Abstract
Seit den 1990er Jahre hat sich die Ausrichtung des österreichischen Sozialstaats und damit auch die Finanzierung, Beauftragung und Durchführung Sozialer Arbeit deutlich gewandelt. Ähnlich wie in der Schweiz und Deutschland haben sich „neoliberale“ bzw. radikal-liberale Positionen verallgemeinert und stoßen seitdem auf breite Akzeptanz. Die Ökonomisierung des Sozialen und Entwicklungen in Richtung eines aktivierenden Sozialstaats zeigen sich auch im Wiener Lokalstaat - damit zusammenhängende Transformationen Sozialer Arbeit treten dabei deutlich zu Tage.
In der letzten Ausgabe dieser Zeitschrift (soziales_kapital 3/2009) haben wir die gewandelte staatliche Praxis (z. B. Teilprivatisierungen, Einführung des Neuen Steuerungsmodells, veränderte Beauftragungsweise etc.) und damit einhergehend ein verändertes Verhältnis zwischen staatlichen AuftraggeberInnen und sozialen Organisationen problematisiert. Wir haben argumentiert, dass neoliberale Strategien und die Regulierung sozialer Organisationen im lokalen Staat zur Depolitisierung der Sozialen Arbeit führen und haben dabei aus einer makroanalytischen Perspektive versucht Wettbewerbs-, Konkurrenz- und Spezialisierungstendenzen kritisch zu reflektieren.
Im folgenden Beitrag (Teil II) werden wir den Blick stärker auf innerorganisatorische Veränderungen von Einrichtungen Sozialer Arbeit lenken, da insbesondere Phänomene auf der Mesoebene in der aktuellen Debatte aus dem Blick geraten. Dabei beschreiben und erläutern wir auf Basis empirisch-qualitativer Fallstudien, die insbesondere die Perspektive von in der KlientInnenarbeit tätigen SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen berücksichtigen, einerseits veränderte Rahmenbedingungen in Organisationen Sozialer Arbeit und andererseits ein sich transformierendes und neu ausgerichtetes Verhältnis zwischen MitarbeiterInnen und KlientInnen Sozialer Arbeit. Die zentrale These unseres Beitrages ist, dass neoliberale Umstrukturierungen und die Ökonomisierung des Sozialen sich konkret in den Einrichtungen Sozialer Arbeit vollziehen und dort die Handlungspraxis derart verformen und verfremden, dass von einer weitgehenden Deprofessionalisierung Sozialer Arbeit gesprochen werden kann. Neben ihrem Funktionswandel und ihrer Depolitisierung (siehe Teil I in soziales kapital 3/2009) argumentieren wir, dass mit dem Verlust ihrer fachlichen Möglichkeiten Soziale Arbeit heutzutage stärker als noch im fordistischen Wohlfahrtsstaat von Herstellungslogiken und Technokratisierungstendenzen gekennzeichnet ist und verwaltende, selektive und ausschließende Tätigkeiten heute den Berufsalltag durchziehen. (vgl. dazu auch Bakic/Diebäcker/Hammer 2008; 2007a; 2007b)