Multiperspektivische Fallarbeit in der Untersuchungshaft und Deliktverarbeitung bei Gewalt in Intimpartnerschaften
Ausgabe 24 (2020)
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Schlagworte

Multiperspektivische Fallarbeit
häusliche Gewalt
Deliktverarbeitung
Untersuchungshaft
Täter*innenarbeit
Intimpartner*innengewalt

Abstract

Die Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus im Frühjahr 2020 rückten das Thema der häuslichen Gewalt vermehrt in die öffentliche und polizeiliche Aufmerksamkeit. In Österreich und in vielen europäischen Ländern kam es zu einem Anstieg registrierter Delikte in Intimpartnerschaften. Als Folge der Inhaftierung von Gefährder*innen sind Sozialarbeiter*innen in gerichtlichen Gefangenenhäusern mit komplexen Beziehungsdynamiken und Abhängigkeitsverhältnissen in einer Gewaltbeziehung konfrontiert, die das Einbeziehen verschiedener Institutionen, Rahmenbedingungen und Perspektiven auf die Situation der Inhaftierten erfordert. Der Beitrag behandelt, wie multiperspektivische Fallanalyse dabei unterstützen kann, die risikoorientierten Interventionen während der Untersuchungshaft ressourcenschonend zu planen und mit der Deliktverarbeitung zu beginnen. Dabei wird argumentiert, dass ein professionell angeleiteter Reflexionsprozess bereits in der Haftsituation initiiert werden kann und damit den Beschuldigten zum Einstieg in ein straffreies Leben verhelfen kann.

Schlagworte: Multiperspektivische Fallarbeit, häusliche Gewalt, Deliktverarbeitung, Untersuchungshaft, Täter*innenarbeit, Intimpartner*innengewalt

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The lockdown measures to contain the coronavirus in spring 2020 brought the issue of domestic violence increasingly to the public and police attention. In Austria and in many European countries the registered offences in the area of domestic violence increased. As a consequence of the imprisonment of offenders, social workers in court detention centres are confronted with complex relationship dynamics and entangled dependency relationships, which require the inclusion of different perspectives, institutions, and frameworks onto the situation of the detainees. The article discusses how multi-perspective case work can support social workers during pre-trial detention to plan risk-oriented interventions and to start processing the offence. It is argued that a professionally guided reflection process can be initiated during the detention situation and thus can help the accused to start a life free of further punishment.

Keywords: multi-perspective case work, domestic violence, pre-trial detention, offender work, method of processing crimes, Intimate Partner Violence

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