Abstract
Das von Erasmus+ geförderte Forschungsprojekt NESTOR hat sich mit der Implementierung und Evaluierung von Elternschulen für Väter in Haft beschäftigt. Dabei wurde festgestellt, dass es in Österreich zwar lokale aber keine bundesweiten Angebote für Väter in Haft gibt. Der Beitrag legt aus soziologischer Perspektive dar, inwieweit sowohl die individuelle Ausübung von Vaterschaft in Haft als auch eine bundesweite Unterstützung von inhaftierten Vätern durch die Bedingungen und Funktionsweisen des Strafvollzugs verhindert werden. Dazu werden zunächst drei Dimensionen von involvierter Vaterschaft (Verantwortung, Interaktion und Verfügbarkeit) definiert, um daran anschließend das Zusammenspiel verschiedener struktureller Faktoren bei der Vaterschaft in Haft zu beschreiben. Abschließend resümieren wir, dass die Haftbedingungen einer ganzheitlichen Ausübung der Vaterrolle aus empirischer und theoretischer Perspektive entgegenstehen. Daraus leiten wir ab, dass Elternschulen als bundesweite Projekte zur Verbesserung der Ausübung von Vaterschaft in Haft in Österreich unter bestimmten Voraussetzungen gefördert werden sollten.