Abstract
Im Jahr 2014 jährte sich der Abschluss des Anwerbeabkommens zwischen Österreich und der Türkei zum 50. Mal. Österreich ist in diesem letzten halben Jahrzehnt in sprachlicher, kultureller und religiöser Hinsicht wesentlich heterogener geworden. Die Arbeitsmigration nach Österreich und die dauerhafte Niederlassung brachten aber auch für die zugewanderten Menschen neue Erfahrungen mit sich. Diese vielfältigen und wechselseitig miteinander verbundenen Erfahrungen standen im Mittelpunkt eines lokalen Erinnerungsprojektes in St. Pölten. Konkret wurde die 50-jährige Geschichte der Arbeitsmigration in Form einer Ausstellung im Stadtmuseum und eines Filmprojektes bearbeitet und öffentlich sichtbar gemacht. Mit diesem Werkstattbericht werden beide Aktivitäten vorgestellt und einer kritischen Reflexion unterzogen. Film und Ausstellung wurden als Form der symbolischen Anerkennung der Lebensrealitäten von Zugewanderten in St. Pölten sehr gut an- und aufgenommen. Über die rein symbolische Repräsentation hinaus bedürfen die Spannungsfelder, welche sich mitunter aus dem Zusammenleben von länger Ansässigen und neu Zugewanderten ergeben, einer diskursiven Bearbeitung. Generell ist die grundlegende Frage zu verhandeln, wie wir Interkulturalität so in unseren Institutionen verankern können, dass sie der Heterogenität in unserer Gesellschaft tatsächlich gerecht wird?