innen: Das ganze Projekt
hindurch wirkten Menschen aktiv mit, die über Erfahrungen mit prekären Wohnformen und/oder
Wohnungslosigkeit verfügten. In starkem Maße realisierte sich dies zunächst beim Community-
Theater-Workshop, der zu einer wichtigen inhaltlichen Grundlage für das Forumtheaterstück und das
Projekt insgesamt wurde. Dabei war der geschützte Raum, in dem Menschen ihre Geschichten zu
einer bestimmten Problematik teilen, besonders bedeutsam, zumal es dabei auch um persönliches
und kollektives Empowerment ging (vgl. Wrentschur 2019: 215–225; Glaser 2015). Ziel war es
insbesondere, der Expertise von Betroffenen Raum zu geben, die ihre eigenen Erfahrungen mit
prekären und herausfordernden Wohnsituationen szenisch zum Ausdruck brachten, Veränderungen
erproben konnten und Vorschläge für ein leistbares, menschenwürdiges und bedürfnisgerechtes
Wohnen für ALLE diskutierten und entwickelten. Einige der dabei entwickelten Szenen fanden
später Eingang in das Forumtheaterstück – das Stück wurde also gleichsam von Betroffenen
„mitgeschrieben“. Einige von ihnen wirkten in der Folge auch als Darsteller*innen bei den öffentlichen
Aufführungen des Forumtheaters WARE WOHNEN MENSCHENRECHT mit.
Die partizipative und interdisziplinäre Ausrichtung: Bei der Beteiligung von Menschen am
Projekt wurde – neben dem Einbezug von Erfahrungsexpert*innen – darauf geachtet, fachlich und
professionellsehrunterschiedlicheExpertisenundPerspektivenmiteinzubeziehenunddamitdenmit
der Wohnungsfrage verbundenen Herausforderungen und Problemen interdisziplinär zu begegnen.
Die Ergebnisse der inhaltlichen Auseinandersetzung flossen in die Projekt- und Stückentwicklung
ein, ThemenundderenszenischeVeranschaulichungwurdenindiesemSinnevonvielenmitgestaltet.
Aber auch bei offenen Proben und vor allem bei den interaktiven Aufführungen bestanden vielfältige
Möglichkeiten der Beteiligung und Mitwirkung. So konnte das jeweilige Publikum entscheiden, in
welche von fünf „Forumszenen“ es sich vertiefen wollte, um Veränderungen und Lösungsansätze
in den jeweiligen Szenen zu erproben. Am Ende jeder Aufführung wurden vom Publikum zudem
Vorschläge und Lösungsansätze für leistbares, menschenwürdiges und bedürfnisgerechtes Wohnen
schriftlich formuliert.
Die Eröffnung öffentlicher Räume und Diskurse – für ALLE: Im Zuge des Projekts wurden
vielfältige Kommunikations- und Diskursräume eröffnet. Dabei dienten szenische Formate und
vor allem das Forumtheater WARE WOHNEN MENSCHENRECHT als Grundlage für die Suche
nach Handlungsalternativen und strukturellen Veränderungen. Dadurch wurde nicht nur abstrakt
diskutiert, sondern es gab einen theatral eröffneten Erfahrungsraum für alle, der gleichzeitig auf
bestehende Ungleichheiten und Machtunterschiede verwies.
Die proaktive Einmischung in politische Räume: In allen Projektphasen spielte die
Bezugnahme auf die politischen Rahmenbedingungen für leistbares, menschenwürdiges und
bedürfnisgerechtes Wohnen eine große Rolle. Ausgehend von analysierten Problemfeldern wurde
in allen Phasen an der Entwicklung politischer Vorschläge gearbeitet, die dann im Sinne des
Legislativen Theaters proaktiv in politische Räume eingebracht wurden. Dies wurde insbesondere
über die Dialogveranstaltungen realisiert, an denen sich im April 2021 und im Mai 2022 politische
Vertreter*innen der Stadt Graz sowie im Mai 2022 Abgeordnete des Steiermärkischen Landtags
beteiligten, jeweils unter Mitwirkung von Expert*innen und Projektpartner*innen. Ausgehend von
Szenenfolgen aus WARE WOHNEN MENSCHENRECHT wurden Lösungsideen sowie politische
Vorschläge für leistbares, menschenwürdiges und bedürfnisgerechtes Wohnen präsentiert, die in
den Verantwortungs- und Handlungsbereich der Stadt Graz bzw. des Landes Steiermark fallen.
Diese Vorschläge und Empfehlungen wurden mit den anwesenden Politiker*innen und Expert*innen
hinsichtlich ihrer konkreten Umsetzungsmöglichkeiten diskutiert.
3.3 Prekäres Wohnen: Die Forumszene „Wohngemeinschaft“
EinwesentlichesElementdesProjektsistdasdokumentarischeForumtheaterstückWAREWOHNEN
MENSCHENRECHT, das – ästhetisch verdichtet – wesentliche Erkenntnisse und Einsichten des
szenisch-partizipativenForschungsprozessesenthält. ImMittelpunktderszenischenVerläufestehen
Menschen, die auf unterschiedliche Weise um den Zugang zu leistbarem, menschenwürdigem und
bedürfnisgerechtem Wohnraum ringen. Damit werden vor allem die Erfahrungen und Sichtweisen
jener Menschen berücksichtigt, die im öffentlichen, politischen und medialen Diskurs meist keine
Stimme haben – auch dann nicht, wenn es um ihre Bedürfnisse oder ihr Recht auf Wohnen geht.
Das Stück mit seinen Szenenfolgen veranschaulicht und verhandelt, wie Handlungen derjenigen,
die Wohnen als Investition und Spekulation betrachten, im Widerspruch zu denjenigen stehen,
für die der Zugang zu (leistbarem, menschenwürdigem und bedürfnisgerechtem) Wohnraum
ein Grundbedürfnis und Grundrecht darstellt. In den szenischen Verläufen werden Menschen in
belastenden Situationen bei der schwierigen und diskriminierenden Wohnungssuche, in prekären
Wohnformen und beim von Konflikten begleiteten Wohnen in (zu) dicht verbauten Gebieten gezeigt
(vgl. dazu auch Wrentschur 2020b: 43–72).
Damit gelange ich zur Szenenfolge „Wohngemeinschaft“ vom Beginn des Beitrags, die auch
während der Aufführungen vom Publikum für die interaktive Bearbeitung ausgewählt werden konnte.
Die Szenenfolge wurde in starkem Maße aus der Sicht und ausgehend von den Erfahrungen von
Betroffenen entwickelt. Sie spiegelt Erfahrungen mit prekärem Wohnen wider, in Zusammenhang
mit dem desolaten und/oder schlecht betreuten Zustand von Wohnungen, mit der permanenten
Gefahr und Sorge, die Miete nicht mehr zahlen zu können und die Wohnung zu verlieren, sowie der
Abhängigkeit von Vermieter*innen, Hausverwaltungen und Behörden, was oft mit dem Erleben von
Macht- und Hilflosigkeit einhergeht.
3.3.1 Forumszene „Wohngemeinschaft“ – Inhalt und Hintergrund
In der Szenenfolge „Wohngemeinschaft“ tun sich die Figuren Uschi Winkler und Tom Krainer mit dem
Asylwerber Sharif al Zaidi zusammen und beziehen eine privat vermietete Wohnung. Gemeinsam
bestreiten sie die Wohnungsgesamtkosten im Rahmen ihrer sehr eingeschränkten finanziellen
Möglichkeiten: Tom Krainer bezieht sein Gehalt aus einem Job im Niedriglohnbereich, Uschi Winkler,
die gerade ein Arbeitstraining absolviert, muss mit der (damaligen) Mindestsicherung ihr Auslangen
finden und Sharif al Zaidi hat nur sein minimales Taschengeld von 150,- EUR als Asylwerber zur
Verfügung. Ihre prekären Einkommenssituationen treffen auf prekäre Wohnbedingungen: So ist der
Mietvertrag mit einer privaten Vermieterin nur auf ein Jahr befristet, als in der Wohnung Schimmel
auftaucht und sich herausstellt, dass durch unsachgemäßes Reparieren ein Abflussrohr undicht
wurde, kommt es zum Konflikt mit der Vermieterin. Diese droht, den befristeten Mitvertrag nicht
mehr verlängern zu wollen. Dieser Konflikt bringt die Bewohner*innen der WG in Bedrängnis, zumal
kaum finanzielle Ressourcen da sind und nun die noch verstärkte Unsicherheit mit dem befristeten
Mietvertrag dazukommt.
Die Situation verschärft sich im zweiten Teil der Szenenfolge, als Frau Schmidt vom Sozialamt
der Wohngemeinschaft einen Kontrollbesuch abstattet, um die Mindestsicherungsbezieherin Uschi
Winkler zu überprüfen. Dies entwickelt sich zu einer sehr unangenehmen Situation: Da in der
Wohngemeinschaft der Kühlschrank, die Waschmaschine und zum Teil auch Essen geteilt wird,
stuft Frau Schmidt die Wohngemeinschaft als Wirtschaftsgemeinschaft ein. Das hat zur Folge,
dass die Mindestsicherung der Bewohnerin um mindestens 25% gekürzt wird. Für Uschi Winkler
eine Hiobsbotschaft: Mit einer gekürzten Mindestsicherung kann sie die Wohnung nicht mehr
mitfinanzieren und Tom Krainer als Hauptmieter wächst das Ganze über den Kopf: Das Problem
mit dem Schimmel, die notwendigen Ausgaben für die Reparaturen, die Unsicherheit mit dem
Mietvertrag und nun die noch größere finanzielle Belastung – er beschließt, für sich allein eine
Wohnung zu suchen, die Wohngemeinschaft wird aufgelöst.
3.3.2 Das Erproben von Veränderung und Ideen für Alternativen
In der Forumphase wurde die Frage an das Publikum gerichtet, ob und wie es hier zu einer
anderen Lösung kommen und die Wohngemeinschaft weiter bestehen kann. In den Einstiegen des
Publikums wurde in einer Art dramatischen Probehandelns versucht, darauf Antworten zu erhalten.
Im ersten Teil der Szenenfolge, beim Konflikt mit der Vermieterin, wurde wiederholt versucht, stärker
aufzutreten. Das stellte immer wieder eine Gratwanderung dar, zumal die Situation dadurch noch
mehr eskalieren konnte, etwa wenn auf Rechte gepocht wurde oder sich die Vermieterin angegriffen
fühlte. Zur Gratwanderung trug auch bei, dass bei der privaten Vermietung von Wohnungen dieser
Art auch im Mietrecht nicht immer klare Antworten zu finden sind. Zu Lösungen im beiderseitigen
Interesse kam es zumeist dann, wenn sich die Mieter*innen zuvor über ihre rechtliche Situation
erkundigt hatten und in einem bestimmten, aber konstruktiven Ton mit der Vermieterin verhandelten,
ihre Mitverantwortung glaubwürdig vertraten und man sich zu einem gemeinsamen Vorgehen
durchringen konnte.
Im zweiten Teil der Szene blieben alle Versuche, etwas an der Situation zu verändern, ohne
Erfolg. Die lebensweltliche Perspektive – „Aber wir haben nicht das Geld für drei Kühlschränke oder
drei Waschmaschinen“ – prallt auf die herrschaftlich-rechtliche Praxis – „Aber das ist das Gesetz,
da kann ich nichts machen“. Insofern wird deutlich, dass hier nur eine gesetzliche Änderung Abhilfe
schaffen kann. Angeregt wurde auch, dass bei der Antragstellung für die Mindestsicherung (jetzt
wieder Sozialhilfe) zumindest informiert wird, welche Kriterien für eine Wirtschaftsgemeinschaft
gelten, die sich in der Regel ja auf Partnerschaften beziehen.
InderReflexionundDiskussionzurSzenenfolgewurdedeutlich,wiesichprekäreLebenslagen
über prekäre Wohnlagen verstärken und sich dabei Machtverhältnisse offenbaren: Zum einen wurden
mit privaten Mietverhältnissen einhergehende Konflikte und Unsicherheiten thematisiert, zum
anderen die mit Erstaunen wahrgenommene gesetzliche Regelung und ihre negativen Auswirkungen
auf die ohnehin herausgeforderten Menschen. Die Szenenfolge machte diese Widersprüche und
Konflikte bewusst, die interaktive und partizipative Auseinandersetzung führte zu Vorschlägen und
Empfehlungen, die auf unterschiedlichen Ebenen angesiedelt waren: So wurde u.a. gefordert, dass
es keine befristeten Mietverträge mehr geben soll und dass es bei Wohngemeinschaften keine
Kürzung der Mindestsicherung oder Sozialhilfe geben soll. Vielmehr stellen Wohngemeinschaften
für Menschen mit wenig Einkommen eine wichtige Möglichkeit dar, gemeinsam „über die Runden
zu kommen“ und so auch der mit Armutslagen verbundenen Isolation und Einsamkeit zu begegnen.
Aus diesem Grund sollten gerade Wohngemeinschaften von Menschen in prekären Lebenslagen
gefördert werden und es sollte eine verstärkte Bewusstseinsbildung für alternative Wohnformen und
Wohnprojektegeben. VorgeschlagenwurdeaucheineArtOmbudsstelle, dieinallenMietrechtsfragen
Auskunft gibt, die bei der Wohnungssuche hilft und die bei Problemen zwischen Vermieter*innen
und Mieter*innen kostenfrei überprüft und vermittelt (vgl. dazu Wrentschur 2020b: 60–64).
4
Ergebnisse und Implikationen
In der Szenenfolge „Wohngemeinschaft“ wurden inhaltliche Aspekte von prekärem Wohnen – vor
allem aus der Sicht von Erfahrungsexpert*innen – verdeutlicht. Die Aufführungen schufen einen
öffentlichen Raum und Rahmen für die Suche nach Alternativen und Lösungen auf unterschiedlichen
Ebenen.ZudemwurdederBezugzwischenAlltagsproblemenundgesetzlichenRahmenbedingungen
veranschaulicht, was auch für eine Reihe anderer Szenen aus WARE WOHNEN MENSCHENRECHT
gilt.
Insgesamt zeigt das Projekt, dass die gegenwärtige Wiederkehr der Wohnungsfrage
einer umfassenden und über die Rolle der Integrationshelferin hinausgehenden Positionierung
der Sozialen Arbeit bedarf, die mit proaktivem, politischem Einmischen einhergeht. Bei Wohnen
für ALLE war neben der aktiven Beteiligung von Erfahrungsexpert*innen das Zusammenwirken
unterschiedlicher Expertisen und Perspektiven auf der Grundlage empirischer Befunde
zentral. Die partizipative Gestaltung des Projekts ermöglichte die breite und vielfältige
Beteiligung von mehr als 600 Personen, Initiativen und Organisationen. Die interdisziplinäre und
bereichsübergreifende Zusammenarbeit ermöglichte die Erarbeitung inhaltlicher Erkenntnisse, die
unterschiedliche Bereiche wie die Wohnungslosenhilfe, Wohnbaupolitik, Antidiskriminierungs- und
Menschenrechtsarbeit, Stadtteilarbeit, Mietrecht, Stadtentwicklung, Wohnbaupolitik umfassen und
damit auch unterschiedliche Politikbereiche verbinden. Damit leistete das Projekt Beiträge zu einer
übergreifenden Perspektive auf die Wohnungsfrage in der Sozialen Arbeit.
Die Szenenfolgen von WARE WOHNEN MENSCHENRECHT verhandelten unzureichende
Strukturen und Widersprüche des Gesamtsystems in Zusammenhang mit der Wohnungsfrage.
Der Ansatz des Forumtheaters konnte genutzt werden, um die Verflechtung zwischen individuellen
Problemen und Widersprüchen des Sozial- und Wohnsystems öffentlich aufzudecken und
zu veranschaulichen. Die Szenen des Stücks zeigen zudem Macht-, Herrschafts- und
Ungleichheitsverhältnisse im Wohnbereich, verbunden mit der Frage, wie diese überwunden
werden können. Dies führte zur Entwicklung, Formulierung und politischen Artikulation von mehr
als 40 strukturellen Vorschlägen für Veränderungen. In diesem Sinn kann Wohnen für ALLE als
ein Beispiel für kritisch-politische Soziale Arbeit angesehen werden, die sich in gesellschaftliche
und politische Felder (pro)aktiv einmischt. Bei den Dialogveranstaltungen mit der Politik schuf
das Forumtheaterstücks eine gute Grundlage für das Verständnis der jeweiligen Vorschläge und
Anregungen. Die anwesenden Politiker*innen schienen durch die szenischen Verläufe im Stück
emotional involviert und inspiriert, die darauf aufbauenden Diskussionen verliefen auch über
Parteigrenzen hinweg im Grunde konstruktiv und führten zum ermutigenden Ergebnis, dass die
Politiker*innendemGroßteilderVorschlägezustimmenkonnten(vgl.proaudiobox2021).Manchevon
ihnen zeigten in der Folge auch Engagement, diese Vorschläge in ihre politische Arbeit zu integrieren
und zur Umsetzung beizutragen. Einige der Vorschläge wurden – auch in Folge neuer politischer
Mehrheitsverhältnisse – in der Stadt Graz umgesetzt. Bislang noch geringere Wirkung konnte das
Projekt bei den politischen Entscheidungsträger*innen im Land Steiermark erzielen. Gerade die
geforderte Änderung, die Mindestsicherung bzw. jetzt wieder Sozialhilfe bei Wohngemeinschaften
nicht zu kürzen, prallte bislang an den politischen Macht- und Herrschaftsverhältnissen ab.
Die öffentliche, kritische Auseinandersetzung mit den Szenenfolgen von WARE WOHNEN
MENSCHENRECHT und den damit zusammenhängenden Macht- und Ausgrenzungsdynamiken
zeigte auch, dass sich Zuschauer*innen mit den Bewohner*innen solidarisieren und ein Raum
für vielfältige Lösungsansätze entstehen kann. Das lag neben der ästhetischen Verdichtung und
Veranschaulichung von Problemlagen vor allem daran, dass die Stimmen von Betroffenen in
authentischer Weise zum Ausdruck gebracht wurden. Menschen als Wohnende sind in der Regel
nicht mit derart existentiellen Fragen in ihrem Alltag konfrontiert wie Noch- oder Nicht-Wohnende,
die sich „in einer existentiellen Notsituation und/oder einer prekären finanziellen Lage“ befinden,
„deren Teilhabemöglichkeiten oder Zugänge zu gesellschaftlichen Ressourcen“ eingeschränkt
sind und die „Stigmatisierungs- und Ausgrenzungspraktiken“ (Sowa 2022: 11) erleben. Entgegen
den üblichen Prozessen des Otherings, in denen „Noch-Wohnende und Nicht-Wohnende […] als
gesellschaftlich randständige Gruppen hergestellt“ (ebd.: 14) werden, wurden bei Wohnen für ALLE
in den verschiedenen Settings der Zusammenkunft „Noch-Wohnenden und Nicht-Wohnenden
Achtung und Respekt entgegengebracht […], sodass sie sich in der Interaktionssituation als
autonome und gleichwertige Personen erleben“ (ebd.: 11) konnten. Nicht nur, dass so respektvolle
Begegnungen zwischen „‚Verbannten‘ der Gesellschaft und dem Publikum als Sphäre des
Öffentlichen“ (Wihstutz 2012: 136) ermöglicht wurden, die im Alltag nur selten oder gar nicht
stattfinden; es wurden auch die Stimmen von Gruppen repräsentiert, die im öffentlichen Diskurs nur
wenig wahrgenommen werden. Unmittelbar Betroffene wurden zu Hauptdarsteller*innen und mit
ihnen ihre oft ausgeblendeten Erfahrungen und Lebenswelten. Wie bei ähnlich gelagerten Projekten
auch (vgl. Wrentschur 2021b) eröffneten speziell die Aufführungen Räume der sozialen Heterotopie,
in denen Wohnende und Noch-/Nicht-Wohnende empathisch, solidarisch und politisch agierten
und in dem die sonst üblichen sozialen Grenzen zwischen Menschen in prekären Lebenslagen und
der gesellschaftlichen Öffentlichkeit temporär geöffnet und verschoben wurden.
Verweise
i www.interact-online.org
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Über den Autor
Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Wrentschur
Lehrt und forscht am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft im Arbeitsbereich
Sozialpädagogik der Karl-Franzens-Universität Graz und ist künstlerischer Leiter von InterACT, der
Werkstatt für Theater und Soziokultur. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Theaterpädagogik und
TheaterarbeitinsozialenFeldern,SoziokulturundsozialeKulturarbeit,ArmutundsozialeAusgrenzung,
prekäre Arbeit/prekäres Wohnen sowie szenische und partizipative Forschungsmethoden. 2021
wurde er mit dem Österreichischen Wissenschaftspreis für Soziale Arbeit ausgezeichnet für
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2019 bei Beltz Juventa.