Abstract
Im österreichischen Straf- und Maßnahmensystem sind weibliche Untergebrachte eine Minderheit, weshalb auch die Norm des Systems männlich ist. Ausgehend von dieser Beobachtung wird im Beitrag und auf Basis mehrerer qualitativer Studien und theoretischer Reflexionen untersucht, wie Gender im österreichischen Maßnahmenvollzug im Sinne eines Doing Gender hergestellt wird. Eine empirische Spurensuche macht deutlich, dass weibliche Insass*innen als emotional, impulsiv oder manipulativ konstruiert werden, wobei derlei geschlechterstereotype Zuschreibungen durch institutionelle Strukturen und alltagspraktische Routinen verfestigt werden. Trotzdem wehren sich betroffene Frauen in ihren Narrationen gegen diese Fremddefinitionen. Im Beitrag wird gezeigt, dass der Maßnahmenvollzug kein genderneutraler Raum ist, sondern eine binäre Geschlechterordnung hervorbringt, die systemimmanent ist.
Schlagworte: Doing Gender, Frauen, Geschlechterverhältnisse, Maßnahmenvollzug